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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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der Katharina v. Medicis in unsrem Jahrhundert wiederholt und der böse Genius
dieser hart geprüften Nation ist. Marie Christine hat den Dienst, den sie Spanien
geleistet, indem sie ans egoistischen Motiven Ferdinand VII. zum Umsturz der Erbfolge
bewegte und dadurch dem niedergetretenen Liberalismus Luft machte, längst zehnfach
wieder ausgelöscht durch das Unheil, das ihre felbst- und herrschsüchtigen Ranke über
den Staat brachten. Sie ist es, die, ihre schwache und unerfahrene Tochter watend,
jetzt die Politik betreibt, die, falls sie gelingt, die Nation in alle Art von Erniedrigung
und Elend stürzen ausi. Der Haß gegen Narvaez, der Ehre und Interesse des Staates
ihr zu opfern sich weigerte, feuert außerdem noch die Königin-Mutter an. Aber hof¬
fentlich wird gerade das Bewußtsein, wer seine eigentliche Gegnerin ist, wer ihn im
Angesicht Spaniens und Europa's zu beschimpfen wagt, den stolzen Marschall zur
äußersten Ausdauer im Kampfe für die constitutionellen Rechte seines Landes spornen.


Theater.

--- Neue Oper zu Paris. In der Opöra comiizue hat Marco
Spada, Oper von Scriba, Musik von Ander, viel Glück gemacht. Die unvergängliche
Lebensfrische des bejahrten Componisten und der mit virtuoser Geschicklichkeit geschnitzelte
Text Scriba's werden vom "Central-Organ" gerühmt. Die Fabel an sich ist nicht
bedeutend. Marco Spada ist der Anführer einer Räuberbande, der sich in den ersten
Acten mit seiner Tochter Angela in den nobclen Kreisen der Hauptstadt bewegt und die
Emissaire der Polizei, die ihn überall verfolgen, glücklich zu täuschen weiß. Er kehrt
zurück in seine Berge, wohin ihm seine Tochter, obwol mit schweren Herzen, folgt,
da ihr dadurch die Hoffnung genommen ist, den schönen Lieutenant Fredcrici zu hei-
rathen. Ju einem Gefechte tödtlich verwundet, erklärt Marco, daß Angela nicht seine
Tochter. Angela heirathet Fredcrici, aber dieses große Glück ist mit der ewigen Ver¬
bannung Spada's erkauft. Ans diesem Stoff ist eine sehr spannende Handlung dnrch
Scribe's Talent herausgebracht worden. -- In der großen Oper zu Paris ist Louise
Miller, von Vcrdy, einstudirt. Der Stoff ist nach "Cabale und Liebe" bearbeitet.
Der Komponist hat unsrem Schiller schon früher die zweifelhafte Ehre erwiesen, seine
"Jungfrau von Orleans" (Carlo ^11,) und "die Räuber" in Musik umzusetzen. Louise
ist in der Oper die Tochter eines alten Soldaten in einem Dorfe Tirols, der Lieb¬
haber Rudolf, Sohn des Grasen, der das Dorf vor Kurzem erst erworben hat. Im
Anfange des Stückes heirathet Rudolf das Landmädchen unter falschem Namen. Der
Schluß, die Vergiftung, lehnt sich näher an das deutsche Trauerspiel an.

Aus den Theatern Italiens hat zu Mailand in der Scala die neue Oper von
Mazzncato: "Ludwig der Fünfte" kein Glück gemacht. Man schreibt daS Mißlingen
der Verstimmung des Publicums gegen die Unternehmer zu, und rühmt an der Oper
melodische Schönheiten und künstlerischen Ernst. Die Hauptkünstlcr der Saison sind die
Damm Gazzaniga (28,000 Lire für drei Monate, 9333 Gulden), die Brambilla und
der Tenor Negrini (-18,000 Lire K000 Thlr.). -- Zu Neapel im San-Carlo-
Thcatcr ist die neue Oper "Guido Calmar" von de Giosa mit großem Erfolge gegeben.
Die Hauptsänger der Saison sind die Damen de Kiuli und Mirata, und Herr Fcrri.
-- Zu Rom ist die Erlaubniß zur Eröffnung der Theater erst in den Weihnachts-
feiertagen gegeben worden. -- Die Fodor ist gegenwärtig bei der italienischen Oper
zu Brüssel. --


