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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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Bildende Kunst.

-- Ricks Simonsen, der sogenannte dänische Baruel, ist
der hervorragendste unter allen dänischen Historien- und Schlachtenmalern. Gerühmt
werden seine großen Gemälde: Die Schlachten bei Fridericia, Jdstcdt und Friedrichs-
stadt. Der Künstler sandte sie nach Paris, wo er Anerkennung erntete und die Gemälde
in Kupfer stechen ließ. Nicht minder zeichnet sich Ricks Simonscn als Kricgsgenrcmalcr,
deren es gerade nicht viele giebt, ans. Es erscheint nämlich gegenwärtig eine größere
Anzahl allerliebster Bilder von charakteristischen Kriegsscenen, die sich durch Laune, pla¬
stische Schlagkraft und überhaupt durch geniale Ausfassung auszeichne", im Handel.

Ein sehr interessantes Werk der Druck- und Holzschneidekunst war auf der dies¬
jährigen Berliner Ausstellung die große Folioausgabe des neuen Testaments von Ru-
dolph Decker in Berlin, welche schon aus der Londoner Ausstellung bedeutendes Aus¬
sehen erregt hatte. Das Prachtwerk ist mit den Bildnissen der vier Evangelisten und
den Vignetten nach Compositionen von Kaulbach und Cornelius, so wie mit Initialen
von Ndalbert Müller geschmückt. Die Zeichnung auf Holz machte L. Burger, an dem
Holzschnitt betheiligten sich Unzelmaun und die beiden Vogel.

Für das Nadetztydcukmal ist bis jetzt die Summe von Ä8M-I Fi. ö8 Kr. zu¬
sammengekommen. Der Kaiser, welcher dazu -1000 Fi. beigetragen, hat anch noch
1l)i) Centner Metall ans piemontesischen Kanonen dazu bewilligt. Dem vorläufigen
Plane nach soll das Denkmal den greisen Helden vorstellen, wie er von den ver¬
schiedenen, alle Nationalitäten der Gesammtmonarchie umfassenden Truppengattungen
auf einem Schilde getragen, mit gezogenen Schwerte vorschreibt und daS Banner des
Doppeladlers als'Sinnbild der Einheit des Kaiserstaates erhebt.

Professor Drackc in Berlin, der Freund des verstorbenen Dichtermalers Robert
Rcinick in Dresden, ist mit dem Relief beschäftigt, welches das Brustbild des Verbliche¬
nen enthält und seinen Grabhügel zu schmücken bestimmt ist. Die Aehnlichkeit soll dem
Meister trefflich gelungen sein, da er als Freund des Verstorbenen außer den gewöhn¬
lichen Hilfsmitteln der Todtenmaske und der Portraits noch den lebendigen Eindruck
zur vollsten Geltung zu bringen wußte. .

Die höchst werthvollen Gemälde, welche der wegen seines Kunstsinnes bekannte,
verstorbene Herzog v. Orleans angekauft hatte, sollen am 18. Januar in London öffent¬
lich versteigert werden. Darunter befinden sich mehrere berühmte Bilder der neuesten
französischen Malerschule; wir machen hier nur einige besonders namhaft: der "Tod des
Herzogs von Guise" von Delaroche; Schaffners "I/rMCksvil al Uimini" nud sein
"Ehristus als Tröster", der "Oedipus" und die "Stratoniea" von Ingres. --

Andreas Ueberhand, gegenwärtig in Düsseldorf lebend, schickte vor Kurzem vier
schöne Bilder nach Cincinnati, wohin auch einige Landschaften von Lessing folgen sollen. --

Eine kleinere; aber ausgezeichnete Ausstellung der brüsseler Akademie zeigt ein Auf¬
sehen erregendes Bild von de Kaiser: "Tasso im Gefängniß", unter den übrigen Bildern
ragen noch in künstlerischer Hinsicht hervor: das "Urtheil Salomo's" von Wappnaer's!
Sliuguayr's "Ueberschwemmung bei Brüssel im Jahre 18!i0" und de Lap's "Altnen-
syuagvge zu Prag." --

Zum Präsidenten der kaiserl. Akademie der Künste zu Petersburg ist die Tochter
des Kaisers, die Großfürstin Maria Nikolajcwna (verwitwete Herzogin v. Leuchtenberg)
ernannt. Die erste Unterschrift des neuen Präsidenten ernannte den von Heidelberg nach
Baden-Baden übergesiedelten Maler Saal zum Ehrenmitgliede der kaiserl. Akademie,


Grenzboten. l. t8ö,'Z. Ä0
Bildende Kunst.

