Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.zu sprengen; die ganze Verbindung soll damals nur im Besitze eines schweren Die Zollvereinsfrage Eine Stimme aus Sachsen. Die Gegensätze haben sich auf die Berliner Zollconserenz nun so schroff zu sprengen; die ganze Verbindung soll damals nur im Besitze eines schweren Die Zollvereinsfrage Eine Stimme aus Sachsen. Die Gegensätze haben sich auf die Berliner Zollconserenz nun so schroff <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0073" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94514"/> <p xml:id="ID_176" prev="#ID_175"> zu sprengen; die ganze Verbindung soll damals nur im Besitze eines schweren<lb/> weißen Flauschrvckes gewesen sein, und als man einige Jahre später den Versuch<lb/> machte, sie wieder ius Leben' zu rufen, da bekam der Universitäts-Richter Schulze<lb/> sammt dem Geheimräthe Delbrück, jetzt schon verstorben, den Schwindel, die<lb/> Universttäts-Polizei in ihrem schnell- und langbeinigsten Pedell schö'nberger wurde<lb/> ausgeboten, die Kneipen fleißig abzupatrouilliren, und privatim ergingen die dringend¬<lb/> sten Bitten, das kaum ausgejätete Unkraut Pommerania um Gotteswillen nicht<lb/> wieder anzubauen und zu beziehen. Bis dahin reicht unsre akademische Erinne¬<lb/> rung; trotz jener polizeilichen Mißliebigkeit waren die Pommern bei Bürgern und<lb/> Studenten gern gesehen, die „Herrens" aus Pommern bezahlten ehrlich nach<lb/> der Anstellung Miethe, Hauspump, Bier- und Schneiderrechuungeu, während<lb/> die Studenten die Gutmüthigkeit ihrer akademischen Kommilitonen als geselliges<lb/> Ferment nicht entbehren mochten. Jetzt, bei vergrößerter Verbindung mit ganz<lb/> Deutschland, studiren die Pommern auch auf süddeutschen Universitäten, obwol<lb/> die Zahl der Studirenden immer mehr abnimmt, da das frühere Vorurtheil, als<lb/> müsse jeder talentvolle Jüngling Beamter werden, und sei derselbe für das gewöhn-<lb/> liche bürgerliche Leben zu gut, immer mehr schwindet.' Zugleich schreckt die gestei¬<lb/> gerte Abhängigkeit der Beamten, das über ihnen schwebende Disciplinargesetz viele<lb/> Aeltern ab, ihre Söhne einer zweifelhaften Zukunft bloszustellen; namentlich warnt<lb/> man vor dem Studium der Theologie, weil die neueste Richtung der Theologie,<lb/> die bei Anstellungen verlangte Rechtgläubigkeit, der zunehmende Zelotismus unter<lb/> den Pfarrern, welcher bald den lebensfrischen gefunden Jüngling in einen absto¬<lb/> ßenden, ungenießbaren Pfaffen verwandelt und ihn vollständig vereinsamt, nicht<lb/> viel Anziehungskraft haben. Der größere Drang zum Studium der Medicin<lb/> hat bereits die kleineren Städte, ja sogar die größeren Dörfer mit Aerzten versorgt;<lb/> ein einziger Kreis in Pommern zählt schon mehr Aerzte, als vor 30 Jahren<lb/> der ganze Regierungs-Bezirk, so daß die Existenz der Aerzte bei gesteigerter Con-<lb/> currenz nicht immer die glücklichste ist. Wir glauben deshalb, daß auch die Zahl<lb/> der Medicin studirenden jungen Männer wieder abnehmen wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Zollvereinsfrage<lb/><note type="byline"> Eine Stimme aus Sachsen.</note></head><lb/> <p xml:id="ID_177" next="#ID_178"> Die Gegensätze haben sich auf die Berliner Zollconserenz nun so schroff<lb/> gegenübergestellt, daß man, wenn nicht eine unerwartete Wendung eintritt, die<lb/> nahe bevorstehende Auflösung des Zollvereins als gewiß betrachten muß. Es</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0073]
zu sprengen; die ganze Verbindung soll damals nur im Besitze eines schweren
weißen Flauschrvckes gewesen sein, und als man einige Jahre später den Versuch
machte, sie wieder ius Leben' zu rufen, da bekam der Universitäts-Richter Schulze
sammt dem Geheimräthe Delbrück, jetzt schon verstorben, den Schwindel, die
Universttäts-Polizei in ihrem schnell- und langbeinigsten Pedell schö'nberger wurde
ausgeboten, die Kneipen fleißig abzupatrouilliren, und privatim ergingen die dringend¬
sten Bitten, das kaum ausgejätete Unkraut Pommerania um Gotteswillen nicht
wieder anzubauen und zu beziehen. Bis dahin reicht unsre akademische Erinne¬
rung; trotz jener polizeilichen Mißliebigkeit waren die Pommern bei Bürgern und
Studenten gern gesehen, die „Herrens" aus Pommern bezahlten ehrlich nach
der Anstellung Miethe, Hauspump, Bier- und Schneiderrechuungeu, während
die Studenten die Gutmüthigkeit ihrer akademischen Kommilitonen als geselliges
Ferment nicht entbehren mochten. Jetzt, bei vergrößerter Verbindung mit ganz
Deutschland, studiren die Pommern auch auf süddeutschen Universitäten, obwol
die Zahl der Studirenden immer mehr abnimmt, da das frühere Vorurtheil, als
müsse jeder talentvolle Jüngling Beamter werden, und sei derselbe für das gewöhn-
liche bürgerliche Leben zu gut, immer mehr schwindet.' Zugleich schreckt die gestei¬
gerte Abhängigkeit der Beamten, das über ihnen schwebende Disciplinargesetz viele
Aeltern ab, ihre Söhne einer zweifelhaften Zukunft bloszustellen; namentlich warnt
man vor dem Studium der Theologie, weil die neueste Richtung der Theologie,
die bei Anstellungen verlangte Rechtgläubigkeit, der zunehmende Zelotismus unter
den Pfarrern, welcher bald den lebensfrischen gefunden Jüngling in einen absto¬
ßenden, ungenießbaren Pfaffen verwandelt und ihn vollständig vereinsamt, nicht
viel Anziehungskraft haben. Der größere Drang zum Studium der Medicin
hat bereits die kleineren Städte, ja sogar die größeren Dörfer mit Aerzten versorgt;
ein einziger Kreis in Pommern zählt schon mehr Aerzte, als vor 30 Jahren
der ganze Regierungs-Bezirk, so daß die Existenz der Aerzte bei gesteigerter Con-
currenz nicht immer die glücklichste ist. Wir glauben deshalb, daß auch die Zahl
der Medicin studirenden jungen Männer wieder abnehmen wird.
Die Zollvereinsfrage
Eine Stimme aus Sachsen.
Die Gegensätze haben sich auf die Berliner Zollconserenz nun so schroff
gegenübergestellt, daß man, wenn nicht eine unerwartete Wendung eintritt, die
nahe bevorstehende Auflösung des Zollvereins als gewiß betrachten muß. Es
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