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der Katharina v. Medicis in unsrem Jahrhundert wiederholt und der böse Genius
dieser hart geprüften Nation ist. Marie Christine hat den Dienst, den sie Spanien
geleistet, indem sie ans egoistischen Motiven Ferdinand VII. zum Umsturz der Erbfolge
bewegte und dadurch dem niedergetretenen Liberalismus Luft machte, längst zehnfach
wieder ausgelöscht durch das Unheil, das ihre felbst- und herrschsüchtigen Ranke über
den Staat brachten. Sie ist es, die, ihre schwache und unerfahrene Tochter watend,
jetzt die Politik betreibt, die, falls sie gelingt, die Nation in alle Art von Erniedrigung
und Elend stürzen ausi. Der Haß gegen Narvaez, der Ehre und Interesse des Staates
ihr zu opfern sich weigerte, feuert außerdem noch die Königin-Mutter an. Aber hof¬
fentlich wird gerade das Bewußtsein, wer seine eigentliche Gegnerin ist, wer ihn im
Angesicht Spaniens und Europa's zu beschimpfen wagt, den stolzen Marschall zur
äußersten Ausdauer im Kampfe für die constitutionellen Rechte seines Landes spornen.


Theater.

—- Neue Oper zu Paris. In der Opöra comiizue hat Marco
Spada, Oper von Scriba, Musik von Ander, viel Glück gemacht. Die unvergängliche
Lebensfrische des bejahrten Componisten und der mit virtuoser Geschicklichkeit geschnitzelte
Text Scriba's werden vom „Central-Organ" gerühmt. Die Fabel an sich ist nicht
bedeutend. Marco Spada ist der Anführer einer Räuberbande, der sich in den ersten
Acten mit seiner Tochter Angela in den nobclen Kreisen der Hauptstadt bewegt und die
Emissaire der Polizei, die ihn überall verfolgen, glücklich zu täuschen weiß. Er kehrt
zurück in seine Berge, wohin ihm seine Tochter, obwol mit schweren Herzen, folgt,
da ihr dadurch die Hoffnung genommen ist, den schönen Lieutenant Fredcrici zu hei-
rathen. Ju einem Gefechte tödtlich verwundet, erklärt Marco, daß Angela nicht seine
Tochter. Angela heirathet Fredcrici, aber dieses große Glück ist mit der ewigen Ver¬
bannung Spada's erkauft. Ans diesem Stoff ist eine sehr spannende Handlung dnrch
Scribe's Talent herausgebracht worden. — In der großen Oper zu Paris ist Louise
Miller, von Vcrdy, einstudirt. Der Stoff ist nach „Cabale und Liebe" bearbeitet.
Der Komponist hat unsrem Schiller schon früher die zweifelhafte Ehre erwiesen, seine
„Jungfrau von Orleans" (Carlo ^11,) und „die Räuber" in Musik umzusetzen. Louise
ist in der Oper die Tochter eines alten Soldaten in einem Dorfe Tirols, der Lieb¬
haber Rudolf, Sohn des Grasen, der das Dorf vor Kurzem erst erworben hat. Im
Anfange des Stückes heirathet Rudolf das Landmädchen unter falschem Namen. Der
Schluß, die Vergiftung, lehnt sich näher an das deutsche Trauerspiel an.

Aus den Theatern Italiens hat zu Mailand in der Scala die neue Oper von
Mazzncato: „Ludwig der Fünfte" kein Glück gemacht. Man schreibt daS Mißlingen
der Verstimmung des Publicums gegen die Unternehmer zu, und rühmt an der Oper
melodische Schönheiten und künstlerischen Ernst. Die Hauptkünstlcr der Saison sind die
Damm Gazzaniga (28,000 Lire für drei Monate, 9333 Gulden), die Brambilla und
der Tenor Negrini (-18,000 Lire K000 Thlr.). — Zu Neapel im San-Carlo-
Thcatcr ist die neue Oper „Guido Calmar" von de Giosa mit großem Erfolge gegeben.
Die Hauptsänger der Saison sind die Damen de Kiuli und Mirata, und Herr Fcrri.
— Zu Rom ist die Erlaubniß zur Eröffnung der Theater erst in den Weihnachts-
feiertagen gegeben worden. — Die Fodor ist gegenwärtig bei der italienischen Oper
zu Brüssel. —


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/243>, abgerufen am 27.12.2024.