— Ricks Simonsen, der sogenannte dänische Baruel, ist
der hervorragendste unter allen dänischen Historien- und Schlachtenmalern. Gerühmt
werden seine großen Gemälde: Die Schlachten bei Fridericia, Jdstcdt und Friedrichs-
stadt. Der Künstler sandte sie nach Paris, wo er Anerkennung erntete und die Gemälde
in Kupfer stechen ließ. Nicht minder zeichnet sich Ricks Simonscn als Kricgsgenrcmalcr,
deren es gerade nicht viele giebt, ans. Es erscheint nämlich gegenwärtig eine größere
Anzahl allerliebster Bilder von charakteristischen Kriegsscenen, die sich durch Laune, pla¬
stische Schlagkraft und überhaupt durch geniale Ausfassung auszeichne», im Handel.

Ein sehr interessantes Werk der Druck- und Holzschneidekunst war auf der dies¬
jährigen Berliner Ausstellung die große Folioausgabe des neuen Testaments von Ru-
dolph Decker in Berlin, welche schon aus der Londoner Ausstellung bedeutendes Aus¬
sehen erregt hatte. Das Prachtwerk ist mit den Bildnissen der vier Evangelisten und
den Vignetten nach Compositionen von Kaulbach und Cornelius, so wie mit Initialen
von Ndalbert Müller geschmückt. Die Zeichnung auf Holz machte L. Burger, an dem
Holzschnitt betheiligten sich Unzelmaun und die beiden Vogel.

Für das Nadetztydcukmal ist bis jetzt die Summe von Ä8M-I Fi. ö8 Kr. zu¬
sammengekommen. Der Kaiser, welcher dazu -1000 Fi. beigetragen, hat anch noch
1l)i) Centner Metall ans piemontesischen Kanonen dazu bewilligt. Dem vorläufigen
Plane nach soll das Denkmal den greisen Helden vorstellen, wie er von den ver¬
schiedenen, alle Nationalitäten der Gesammtmonarchie umfassenden Truppengattungen
auf einem Schilde getragen, mit gezogenen Schwerte vorschreibt und daS Banner des
Doppeladlers als'Sinnbild der Einheit des Kaiserstaates erhebt.

Professor Drackc in Berlin, der Freund des verstorbenen Dichtermalers Robert
Rcinick in Dresden, ist mit dem Relief beschäftigt, welches das Brustbild des Verbliche¬
nen enthält und seinen Grabhügel zu schmücken bestimmt ist. Die Aehnlichkeit soll dem
Meister trefflich gelungen sein, da er als Freund des Verstorbenen außer den gewöhn¬
lichen Hilfsmitteln der Todtenmaske und der Portraits noch den lebendigen Eindruck
zur vollsten Geltung zu bringen wußte. .

Die höchst werthvollen Gemälde, welche der wegen seines Kunstsinnes bekannte,
verstorbene Herzog v. Orleans angekauft hatte, sollen am 18. Januar in London öffent¬
lich versteigert werden. Darunter befinden sich mehrere berühmte Bilder der neuesten
französischen Malerschule; wir machen hier nur einige besonders namhaft: der „Tod des
Herzogs von Guise" von Delaroche; Schaffners „I/rMCksvil al Uimini" nud sein
„Ehristus als Tröster", der „Oedipus" und die „Stratoniea" von Ingres. —

Andreas Ueberhand, gegenwärtig in Düsseldorf lebend, schickte vor Kurzem vier
schöne Bilder nach Cincinnati, wohin auch einige Landschaften von Lessing folgen sollen. —

Eine kleinere; aber ausgezeichnete Ausstellung der brüsseler Akademie zeigt ein Auf¬
sehen erregendes Bild von de Kaiser: „Tasso im Gefängniß", unter den übrigen Bildern
ragen noch in künstlerischer Hinsicht hervor: das „Urtheil Salomo's" von Wappnaer's!
Sliuguayr's „Ueberschwemmung bei Brüssel im Jahre 18!i0" und de Lap's „Altnen-
syuagvge zu Prag." —

Zum Präsidenten der kaiserl. Akademie der Künste zu Petersburg ist die Tochter
des Kaisers, die Großfürstin Maria Nikolajcwna (verwitwete Herzogin v. Leuchtenberg)
ernannt. Die erste Unterschrift des neuen Präsidenten ernannte den von Heidelberg nach
Baden-Baden übergesiedelten Maler Saal zum Ehrenmitgliede der kaiserl. Akademie,


