Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

ermahnt sie, nicht dem Feldherrn, sondern dem Gesetz zu gehorchen, sie lassen
sich widerstandlos und Psalmen singend hinwürgen, Juda selbst, verlassen von
seinem Volk, entkommt kämpfend wie ein Löwe. Die siegreichen Syrer treten
ans, im Gefolge des jüngern Antiochus erscheint Eleazar, ihm wird zum Lohn
für seine Ergebenheit die Hohenpriesterwürde versprochen. Die Scene verwan¬
delt sich. Im Felsenthale von Modin hat die Mutter Lea mit den jüngeren
Söhnen und dem Volke einen Häuser Syrer zurückgeschlagen, dem die Simeitcn
die Stadt überliefern wollten. Die Simeiten selbst kommen mit ihren Anhängern,
um Lea und ihre jüngsten Kinder gefangen zu nehmen !"ut den Syrern zu
übergeben. Die Volksmassen toben feindlich gegen einander, Lea ist in Gefahr,
mit ihren Anhängern übermannt zu werden, da dringt die Nachricht in das
Thal, daß Juda einen großen Sieg über die Syrer erfochten habe. Der
Zorn der Volksmasse wendet sich jetzt gegen die Simeiten, sie sollen gesteinigt
werden, Lea will mich NaiMu, das Weib ihres Sohnes, erbarmungslos todten
lassen. Da stürzt Jvjaknn mit der Nachricht herzu, daß das siegreiche Heer der
Juden vernichtet sei. Wieder wendet sich das unbeständige Volk ans die Seite
der Simeiten, Lea steht verlassen, sie erfährt noch, daß ihr Sohn Eleazar ab¬
trünnig geworden, ihre Kinder werden ihr entrissen und fortgeführt.

Im vierten Act führen die Simeiten die jüngsten Kinder der Lea auf der
Straße nach Jerusalem zu den Syrern, Lea, die Mutter, folgt verzweifelnd dem
Häuser, und wird von den höhnenden Feinden an eine Sykomore gebunden.
In dieser Lage findet sie Naval, bindet sie los und hilft ihr weiter. Dies ist
eine Scene von großer poetischer Kraft und Schönheit. Juda kommt, findet
sein geliebtes Weib, erfährt, daß die Brüder gefangen sind, die Mutter ihnen
nacheile in das Lager der Syrer, und spricht seinen Entschluß aus, sich uach
Jerusalem durchzuschlagen, das von den Syrern belagert wird nud in Gefahr ist,
ausgehungert zu werde". Die Scene verwandelt sich in eine Straße Jerusalems;
Hunger nud Verzweiflung. Zwei treue Brüder Juda's bemühen sich vergeblich,
den Muth des Volkes zu beleben, da erscheint Juda selbst, seine Gegenwart
erweckt den Muth' der Verzweifelten, es wird ein Ausfall beschlossen. -- Fünfter
Act. Zelt des Syrerköuigs vor Jerusalem. Das Heer ist muthlos geworden,
in anderen Ländern des Königs ist Aufruhr entstanden, Eleazar zeigt sich als
Höfling im Gefolge des Königs. Da wird Lea dnrch die Wache hereingeführt.
