Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.that und Zellerfeld jetzt diese Arbeit gelernt haben. Die Versuche mit dem Acker¬ Von Steuern war der Oberharz früher ganz frei, es gehörte dies zu seinen "1 Ueber das hiesige Verfahren zur Gewlmnmg des Silbers giebt eine so eben erschienene
umfangreiche Schrift vom Hüttenmeister Kerl, "die Oberharzischen Hnttcnprocesse" Aufschluß. that und Zellerfeld jetzt diese Arbeit gelernt haben. Die Versuche mit dem Acker¬ Von Steuern war der Oberharz früher ganz frei, es gehörte dies zu seinen "1 Ueber das hiesige Verfahren zur Gewlmnmg des Silbers giebt eine so eben erschienene
umfangreiche Schrift vom Hüttenmeister Kerl, „die Oberharzischen Hnttcnprocesse" Aufschluß. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0028" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94469"/> <p xml:id="ID_41" prev="#ID_40"> that und Zellerfeld jetzt diese Arbeit gelernt haben. Die Versuche mit dem Acker¬<lb/> bau haben keinen günstigen Erfolg gehabt, und man hat manches Stück Acker¬<lb/> land für den Kartofselbau wieder als Wiese „liegen lassen", was auch gar kein<lb/> Unglück ist. Da der Ackerbau den Dünger nicht aufzehrt, so werden die Wiesen<lb/> sorgfältig gedüngt. Die vollste Billigung verdienen alle Anstalten zur Hebung<lb/> der Viehzucht, wohin z. B. die Thierschau zu Zellerfeld und Clausthal gehört. —<lb/> Die Frauen hat man neuerdings auch mehr zur Thätigkeit zu führen gesucht, es<lb/> ist aber schwierig hier viel zu erreichen, weil das Material für weibliche Arbeiten<lb/> weit hergeschafft werden muß. So ist der Spinnrocken in den Bergmannshüttcn<lb/> noch eine seltene Erscheinung. Wie die Bergmannssöhne im Wiescumähen, so<lb/> haben aufopfernde Menschenfreunde die Bergmannstöchter hierin wie im Spitzen¬<lb/> klöppeln unterrichten lassen. Zum Spitzenklöppeln ist am wenigsten Material<lb/> nöthig, aber es ist eine so mühsame Arbeit, daß es wahrscheinlich erst allgemeiner<lb/> werden würde, wenn sich unsere Zustände einmal auf eine traurige Weise denen<lb/> des sächsischen Erzgebirges noch mehr näherten.</p><lb/> <p xml:id="ID_42" next="#ID_43"> Von Steuern war der Oberharz früher ganz frei, es gehörte dies zu seinen<lb/> Privilegien, und jetzt betragen allein die indirecten Steuern schon eine sehr<lb/> namhafte Summe. Diese kann sich geradezu verdoppeln, wenn nicht der gemeine<lb/> Mann zu Surrogaten seine Zuflucht nimmt. Hat doch die nahe Provinz Sachsen<lb/> Runkelrübenzucker und Cichorien vollauf, dem sie billig aufbietet. Fallen werden<lb/> , die'Preise des Tuches, das mau wol aus Braunschweig beziehen wird. Für<lb/> ganz Hannover wird der Handel mit Braunschweig wieder lebhaft werden, wel¬<lb/> ches sich seit seinem Anschlusse an den Zollverein in der schlimmen Lage befand,<lb/> nur von'Hannover kaufen zu müssen, namentlich die Stadt Braunschweig ihr<lb/> Feuerungsmaterial an Torf und Holz, ohne daß sie noch an Hannover hätte<lb/> verkaufen können. Leider befindet sich der Oberharz in der schlimmen Lage, daß<lb/> er durchaus keine Fabriken hat, mit denen er sich seinerseits für den Anschluß schad¬<lb/> los halten könnte, und wenn die segensreichen Folgen desselben in politischer Hin¬<lb/> sicht anch allen Vernünftigen einleuchten, so läßt sich doch nicht verschweige», daß<lb/> man ihm gerade hier wegen der eigenthümlichen Bevölkerung, die alles kaufen und<lb/> in den kleinsten Partien vom Krämer entnehmen muß, mit großen Besorgnissen<lb/> entgegensieht. Während es mit dem Silberberbergbau^) so bedenklich steht, daß<lb/> man daran denken soll eine Anzahl von Bergleuten aus den Silberbergwerken zu<lb/> Eisenbahnarbeiter bei (hannovrisch) Münden zu verwenden, werden die Preise<lb/> beträchtlich steigen. Zum Glück knüpfen sich auch wieder Hoffnungen an diesen<lb/> Anschluß. Die Aussichten des Harzes in Bergmännischer Hinsicht beruhen näm¬<lb/> lich lediglich ans dem Eisenstein, an dem die Berge ungeheuer reich sind. Es fehlt<lb/> aber jetzt noch an den nöthigen Abnehmern für Roheisen, und es ist Aussicht</p><lb/> <note xml:id="FID_3" place="foot"> "1 Ueber das hiesige Verfahren zur Gewlmnmg des Silbers giebt eine so eben erschienene<lb/> umfangreiche Schrift vom Hüttenmeister Kerl, „die Oberharzischen Hnttcnprocesse" Aufschluß.