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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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Die Beschönigung, welcher die A""exatio"Spartel sich bedient, Cuba, das
jetzt von eisernem Despotismus erdrückt werde, die Freiheit zu bringen, ist
t'ann einer Entgegnung werth. Freiheit kann man doch nur einem Volte
bringen, nicht einer Erdscholle. Was würde nun die spanische Crevleubcvölkernng
der Insel durch eine Einverleibung in die Union gewinnen? Innerhalb einer
Generation würde sie durch die angelsächsischen Eindringlinge absorbirt sein, ihre
Sprache, Sitte und Religion würden der großem und energischen, Nationalität
der ?)ankee'S unterliegen. ES ist gewiß, daß dies im Allgemeinen kein Schade wäre;
wenn man aber einem Volte dieses Loos bringt, mag es schon ein verdientes sein,
so ist es lächerlich, sich dessen Befreier zu nennen. Unter der großen Mehrzahl
der Creolen ist deshalb, wenn auch Haß gegen Spanien, deshalb noch keine
Liebe zu Amerika; die spanische Herab-Haft läßt ihnen wenigstens die Existenz,
welche die amerikanische Freiheit verwehren würde. Was aber die eigentlichen
Knechte der Insel betrifft, die Neger, so würden sie durch die Beschuahme Cuba'ö
Seitens der Union nichts gewinnen, vielleicht sogar noch ein schlimmeres Loos
erhalten; denn die Behandlung des Sclaven in den südlichen Staaten soll härter
sein, als sie denen in der spanischen Kolonie befindlichen zu Theil wird.

Für die Beziehungen Nordamerika'S nach Außen, und deshalb für die all¬
gemeine Politik entspringen ans der hartnäckigen Verfolgung der Projecte gegen
Cuba die größten Verlegenheiten und Nachtheile. Die hauptsächlichste darunter
ist die Gefahr eines Bruches mit England, der uuter deu gegenwärtigen Verhält¬
nissen sast der schwerste Schlag wäre, welcher das menschliche Geschlecht treffen
könnte. In demselben Augenblicke, wo England genöthigt ist, seine Waffen gegen
die Union zu kehren, Hort es ans, die Ruhe und Hoffnung der unterdrückten
Völker ans dem europäischen Continent zu sein. Ein Bruderkrieg der angelsäch-
Race würde daS Frohlocken aller Anhänger des Absolutismus, die Trauer aller
Freunde der Freiheit sein. Steht es daher den Letzterem zu, Bestrebungen zu
begünstige", welche dieses Unheil heraufzubeschwören drohen? Denn bei dem
größten Interesse, das England hat, in Friede und Freundschaft mit Nordamerika
zu leben, bei der in vielen Fällen Seitens seiner bewiesenen Geduld gegenüber den
Herausforderungen und Anmaßungen der jungen, etwas heißblutigen Nationalität
der Uaukeeö würde es kaum ein ruhiger Zuschauer bleibe" können, falls Amerika
mit Gewalt den Spaniern Cuba entreißen wollte. Im Besitz dieser Insel würde
die Union den Golf von Mexiko nud die westindischen Gewässer "ut damit deu
Welthandel beherrschen, der bei der in nicht serner Aussicht stehende" Verbindung
zwischen dem atlantische" und stillen Ocean eine seiner größten Straßen dahin
verlegen wird. Die Duldung eines so flagrante" Bruchs deö Völkerrechts und
der Verträge auf einem der wichtigsten Punkte der Erde würde ferner die eng¬
lische Macht des moralischen Nimbus völlig berauben, den eine große Nation nicht
ungestraft verlieren und nnr mit unsägliche" Opfern wieder erringen kauu. Es


Die Beschönigung, welcher die A»»exatio»Spartel sich bedient, Cuba, das
jetzt von eisernem Despotismus erdrückt werde, die Freiheit zu bringen, ist
t'ann einer Entgegnung werth. Freiheit kann man doch nur einem Volte
bringen, nicht einer Erdscholle. Was würde nun die spanische Crevleubcvölkernng
der Insel durch eine Einverleibung in die Union gewinnen? Innerhalb einer
Generation würde sie durch die angelsächsischen Eindringlinge absorbirt sein, ihre
Sprache, Sitte und Religion würden der großem und energischen, Nationalität
der ?)ankee'S unterliegen. ES ist gewiß, daß dies im Allgemeinen kein Schade wäre;
wenn man aber einem Volte dieses Loos bringt, mag es schon ein verdientes sein,
so ist es lächerlich, sich dessen Befreier zu nennen. Unter der großen Mehrzahl
der Creolen ist deshalb, wenn auch Haß gegen Spanien, deshalb noch keine
Liebe zu Amerika; die spanische Herab-Haft läßt ihnen wenigstens die Existenz,
welche die amerikanische Freiheit verwehren würde. Was aber die eigentlichen
Knechte der Insel betrifft, die Neger, so würden sie durch die Beschuahme Cuba'ö
Seitens der Union nichts gewinnen, vielleicht sogar noch ein schlimmeres Loos
erhalten; denn die Behandlung des Sclaven in den südlichen Staaten soll härter
sein, als sie denen in der spanischen Kolonie befindlichen zu Theil wird.

