Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.stand und die Blüthe dieses Orts sehen wir bei Grote gleichsam aus dem Boden Die Stadt lag ungefähr zwei deutsche Meilen von der See und hatte einen Die große Verschiedenheit des Klima's, wie der Reifezeit an der Küste, dem Allein es war uicht nur die Eigenthümlichkeit des Bodens, welcher das Ge¬ stand und die Blüthe dieses Orts sehen wir bei Grote gleichsam aus dem Boden Die Stadt lag ungefähr zwei deutsche Meilen von der See und hatte einen Die große Verschiedenheit des Klima's, wie der Reifezeit an der Küste, dem Allein es war uicht nur die Eigenthümlichkeit des Bodens, welcher das Ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0139" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94580"/> <p xml:id="ID_369" prev="#ID_368"> stand und die Blüthe dieses Orts sehen wir bei Grote gleichsam aus dem Boden<lb/> erwachsen.</p><lb/> <p xml:id="ID_370"> Die Stadt lag ungefähr zwei deutsche Meilen von der See und hatte einen<lb/> geschlitzten Hafen, Apollonia genannt, später selbst eine ansehnliche Stadt. Cyrene<lb/> lag ungefähr 1800 Fuß über dem Nivean des mittelländischen Meeres, von<lb/> welchem her es einen schonen Anblick gewährte, und deutlich zu sehen war aus<lb/> dem Rande einer Hügelreihe, welche durch allmähliche Terrassen sich nach dem<lb/> Hafen senkte. Der Boden unmittelbar umher, theils kalkig, theils sandig, ist nach<lb/> der Beschreibung des Capitain Beechey (Expedition zur Erforschung der Nordküste<lb/> von Afrika. London 1828) von einer kräftigen Vegetation und merkwürdiger<lb/> Fruchtbarkeit, wiewol die Alten es in dieser Beziehung z. B. doch hinter Hes-<lb/> perides (jetzt Bengazi) zurückstellen. Allein außer der imMr strömenden Quelle<lb/> des Apollo waren die reichlichen periodischen Regengüsse (welche, angezogen durch<lb/> die bedeutenden Anhöhen, ringsum den Ausdruck des durchbohrten Himmels recht¬<lb/> fertigen,) unter einer afrikanischen Sonne selbst von noch größerer Wichtigkeit, als<lb/> ausnehmende Fruchtbarkeit des Bodens. Die Seegegend nahe bei Cyrene und<lb/> bei Hesperides (einer Kolonie von Cyrene) brachte Wein, Oel und Korn hervor,<lb/> während der ausgedehnte District zwischen diesen Städten, bestehend ans ab¬<lb/> wechselnden Bergen, Wald und Ebene, außerordentlich für Weide und Viehzucht<lb/> geeignet war.</p><lb/> <p xml:id="ID_371"> Die große Verschiedenheit des Klima's, wie der Reifezeit an der Küste, dem<lb/> niedern Hügel und dem höhern Berge innerhalb eines kleinen Bereichs, so daß<lb/> die Ernte immerfort im Gange war, und die frischen Erzeugnisse des Bodens<lb/> einkamen während 8 Monaten des Jahres — nebst dem Monopol der kostbaren<lb/> Pflanze, Silphinm, die nirgends als in der Gegend von Cyrene wuchs, deren<lb/> Blätter ein Nahrungsmittel für das Vieh, der Stengel für Menschen abgab,<lb/> während nach dem aus der Wurzel gezogenen Saft zur Speisebereitung und als<lb/> Medicament der Begehr in Italien und Griechenland sehr stark war — dies Alles<lb/> führte zu dem reißend schnellen Emporblühen von Cyrene, trotz ernsthafter und<lb/> wiederholter politischer Unruhen.</p><lb/> <p xml:id="ID_372" next="#ID_373"> Allein es war uicht nur die Eigenthümlichkeit des Bodens, welcher das Ge¬<lb/> deihen von Cyrene beförderte. Jsvkrates preist die wohlgewählte Lage dieser<lb/> Kolonie, weil sie mitten uuter Eingeborenen lag, welche zur Unterwerfung geneigt<lb/> waren. Von den Umständen nun, welche die eingeborenen Libyschen Nomaden-<lb/> stämme („die nicht die kühne Zähigkeit der Sitten hatten, welche der Mohameda-<lb/> nismus den Arabern heutigen Tages aufgedrückt") in ein friedliches und Ab-<lb/> hängigkeitsverhältniß zu den griechischen Ansiedlern setzten und bis zu einem ge¬<lb/> wissen Grade eine Verschmelzung der Sitten und Charaktere herbeiführten, wird<lb/> demnächst ausführlich und trefflich gehandelt. Es mag auch folgende Stelle hier<lb/> stehen: „das innere Land, das sich westwärts von Aegypten zwischen dem 30sten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0139]
stand und die Blüthe dieses Orts sehen wir bei Grote gleichsam aus dem Boden
erwachsen.
