Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.Verbindungen zu erweitern; man sah diese Herren mit Schnitzen und Bauern Arm in Zu den Grundbesitzern, welche zwischen dem Bauer und Gutsbesitzer ste¬ Die Erziehung der Kinder von Gutsbesitzern wird für die Töchter überwie¬ Verbindungen zu erweitern; man sah diese Herren mit Schnitzen und Bauern Arm in Zu den Grundbesitzern, welche zwischen dem Bauer und Gutsbesitzer ste¬ Die Erziehung der Kinder von Gutsbesitzern wird für die Töchter überwie¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0072" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94513"/> <p xml:id="ID_173" prev="#ID_172"> Verbindungen zu erweitern; man sah diese Herren mit Schnitzen und Bauern Arm in<lb/> Arm zu den Wahlversammlungen eilen, die Geistlichen wurden mehr beachtet, sie mu߬<lb/> ten Ansprachen halten, das Gebot, die von Gott eingesetzte Obrigkeit zu ehren, ein¬<lb/> schärfen, jetzt hat ein solcher Verkehr vollständig aufgehört. Als eine Frucht jenes<lb/> Jahres betrachten wir die vielfach zur Schau gestellte Frömmigkeit. Man interessirt<lb/> sich für die innere und äußere Mission, besticht Missionspredigten, in denen<lb/> nicht selten fanatische Reden gehalten werden, bezahlt Beiträge zu Rettungshäu-<lb/> sern> in denen für eine Bevölkerung von 40,000 Seelen vielleicht 8 Kinder auf<lb/> die neueste Art gerettet werden, während es weit näher läge, sich der armen<lb/> Kinder des eigenen Dorfes, namentlich der Schule, durch Gewährung der ihr zu¬<lb/> kommenden Mittel anzunehmen, kurz man coquettirt mit Dingen, deren Beachtung<lb/> früher den Ruf eines freisinnigen Mannes gefährdete, und für freisinnig wollte<lb/> man ja gelten!</p><lb/> <p xml:id="ID_174"> Zu den Grundbesitzern, welche zwischen dem Bauer und Gutsbesitzer ste¬<lb/> hen, gehören diejenigen Männer, welche dnrch den Ankauf mehrerer Bauernhöfe<lb/> beim hohen Preise der Güter ein ihren Mitteln entsprechendes Besitzthum sich<lb/> erworben haben. Diese sind sür den landwirthschaftlichen Fortschritt in sofern von<lb/> der größten Wichtigkeit, als sie auf größeren Gütern ausgebildet den Wirthschastsbe-<lb/> tricb für eine kleinere Ackerfläche angemessen verändern, und so den Bauern, welche zu<lb/> zähe in ihrem Schlendrian beharren, dnrch ein näher und bequemer liegendes Vor¬<lb/> bild die passendste Gelegenheit gewähren, Verbesserungen in kleineren Verhältnissen<lb/> durchgeführt zu sehen. Jene Grundbesitzer erfüllen diese Missionen besser, als Leh¬<lb/> rer und Geistliche, jene besitzen zu wenig Acker und diese zu geringe Kenntnisse<lb/> vom Wirthschaftstriebe, wenn sie ihr Amt antreten. Zugleich hat der Geistliche<lb/> noch Nebeneinnahmen, die nicht vom Acker fließen, und der Bauer vermuthet, daß<lb/> nicht sowol die verständige Ackerbewirthschaftuug, als vielmehr die zukommende<lb/> Einnahme bereits vollständig die Existenz der Familie begründe.</p><lb/> <p xml:id="ID_175" next="#ID_176"> Die Erziehung der Kinder von Gutsbesitzern wird für die Töchter überwie¬<lb/> gend von Gouvernantinnen und für die Söhne von Hauslehrern geleitet, bis<lb/> Söhne und Töchter dann in die Stadt zur weitern Ausbildung gesandt werden. Für<lb/> die Söhne wählt man dann die Gymnasien und höheren Bürgerschulen. Als Uni¬<lb/> versität wählte mau früher am liebsten Halle, das viele Jahrzehende hindurch als<lb/> das Saalathen von Pommern galt, so daß nach Halle gehen so viel wie die Univer¬<lb/> sität besuchen, bezeichnete. In den alten Universitäts-Katalogen, an den Wänden<lb/> der Carcer auf der Wage, auf den Fensterbreterw und in den Scheiben alter<lb/> Studentenwohnungen zu Halle fand man zahlreich diese guten Pommern verzeichnet,<lb/> welche mehr der Klinge und dem Biere, als der Muse zu opfern pflegten, eine<lb/> große Neigung zu verbotenen Verbindung«» zeigten und die stärkste Opposition<lb/> mit den Westphalen gegen die kraft- und saftlose Hallenser Küche machten. Im<lb/> Jahre 1834 gelang es, die berüchtigte Pommerania, 4 Corpsburschen zählend,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0072]