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0028]
that und Zellerfeld jetzt diese Arbeit gelernt haben. Die Versuche mit dem Acker¬
bau haben keinen günstigen Erfolg gehabt, und man hat manches Stück Acker¬
land für den Kartofselbau wieder als Wiese „liegen lassen", was auch gar kein
Unglück ist. Da der Ackerbau den Dünger nicht aufzehrt, so werden die Wiesen
sorgfältig gedüngt. Die vollste Billigung verdienen alle Anstalten zur Hebung
der Viehzucht, wohin z. B. die Thierschau zu Zellerfeld und Clausthal gehört. —
Die Frauen hat man neuerdings auch mehr zur Thätigkeit zu führen gesucht, es
ist aber schwierig hier viel zu erreichen, weil das Material für weibliche Arbeiten
weit hergeschafft werden muß. So ist der Spinnrocken in den Bergmannshüttcn
noch eine seltene Erscheinung. Wie die Bergmannssöhne im Wiescumähen, so
haben aufopfernde Menschenfreunde die Bergmannstöchter hierin wie im Spitzen¬
klöppeln unterrichten lassen. Zum Spitzenklöppeln ist am wenigsten Material
nöthig, aber es ist eine so mühsame Arbeit, daß es wahrscheinlich erst allgemeiner
werden würde, wenn sich unsere Zustände einmal auf eine traurige Weise denen
des sächsischen Erzgebirges noch mehr näherten.
Von Steuern war der Oberharz früher ganz frei, es gehörte dies zu seinen
Privilegien, und jetzt betragen allein die indirecten Steuern schon eine sehr
namhafte Summe. Diese kann sich geradezu verdoppeln, wenn nicht der gemeine
Mann zu Surrogaten seine Zuflucht nimmt. Hat doch die nahe Provinz Sachsen
Runkelrübenzucker und Cichorien vollauf, dem sie billig aufbietet. Fallen werden
, die'Preise des Tuches, das mau wol aus Braunschweig beziehen wird. Für
ganz Hannover wird der Handel mit Braunschweig wieder lebhaft werden, wel¬
ches sich seit seinem Anschlusse an den Zollverein in der schlimmen Lage befand,
nur von'Hannover kaufen zu müssen, namentlich die Stadt Braunschweig ihr
Feuerungsmaterial an Torf und Holz, ohne daß sie noch an Hannover hätte
verkaufen können. Leider befindet sich der Oberharz in der schlimmen Lage, daß
er durchaus keine Fabriken hat, mit denen er sich seinerseits für den Anschluß schad¬
los halten könnte, und wenn die segensreichen Folgen desselben in politischer Hin¬
sicht anch allen Vernünftigen einleuchten, so läßt sich doch nicht verschweige», daß
man ihm gerade hier wegen der eigenthümlichen Bevölkerung, die alles kaufen und
in den kleinsten Partien vom Krämer entnehmen muß, mit großen Besorgnissen
entgegensieht. Während es mit dem Silberberbergbau^) so bedenklich steht, daß
man daran denken soll eine Anzahl von Bergleuten aus den Silberbergwerken zu
Eisenbahnarbeiter bei (hannovrisch) Münden zu verwenden, werden die Preise
beträchtlich steigen. Zum Glück knüpfen sich auch wieder Hoffnungen an diesen
Anschluß. Die Aussichten des Harzes in Bergmännischer Hinsicht beruhen näm¬
lich lediglich ans dem Eisenstein, an dem die Berge ungeheuer reich sind. Es fehlt
aber jetzt noch an den nöthigen Abnehmern für Roheisen, und es ist Aussicht
"1 Ueber das hiesige Verfahren zur Gewlmnmg des Silbers giebt eine so eben erschienene
umfangreiche Schrift vom Hüttenmeister Kerl, „die Oberharzischen Hnttcnprocesse" Aufschluß.
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