Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.und hat, wenn man ihn roh kostet, etwa den Geschmack und das Gefühl ans Der Japanische Todo bleibt hier jedesmal drei Monate eröffnet, und was Wie vortrefflich übrigens die Lackwaaren sein müssen, beweist, daß selbst die So hat jede Nation ihr Eigenthümliches, denn während die Chinesen von Eine höchst interessante Bekanntschaft machte ich auch in dieser Zeit an dem Er war als Arzt hinübergegangen, durch seinen langen Aufenthalt dort und hat, wenn man ihn roh kostet, etwa den Geschmack und das Gefühl ans Der Japanische Todo bleibt hier jedesmal drei Monate eröffnet, und was Wie vortrefflich übrigens die Lackwaaren sein müssen, beweist, daß selbst die So hat jede Nation ihr Eigenthümliches, denn während die Chinesen von Eine höchst interessante Bekanntschaft machte ich auch in dieser Zeit an dem Er war als Arzt hinübergegangen, durch seinen langen Aufenthalt dort <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0263" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186139"/> <p xml:id="ID_808" prev="#ID_807"> und hat, wenn man ihn roh kostet, etwa den Geschmack und das Gefühl ans<lb/> der Zunge wie die Seele eines Federkiels; gekocht oder auf seine bestimmte Art<lb/> zubereitet, liefert er aber ein vortreffliches Gelee, das besonders mit Rheinwein<lb/> oder Früchten angekocht, ausgezeichnet schmeckt. Es soll eine Art Seegewächs<lb/> sein, das sich an den japanischen Küsten findet, n»d es kommt dasselbe, nur in<lb/> mvosartiger Form, auch ans Java vor, wo es besonders viel von Chinesen, aber<lb/> sonst anch in allen europäischen Haushaltungen zu Gelees benutzt wird. Das<lb/> Japanische hat vor dem Japanischen nur das Sonderbare, daß es einen Zusatz<lb/> von Citronensaft haben muß, ehe es zu Gelse erstarrt.</p><lb/> <p xml:id="ID_809"> Der Japanische Todo bleibt hier jedesmal drei Monate eröffnet, und was<lb/> bis zu der Zeit nicht davon verkauft ist, wird eingepackt und nach Holland ge¬<lb/> schickt, wovon anch wol einzelne Sachen dann und wann ihren Weg nach Deutsch¬<lb/> land finden, im Ganzen habe ich übrigens sehr wenig Derartiges im alten Vater¬<lb/> lande gesehen, und das Meiste war mir vollkommen neu.</p><lb/> <p xml:id="ID_810"> Wie vortrefflich übrigens die Lackwaaren sein müssen, beweist, daß selbst die<lb/> Chinesen Derartiges, obgleich sie selber ungeiuein viel lackirte Waaren liefern,<lb/> ankaufen. Es sind schon solche Sachen hier aufgekauft und nach China geliefert<lb/> worden, und haben dort nachher, also aus vierter Hand, noch einen sehr guten Preis<lb/> gebracht.</p><lb/> <p xml:id="ID_811"> So hat jede Nation ihr Eigenthümliches, denn während die Chinesen von<lb/> der Schönheit des Japanischen Lankh entzückt sind, wäre es den Japanesen wieder<lb/> nicht möglich, jene in ihren Elfenbeinschnitzereien, in denen sie wirklich Außer¬<lb/> ordentliches liefern, zu erreichen.</p><lb/> <p xml:id="ID_812"> Eine höchst interessante Bekanntschaft machte ich auch in dieser Zeit an dem<lb/> Dr. Mohnike, welcher sich die letzten drei Jahre, natürlich im Dienste der holl.<lb/> Regierung, ans Decima aufgehalten und die Gesandtschaftsreise nach Jeddo mit¬<lb/> gemacht hat. l>i', Mohnike könnte manches Interessante über das Leben dieses<lb/> wunderlichen Volkes mittheilen, wenn nur die indische Regierung nicht so<lb/> ungemein streng darauf hielte, daß ihre Beamten auch nur für sie selber denken<lb/> und arbeiten sollen. Die Verhältnisse Japans sind aber, besonders in jetziger<lb/> Zeit, viel zu kitzlicher Natur, als daß sie einem ihrer Beamten gestatten sollte,<lb/> darüber zu schreiben, oder sich nur auch ausführlich darüber mündlich auszusprechen.