Für die Beziehungen Nordamerika'S nach Außen, und deshalb für die all¬
gemeine Politik entspringen ans der hartnäckigen Verfolgung der Projecte gegen
Cuba die größten Verlegenheiten und Nachtheile. Die hauptsächlichste darunter
ist die Gefahr eines Bruches mit England, der uuter deu gegenwärtigen Verhält¬
nissen sast der schwerste Schlag wäre, welcher das menschliche Geschlecht treffen
könnte. In demselben Augenblicke, wo England genöthigt ist, seine Waffen gegen
die Union zu kehren, Hort es ans, die Ruhe und Hoffnung der unterdrückten
Völker ans dem europäischen Continent zu sein. Ein Bruderkrieg der angelsäch-
Race würde daS Frohlocken aller Anhänger des Absolutismus, die Trauer aller
Freunde der Freiheit sein. Steht es daher den Letzterem zu, Bestrebungen zu
begünstige», welche dieses Unheil heraufzubeschwören drohen? Denn bei dem
größten Interesse, das England hat, in Friede und Freundschaft mit Nordamerika
zu leben, bei der in vielen Fällen Seitens seiner bewiesenen Geduld gegenüber den
Herausforderungen und Anmaßungen der jungen, etwas heißblutigen Nationalität
der Uaukeeö würde es kaum ein ruhiger Zuschauer bleibe» können, falls Amerika
mit Gewalt den Spaniern Cuba entreißen wollte. Im Besitz dieser Insel würde
die Union den Golf von Mexiko nud die westindischen Gewässer »ut damit deu
Welthandel beherrschen, der bei der in nicht serner Aussicht stehende» Verbindung
zwischen dem atlantische» und stillen Ocean eine seiner größten Straßen dahin
verlegen wird. Die Duldung eines so flagrante» Bruchs deö Völkerrechts und
der Verträge auf einem der wichtigsten Punkte der Erde würde ferner die eng¬
lische Macht des moralischen Nimbus völlig berauben, den eine große Nation nicht
ungestraft verlieren und nnr mit unsägliche» Opfern wieder erringen kauu. Es


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[0069] Die Beschönigung, welcher die A»»exatio»Spartel sich bedient, Cuba, das jetzt von eisernem Despotismus erdrückt werde, die Freiheit zu bringen, ist t'ann einer Entgegnung werth. Freiheit kann man doch nur einem Volte bringen, nicht einer Erdscholle. Was würde nun die spanische Crevleubcvölkernng der Insel durch eine Einverleibung in die Union gewinnen? Innerhalb einer Generation würde sie durch die angelsächsischen Eindringlinge absorbirt sein, ihre Sprache, Sitte und Religion würden der großem und energischen, Nationalität der ?)ankee'S unterliegen. ES ist gewiß, daß dies im Allgemeinen kein Schade wäre; wenn man aber einem Volte dieses Loos bringt, mag es schon ein verdientes sein, so ist es lächerlich, sich dessen Befreier zu nennen. Unter der großen Mehrzahl der Creolen ist deshalb, wenn auch Haß gegen Spanien, deshalb noch keine Liebe zu Amerika; die spanische Herab-Haft läßt ihnen wenigstens die Existenz, welche die amerikanische Freiheit verwehren würde. Was aber die eigentlichen Knechte der Insel betrifft, die Neger, so würden sie durch die Beschuahme Cuba'ö Seitens der Union nichts gewinnen, vielleicht sogar noch ein schlimmeres Loos erhalten; denn die Behandlung des Sclaven in den südlichen Staaten soll härter sein, als sie denen in der spanischen Kolonie befindlichen zu Theil wird. Für die Beziehungen Nordamerika'S nach Außen, und deshalb für die all¬ gemeine Politik entspringen ans der hartnäckigen Verfolgung der Projecte gegen Cuba die größten Verlegenheiten und Nachtheile. Die hauptsächlichste darunter ist die Gefahr eines Bruches mit England, der uuter deu gegenwärtigen Verhält¬ nissen sast der schwerste Schlag wäre, welcher das menschliche Geschlecht treffen könnte. In demselben Augenblicke, wo England genöthigt ist, seine Waffen gegen die Union zu kehren, Hort es ans, die Ruhe und Hoffnung der unterdrückten Völker ans dem europäischen Continent zu sein. Ein Bruderkrieg der angelsäch- Race würde daS Frohlocken aller Anhänger des Absolutismus, die Trauer aller Freunde der Freiheit sein. Steht es daher den Letzterem zu, Bestrebungen zu begünstige», welche dieses Unheil heraufzubeschwören drohen? Denn bei dem größten Interesse, das England hat, in Friede und Freundschaft mit Nordamerika zu leben, bei der in vielen Fällen Seitens seiner bewiesenen Geduld gegenüber den Herausforderungen und Anmaßungen der jungen, etwas heißblutigen Nationalität der Uaukeeö würde es kaum ein ruhiger Zuschauer bleibe» können, falls Amerika mit Gewalt den Spaniern Cuba entreißen wollte. Im Besitz dieser Insel würde die Union den Golf von Mexiko nud die westindischen Gewässer »ut damit deu Welthandel beherrschen, der bei der in nicht serner Aussicht stehende» Verbindung zwischen dem atlantische» und stillen Ocean eine seiner größten Straßen dahin verlegen wird. Die Duldung eines so flagrante» Bruchs deö Völkerrechts und der Verträge auf einem der wichtigsten Punkte der Erde würde ferner die eng¬ lische Macht des moralischen Nimbus völlig berauben, den eine große Nation nicht ungestraft verlieren und nnr mit unsägliche» Opfern wieder erringen kauu. Es

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/69>, abgerufen am 01.07.2024.