Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Erzeugung in England ein Preis von mehreren Tausend Pfund gesetzt worden
ist. Die Dahlien sind besonders für große Gärten geeignet, und bilden die
beste Vermittelung zwischen Gehölz und niedrigen Blumen, eignen sich aber ihrer
steifen Form wegen auch sehr gut in regelmäßige Anlagen.

Unter den seit 50 Jahren eingeführten Topfgewächsen ist keins so allgemein
verbreitet worden, als die Hortensie, welche Sir Joseph Banks 1790 aus
China oder Japan, wo sie ebenfalls in den Gärten gezogen wird, nach Europa
brachte. Obschon steif und ohne Wohlgeruch und Mannichfaltigkeit, ist sie doch
eine Prachtblume ersten Ranges, erfreut durch lange Blüthezeit, ist leicht zu be¬
handeln und ist daher sehr schnell eine Zierde aller Gärten und Blumenfenster
geworden. Ihr Erscheinen machte wahrhaft Aufsehen, welches sich noch steigerte,
als man durch Anwendung eisenhaltiger Erden blaue Blumen.erzielte. Da auch
in größeren Gärten die Hortensie als Decorationspflcmze unersetzlich ist, so ist
ihr Fortbestand jedenfalls gesichert.

Die Pelargonien oder Geranien, welche zu Ende des porigen Jahr¬
hunderts vom Cap eingeführt wurden, haben sich durch die Cultur so verändert,
daß nur noch die Blätter an die Stammpflanzen erinnern. Von 1825 -- 1833
machten sie sich in den Gärten über die Gebühr breit, so daß andere bessere und
eben so gute Pflanzen darunter litten. Später verlor sich die Lust daran ganz
und gar, aber seitdem aus England wieder so ausgezeichnet schöne und auch in
Bezug auf reiche und lange Blüthe die früheren Sorten übertreffende Pelargonien
gekommen sind, haben sie den Beifall aller Blumenfreunde wieder erhalten. --
Noch wichtiger sind die Camellien, welche schon seit 1739 aus China einge¬
führt wurden, aber erst nach 1820 in die Mode kamen und Florblumen wurden.
Die Liebhaberei zu diesen Blumen steigert sich mehr und mehr, und schon wird
sie hie und da mit Glück im Zimmer gezogen. Unter allen Blumen verdient
auch keine mehr eine solche Begünstigung, denn, an Schönheit der Form und
Farben mit den Rosen wetteifernd, ja, sie übertreffend, haben sie die schönste
Belaubung und die vortreffliche Eigenschaft, daß ihre Blüthen während der gan¬
zen Wintermonate erscheinen. Die Camellie hat ihre eigene Literatur, wozu in¬
deß die Deutschen nicht viel beigetragen haben. Die meisten neuen Sorten wer¬
den in Italien gezogen, außerdem noch in Belgien, Frankreich und Nordamerika.
Deutschland hat nur an einzelnen Orten zur Veredelung dieser Pflanzengattung
beigetragen, z. B. in Dresden. -- Auch die indischen Azaleen und die Al¬
penrosen (KKoüoäenäron) haben viele Freunde, und gehören zu der schönsten
Zierde der Gewächshäuser; sie sind beliebte Zierpflanzen geworden, ohne daß die
Leidenschaft sich ihrer bemächtigt hat. -- Weit gesuchter, bereits in Palästen und
Hütten einheimisch, sind die Fuchsien. Einige klein blühende Arten wurden
schon in früherer Zeit eingeführt, aber erst nach 1830, als mehrere
sehr großblumige Arten nach Europa gebracht worden waren, entstan- .


59*

Erzeugung in England ein Preis von mehreren Tausend Pfund gesetzt worden
ist. Die Dahlien sind besonders für große Gärten geeignet, und bilden die
beste Vermittelung zwischen Gehölz und niedrigen Blumen, eignen sich aber ihrer
steifen Form wegen auch sehr gut in regelmäßige Anlagen.

Unter den seit 50 Jahren eingeführten Topfgewächsen ist keins so allgemein
verbreitet worden, als die Hortensie, welche Sir Joseph Banks 1790 aus
China oder Japan, wo sie ebenfalls in den Gärten gezogen wird, nach Europa
brachte. Obschon steif und ohne Wohlgeruch und Mannichfaltigkeit, ist sie doch
eine Prachtblume ersten Ranges, erfreut durch lange Blüthezeit, ist leicht zu be¬
handeln und ist daher sehr schnell eine Zierde aller Gärten und Blumenfenster
geworden. Ihr Erscheinen machte wahrhaft Aufsehen, welches sich noch steigerte,
als man durch Anwendung eisenhaltiger Erden blaue Blumen.erzielte. Da auch
in größeren Gärten die Hortensie als Decorationspflcmze unersetzlich ist, so ist
ihr Fortbestand jedenfalls gesichert.

