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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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sorte besitzt nicht die gleiche Fähigkeit wie die Violine zu humoristischen Schil¬
derungen, deshalb ist die Aufgabe um so schwieriger, mit deu ewig gleich an¬
schlagenden Hämmern eine Zeichnung der barocken und contrastirenden Figuren
hervorzuzaubern, die den Schwindel des Carnevals beleben. Die Künstlerin
löste diese Aufgabe, so weit es die Natur des Instrumentes gestattete, mit
Eleganz und Humor. Die Schwierigkeiten der Komposition wurden tändelnd
von ihr überwunden; die heitere Laune und der fröhliche Blick ihres Auges
schmiegten sich der tollen Composition an, und Beides wirkte auf das gespannte
und lauschende Publicum, das zu gleich froher Laune begeistert der Künstlerin
warm und fröhlich dankte. -- Als Violinvirtuosen zeichneten sich aus die Kam¬
mermusiker Seelmann und Riccins aus Dresden, und ein talentvoller An¬
fänger Eschmann aus Zürich,

Unter den Extraconcertcn, deren zwei schon bei den Gewandhansconcerten
(für die Armen und für den Pensionsfvnd der Mnstker) und eins bei der Euterpe
(für den Musikdirector) mit eingerechnet, sind nur noch zu erwähnen ein Concert
der Singakademie, das übliche Charfreitagscvncert und, eine von Robert und
Clara Schumann veranstaltete musikalische Matinee. Dieser letztern wollen wir
unsre Aufmerksamkeit zunächst zuwenden, und daran einige kurze Betrachtungen
über die Thätigkeit knüpfen, welche Schumann seit jener Zeit entwickelt hat, als
die Grenzboten in einem längern Aufsatze sich über ihn aussprachen. Seit dies
geschehen, sind noch nicht zwei ganze Jahre vorübergegangen, der Stoff aber,
welchen der fleißige Komponist der Kritik zur Beurtheilung vorgelegt hat, ist
ein umfangreicher, ganz abgesehen von den zahlreichen Kompositionen, die noch
in der Mappe vergraben erst der Veröffentlichung dnrch die Presse harren. Die
Grenzboten schlossen zu jeuer Zeit mit op. 80 ab; jetzt dürfen sie mit Erstannen
auf die Zahl 110 hindeuten, und dabei die Versicherung geben, daß nur wenige
der erschienenen Werke kleinen Umfangs sind, wie etwa unsre Modecomponisten
herauszugeben Pflegen; im Gegentheil findet sich in ihnen eine nicht geringe
Zahl von wohlansehnlicher äußerer Beleibtheit und von Millionen schwarze"
Notenköpfen in ihrem Innern.

(Fortsetzn"" so lgt>)




Ein Wort für Schleswig-Holstein.

Die lauten Stimmen, welche noch vor nicht langer Zeit, als der änßere
Kampf schon entschieden war, sich in der deutscheu Presse für unsre unglücklichen
Brüder in Schleswig-Holstein erhoben, sind verstummt; auch in dieser Beziehung
ist auf den hochfliegenden Enthusiasmus der vorigen Jahre eine traurige Ab-


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sorte besitzt nicht die gleiche Fähigkeit wie die Violine zu humoristischen Schil¬
derungen, deshalb ist die Aufgabe um so schwieriger, mit deu ewig gleich an¬
schlagenden Hämmern eine Zeichnung der barocken und contrastirenden Figuren
hervorzuzaubern, die den Schwindel des Carnevals beleben. Die Künstlerin
löste diese Aufgabe, so weit es die Natur des Instrumentes gestattete, mit
Eleganz und Humor. Die Schwierigkeiten der Komposition wurden tändelnd
von ihr überwunden; die heitere Laune und der fröhliche Blick ihres Auges
schmiegten sich der tollen Composition an, und Beides wirkte auf das gespannte
und lauschende Publicum, das zu gleich froher Laune begeistert der Künstlerin
warm und fröhlich dankte. — Als Violinvirtuosen zeichneten sich aus die Kam¬
mermusiker Seelmann und Riccins aus Dresden, und ein talentvoller An¬
fänger Eschmann aus Zürich,

