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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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Hälsbandgeschichte), das Duell zwischen von Lameth und von Castries, unter den Noten des
Grafen von Mirabeau die wichtige Abhandlung über die Lage Frankreichs und die
Mittel, die öffentliche Freiheit mit der königlichen Gewalt in Einklang zu bringen,
vielleicht die genialste Arbeit Mirabeau's, Die außerordentliche Bedeutung des
Werkes ist überall nach dem Erscheinen des ersten Bandes gewürdigt worden. In
dem zweiten, wo man das große Trauerspiel Schritt vor Schritt seinem Ende zu¬
schreiten sieht, wird der erschütternde Eindruck, den diese ganzen verzweifelten Ver¬
hältnisse bei so genauer Betrachtung machen, noch dadurch gesteigert, daß die uner¬
müdlichen, außerordentlichen Anstrengungen einer Riesenkraft sichtbar werden, die ver¬
lorene Sache des Königthums zu erhalten. Mirabeau entwickelt in dieser Zeit eine fast
übermenschliche Thätigkeit. Außer fast täglichen Korrespondenzen mit den Vertrauten
und Freunden des Hofes und den Führern der verschiedenen Parteien schrieb Mirabeau
in diesen acht Monaten 48 kleinere und größere Abhandlungen sür den Hof, in denen
sein sanguinischer und an Auskunftsmitteln fruchtbarer Geist sür jede Situation die
entsprechenden Maßregeln vorzuschreiben weiß, immer mit bewunderungswürdigem Scharf¬
sinn, oft mit staatsmännischer Weisheit. Alles war vergebens. Es war dem Königthum
nicht zu helfen, weil es den Verstand nicht hatte, die Zeit zu verstehen, und nicht die
Fähigkeit, irgend Etwas consequent durchzuführen.

Von der Germania, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutschen
Nation n. s. w. (Avenarius und Mendelssohn) sind die fünf ersten Lieferungen des
zweiten Bandes erschienen. Sie enthalten wieder eine Reihe gediegener Artikel. Ueber
die christlich-germanische Staatslehre, von H. von Sybel. Skandinavien, von Arndt.
Deutsches Universitätsleben III., von Bechstein. Das VolkSschriftenwcsen von H. Pröhle.
Der alte und der neue Bundestag, von B. W. Pfeiffer. HipvolytuS a Lapide im
17. Jahrhundert, über das Verhältniß Oesterreichs zu Deutschland. Süddeutsche
Städte und Städtcvündnisse im Mittelalter, von K. Klüpfel. Die deutschen Hülfs-
vereine im Auslande, von Stricker. Deutsche Musik im 16. Jahrhundert, von Voigt.
Die Versuche zur Einigung Deutschlands bis 1848, von Biedermann. Der deutsche
politische Journalismus am Ende von .1831. Hessen-Darmstadt und seine März¬
minister. Das Märchen und seine Behandlung, von L. Bechstei". Die materiellen
Zustände der unteren Classen in Deutschland sonst und jetzt, von Ch. Landau I. Diese
Aufzählung wird genügen, den reichen Inhalt des Werks anzudeuten. Außerdem ist
rühmend anzuerkennen, daß in diesen letzten Heften auch eine große Mannichfaltigkeit in
dem Inhalt den verschiedenen Neigungen der Leser entgegenkommt. Die Tendenz der
Artikel ist bekannt; es ist die constitutionelle Partei, von welcher eine große Zahl
ehrenwerther und talentvoller Mitglieder das Unternehmen fordert.

Ein neuer Roman von Boz. Von Ch. Dickens ist das erste Monats¬
heft eines neuen Romans erschienen, LlesK-Iwuso betitelt, wie gewöhnlich in zwanzig
Monatsheften zu vollenden. Der Titel ist ein Eigenname, welcher eine Wohnung in
einer öden, unwirthbaren Gegend bezeichnet. Wir könnten sagen: das öde Hans, oder
besser, um bei der Eigcnnamcnform zu bleiben: Wüstchof. Der Roman beginnt in
London mitten in einem Novembcrnebel, und Dickens zeigt uns hier wieder einmal
feine ganze Kunst, mit Worten zu malen. Dann kommen wir vor das Kanzleigcricht
und werden mit dem berühmten Proceß Jarndyce contra Jarndyce bekannt, dem Muster-
stücke aller Kanzlcigcrichtsprocesse, der schon einige Generationen überlebt hat, und be¬
stimmt ist, in dem Roman eine große Rolle zu spielen. Die Heldin ist ein verlassenes,
verstoßenes, aber liebenswürdiges Mädchen, ein mit reizender Zartheit gemaltes Bild,
an dem man nur bewundern muß, daß Dickens mit derselben Virtuosität, wie er uns
in Copperfield das geheime Leben einer Knabensccle vorführt, hier die innersten Gefühle eines
Mädchenhcrzens schildert. An originellen und doch der Natur abgelauschten Charakteren


