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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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[Beginn Spaltensatz]
Es fiel wol um Martiuizeit,
Wenn der Wind bläst kalt und grans,
Sprach Eton Gordon zu seiner Schaar:
"Wir müssen hinaus zum Strauß."
"Zu welchem Strauße sollen denn
ZNeine Leut' und ich nun gehn?
Wir wollen zur Hans der Notes hin,
Die schone Fran zu sehn."
Die Edelftau stand am Schlosscswall
Und schaut zu Thal hinab, .
Da ward sie gewahr, eine Mäuncrschaar
Kam reitend zum Schlosse herab.
"O seht Ihr nicht meine wackrer Leut',
O seht Ihr nicht, was ich seh'?
Mich dünkt ich seh' eine Mäuuerschaar
Kommt reitend hinab von der Höh'." --
Sie meint, es wär' ihr liebster Lord,
Daß er reitend heimwärts kam;
Es war der Verräther Eton Gordon,
Der hat uicht Scham oder Gram.
Kaum hat sie sich selber bereit gemacht,
Und geworfen den Mantel um,
Als Eton Gordon und seine Laut'
Schon waren um'ö Schloß rings herum.
Kaum hat sie bereitet das Abendbrod,
Gesprochen das Dankgebet,
Als Eton Gordon mit seiner Schaar
Schon unter am Platze steht.
Die Frau stieg auf zum höchsten Thurm,
So schnell es konnte geschehn,
Zu versuchen, ob sie mit Reden klug,
Sich mit ihm könnte versteh".
Doch als er so sicher die Dam' ersah
Und fest ein jegliches Thor,
Da siel er in Rasen wüthend wild
Und schaute bestürzt empor.
"Komm hinab zu mir, Dn schöne Fran!
Komm hinab, herunter zu mir,
lind liege die Nacht in meinem Arm,
Dann schenk' ich den Brautriug Dir." --
"Ich komm nicht hinab, du falscher Gordon,
Ich komm uicht hinab zu dir;
Ich will nicht verrathen den eigenen Herrn,
Der ach! so weit von mir!" --
"Gieb über dein Schloß, du schöne Frau,
Gieb über dein Schloß an mich,-
Sonst will ich euch Alle verbrennen darin,
>lud deine drei Kinder und dich." --
Ich gab's nicht über, du falscher Gordon,
An solchen Verräther wie dich,
lind wenn du mich mit meinen Kindern ver¬
brennst,
Mein Herr rächt sie und mich."
[Spaltenumbruch]
"Reich Her's Pistol, Glaub, treuer Mann,
Und tat mir das Gewehr;
Wenn ich nicht treffe den blutigen Fleischer,
Trifft uns das Unglück schwer." --
Sie stand auf ihres Schlosses Wall,
Zwei Kugeln die schoß sie,
Sie fehlt des blut'gar Fleischers Herz
Und streift ihm nur das Knie.
"Legt Feuer ans Haus, rief Gordon aus,
Wild wie ein Ungeheuer;
Wart Frau, die That sollst du bereuen,
Wenn du verbrennst im Feuer." --
"Weh mir, weh mir, o Joel, mein Manu,
Den Lohn gab ich einst dir,
Nun nimmst dn heraus den Grnndwallstein
Und lässest den Rauch zu mir.
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Ich zahlt' dir einst die Hener;
Nun nimmst du heraus deu Grundwallstein
Und lässest herein das Feuer." --
"O wohl habt ihr in Kost und Lohn
Mir einstens wohlgethan,
Doch muß ich sterben oder es thun,
Denn jetzt bin ich Gordon's Manu." --
Daun weint und schrie ihr kleiner Sohn,
Ans der Ammen Knie saß er;
"O Mutter theuer, gieb über das Haus,
Der Rauch er beißt so sehr."
"Gern gäb' ich all mein Gold, mein Kind,
Gern gäb' ich all mein Geld,
Für einen Zug von Wcstenwind,
Der den Rauch von dir abhält." --
Dann rief es aus ihre Tochter theuer,
Sie war so schlank und schmal;
O rollt mich in ein Deckcnpaar
Und laßt mich über deu Wall." --
Sie rollten sie in ein Dcckenpaar,
Und ließen sie über den Wall;
Doch auf die Spitze vou Gordon's Speer
That sie einen. tödtlichen Fall.
So schön, so schön war ach! ihr Mund,
Kirschroth ihr Wangcnpaar,
Und dunkle Tropfen rothen Bluts
In ihrem goldnen Haar.
Er kehrt sie mit dem Speer herum,
So bleich und starr ihr Blick.
Er sprach: "du bist die erste, die ich
Wohl wünscht' ins Leben zurück." --
Er kehrt sie um und wieder um, -
So weiß war Nacken und Brust!
"O hätt' ich geschont das schöne Gesicht
Zu manchen Mannes Lust."
