Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.sung von 18Z-Z- ist in ihrem Grundwesen doch beinah wieder eine möglichste Los¬ Für einen andern Ort mag's vorbehalten bleiben, auf dieses Thema näher Am 23. April 1831 herrschte wunderbar schönes Frühlingswetter. Die Man fährt etwa drei Stunden von Se. Gallen nach Appenzell. Wer zu sung von 18Z-Z- ist in ihrem Grundwesen doch beinah wieder eine möglichste Los¬ Für einen andern Ort mag's vorbehalten bleiben, auf dieses Thema näher Am 23. April 1831 herrschte wunderbar schönes Frühlingswetter. Die Man fährt etwa drei Stunden von Se. Gallen nach Appenzell. Wer zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0096" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94537"/> <p xml:id="ID_237" prev="#ID_236"> sung von 18Z-Z- ist in ihrem Grundwesen doch beinah wieder eine möglichste Los¬<lb/> sagung von der damaligen Bundesverfassung; sie ward es noch mehr n.leer deren<lb/> neueren Umgestaltungen. '</p><lb/> <p xml:id="ID_238"> Für einen andern Ort mag's vorbehalten bleiben, auf dieses Thema näher<lb/> einzugehen. Hier bemerken wir nur, daß nach der Urkunde von 1834 für Außer-<lb/> rhoden und der von 1829 für Jnnerrhoden eine jährlich einmal ans allen „Land-<lb/> leuten" über 18 Jahr zusammentretende Versammlung die höchste souveraine<lb/> Gewalt ausübt und die obersten Beamten der Republik erwählt. Dieser Tag der<lb/> sogenannten „Landsgemeinde" ist stets der letzte Sonntag im April. Auf dem<lb/> wechselnden Versammlungsorte von Außerrhoden mögen dann.wol an 4 — 6000,<lb/> auf dem Marktplatz von Appenzell für Jnnerrhoden 2 — 3000 Stimmfähige zu¬<lb/> sammenkommen. DaS Mehr oder Minder hängt freilich vom Wetter ab. Doch<lb/> immerhin ist jede der Versammlungen zahlreich und imposant genng; selbst einem<lb/> Deutschen einigermaßen bedenklich und befremdlich, wenn er sich in unbewachten<lb/> Momenten an das Verhandensein und die Volksversammlungen des Jahres 1848<lb/> zu erinnern wagt. Denn jeder stimmfähige Republikaner trägt hier seinen Säbel<lb/> in der Hand, während dies bekanntlich 18;« selbst von freisinnigen Leuten als<lb/> offener Beginn der französischen Revolutivnsgreuel und der neueuropäischen Com-<lb/> munisteuanarchie betrachtet ward.</p><lb/> <p xml:id="ID_239"> Am 23. April 1831 herrschte wunderbar schönes Frühlingswetter. Die<lb/> Anßerrhodner tagten diesmal in Troger, in der seewärts gelegenen Hälfte ihres<lb/> Bezirks; und die im Südwesten wohnten, zogen vom Morgengrauen an zu Wa¬<lb/> gen und zu Fuß durch Se. Gallen, beinah sämmtlich wie in einer Uniform, d. h.<lb/> in schwarzen Unterkleider», rother Weste und kurz geschwänzten grünem Frack mit<lb/> blanken Metallknöpfen, den Säbel in der Hand, weil sie ihn nicht angürtcn dürfen.<lb/> Immer erneute Jodler, von denen Tyrols durch grössere Energie und schärfere<lb/> Contraste der Töne verschieden, weckten den städtischen Langschläfer; ein Leben<lb/> durchwogtc die sonst stille und bei trocknem Wetter gar saubere Stadt Se. Gallen,<lb/> wie selbst nicht an den beiden Wochcnmarkttagen oder zu Jahrmarktszeitcn. Auf<lb/> allen Plätzen sammelten sich entweder Fnßgehergruppen oder andere Gesellschaften<lb/> um harrende Gefährten; meistens Anßerrhodner, welche sich dort ein Rendezvous<lb/> gegeben hatten. Doch auch der Se. Galler verschmäht es nicht, an der Lands¬<lb/> gemeinde zu Troger und Appenzell, d. h. an ihrem volksfestlichen Treiben theil¬<lb/> zunehmen. Großartiger, vielleicht auch bedeutsamer in Beziehung ans die Eidge--<lb/> nofsenschaft ist allerdings wol die Anßerrhodner Landsgemeinde zu nennen; für<lb/> den Fremden interessanter und in jeder Beziehung origineller die Jnnerrhodner.</p><lb/> <p xml:id="ID_240" next="#ID_241"> Man fährt etwa drei Stunden von Se. Gallen nach Appenzell. Wer zu<lb/> Fuß geht, erreicht dagegen sein Ziel schon in zwei und einer halben Stunde. Er<lb/> klettert queer über die Höhen auf prächtigen Fußwegen, während der Wagen sich<lb/> langsm auf allmählich ansteigendem Wege windet, dann wieder in enge Thäler</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0096]