Verbindungen zu erweitern; man sah diese Herren mit Schnitzen und Bauern Arm in
Arm zu den Wahlversammlungen eilen, die Geistlichen wurden mehr beachtet, sie mu߬
ten Ansprachen halten, das Gebot, die von Gott eingesetzte Obrigkeit zu ehren, ein¬
schärfen, jetzt hat ein solcher Verkehr vollständig aufgehört. Als eine Frucht jenes
Jahres betrachten wir die vielfach zur Schau gestellte Frömmigkeit. Man interessirt
sich für die innere und äußere Mission, besticht Missionspredigten, in denen
nicht selten fanatische Reden gehalten werden, bezahlt Beiträge zu Rettungshäu-
sern> in denen für eine Bevölkerung von 40,000 Seelen vielleicht 8 Kinder auf
die neueste Art gerettet werden, während es weit näher läge, sich der armen
Kinder des eigenen Dorfes, namentlich der Schule, durch Gewährung der ihr zu¬
kommenden Mittel anzunehmen, kurz man coquettirt mit Dingen, deren Beachtung
früher den Ruf eines freisinnigen Mannes gefährdete, und für freisinnig wollte
man ja gelten!
Zu den Grundbesitzern, welche zwischen dem Bauer und Gutsbesitzer ste¬
hen, gehören diejenigen Männer, welche dnrch den Ankauf mehrerer Bauernhöfe
beim hohen Preise der Güter ein ihren Mitteln entsprechendes Besitzthum sich
erworben haben. Diese sind sür den landwirthschaftlichen Fortschritt in sofern von
der größten Wichtigkeit, als sie auf größeren Gütern ausgebildet den Wirthschastsbe-
tricb für eine kleinere Ackerfläche angemessen verändern, und so den Bauern, welche zu
zähe in ihrem Schlendrian beharren, dnrch ein näher und bequemer liegendes Vor¬
bild die passendste Gelegenheit gewähren, Verbesserungen in kleineren Verhältnissen
durchgeführt zu sehen. Jene Grundbesitzer erfüllen diese Missionen besser, als Leh¬
rer und Geistliche, jene besitzen zu wenig Acker und diese zu geringe Kenntnisse
vom Wirthschaftstriebe, wenn sie ihr Amt antreten. Zugleich hat der Geistliche
noch Nebeneinnahmen, die nicht vom Acker fließen, und der Bauer vermuthet, daß
nicht sowol die verständige Ackerbewirthschaftuug, als vielmehr die zukommende
Einnahme bereits vollständig die Existenz der Familie begründe.
Die Erziehung der Kinder von Gutsbesitzern wird für die Töchter überwie¬
gend von Gouvernantinnen und für die Söhne von Hauslehrern geleitet, bis
Söhne und Töchter dann in die Stadt zur weitern Ausbildung gesandt werden. Für
die Söhne wählt man dann die Gymnasien und höheren Bürgerschulen. Als Uni¬
versität wählte mau früher am liebsten Halle, das viele Jahrzehende hindurch als
das Saalathen von Pommern galt, so daß nach Halle gehen so viel wie die Univer¬
sität besuchen, bezeichnete. In den alten Universitäts-Katalogen, an den Wänden
der Carcer auf der Wage, auf den Fensterbreterw und in den Scheiben alter
Studentenwohnungen zu Halle fand man zahlreich diese guten Pommern verzeichnet,
welche mehr der Klinge und dem Biere, als der Muse zu opfern pflegten, eine
große Neigung zu verbotenen Verbindung«» zeigten und die stärkste Opposition
mit den Westphalen gegen die kraft- und saftlose Hallenser Küche machten. Im
Jahre 1834 gelang es, die berüchtigte Pommerania, 4 Corpsburschen zählend,
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