Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.feuille des Handels und Unterrichts übernahm und seinerseits die Verwaltung des Der Aufstand des Marschalls Saldanha in Portugal erregte um diese Zeit Die Wahlen fanden in der ersten Hälfte des Mai statt. Das Cabinet, Kurz vor der Eröffnung der neuen Cortes ergänzte sich das Cabinet durch feuille des Handels und Unterrichts übernahm und seinerseits die Verwaltung des Der Aufstand des Marschalls Saldanha in Portugal erregte um diese Zeit Die Wahlen fanden in der ersten Hälfte des Mai statt. Das Cabinet, Kurz vor der Eröffnung der neuen Cortes ergänzte sich das Cabinet durch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0377" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94818"/> <p xml:id="ID_1130" prev="#ID_1129"> feuille des Handels und Unterrichts übernahm und seinerseits die Verwaltung des<lb/> Innern ein Bertram de Lif abgab, der sie provisorisch neben dem Ministerium<lb/> der auswärtigen Angelegenheiten führte. Beamtenabsetzungen erfolgten abermals<lb/> in Masse.</p><lb/> <p xml:id="ID_1131"> Der Aufstand des Marschalls Saldanha in Portugal erregte um diese Zeit<lb/> die Besorgnis; der spanischen Negierung in hohem Grade. Der Plan einer spa¬<lb/> nischen Intervention, der in Paris sehr viel Anklang fand, scheiterte wol nur an<lb/> dem Einspruch des englischen Cabinets. So sehr befürchtete der Hof von Madrid<lb/> den Ausbruch ähnlicher Ereignisse im eigenen Lande, daß dem General Narvaez,<lb/> dessen greise Mutter in seiner Heimath Loja in Andalusien schwer erkrankt war,<lb/> die nachgesuchte Erlaubniß versagt wurde, nach Spanien an das Siechbctt der-,<lb/> selben, zurückzukehren. '</p><lb/> <p xml:id="ID_1132"> Die Wahlen fanden in der ersten Hälfte des Mai statt. Das Cabinet,<lb/> welches jetzt um seiue Existenz kämpfte, schien alle schönen Vorsätze von Morali¬<lb/> tät und Gesetzlichkeit vergessen zu haben. Einschüchterung und Korruption wur¬<lb/> den in einem bis dahin kaum erhörten Grade von Seiten der Regierung ange¬<lb/> wendet. Da das Ministerium jedoch bei weitem nicht' eine so compacte Partei¬<lb/> masse hinter sich hatte, wie Narvaez im vorigen Jahre, und seine Hauptanstren¬<lb/> gungen gegen die Anhänger des Letzteren, von ihren Gegnern Polacos genannt,<lb/> richtete, so gelang es den bei den letzten Wahlen ganz oder doch beinahe ans<lb/> der Vertretung verdrängten Parteien der Progrcssisten und Pnritanos, wieder<lb/> eine angemessene Anzahl der Ihrigen durchzusetzen. Die übertriebenen Hoff¬<lb/> nungen der Ersteren, welche Espartero zum Ehrenpräsidenten ihres Central-<lb/> Wahlcomitvs ernannt hatten, wurden freilich nicht erfüllt; sie brachten es auf<lb/> wenig über vierzig Mitglieder. Etwas zahlreicher war die Zahl der gewählten<lb/> Pnritanos, denen Seitens des Ministeriums, das auf ihren Beistand im Kon¬<lb/> greß rechnete, keine Hindernisse in den Weg gelegt wurden. Die Anhänger des<lb/> Narvaez dagegen erlitten eine schwere Einbuße; diese Fraction, die in den letzten<lb/> Cortes selbst nach dem Ministerwechsej noch der Mehrheit nahe kam, wurde auf<lb/> etwa dreißig Abgeordnete reducirt. Das Ministerium hatte dabei den Triumph,<lb/> einen seiner verhaßtesten Gegner, Sartorius, Grafen v. San Luis, ganz von<lb/> der Repräsentation ausgeschlossen zu sehen; errungen wurde dieser Erfolg aller¬<lb/> dings nur um den Preis der schnödesten Willkür, mit der man den frühern<lb/> Minister des Innern aus dem Wahlbezirk Cuenca, um dessen Stimmen er sich<lb/> bewarb, vor Beendigung der Wahl auswies. Das Gesammtresultat der Wahlen<lb/> konnte man als günstig für das Ministerium bezeichnen; für seinen Schulden-<lb/> regulirnngsentwurf besonders durfte es auf eine Mehrheit rechnen, keineswegs<lb/> aber auf eine, welche sich zum Werkzeug der geheimen Absichten des Hofes ge¬<lb/> gen die Verfassung hergegeben hätte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1133" next="#ID_1134"> Kurz vor der Eröffnung der neuen Cortes ergänzte sich das Cabinet durch</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0377]
feuille des Handels und Unterrichts übernahm und seinerseits die Verwaltung des
Innern ein Bertram de Lif abgab, der sie provisorisch neben dem Ministerium
der auswärtigen Angelegenheiten führte. Beamtenabsetzungen erfolgten abermals
in Masse.
