Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.die Ernennung des Marquis v. Miraflores zum Minister des Aeußern, während Bald darauf-fanden ernste Ereignisse ans Cuba statt. Narvaez hatte, nach die Ernennung des Marquis v. Miraflores zum Minister des Aeußern, während Bald darauf-fanden ernste Ereignisse ans Cuba statt. Narvaez hatte, nach <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0378" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94819"/> <p xml:id="ID_1134" prev="#ID_1133"> die Ernennung des Marquis v. Miraflores zum Minister des Aeußern, während<lb/> Vertrau de Lif definitiv das Portefeuille des Indern behielt. Der Beitritt dieses<lb/> geachteten Staatsmannes war eine entschiedene Verstärkung der, Regierung. Ein<lb/> Wechsel fand außerdem im Marincdepartement statt. Bnstillos, der gegenwärtige<lb/> Vorsteher desselben, erhielt den Befehl der Flottenstatio» zu Havanna, und Armero<lb/> wurde Marineminister. Die Cortes, welche während der Monate Juni nud Juli<lb/> zusamnien waren, beschäftigten sich fast ausschließlich mit der Regulirung der<lb/> Staatsschuld. Die Progressisten nud die Anhänger des Narvaez fuhren fort,<lb/> ihr den hartnäckigsten Widerstand zu bereiten, blieben aber in starker Minorität,<lb/> da die Puritanv's sich bei allen entscheidenden Abstimmungen des Votums ent¬<lb/> hielten. So bei dem Antrag Pidal's, der wesentlich den frühern Millan Alorsos<lb/> wiederaufnahm und mit -127 Stimmen gegen 56 Stimmen verworfen ward. Der<lb/> Entwurf der Regierung wurde in allen seinen Bestimmungen angenommen, nach¬<lb/> dem am 26. Juli auch der Senat beigetreten war, unmittelbar darauf promul-<lb/> girt und am 30. Juli die Cortes vertagt. Am 16. Juli war denselben die An-<lb/> - zeige von der abermaligen, bereits in den fünften Monat vorgerückten Schwanger¬<lb/> schaft Jsabella's gemacht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1135" next="#ID_1136"> Bald darauf-fanden ernste Ereignisse ans Cuba statt. Narvaez hatte, nach<lb/> dem Einfall des Lopez ans die Insel, Roncali abberufen und an seiner Stelle als<lb/> Generalgouvemeur Don Jos« de la Concha, Bruder des ^Generalcapitains von<lb/> Catalonien und ihm ebenbürtig an Verdienst und Tüchtigkeit, hingeschickt. Diese<lb/> treffliche Wahl fand Gelegenheit, sich zu bewähren. Ein neuer Freischaarenzug<lb/> ward im Süden der Vereinigten Staaten vorbereitet. Die Presse zu New-<lb/> Orleans verleitete durch vollkommen erdichtete Berichte über eine» bedeutenden<lb/> Aufstand der Creolen auf Cuba viele jungen Leute ans angesehenen amerikanischen '<lb/> Familien, besonders ehemalige Officiere aus den mexikanischen Feldzügen sich<lb/> daran zu beteiligen. Lopez, der selbst von den übertriebensten Hoffnungen be¬<lb/> fangen gewesen zu sein scheint, segelte auf dem Dampfschiff Pampero mit einer<lb/> Schaar von i—300 ausgewählten und trefflich ausgerüsteten Männern von der<lb/> amerikanischen Küste ab, täuschte die spanische» Kreuzer und landete im Westen<lb/> der Insel, wenige Meilen von Havanna. Statt des erwarteten Zuströmens der<lb/> Bevölkerung fand er überall Feindseligkeit und sah sich sofort vou überlegenen<lb/> spanischen Truppen angegriffen. , Eine Abtheilung unter dem Befehl, Critteden's,<lb/> eines Neffen des Generaladvocaten der Union, die Lopez am Landungsplatz zu¬<lb/> rückgelassen hatte, um die erwarteten Verstärkungen ihm nachznführen, wurde von<lb/> den Spaniern abgeschnitten, geworfen und 32 davon, die mit Critteden an der<lb/> Spitze anf Böten sich nack> dem nächsten amerikanischen Hafen zu retten suchten,<lb/> dicht an der Küste Cubci's durch den Kriegsdampfer Havannero gefangen. So¬<lb/> fort nach Havanna gebracht, wurden sie dort durch kriegsrechtliches Urtheil zum<lb/> Tode verdammt und wenige Stunden nach ihrem Eintreffe», alle 32 an der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0378]