Unter den Extraconcertcn, deren zwei schon bei den Gewandhansconcerten
(für die Armen und für den Pensionsfvnd der Mnstker) und eins bei der Euterpe
(für den Musikdirector) mit eingerechnet, sind nur noch zu erwähnen ein Concert
der Singakademie, das übliche Charfreitagscvncert und, eine von Robert und
Clara Schumann veranstaltete musikalische Matinee. Dieser letztern wollen wir
unsre Aufmerksamkeit zunächst zuwenden, und daran einige kurze Betrachtungen
über die Thätigkeit knüpfen, welche Schumann seit jener Zeit entwickelt hat, als
die Grenzboten in einem längern Aufsatze sich über ihn aussprachen. Seit dies
geschehen, sind noch nicht zwei ganze Jahre vorübergegangen, der Stoff aber,
welchen der fleißige Komponist der Kritik zur Beurtheilung vorgelegt hat, ist
ein umfangreicher, ganz abgesehen von den zahlreichen Kompositionen, die noch
in der Mappe vergraben erst der Veröffentlichung dnrch die Presse harren. Die
Grenzboten schlossen zu jeuer Zeit mit op. 80 ab; jetzt dürfen sie mit Erstannen
auf die Zahl 110 hindeuten, und dabei die Versicherung geben, daß nur wenige
der erschienenen Werke kleinen Umfangs sind, wie etwa unsre Modecomponisten
herauszugeben Pflegen; im Gegentheil findet sich in ihnen eine nicht geringe
Zahl von wohlansehnlicher äußerer Beleibtheit und von Millionen schwarze»
Notenköpfen in ihrem Innern.

(Fortsetzn»« so lgt>)




Ein Wort für Schleswig-Holstein.

Die lauten Stimmen, welche noch vor nicht langer Zeit, als der änßere
Kampf schon entschieden war, sich in der deutscheu Presse für unsre unglücklichen
Brüder in Schleswig-Holstein erhoben, sind verstummt; auch in dieser Beziehung
ist auf den hochfliegenden Enthusiasmus der vorigen Jahre eine traurige Ab-


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[0235] sorte besitzt nicht die gleiche Fähigkeit wie die Violine zu humoristischen Schil¬ derungen, deshalb ist die Aufgabe um so schwieriger, mit deu ewig gleich an¬ schlagenden Hämmern eine Zeichnung der barocken und contrastirenden Figuren hervorzuzaubern, die den Schwindel des Carnevals beleben. Die Künstlerin löste diese Aufgabe, so weit es die Natur des Instrumentes gestattete, mit Eleganz und Humor. Die Schwierigkeiten der Komposition wurden tändelnd von ihr überwunden; die heitere Laune und der fröhliche Blick ihres Auges schmiegten sich der tollen Composition an, und Beides wirkte auf das gespannte und lauschende Publicum, das zu gleich froher Laune begeistert der Künstlerin warm und fröhlich dankte. — Als Violinvirtuosen zeichneten sich aus die Kam¬ mermusiker Seelmann und Riccins aus Dresden, und ein talentvoller An¬ fänger Eschmann aus Zürich, Unter den Extraconcertcn, deren zwei schon bei den Gewandhansconcerten (für die Armen und für den Pensionsfvnd der Mnstker) und eins bei der Euterpe (für den Musikdirector) mit eingerechnet, sind nur noch zu erwähnen ein Concert der Singakademie, das übliche Charfreitagscvncert und, eine von Robert und Clara Schumann veranstaltete musikalische Matinee. Dieser letztern wollen wir unsre Aufmerksamkeit zunächst zuwenden, und daran einige kurze Betrachtungen über die Thätigkeit knüpfen, welche Schumann seit jener Zeit entwickelt hat, als die Grenzboten in einem längern Aufsatze sich über ihn aussprachen. Seit dies geschehen, sind noch nicht zwei ganze Jahre vorübergegangen, der Stoff aber, welchen der fleißige Komponist der Kritik zur Beurtheilung vorgelegt hat, ist ein umfangreicher, ganz abgesehen von den zahlreichen Kompositionen, die noch in der Mappe vergraben erst der Veröffentlichung dnrch die Presse harren. Die Grenzboten schlossen zu jeuer Zeit mit op. 80 ab; jetzt dürfen sie mit Erstannen auf die Zahl 110 hindeuten, und dabei die Versicherung geben, daß nur wenige der erschienenen Werke kleinen Umfangs sind, wie etwa unsre Modecomponisten herauszugeben Pflegen; im Gegentheil findet sich in ihnen eine nicht geringe Zahl von wohlansehnlicher äußerer Beleibtheit und von Millionen schwarze» Notenköpfen in ihrem Innern. (Fortsetzn»« so lgt>) Ein Wort für Schleswig-Holstein. Die lauten Stimmen, welche noch vor nicht langer Zeit, als der änßere Kampf schon entschieden war, sich in der deutscheu Presse für unsre unglücklichen Brüder in Schleswig-Holstein erhoben, sind verstummt; auch in dieser Beziehung ist auf den hochfliegenden Enthusiasmus der vorigen Jahre eine traurige Ab- Grenzbotcn, Il> 29

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/235>, abgerufen am 04.07.2024.