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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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scheinen die Kraft des jüdischen Volkes aufgezehrt zu haben. Doch die Fa¬
milie MattathiaS bewahrt tren die alten Erinnerungen und den Glanben der
Väter, und Mattathias selbst zürnt seinem Sohn Juda, weil dieser mit lebhaften
Farben die Demoralisation des Volkes schildert. Da dringt in das Thal die
Kunde, daß durch eine grausame That der Syrer der Oberpriester der Juden
mit seinem ganzen Hause hingeschlachtet worden ist. Den nächsten Anspruch auf
diese Würde hat die Familie des Mattathias. Die Mutter hält dies für ein
Zeichen, daß für ihren Liebling Eleazar jetzt die Zeit zu Handeln gekommen sei,
welche der eitle Jüngling ""geduldig erwartet. Er zieht mit dem Segen der
Eltern ab "ach Jerusalem, dort die Patrioten zu Samuel" "ud die höchste Würde
für sich zu erwecrbeu. Juda läßt ihn ziehen, er urtheilt, daß die Zeit uoch nicht
gekommen ist, wo die Volkskraft zum Kampfe gegen die fremden Tyrannen aus¬
gerufen werden kann. -- Im zweiten Act ist der Greis Mattathias dem Ster¬
ben nahe. Die Familie wird aus dem Thal znsamme"ger"fen, und die stolze
Lea zeigt sich uoch in dieser Stunde deö Schmerzes unhold gege" die weiche,
liebevolle Schwiegertochter Ramri. Als die Kinder den Sterbenden umstehen,
kommt auch Eleazar aus Jerusalem, den letzten Segen des Vaters zu empfangen.
Er hat sich den Syrern angeschlossen und mehr geopfert, als Recht und Ge¬
wissen erlaubt hätten. Die Mutter weiß davon, aber in ihrer blinden Liebe sieht
sie in der Freundschaft mit den Fremden nnr ein Mittel zur Erhöhung ihres
Sohnes. Sie will den Segen des Vaters noch sür diesen Sohn gewinnen,
aber ein fanatischer Verwandter, JojakiM, sagt dem Sterbenden, daß sein Sohn
ein Verräther geworden sei. Bevor der Vater dem Sohne fluchen kann, tragen
die Simeiten die Nachricht herzu, daß ein Syrerhanfe in das Thal dringe. Die
Syrer treten auf, heischen Unterwerfung unter die griechischen Götter ihres
Königs, lassen einen Altar aufrichten und fordern von dem versammelten Volk
und dem Hause des Mattathias die Anbetung der Athene. Eleazar steht un¬
schlüssig, Juda sendet heimlich nach Waffen nud Männern dnrch das Thal. Unter¬
des) erklärt sich die falsche Sippschaft der Simeiten bereit, vor den fremden Göttern
zu beten, da cutbvennt der Zorn Juda's, er tödtet den abtrünnigen Simei am
Altare, stürzt den Altar um, treibt mit dem empörten Volk den Syrerhanfcn
ab und ruft die Juden zu deu Waffen. Mattathias segnet seinen Sohn Juda
und stirbt. Eleazar kehrt wieder neidisch nach Jerusalem zurück. -- Im dritten
Act hat Juda deu jüngern Antiochus geschlagen und läßt die fliehenden Syrer
verfolgen. Ein Gesandter Roms bietet ihm römischen Schutz an, er weist diesen
Schutz mit heldenmüthigen Selbstgefühl zurück. Da plötzlich rückt ein neues,
größeres Heer des altem Antiochus heran, und der Abend des Sabbath ist an¬
gebrochen, wo das Gesetz den Juden verbietet zu fechten. Sie werden aus dem
Schlachtfeld ihres Sieges von dem neuen Heere angegriffen, alle Anstrengungen
des Juda, sie zum Kampfe zu bewegen, sind vergeblich, der fanatische Jojakim


