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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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unterem Theile eine horizontal nach vorn hervorstehende, gegen L Fuß lange
Stange angebracht ist; durch diese Stauge werden sie gezwungen, sich stets in
einer Entfernung von 3 Fuß von der Ferne zu halten, wenigstens in der Richtung,
die allein zum Ueberspringen passend ist. Diese Methode habe ich namentlich in
Louisiana häufig angewandt gesunden. -- Die Fencebrecher führen ihre Profession
in verschiedener Weise durch. Die Pferde rennen gewöhnlich mit dem Hinter¬
theile wiederholt gegen die Feuce, und bringen sie so bisweilen zum Stürzen;
die Rinder, namentlich die Ochsen, welche überhaupt viele lose Streiche im Schilde
führen, suchen dagegen meist mit den Hörnern einen Riegel nach dem andern
abzuheben, und eröffnen so der ganzen Heerde den Eingang.

Mein Schwager M. hatte einen weißen, uralten Maulesel, einen Fencesprin-
ger, dem keine Ferne hoch genng war. Er hatte seine Eroberungspläne vornehm¬
lich auf.das Feld seines frühern Herrn gerichtet, der ihn einigemal ans Mitleid
geschont, aber als die Einfälle sich zu oft wiederholte", die ernste Drohung aus¬
gesprochen hatte, er würde ihn, sobald er ihn wieder in seinem Felde ertappte,
niederschießen. Da mein Schwager nun nicht Lust hatte, seinen Esel zu verlieren,
und da er uicht für die Leidenschaften desselben einstehen konnte, so entschloß er
sich, ihn zu verkaufen. Seine sonstigen löblichen Eigenschaften, namentlich die,
daß er soviel wie zwei andere Esel ziehen konnte, und daß er im höchsten Grade
ausdauernd war, zogen die Aufmerksamkeit eines Fremden, der eben im Begriff
stand, nach Kalifornien auszuwandern, auf sich. Dieser tauschte ihn gegen ein
großes, starkes, freilich einäugiges Pferd ein; aber anch dieses Pferd hatte seine
Laster: es war ein Krippensetzer.

Viele Felder haben keine eigentlichen Thore oder besondere Eingänge; in
diesem Falle klettert mau über die Ferne hinweg, oder man hebt, sobald Acker-
geräthschaften oder Zugvieh eingeführt werden sollen, an einer Ecke die Riegel nach
rechts und links ans einander, wie bei einem Doppelthor, und legt sie wieder
zusammen, .sobald der Zweck erfüllt ist. In den meisten Fällen besitzt aber die
Ferne, zumal wenn sie die Wohnhäuser umzäunt, eine eigentliche g^te, zwei Leitern
parallel gegell einander, in einer Entfernung von etwa 3 Fuß eingegraben, ans
deren Sprossen man gewöhnliche Riegel legt. Diese Einrichtung hat allerdings
das Unangenehme, daß die menschlichen Bewohner, sobald sie in aller Bequem¬
lichkeit eingehen wollen, gezwungen sind, 6--8 Riegel auszuheben und wieder
einzulegen; man zieht es daher meist vor, nur einen oder zwei Riegel heraus¬
zunehmen und dann zu klettern; aber für Viehhofe ist diese Einrichtung zweck¬
mäßig , indem man durch Einlegung aller Riegel das große und kleine Vieh ein-
schließen kann, während durch Einlegung nur der oberen Riegel die größeren
Thiere, Pferde und Rindvieh, abgesperrt, die kleineren Thiere aber, Schweine
und Kälber, herausgelassen, und umgekehrt, durch Einlegung der unteren Riegel
Schweine und Kälber abgesperrt, Pferde und Kühe herausgelassen werden können.


unterem Theile eine horizontal nach vorn hervorstehende, gegen L Fuß lange
Stange angebracht ist; durch diese Stauge werden sie gezwungen, sich stets in
einer Entfernung von 3 Fuß von der Ferne zu halten, wenigstens in der Richtung,
die allein zum Ueberspringen passend ist. Diese Methode habe ich namentlich in
Louisiana häufig angewandt gesunden. — Die Fencebrecher führen ihre Profession
in verschiedener Weise durch. Die Pferde rennen gewöhnlich mit dem Hinter¬
theile wiederholt gegen die Feuce, und bringen sie so bisweilen zum Stürzen;
die Rinder, namentlich die Ochsen, welche überhaupt viele lose Streiche im Schilde
führen, suchen dagegen meist mit den Hörnern einen Riegel nach dem andern
abzuheben, und eröffnen so der ganzen Heerde den Eingang.

Mein Schwager M. hatte einen weißen, uralten Maulesel, einen Fencesprin-
ger, dem keine Ferne hoch genng war. Er hatte seine Eroberungspläne vornehm¬
lich auf.das Feld seines frühern Herrn gerichtet, der ihn einigemal ans Mitleid
geschont, aber als die Einfälle sich zu oft wiederholte«, die ernste Drohung aus¬
gesprochen hatte, er würde ihn, sobald er ihn wieder in seinem Felde ertappte,
niederschießen. Da mein Schwager nun nicht Lust hatte, seinen Esel zu verlieren,
und da er uicht für die Leidenschaften desselben einstehen konnte, so entschloß er
sich, ihn zu verkaufen. Seine sonstigen löblichen Eigenschaften, namentlich die,
daß er soviel wie zwei andere Esel ziehen konnte, und daß er im höchsten Grade
ausdauernd war, zogen die Aufmerksamkeit eines Fremden, der eben im Begriff
stand, nach Kalifornien auszuwandern, auf sich. Dieser tauschte ihn gegen ein
großes, starkes, freilich einäugiges Pferd ein; aber anch dieses Pferd hatte seine
Laster: es war ein Krippensetzer.

Viele Felder haben keine eigentlichen Thore oder besondere Eingänge; in
diesem Falle klettert mau über die Ferne hinweg, oder man hebt, sobald Acker-
geräthschaften oder Zugvieh eingeführt werden sollen, an einer Ecke die Riegel nach
rechts und links ans einander, wie bei einem Doppelthor, und legt sie wieder
zusammen, .sobald der Zweck erfüllt ist. In den meisten Fällen besitzt aber die
Ferne, zumal wenn sie die Wohnhäuser umzäunt, eine eigentliche g^te, zwei Leitern
parallel gegell einander, in einer Entfernung von etwa 3 Fuß eingegraben, ans
deren Sprossen man gewöhnliche Riegel legt. Diese Einrichtung hat allerdings
das Unangenehme, daß die menschlichen Bewohner, sobald sie in aller Bequem¬
lichkeit eingehen wollen, gezwungen sind, 6—8 Riegel auszuheben und wieder
einzulegen; man zieht es daher meist vor, nur einen oder zwei Riegel heraus¬
zunehmen und dann zu klettern; aber für Viehhofe ist diese Einrichtung zweck¬
mäßig , indem man durch Einlegung aller Riegel das große und kleine Vieh ein-
schließen kann, während durch Einlegung nur der oberen Riegel die größeren
Thiere, Pferde und Rindvieh, abgesperrt, die kleineren Thiere aber, Schweine
und Kälber, herausgelassen, und umgekehrt, durch Einlegung der unteren Riegel
Schweine und Kälber abgesperrt, Pferde und Kühe herausgelassen werden können.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/65>, abgerufen am 22.07.2024.