Der Aufstand des Marschalls Saldanha in Portugal erregte um diese Zeit
die Besorgnis; der spanischen Negierung in hohem Grade. Der Plan einer spa¬
nischen Intervention, der in Paris sehr viel Anklang fand, scheiterte wol nur an
dem Einspruch des englischen Cabinets. So sehr befürchtete der Hof von Madrid
den Ausbruch ähnlicher Ereignisse im eigenen Lande, daß dem General Narvaez,
dessen greise Mutter in seiner Heimath Loja in Andalusien schwer erkrankt war,
die nachgesuchte Erlaubniß versagt wurde, nach Spanien an das Siechbctt der-,
selben, zurückzukehren. '
Die Wahlen fanden in der ersten Hälfte des Mai statt. Das Cabinet,
welches jetzt um seiue Existenz kämpfte, schien alle schönen Vorsätze von Morali¬
tät und Gesetzlichkeit vergessen zu haben. Einschüchterung und Korruption wur¬
den in einem bis dahin kaum erhörten Grade von Seiten der Regierung ange¬
wendet. Da das Ministerium jedoch bei weitem nicht' eine so compacte Partei¬
masse hinter sich hatte, wie Narvaez im vorigen Jahre, und seine Hauptanstren¬
gungen gegen die Anhänger des Letzteren, von ihren Gegnern Polacos genannt,
richtete, so gelang es den bei den letzten Wahlen ganz oder doch beinahe ans
der Vertretung verdrängten Parteien der Progrcssisten und Pnritanos, wieder
eine angemessene Anzahl der Ihrigen durchzusetzen. Die übertriebenen Hoff¬
nungen der Ersteren, welche Espartero zum Ehrenpräsidenten ihres Central-
Wahlcomitvs ernannt hatten, wurden freilich nicht erfüllt; sie brachten es auf
wenig über vierzig Mitglieder. Etwas zahlreicher war die Zahl der gewählten
Pnritanos, denen Seitens des Ministeriums, das auf ihren Beistand im Kon¬
greß rechnete, keine Hindernisse in den Weg gelegt wurden. Die Anhänger des
Narvaez dagegen erlitten eine schwere Einbuße; diese Fraction, die in den letzten
Cortes selbst nach dem Ministerwechsej noch der Mehrheit nahe kam, wurde auf
etwa dreißig Abgeordnete reducirt. Das Ministerium hatte dabei den Triumph,
einen seiner verhaßtesten Gegner, Sartorius, Grafen v. San Luis, ganz von
der Repräsentation ausgeschlossen zu sehen; errungen wurde dieser Erfolg aller¬
dings nur um den Preis der schnödesten Willkür, mit der man den frühern
Minister des Innern aus dem Wahlbezirk Cuenca, um dessen Stimmen er sich
bewarb, vor Beendigung der Wahl auswies. Das Gesammtresultat der Wahlen
konnte man als günstig für das Ministerium bezeichnen; für seinen Schulden-
regulirnngsentwurf besonders durfte es auf eine Mehrheit rechnen, keineswegs
aber auf eine, welche sich zum Werkzeug der geheimen Absichten des Hofes ge¬
gen die Verfassung hergegeben hätte.
Kurz vor der Eröffnung der neuen Cortes ergänzte sich das Cabinet durch
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