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Es fiel wol um Martiuizeit,
Wenn der Wind bläst kalt und grans,
Sprach Eton Gordon zu seiner Schaar:
„Wir müssen hinaus zum Strauß."
„Zu welchem Strauße sollen denn
ZNeine Leut' und ich nun gehn?
Wir wollen zur Hans der Notes hin,
Die schone Fran zu sehn."
Die Edelftau stand am Schlosscswall
Und schaut zu Thal hinab, .
Da ward sie gewahr, eine Mäuncrschaar
Kam reitend zum Schlosse herab.
„O seht Ihr nicht meine wackrer Leut',
O seht Ihr nicht, was ich seh'?
Mich dünkt ich seh' eine Mäuuerschaar
Kommt reitend hinab von der Höh'." —
Sie meint, es wär' ihr liebster Lord,
Daß er reitend heimwärts kam;
Es war der Verräther Eton Gordon,
Der hat uicht Scham oder Gram.
Kaum hat sie sich selber bereit gemacht,
Und geworfen den Mantel um,
Als Eton Gordon und seine Laut'
Schon waren um'ö Schloß rings herum.
Kaum hat sie bereitet das Abendbrod,
Gesprochen das Dankgebet,
Als Eton Gordon mit seiner Schaar
Schon unter am Platze steht.
Die Frau stieg auf zum höchsten Thurm,
So schnell es konnte geschehn,
Zu versuchen, ob sie mit Reden klug,
Sich mit ihm könnte versteh».
Doch als er so sicher die Dam' ersah
Und fest ein jegliches Thor,
Da siel er in Rasen wüthend wild
Und schaute bestürzt empor.
„Komm hinab zu mir, Dn schöne Fran!
Komm hinab, herunter zu mir,
lind liege die Nacht in meinem Arm,
Dann schenk' ich den Brautriug Dir." —
„Ich komm nicht hinab, du falscher Gordon,
Ich komm uicht hinab zu dir;
Ich will nicht verrathen den eigenen Herrn,
Der ach! so weit von mir!" —
„Gieb über dein Schloß, du schöne Frau,
Gieb über dein Schloß an mich,-
Sonst will ich euch Alle verbrennen darin,
>lud deine drei Kinder und dich." —
Ich gab's nicht über, du falscher Gordon,
An solchen Verräther wie dich,
lind wenn du mich mit meinen Kindern ver¬
brennst,
Mein Herr rächt sie und mich."
[Spaltenumbruch]
„Reich Her's Pistol, Glaub, treuer Mann,
Und tat mir das Gewehr;
Wenn ich nicht treffe den blutigen Fleischer,
Trifft uns das Unglück schwer." —
Sie stand auf ihres Schlosses Wall,
Zwei Kugeln die schoß sie,
Sie fehlt des blut'gar Fleischers Herz
Und streift ihm nur das Knie.
„Legt Feuer ans Haus, rief Gordon aus,
Wild wie ein Ungeheuer;
Wart Frau, die That sollst du bereuen,
Wenn du verbrennst im Feuer." —
„Weh mir, weh mir, o Joel, mein Manu,
Den Lohn gab ich einst dir,
Nun nimmst dn heraus den Grnndwallstein
Und lässest den Rauch zu mir.
Und nochmals weh dir Joel, mein Mann, ,
Ich zahlt' dir einst die Hener;
Nun nimmst du heraus deu Grundwallstein
Und lässest herein das Feuer." —
„O wohl habt ihr in Kost und Lohn
Mir einstens wohlgethan,
Doch muß ich sterben oder es thun,
Denn jetzt bin ich Gordon's Manu." —
Daun weint und schrie ihr kleiner Sohn,
Ans der Ammen Knie saß er;
„O Mutter theuer, gieb über das Haus,
Der Rauch er beißt so sehr."
„Gern gäb' ich all mein Gold, mein Kind,
Gern gäb' ich all mein Geld,
Für einen Zug von Wcstenwind,
Der den Rauch von dir abhält." —
Dann rief es aus ihre Tochter theuer,
Sie war so schlank und schmal;
O rollt mich in ein Deckcnpaar
Und laßt mich über deu Wall." —
Sie rollten sie in ein Dcckenpaar,
Und ließen sie über den Wall;
Doch auf die Spitze vou Gordon's Speer
That sie einen. tödtlichen Fall.
So schön, so schön war ach! ihr Mund,
Kirschroth ihr Wangcnpaar,
Und dunkle Tropfen rothen Bluts
In ihrem goldnen Haar.
Er kehrt sie mit dem Speer herum,
So bleich und starr ihr Blick.
Er sprach: „du bist die erste, die ich
Wohl wünscht' ins Leben zurück." —
Er kehrt sie um und wieder um, -
So weiß war Nacken und Brust!
„O hätt' ich geschont das schöne Gesicht
Zu manchen Mannes Lust."
[Ende Spaltensatz]
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/80>, abgerufen am 24.07.2024.