Sie ficht um daS Leben ihrer jüngste" Kinder. Der König verheißt ihr das
Leben der Kinder, wenn diese von ihrem Gott abfallen wollten, sie verspricht
ihnen zuzureden, die drei jüngsten Kinder werden hereingeführt. In furchtbarem
Kampf zwischen Mutterliebe und Pflicht ernährt sie die Kinder, dem Glauben
treu zu bleiben und zu sterben. Eleazar wird durch diese Scene so erschüttert,
daß er aus dem Dunkel des Zeltes hervortritt, sich ans die Seite seiner Familie
stellt und dem Syrerfnrsten aussagt. Unter dem Segen der Mutter werden die


ermahnt sie, nicht dem Feldherrn, sondern dem Gesetz zu gehorchen, sie lassen
sich widerstandlos und Psalmen singend hinwürgen, Juda selbst, verlassen von
seinem Volk, entkommt kämpfend wie ein Löwe. Die siegreichen Syrer treten
ans, im Gefolge des jüngern Antiochus erscheint Eleazar, ihm wird zum Lohn
für seine Ergebenheit die Hohenpriesterwürde versprochen. Die Scene verwan¬
delt sich. Im Felsenthale von Modin hat die Mutter Lea mit den jüngeren
Söhnen und dem Volke einen Häuser Syrer zurückgeschlagen, dem die Simeitcn
die Stadt überliefern wollten. Die Simeiten selbst kommen mit ihren Anhängern,
um Lea und ihre jüngsten Kinder gefangen zu nehmen !»ut den Syrern zu
übergeben. Die Volksmassen toben feindlich gegen einander, Lea ist in Gefahr,
mit ihren Anhängern übermannt zu werden, da dringt die Nachricht in das
Thal, daß Juda einen großen Sieg über die Syrer erfochten habe. Der
Zorn der Volksmasse wendet sich jetzt gegen die Simeiten, sie sollen gesteinigt
werden, Lea will mich NaiMu, das Weib ihres Sohnes, erbarmungslos todten
lassen. Da stürzt Jvjaknn mit der Nachricht herzu, daß das siegreiche Heer der
Juden vernichtet sei. Wieder wendet sich das unbeständige Volk ans die Seite
der Simeiten, Lea steht verlassen, sie erfährt noch, daß ihr Sohn Eleazar ab¬
trünnig geworden, ihre Kinder werden ihr entrissen und fortgeführt.

Im vierten Act führen die Simeiten die jüngsten Kinder der Lea auf der
Straße nach Jerusalem zu den Syrern, Lea, die Mutter, folgt verzweifelnd dem
Häuser, und wird von den höhnenden Feinden an eine Sykomore gebunden.
In dieser Lage findet sie Naval, bindet sie los und hilft ihr weiter. Dies ist
eine Scene von großer poetischer Kraft und Schönheit. Juda kommt, findet
sein geliebtes Weib, erfährt, daß die Brüder gefangen sind, die Mutter ihnen
nacheile in das Lager der Syrer, und spricht seinen Entschluß aus, sich uach
Jerusalem durchzuschlagen, das von den Syrern belagert wird nud in Gefahr ist,
ausgehungert zu werde». Die Scene verwandelt sich in eine Straße Jerusalems;
Hunger nud Verzweiflung. Zwei treue Brüder Juda's bemühen sich vergeblich,
den Muth des Volkes zu beleben, da erscheint Juda selbst, seine Gegenwart
erweckt den Muth' der Verzweifelten, es wird ein Ausfall beschlossen. — Fünfter
Act. Zelt des Syrerköuigs vor Jerusalem. Das Heer ist muthlos geworden,
in anderen Ländern des Königs ist Aufruhr entstanden, Eleazar zeigt sich als
Höfling im Gefolge des Königs. Da wird Lea dnrch die Wache hereingeführt.