Die Pelargonien oder Geranien, welche zu Ende des porigen Jahr¬
hunderts vom Cap eingeführt wurden, haben sich durch die Cultur so verändert,
daß nur noch die Blätter an die Stammpflanzen erinnern. Von 1825 — 1833
machten sie sich in den Gärten über die Gebühr breit, so daß andere bessere und
eben so gute Pflanzen darunter litten. Später verlor sich die Lust daran ganz
und gar, aber seitdem aus England wieder so ausgezeichnet schöne und auch in
Bezug auf reiche und lange Blüthe die früheren Sorten übertreffende Pelargonien
gekommen sind, haben sie den Beifall aller Blumenfreunde wieder erhalten. —
Noch wichtiger sind die Camellien, welche schon seit 1739 aus China einge¬
führt wurden, aber erst nach 1820 in die Mode kamen und Florblumen wurden.
Die Liebhaberei zu diesen Blumen steigert sich mehr und mehr, und schon wird
sie hie und da mit Glück im Zimmer gezogen. Unter allen Blumen verdient
auch keine mehr eine solche Begünstigung, denn, an Schönheit der Form und
Farben mit den Rosen wetteifernd, ja, sie übertreffend, haben sie die schönste
Belaubung und die vortreffliche Eigenschaft, daß ihre Blüthen während der gan¬
zen Wintermonate erscheinen. Die Camellie hat ihre eigene Literatur, wozu in¬
deß die Deutschen nicht viel beigetragen haben. Die meisten neuen Sorten wer¬
den in Italien gezogen, außerdem noch in Belgien, Frankreich und Nordamerika.
Deutschland hat nur an einzelnen Orten zur Veredelung dieser Pflanzengattung
beigetragen, z. B. in Dresden. — Auch die indischen Azaleen und die Al¬
penrosen (KKoüoäenäron) haben viele Freunde, und gehören zu der schönsten
Zierde der Gewächshäuser; sie sind beliebte Zierpflanzen geworden, ohne daß die
Leidenschaft sich ihrer bemächtigt hat. — Weit gesuchter, bereits in Palästen und
Hütten einheimisch, sind die Fuchsien. Einige klein blühende Arten wurden
schon in früherer Zeit eingeführt, aber erst nach 1830, als mehrere
sehr großblumige Arten nach Europa gebracht worden waren, entstan- .