die Ernennung des Marquis v. Miraflores zum Minister des Aeußern, während
Vertrau de Lif definitiv das Portefeuille des Indern behielt. Der Beitritt dieses
geachteten Staatsmannes war eine entschiedene Verstärkung der, Regierung. Ein
Wechsel fand außerdem im Marincdepartement statt. Bnstillos, der gegenwärtige
Vorsteher desselben, erhielt den Befehl der Flottenstatio» zu Havanna, und Armero
wurde Marineminister. Die Cortes, welche während der Monate Juni nud Juli
zusamnien waren, beschäftigten sich fast ausschließlich mit der Regulirung der
Staatsschuld. Die Progressisten nud die Anhänger des Narvaez fuhren fort,
ihr den hartnäckigsten Widerstand zu bereiten, blieben aber in starker Minorität,
da die Puritanv's sich bei allen entscheidenden Abstimmungen des Votums ent¬
hielten. So bei dem Antrag Pidal's, der wesentlich den frühern Millan Alorsos
wiederaufnahm und mit -127 Stimmen gegen 56 Stimmen verworfen ward. Der
Entwurf der Regierung wurde in allen seinen Bestimmungen angenommen, nach¬
dem am 26. Juli auch der Senat beigetreten war, unmittelbar darauf promul-
girt und am 30. Juli die Cortes vertagt. Am 16. Juli war denselben die An-
- zeige von der abermaligen, bereits in den fünften Monat vorgerückten Schwanger¬
schaft Jsabella's gemacht.
Bald darauf-fanden ernste Ereignisse ans Cuba statt. Narvaez hatte, nach
dem Einfall des Lopez ans die Insel, Roncali abberufen und an seiner Stelle als
Generalgouvemeur Don Jos« de la Concha, Bruder des ^Generalcapitains von
Catalonien und ihm ebenbürtig an Verdienst und Tüchtigkeit, hingeschickt. Diese
treffliche Wahl fand Gelegenheit, sich zu bewähren. Ein neuer Freischaarenzug
ward im Süden der Vereinigten Staaten vorbereitet. Die Presse zu New-
Orleans verleitete durch vollkommen erdichtete Berichte über eine» bedeutenden
Aufstand der Creolen auf Cuba viele jungen Leute ans angesehenen amerikanischen '
Familien, besonders ehemalige Officiere aus den mexikanischen Feldzügen sich
daran zu beteiligen. Lopez, der selbst von den übertriebensten Hoffnungen be¬
fangen gewesen zu sein scheint, segelte auf dem Dampfschiff Pampero mit einer
Schaar von i—300 ausgewählten und trefflich ausgerüsteten Männern von der
amerikanischen Küste ab, täuschte die spanische» Kreuzer und landete im Westen
der Insel, wenige Meilen von Havanna. Statt des erwarteten Zuströmens der
Bevölkerung fand er überall Feindseligkeit und sah sich sofort vou überlegenen
spanischen Truppen angegriffen. , Eine Abtheilung unter dem Befehl, Critteden's,
eines Neffen des Generaladvocaten der Union, die Lopez am Landungsplatz zu¬
rückgelassen hatte, um die erwarteten Verstärkungen ihm nachznführen, wurde von
den Spaniern abgeschnitten, geworfen und 32 davon, die mit Critteden an der
Spitze anf Böten sich nack> dem nächsten amerikanischen Hafen zu retten suchten,
dicht an der Küste Cubci's durch den Kriegsdampfer Havannero gefangen. So¬
fort nach Havanna gebracht, wurden sie dort durch kriegsrechtliches Urtheil zum
Tode verdammt und wenige Stunden nach ihrem Eintreffe», alle 32 an der
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