</p><lb/> <p xml:id="ID_813" next="#ID_814"> Er war als Arzt hinübergegangen, durch seinen langen Aufenthalt dort<lb/> und seine Stellung aber auch mit sehr vielen Japanern zusammengekommen.<lb/> Seine Stellung als königl. Beamter verbot ihm dabei allerdings, irgend eine<lb/> Zahlung für den Javanesen in ärztlicher Hinsicht geleistete Dienste anzunehmen,<lb/> konnte aber nicht verhindern, daß ihm diese, besonders bei seinem Abschied, aus<lb/> Dankbarkeit manche kleine, dem Lande eigenen Geschenke brachten, und mit dem,<lb/> was er selber angekauft, hat er eine zwar nicht sehr bedeutende, aber allerliebste<lb/> Sammluug hergestellt, nnter der sich besonders sehr viele Sachen und Gegen-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0263]
und hat, wenn man ihn roh kostet, etwa den Geschmack und das Gefühl ans
der Zunge wie die Seele eines Federkiels; gekocht oder auf seine bestimmte Art
zubereitet, liefert er aber ein vortreffliches Gelee, das besonders mit Rheinwein
oder Früchten angekocht, ausgezeichnet schmeckt. Es soll eine Art Seegewächs
sein, das sich an den japanischen Küsten findet, n»d es kommt dasselbe, nur in
mvosartiger Form, auch ans Java vor, wo es besonders viel von Chinesen, aber
sonst anch in allen europäischen Haushaltungen zu Gelees benutzt wird. Das
Japanische hat vor dem Japanischen nur das Sonderbare, daß es einen Zusatz
von Citronensaft haben muß, ehe es zu Gelse erstarrt.
Der Japanische Todo bleibt hier jedesmal drei Monate eröffnet, und was
bis zu der Zeit nicht davon verkauft ist, wird eingepackt und nach Holland ge¬
schickt, wovon anch wol einzelne Sachen dann und wann ihren Weg nach Deutsch¬
land finden, im Ganzen habe ich übrigens sehr wenig Derartiges im alten Vater¬
lande gesehen, und das Meiste war mir vollkommen neu.
Wie vortrefflich übrigens die Lackwaaren sein müssen, beweist, daß selbst die
Chinesen Derartiges, obgleich sie selber ungeiuein viel lackirte Waaren liefern,
ankaufen. Es sind schon solche Sachen hier aufgekauft und nach China geliefert
worden, und haben dort nachher, also aus vierter Hand, noch einen sehr guten Preis
gebracht.
So hat jede Nation ihr Eigenthümliches, denn während die Chinesen von
der Schönheit des Japanischen Lankh entzückt sind, wäre es den Japanesen wieder
nicht möglich, jene in ihren Elfenbeinschnitzereien, in denen sie wirklich Außer¬
ordentliches liefern, zu erreichen.
Eine höchst interessante Bekanntschaft machte ich auch in dieser Zeit an dem
Dr. Mohnike, welcher sich die letzten drei Jahre, natürlich im Dienste der holl.
Regierung, ans Decima aufgehalten und die Gesandtschaftsreise nach Jeddo mit¬
gemacht hat. l>i', Mohnike könnte manches Interessante über das Leben dieses
wunderlichen Volkes mittheilen, wenn nur die indische Regierung nicht so
ungemein streng darauf hielte, daß ihre Beamten auch nur für sie selber denken
und arbeiten sollen. Die Verhältnisse Japans sind aber, besonders in jetziger
Zeit, viel zu kitzlicher Natur, als daß sie einem ihrer Beamten gestatten sollte,
darüber zu schreiben, oder sich nur auch ausführlich darüber mündlich auszusprechen.
Er war als Arzt hinübergegangen, durch seinen langen Aufenthalt dort
und seine Stellung aber auch mit sehr vielen Japanern zusammengekommen.
Seine Stellung als königl. Beamter verbot ihm dabei allerdings, irgend eine
Zahlung für den Javanesen in ärztlicher Hinsicht geleistete Dienste anzunehmen,
konnte aber nicht verhindern, daß ihm diese, besonders bei seinem Abschied, aus
Dankbarkeit manche kleine, dem Lande eigenen Geschenke brachten, und mit dem,
was er selber angekauft, hat er eine zwar nicht sehr bedeutende, aber allerliebste
Sammluug hergestellt, nnter der sich besonders sehr viele Sachen und Gegen-
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