59*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0477" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93842"/>
            <p xml:id="ID_1310" prev="#ID_1309"> Erzeugung in England ein Preis von mehreren Tausend Pfund gesetzt worden<lb/>
ist. Die Dahlien sind besonders für große Gärten geeignet, und bilden die<lb/>
beste Vermittelung zwischen Gehölz und niedrigen Blumen, eignen sich aber ihrer<lb/>
steifen Form wegen auch sehr gut in regelmäßige Anlagen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1311"> Unter den seit 50 Jahren eingeführten Topfgewächsen ist keins so allgemein<lb/>
verbreitet worden, als die Hortensie, welche Sir Joseph Banks 1790 aus<lb/>
China oder Japan, wo sie ebenfalls in den Gärten gezogen wird, nach Europa<lb/>
brachte. Obschon steif und ohne Wohlgeruch und Mannichfaltigkeit, ist sie doch<lb/>
eine Prachtblume ersten Ranges, erfreut durch lange Blüthezeit, ist leicht zu be¬<lb/>
handeln und ist daher sehr schnell eine Zierde aller Gärten und Blumenfenster<lb/>
geworden. Ihr Erscheinen machte wahrhaft Aufsehen, welches sich noch steigerte,<lb/>
als man durch Anwendung eisenhaltiger Erden blaue Blumen.erzielte. Da auch<lb/>
in größeren Gärten die Hortensie als Decorationspflcmze unersetzlich ist, so ist<lb/>
ihr Fortbestand jedenfalls gesichert.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1312" next="#ID_1313"> Die Pelargonien oder Geranien, welche zu Ende des porigen Jahr¬<lb/>
hunderts vom Cap eingeführt wurden, haben sich durch die Cultur so verändert,<lb/>
daß nur noch die Blätter an die Stammpflanzen erinnern. Von 1825 &#x2014; 1833<lb/>
machten sie sich in den Gärten über die Gebühr breit, so daß andere bessere und<lb/>
eben so gute Pflanzen darunter litten. Später verlor sich die Lust daran ganz<lb/>
und gar, aber seitdem aus England wieder so ausgezeichnet schöne und auch in<lb/>
Bezug auf reiche und lange Blüthe die früheren Sorten übertreffende Pelargonien<lb/>
gekommen sind, haben sie den Beifall aller Blumenfreunde wieder erhalten. &#x2014;<lb/>
Noch wichtiger sind die Camellien, welche schon seit 1739 aus China einge¬<lb/>
führt wurden, aber erst nach 1820 in die Mode kamen und Florblumen wurden.<lb/>
Die Liebhaberei zu diesen Blumen steigert sich mehr und mehr, und schon wird<lb/>
sie hie und da mit Glück im Zimmer gezogen. Unter allen Blumen verdient<lb/>
auch keine mehr eine solche Begünstigung, denn, an Schönheit der Form und<lb/>
Farben mit den Rosen wetteifernd, ja, sie übertreffend, haben sie die schönste<lb/>
Belaubung und die vortreffliche Eigenschaft, daß ihre Blüthen während der gan¬<lb/>
zen Wintermonate erscheinen. Die Camellie hat ihre eigene Literatur, wozu in¬<lb/>
deß die Deutschen nicht viel beigetragen haben. Die meisten neuen Sorten wer¬<lb/>
den in Italien gezogen, außerdem noch in Belgien, Frankreich und Nordamerika.<lb/>
Deutschland hat nur an einzelnen Orten zur Veredelung dieser Pflanzengattung<lb/>
beigetragen, z. B. in Dresden. &#x2014; Auch die indischen Azaleen und die Al¬<lb/>
penrosen (KKoüoäenäron) haben viele Freunde, und gehören zu der schönsten<lb/>
Zierde der Gewächshäuser; sie sind beliebte Zierpflanzen geworden, ohne daß die<lb/>
Leidenschaft sich ihrer bemächtigt hat. &#x2014; Weit gesuchter, bereits in Palästen und<lb/>
Hütten einheimisch, sind die Fuchsien. Einige klein blühende Arten wurden<lb/>
schon in früherer Zeit eingeführt, aber erst nach 1830, als mehrere<lb/>
sehr großblumige Arten  nach  Europa  gebracht worden  waren, entstan- .</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> 59*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0477] Erzeugung in England ein Preis von mehreren Tausend Pfund gesetzt worden ist. Die Dahlien sind besonders für große Gärten geeignet, und bilden die beste Vermittelung zwischen Gehölz und niedrigen Blumen, eignen sich aber ihrer steifen Form wegen auch sehr gut in regelmäßige Anlagen. Unter den seit 50 Jahren eingeführten Topfgewächsen ist keins so allgemein verbreitet worden, als die Hortensie, welche Sir Joseph Banks 1790 aus China oder Japan, wo sie ebenfalls in den Gärten gezogen wird, nach Europa brachte. Obschon steif und ohne Wohlgeruch und Mannichfaltigkeit, ist sie doch eine Prachtblume ersten Ranges, erfreut durch lange Blüthezeit, ist leicht zu be¬ handeln und ist daher sehr schnell eine Zierde aller Gärten und Blumenfenster geworden. Ihr Erscheinen machte wahrhaft Aufsehen, welches sich noch steigerte, als man durch Anwendung eisenhaltiger Erden blaue Blumen.erzielte. Da auch in größeren Gärten die Hortensie als Decorationspflcmze unersetzlich ist, so ist ihr Fortbestand jedenfalls gesichert. Die Pelargonien oder Geranien, welche zu Ende des porigen Jahr¬ hunderts vom Cap eingeführt wurden, haben sich durch die Cultur so verändert, daß nur noch die Blätter an die Stammpflanzen erinnern. Von 1825 — 1833 machten sie sich in den Gärten über die Gebühr breit, so daß andere bessere und eben so gute Pflanzen darunter litten. Später verlor sich die Lust daran ganz und gar, aber seitdem aus England wieder so ausgezeichnet schöne und auch in Bezug auf reiche und lange Blüthe die früheren Sorten übertreffende Pelargonien gekommen sind, haben sie den Beifall aller Blumenfreunde wieder erhalten. — Noch wichtiger sind die Camellien, welche schon seit 1739 aus China einge¬ führt wurden, aber erst nach 1820 in die Mode kamen und Florblumen wurden. Die Liebhaberei zu diesen Blumen steigert sich mehr und mehr, und schon wird sie hie und da mit Glück im Zimmer gezogen. Unter allen Blumen verdient auch keine mehr eine solche Begünstigung, denn, an Schönheit der Form und Farben mit den Rosen wetteifernd, ja, sie übertreffend, haben sie die schönste Belaubung und die vortreffliche Eigenschaft, daß ihre Blüthen während der gan¬ zen Wintermonate erscheinen. Die Camellie hat ihre eigene Literatur, wozu in¬ deß die Deutschen nicht viel beigetragen haben. Die meisten neuen Sorten wer¬ den in Italien gezogen, außerdem noch in Belgien, Frankreich und Nordamerika. Deutschland hat nur an einzelnen Orten zur Veredelung dieser Pflanzengattung beigetragen, z. B. in Dresden. — Auch die indischen Azaleen und die Al¬ penrosen (KKoüoäenäron) haben viele Freunde, und gehören zu der schönsten Zierde der Gewächshäuser; sie sind beliebte Zierpflanzen geworden, ohne daß die Leidenschaft sich ihrer bemächtigt hat. — Weit gesuchter, bereits in Palästen und Hütten einheimisch, sind die Fuchsien. Einige klein blühende Arten wurden schon in früherer Zeit eingeführt, aber erst nach 1830, als mehrere sehr großblumige Arten nach Europa gebracht worden waren, entstan- . 59*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/477
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/477>, abgerufen am 03.07.2024.