sung von 18Z-Z- ist in ihrem Grundwesen doch beinah wieder eine möglichste Los¬
sagung von der damaligen Bundesverfassung; sie ward es noch mehr n.leer deren
neueren Umgestaltungen. '
Für einen andern Ort mag's vorbehalten bleiben, auf dieses Thema näher
einzugehen. Hier bemerken wir nur, daß nach der Urkunde von 1834 für Außer-
rhoden und der von 1829 für Jnnerrhoden eine jährlich einmal ans allen „Land-
leuten" über 18 Jahr zusammentretende Versammlung die höchste souveraine
Gewalt ausübt und die obersten Beamten der Republik erwählt. Dieser Tag der
sogenannten „Landsgemeinde" ist stets der letzte Sonntag im April. Auf dem
wechselnden Versammlungsorte von Außerrhoden mögen dann.wol an 4 — 6000,
auf dem Marktplatz von Appenzell für Jnnerrhoden 2 — 3000 Stimmfähige zu¬
sammenkommen. DaS Mehr oder Minder hängt freilich vom Wetter ab. Doch
immerhin ist jede der Versammlungen zahlreich und imposant genng; selbst einem
Deutschen einigermaßen bedenklich und befremdlich, wenn er sich in unbewachten
Momenten an das Verhandensein und die Volksversammlungen des Jahres 1848
zu erinnern wagt. Denn jeder stimmfähige Republikaner trägt hier seinen Säbel
in der Hand, während dies bekanntlich 18;« selbst von freisinnigen Leuten als
offener Beginn der französischen Revolutivnsgreuel und der neueuropäischen Com-
munisteuanarchie betrachtet ward.
Am 23. April 1831 herrschte wunderbar schönes Frühlingswetter. Die
Anßerrhodner tagten diesmal in Troger, in der seewärts gelegenen Hälfte ihres
Bezirks; und die im Südwesten wohnten, zogen vom Morgengrauen an zu Wa¬
gen und zu Fuß durch Se. Gallen, beinah sämmtlich wie in einer Uniform, d. h.
in schwarzen Unterkleider», rother Weste und kurz geschwänzten grünem Frack mit
blanken Metallknöpfen, den Säbel in der Hand, weil sie ihn nicht angürtcn dürfen.
Immer erneute Jodler, von denen Tyrols durch grössere Energie und schärfere
Contraste der Töne verschieden, weckten den städtischen Langschläfer; ein Leben
durchwogtc die sonst stille und bei trocknem Wetter gar saubere Stadt Se. Gallen,
wie selbst nicht an den beiden Wochcnmarkttagen oder zu Jahrmarktszeitcn. Auf
allen Plätzen sammelten sich entweder Fnßgehergruppen oder andere Gesellschaften
um harrende Gefährten; meistens Anßerrhodner, welche sich dort ein Rendezvous
gegeben hatten. Doch auch der Se. Galler verschmäht es nicht, an der Lands¬
gemeinde zu Troger und Appenzell, d. h. an ihrem volksfestlichen Treiben theil¬
zunehmen. Großartiger, vielleicht auch bedeutsamer in Beziehung ans die Eidge--
nofsenschaft ist allerdings wol die Anßerrhodner Landsgemeinde zu nennen; für
den Fremden interessanter und in jeder Beziehung origineller die Jnnerrhodner.
Man fährt etwa drei Stunden von Se. Gallen nach Appenzell. Wer zu
Fuß geht, erreicht dagegen sein Ziel schon in zwei und einer halben Stunde. Er
klettert queer über die Höhen auf prächtigen Fußwegen, während der Wagen sich
langsm auf allmählich ansteigendem Wege windet, dann wieder in enge Thäler
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