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[0161] Bildende Kunst. — Ricks Simonsen, der sogenannte dänische Baruel, ist der hervorragendste unter allen dänischen Historien- und Schlachtenmalern. Gerühmt werden seine großen Gemälde: Die Schlachten bei Fridericia, Jdstcdt und Friedrichs- stadt. Der Künstler sandte sie nach Paris, wo er Anerkennung erntete und die Gemälde in Kupfer stechen ließ. Nicht minder zeichnet sich Ricks Simonscn als Kricgsgenrcmalcr, deren es gerade nicht viele giebt, ans. Es erscheint nämlich gegenwärtig eine größere Anzahl allerliebster Bilder von charakteristischen Kriegsscenen, die sich durch Laune, pla¬ stische Schlagkraft und überhaupt durch geniale Ausfassung auszeichne», im Handel. Ein sehr interessantes Werk der Druck- und Holzschneidekunst war auf der dies¬ jährigen Berliner Ausstellung die große Folioausgabe des neuen Testaments von Ru- dolph Decker in Berlin, welche schon aus der Londoner Ausstellung bedeutendes Aus¬ sehen erregt hatte. Das Prachtwerk ist mit den Bildnissen der vier Evangelisten und den Vignetten nach Compositionen von Kaulbach und Cornelius, so wie mit Initialen von Ndalbert Müller geschmückt. Die Zeichnung auf Holz machte L. Burger, an dem Holzschnitt betheiligten sich Unzelmaun und die beiden Vogel. Für das Nadetztydcukmal ist bis jetzt die Summe von Ä8M-I Fi. ö8 Kr. zu¬ sammengekommen. Der Kaiser, welcher dazu -1000 Fi. beigetragen, hat anch noch 1l)i) Centner Metall ans piemontesischen Kanonen dazu bewilligt. Dem vorläufigen Plane nach soll das Denkmal den greisen Helden vorstellen, wie er von den ver¬ schiedenen, alle Nationalitäten der Gesammtmonarchie umfassenden Truppengattungen auf einem Schilde getragen, mit gezogenen Schwerte vorschreibt und daS Banner des Doppeladlers als'Sinnbild der Einheit des Kaiserstaates erhebt. Professor Drackc in Berlin, der Freund des verstorbenen Dichtermalers Robert Rcinick in Dresden, ist mit dem Relief beschäftigt, welches das Brustbild des Verbliche¬ nen enthält und seinen Grabhügel zu schmücken bestimmt ist. Die Aehnlichkeit soll dem Meister trefflich gelungen sein, da er als Freund des Verstorbenen außer den gewöhn¬ lichen Hilfsmitteln der Todtenmaske und der Portraits noch den lebendigen Eindruck zur vollsten Geltung zu bringen wußte. . Die höchst werthvollen Gemälde, welche der wegen seines Kunstsinnes bekannte, verstorbene Herzog v. Orleans angekauft hatte, sollen am 18. Januar in London öffent¬ lich versteigert werden. Darunter befinden sich mehrere berühmte Bilder der neuesten französischen Malerschule; wir machen hier nur einige besonders namhaft: der „Tod des Herzogs von Guise" von Delaroche; Schaffners „I/rMCksvil al Uimini" nud sein „Ehristus als Tröster", der „Oedipus" und die „Stratoniea" von Ingres. — Andreas Ueberhand, gegenwärtig in Düsseldorf lebend, schickte vor Kurzem vier schöne Bilder nach Cincinnati, wohin auch einige Landschaften von Lessing folgen sollen. — Eine kleinere; aber ausgezeichnete Ausstellung der brüsseler Akademie zeigt ein Auf¬ sehen erregendes Bild von de Kaiser: „Tasso im Gefängniß", unter den übrigen Bildern ragen noch in künstlerischer Hinsicht hervor: das „Urtheil Salomo's" von Wappnaer's! Sliuguayr's „Ueberschwemmung bei Brüssel im Jahre 18!i0" und de Lap's „Altnen- syuagvge zu Prag." — Zum Präsidenten der kaiserl. Akademie der Künste zu Petersburg ist die Tochter des Kaisers, die Großfürstin Maria Nikolajcwna (verwitwete Herzogin v. Leuchtenberg) ernannt. Die erste Unterschrift des neuen Präsidenten ernannte den von Heidelberg nach Baden-Baden übergesiedelten Maler Saal zum Ehrenmitgliede der kaiserl. Akademie, Grenzboten. l. t8ö,'Z. Ä0

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/161>, abgerufen am 27.12.2024.