Die Stadt lag ungefähr zwei deutsche Meilen von der See und hatte einen
geschlitzten Hafen, Apollonia genannt, später selbst eine ansehnliche Stadt. Cyrene
lag ungefähr 1800 Fuß über dem Nivean des mittelländischen Meeres, von
welchem her es einen schonen Anblick gewährte, und deutlich zu sehen war aus
dem Rande einer Hügelreihe, welche durch allmähliche Terrassen sich nach dem
Hafen senkte. Der Boden unmittelbar umher, theils kalkig, theils sandig, ist nach
der Beschreibung des Capitain Beechey (Expedition zur Erforschung der Nordküste
von Afrika. London 1828) von einer kräftigen Vegetation und merkwürdiger
Fruchtbarkeit, wiewol die Alten es in dieser Beziehung z. B. doch hinter Hes-
perides (jetzt Bengazi) zurückstellen. Allein außer der imMr strömenden Quelle
des Apollo waren die reichlichen periodischen Regengüsse (welche, angezogen durch
die bedeutenden Anhöhen, ringsum den Ausdruck des durchbohrten Himmels recht¬
fertigen,) unter einer afrikanischen Sonne selbst von noch größerer Wichtigkeit, als
ausnehmende Fruchtbarkeit des Bodens. Die Seegegend nahe bei Cyrene und
bei Hesperides (einer Kolonie von Cyrene) brachte Wein, Oel und Korn hervor,
während der ausgedehnte District zwischen diesen Städten, bestehend ans ab¬
wechselnden Bergen, Wald und Ebene, außerordentlich für Weide und Viehzucht
geeignet war.
Die große Verschiedenheit des Klima's, wie der Reifezeit an der Küste, dem
niedern Hügel und dem höhern Berge innerhalb eines kleinen Bereichs, so daß
die Ernte immerfort im Gange war, und die frischen Erzeugnisse des Bodens
einkamen während 8 Monaten des Jahres — nebst dem Monopol der kostbaren
Pflanze, Silphinm, die nirgends als in der Gegend von Cyrene wuchs, deren
Blätter ein Nahrungsmittel für das Vieh, der Stengel für Menschen abgab,
während nach dem aus der Wurzel gezogenen Saft zur Speisebereitung und als
Medicament der Begehr in Italien und Griechenland sehr stark war — dies Alles
führte zu dem reißend schnellen Emporblühen von Cyrene, trotz ernsthafter und
wiederholter politischer Unruhen.
Allein es war uicht nur die Eigenthümlichkeit des Bodens, welcher das Ge¬
deihen von Cyrene beförderte. Jsvkrates preist die wohlgewählte Lage dieser
Kolonie, weil sie mitten uuter Eingeborenen lag, welche zur Unterwerfung geneigt
waren. Von den Umständen nun, welche die eingeborenen Libyschen Nomaden-
stämme („die nicht die kühne Zähigkeit der Sitten hatten, welche der Mohameda-
nismus den Arabern heutigen Tages aufgedrückt") in ein friedliches und Ab-
hängigkeitsverhältniß zu den griechischen Ansiedlern setzten und bis zu einem ge¬
wissen Grade eine Verschmelzung der Sitten und Charaktere herbeiführten, wird
demnächst ausführlich und trefflich gehandelt. Es mag auch folgende Stelle hier
stehen: „das innere Land, das sich westwärts von Aegypten zwischen dem 30sten
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