Hälsbandgeschichte), das Duell zwischen von Lameth und von Castries, unter den Noten des
Grafen von Mirabeau die wichtige Abhandlung über die Lage Frankreichs und die
Mittel, die öffentliche Freiheit mit der königlichen Gewalt in Einklang zu bringen,
vielleicht die genialste Arbeit Mirabeau's, Die außerordentliche Bedeutung des
Werkes ist überall nach dem Erscheinen des ersten Bandes gewürdigt worden. In
dem zweiten, wo man das große Trauerspiel Schritt vor Schritt seinem Ende zu¬
schreiten sieht, wird der erschütternde Eindruck, den diese ganzen verzweifelten Ver¬
hältnisse bei so genauer Betrachtung machen, noch dadurch gesteigert, daß die uner¬
müdlichen, außerordentlichen Anstrengungen einer Riesenkraft sichtbar werden, die ver¬
lorene Sache des Königthums zu erhalten. Mirabeau entwickelt in dieser Zeit eine fast
übermenschliche Thätigkeit. Außer fast täglichen Korrespondenzen mit den Vertrauten
und Freunden des Hofes und den Führern der verschiedenen Parteien schrieb Mirabeau
in diesen acht Monaten 48 kleinere und größere Abhandlungen sür den Hof, in denen
sein sanguinischer und an Auskunftsmitteln fruchtbarer Geist sür jede Situation die
entsprechenden Maßregeln vorzuschreiben weiß, immer mit bewunderungswürdigem Scharf¬
sinn, oft mit staatsmännischer Weisheit. Alles war vergebens. Es war dem Königthum
nicht zu helfen, weil es den Verstand nicht hatte, die Zeit zu verstehen, und nicht die
Fähigkeit, irgend Etwas consequent durchzuführen.

Von der Germania, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutschen
Nation n. s. w. (Avenarius und Mendelssohn) sind die fünf ersten Lieferungen des
zweiten Bandes erschienen. Sie enthalten wieder eine Reihe gediegener Artikel. Ueber
die christlich-germanische Staatslehre, von H. von Sybel. Skandinavien, von Arndt.
Deutsches Universitätsleben III., von Bechstein. Das VolkSschriftenwcsen von H. Pröhle.
Der alte und der neue Bundestag, von B. W. Pfeiffer. HipvolytuS a Lapide im
17. Jahrhundert, über das Verhältniß Oesterreichs zu Deutschland. Süddeutsche
Städte und Städtcvündnisse im Mittelalter, von K. Klüpfel. Die deutschen Hülfs-
vereine im Auslande, von Stricker. Deutsche Musik im 16. Jahrhundert, von Voigt.
Die Versuche zur Einigung Deutschlands bis 1848, von Biedermann. Der deutsche
politische Journalismus am Ende von .1831. Hessen-Darmstadt und seine März¬
minister. Das Märchen und seine Behandlung, von L. Bechstei». Die materiellen
Zustände der unteren Classen in Deutschland sonst und jetzt, von Ch. Landau I. Diese
Aufzählung wird genügen, den reichen Inhalt des Werks anzudeuten. Außerdem ist
rühmend anzuerkennen, daß in diesen letzten Heften auch eine große Mannichfaltigkeit in
dem Inhalt den verschiedenen Neigungen der Leser entgegenkommt. Die Tendenz der
Artikel ist bekannt; es ist die constitutionelle Partei, von welcher eine große Zahl
ehrenwerther und talentvoller Mitglieder das Unternehmen fordert.

Ein neuer Roman von Boz. Von Ch. Dickens ist das erste Monats¬
heft eines neuen Romans erschienen, LlesK-Iwuso betitelt, wie gewöhnlich in zwanzig
Monatsheften zu vollenden. Der Titel ist ein Eigenname, welcher eine Wohnung in
einer öden, unwirthbaren Gegend bezeichnet. Wir könnten sagen: das öde Hans, oder
besser, um bei der Eigcnnamcnform zu bleiben: Wüstchof. Der Roman beginnt in
London mitten in einem Novembcrnebel, und Dickens zeigt uns hier wieder einmal
feine ganze Kunst, mit Worten zu malen. Dann kommen wir vor das Kanzleigcricht
und werden mit dem berühmten Proceß Jarndyce contra Jarndyce bekannt, dem Muster-
stücke aller Kanzlcigcrichtsprocesse, der schon einige Generationen überlebt hat, und be¬
stimmt ist, in dem Roman eine große Rolle zu spielen. Die Heldin ist ein verlassenes,
verstoßenes, aber liebenswürdiges Mädchen, ein mit reizender Zartheit gemaltes Bild,
an dem man nur bewundern muß, daß Dickens mit derselben Virtuosität, wie er uns
in Copperfield das geheime Leben einer Knabensccle vorführt, hier die innersten Gefühle eines
Mädchenhcrzens schildert. An originellen und doch der Natur abgelauschten Charakteren


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/46>, abgerufen am 24.07.2024.