Sie ficht um daS Leben ihrer jüngste» Kinder. Der König verheißt ihr das
Leben der Kinder, wenn diese von ihrem Gott abfallen wollten, sie verspricht
ihnen zuzureden, die drei jüngsten Kinder werden hereingeführt. In furchtbarem
Kampf zwischen Mutterliebe und Pflicht ernährt sie die Kinder, dem Glauben
treu zu bleiben und zu sterben. Eleazar wird durch diese Scene so erschüttert,
daß er aus dem Dunkel des Zeltes hervortritt, sich ans die Seite seiner Familie
stellt und dem Syrerfnrsten aussagt. Unter dem Segen der Mutter werden die


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0014" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185890"/>
          <p xml:id="ID_19" prev="#ID_18"> ermahnt sie, nicht dem Feldherrn, sondern dem Gesetz zu gehorchen, sie lassen<lb/>
sich widerstandlos und Psalmen singend hinwürgen, Juda selbst, verlassen von<lb/>
seinem Volk, entkommt kämpfend wie ein Löwe. Die siegreichen Syrer treten<lb/>
ans, im Gefolge des jüngern Antiochus erscheint Eleazar, ihm wird zum Lohn<lb/>
für seine Ergebenheit die Hohenpriesterwürde versprochen. Die Scene verwan¬<lb/>
delt sich. Im Felsenthale von Modin hat die Mutter Lea mit den jüngeren<lb/>
Söhnen und dem Volke einen Häuser Syrer zurückgeschlagen, dem die Simeitcn<lb/>
die Stadt überliefern wollten. Die Simeiten selbst kommen mit ihren Anhängern,<lb/>
um Lea und ihre jüngsten Kinder gefangen zu nehmen !»ut den Syrern zu<lb/>
übergeben. Die Volksmassen toben feindlich gegen einander, Lea ist in Gefahr,<lb/>
mit ihren Anhängern übermannt zu werden, da dringt die Nachricht in das<lb/>
Thal, daß Juda einen großen Sieg über die Syrer erfochten habe. Der<lb/>
Zorn der Volksmasse wendet sich jetzt gegen die Simeiten, sie sollen gesteinigt<lb/>
werden, Lea will mich NaiMu, das Weib ihres Sohnes, erbarmungslos todten<lb/>
lassen. Da stürzt Jvjaknn mit der Nachricht herzu, daß das siegreiche Heer der<lb/>
Juden vernichtet sei. Wieder wendet sich das unbeständige Volk ans die Seite<lb/>
der Simeiten, Lea steht verlassen, sie erfährt noch, daß ihr Sohn Eleazar ab¬<lb/>
trünnig geworden, ihre Kinder werden ihr entrissen und fortgeführt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_20" next="#ID_21"> Im vierten Act führen die Simeiten die jüngsten Kinder der Lea auf der<lb/>
Straße nach Jerusalem zu den Syrern, Lea, die Mutter, folgt verzweifelnd dem<lb/>
Häuser, und wird von den höhnenden Feinden an eine Sykomore gebunden.<lb/>
In dieser Lage findet sie Naval, bindet sie los und hilft ihr weiter. Dies ist<lb/>
eine Scene von großer poetischer Kraft und Schönheit. Juda kommt, findet<lb/>
sein geliebtes Weib, erfährt, daß die Brüder gefangen sind, die Mutter ihnen<lb/>
nacheile in das Lager der Syrer, und spricht seinen Entschluß aus, sich uach<lb/>
Jerusalem durchzuschlagen, das von den Syrern belagert wird nud in Gefahr ist,<lb/>
ausgehungert zu werde». Die Scene verwandelt sich in eine Straße Jerusalems;<lb/>
Hunger nud Verzweiflung. Zwei treue Brüder Juda's bemühen sich vergeblich,<lb/>
den Muth des Volkes zu beleben, da erscheint Juda selbst, seine Gegenwart<lb/>
erweckt den Muth' der Verzweifelten, es wird ein Ausfall beschlossen. &#x2014; Fünfter<lb/>
Act. Zelt des Syrerköuigs vor Jerusalem. Das Heer ist muthlos geworden,<lb/>
in anderen Ländern des Königs ist Aufruhr entstanden, Eleazar zeigt sich als<lb/>
Höfling im Gefolge des Königs. Da wird Lea dnrch die Wache hereingeführt.<lb/>
Sie ficht um daS Leben ihrer jüngste» Kinder. Der König verheißt ihr das<lb/>
Leben der Kinder, wenn diese von ihrem Gott abfallen wollten, sie verspricht<lb/>