scheinen die Kraft des jüdischen Volkes aufgezehrt zu haben. Doch die Fa¬
milie MattathiaS bewahrt tren die alten Erinnerungen und den Glanben der
Väter, und Mattathias selbst zürnt seinem Sohn Juda, weil dieser mit lebhaften
Farben die Demoralisation des Volkes schildert. Da dringt in das Thal die
Kunde, daß durch eine grausame That der Syrer der Oberpriester der Juden
mit seinem ganzen Hause hingeschlachtet worden ist. Den nächsten Anspruch auf
diese Würde hat die Familie des Mattathias. Die Mutter hält dies für ein
Zeichen, daß für ihren Liebling Eleazar jetzt die Zeit zu Handeln gekommen sei,
welche der eitle Jüngling »»geduldig erwartet. Er zieht mit dem Segen der
Eltern ab »ach Jerusalem, dort die Patrioten zu Samuel» »ud die höchste Würde
für sich zu erwecrbeu. Juda läßt ihn ziehen, er urtheilt, daß die Zeit uoch nicht
gekommen ist, wo die Volkskraft zum Kampfe gegen die fremden Tyrannen aus¬
gerufen werden kann. — Im zweiten Act ist der Greis Mattathias dem Ster¬
ben nahe. Die Familie wird aus dem Thal znsamme»ger»fen, und die stolze
Lea zeigt sich uoch in dieser Stunde deö Schmerzes unhold gege» die weiche,
liebevolle Schwiegertochter Ramri. Als die Kinder den Sterbenden umstehen,
kommt auch Eleazar aus Jerusalem, den letzten Segen des Vaters zu empfangen.
Er hat sich den Syrern angeschlossen und mehr geopfert, als Recht und Ge¬
wissen erlaubt hätten. Die Mutter weiß davon, aber in ihrer blinden Liebe sieht
sie in der Freundschaft mit den Fremden nnr ein Mittel zur Erhöhung ihres
Sohnes. Sie will den Segen des Vaters noch sür diesen Sohn gewinnen,
aber ein fanatischer Verwandter, JojakiM, sagt dem Sterbenden, daß sein Sohn
ein Verräther geworden sei. Bevor der Vater dem Sohne fluchen kann, tragen
die Simeiten die Nachricht herzu, daß ein Syrerhanfe in das Thal dringe. Die
Syrer treten auf, heischen Unterwerfung unter die griechischen Götter ihres
Königs, lassen einen Altar aufrichten und fordern von dem versammelten Volk
und dem Hause des Mattathias die Anbetung der Athene. Eleazar steht un¬
schlüssig, Juda sendet heimlich nach Waffen nud Männern dnrch das Thal. Unter¬
des) erklärt sich die falsche Sippschaft der Simeiten bereit, vor den fremden Göttern
zu beten, da cutbvennt der Zorn Juda's, er tödtet den abtrünnigen Simei am
Altare, stürzt den Altar um, treibt mit dem empörten Volk den Syrerhanfcn
ab und ruft die Juden zu deu Waffen. Mattathias segnet seinen Sohn Juda
und stirbt. Eleazar kehrt wieder neidisch nach Jerusalem zurück. — Im dritten
Act hat Juda deu jüngern Antiochus geschlagen und läßt die fliehenden Syrer
verfolgen. Ein Gesandter Roms bietet ihm römischen Schutz an, er weist diesen
Schutz mit heldenmüthigen Selbstgefühl zurück. Da plötzlich rückt ein neues,
größeres Heer des altem Antiochus heran, und der Abend des Sabbath ist an¬
gebrochen, wo das Gesetz den Juden verbietet zu fechten. Sie werden aus dem
Schlachtfeld ihres Sieges von dem neuen Heere angegriffen, alle Anstrengungen
des Juda, sie zum Kampfe zu bewegen, sind vergeblich, der fanatische Jojakim


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/13>, abgerufen am 27.12.2024.