ihnen zuzureden, die drei jüngsten Kinder werden hereingeführt. In furchtbarem<lb/>
Kampf zwischen Mutterliebe und Pflicht ernährt sie die Kinder, dem Glauben<lb/>
treu zu bleiben und zu sterben. Eleazar wird durch diese Scene so erschüttert,<lb/>
daß er aus dem Dunkel des Zeltes hervortritt, sich ans die Seite seiner Familie<lb/>
stellt und dem Syrerfnrsten aussagt. Unter dem Segen der Mutter werden die</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0014] ermahnt sie, nicht dem Feldherrn, sondern dem Gesetz zu gehorchen, sie lassen sich widerstandlos und Psalmen singend hinwürgen, Juda selbst, verlassen von seinem Volk, entkommt kämpfend wie ein Löwe. Die siegreichen Syrer treten ans, im Gefolge des jüngern Antiochus erscheint Eleazar, ihm wird zum Lohn für seine Ergebenheit die Hohenpriesterwürde versprochen. Die Scene verwan¬ delt sich. Im Felsenthale von Modin hat die Mutter Lea mit den jüngeren Söhnen und dem Volke einen Häuser Syrer zurückgeschlagen, dem die Simeitcn die Stadt überliefern wollten. Die Simeiten selbst kommen mit ihren Anhängern, um Lea und ihre jüngsten Kinder gefangen zu nehmen !»ut den Syrern zu übergeben. Die Volksmassen toben feindlich gegen einander, Lea ist in Gefahr, mit ihren Anhängern übermannt zu werden, da dringt die Nachricht in das Thal, daß Juda einen großen Sieg über die Syrer erfochten habe. Der Zorn der Volksmasse wendet sich jetzt gegen die Simeiten, sie sollen gesteinigt werden, Lea will mich NaiMu, das Weib ihres Sohnes, erbarmungslos todten lassen. Da stürzt Jvjaknn mit der Nachricht herzu, daß das siegreiche Heer der Juden vernichtet sei. Wieder wendet sich das unbeständige Volk ans die Seite der Simeiten, Lea steht verlassen, sie erfährt noch, daß ihr Sohn Eleazar ab¬ trünnig geworden, ihre Kinder werden ihr entrissen und fortgeführt. Im vierten Act führen die Simeiten die jüngsten Kinder der Lea auf der Straße nach Jerusalem zu den Syrern, Lea, die Mutter, folgt verzweifelnd dem Häuser, und wird von den höhnenden Feinden an eine Sykomore gebunden. In dieser Lage findet sie Naval, bindet sie los und hilft ihr weiter. Dies ist eine Scene von großer poetischer Kraft und Schönheit. Juda kommt, findet sein geliebtes Weib, erfährt, daß die Brüder gefangen sind, die Mutter ihnen nacheile in das Lager der Syrer, und spricht seinen Entschluß aus, sich uach Jerusalem durchzuschlagen, das von den Syrern belagert wird nud in Gefahr ist, ausgehungert zu werde». Die Scene verwandelt sich in eine Straße Jerusalems; Hunger nud Verzweiflung. Zwei treue Brüder Juda's bemühen sich vergeblich, den Muth des Volkes zu beleben, da erscheint Juda selbst, seine Gegenwart erweckt den Muth' der Verzweifelten, es wird ein Ausfall beschlossen. — Fünfter Act. Zelt des Syrerköuigs vor Jerusalem. Das Heer ist muthlos geworden, in anderen Ländern des Königs ist Aufruhr entstanden, Eleazar zeigt sich als Höfling im Gefolge des Königs. Da wird Lea dnrch die Wache hereingeführt. Sie ficht um daS Leben ihrer jüngste» Kinder. Der König verheißt ihr das Leben der Kinder, wenn diese von ihrem Gott abfallen wollten, sie verspricht ihnen zuzureden, die drei jüngsten Kinder werden hereingeführt. In furchtbarem Kampf zwischen Mutterliebe und Pflicht ernährt sie die Kinder, dem Glauben treu zu bleiben und zu sterben. Eleazar wird durch diese Scene so erschüttert, daß er aus dem Dunkel des Zeltes hervortritt, sich ans die Seite seiner Familie stellt und dem Syrerfnrsten aussagt. Unter dem Segen der Mutter werden die

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/14
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/14>, abgerufen am 30.06.2024.