Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.Compagnie jedes Jahr eine Tonne mit Heringen, daß Ihr einen Durst bekommt So war S.....gleich im Anfang des Krieges 1848 in ein Freicorps Compagnie jedes Jahr eine Tonne mit Heringen, daß Ihr einen Durst bekommt So war S.....gleich im Anfang des Krieges 1848 in ein Freicorps <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0435" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/92173"/> <p xml:id="ID_1332" prev="#ID_1331"> Compagnie jedes Jahr eine Tonne mit Heringen, daß Ihr einen Durst bekommt<lb/> n. s. w." Seine Kameraden lachten und bekamen den Durst auf der Stelle.</p><lb/> <p xml:id="ID_1333"> So war S.....gleich im Anfang des Krieges 1848 in ein Freicorps<lb/> getreten, später ging er in ein Linienbataillon über und wußte sich auch dort den<lb/> Ruf eines im Felde überaus brauchbaren Soldaten zu verschaffen. Weniger zu¬<lb/> frieden war man während des Winters 48 — 49 mit seinem Benehmen in den<lb/> verschiedenen Garnisonsstädten. Namentlich hatten mehre Bürger ihn wegen grober<lb/> Störung ihres häuslichen Friedens ewig verklagt. Bei Friderieia war er der letzte<lb/> Mann gewesen, der eine von der dänischen Uebermacht erstürmte Schanze ver¬<lb/> ließ. Seine Kameraden erzählten, daß er mit seiner riesigen Kraft einem däni¬<lb/> schen Unterofficier, der mit dem Bajonette aus ihn losgestürmt war, das Ge¬<lb/> wehr entrissen, denselben um deu Leib gepackt und mit geschicktem Wurfe, gleich<lb/> einem Spielball, zwischen die übrigen Feinde zurückgeschleudert habe. Darauf<lb/> hatte er einen schwer verwundeten Officier, mitten im heftigsten Feuer, anf den<lb/> einen Arm genommen, und mit der audern Hand sein Gewehr haltend, ans der<lb/> Gefahr getragen. Der Winter 49—50, wo er zufällig in der Nähe von Ham¬<lb/> burg dislocirt war, brachte ihm, seiner Gewohnheit nach, wieder Liebesabenteuer<lb/> und Verlegenheiten. Eine hübsche Frau soll ihr Auge auf den gewandten<lb/> Unterofficier gerichtet haben, und in der Verkleidung eines Torfbauerö schlich<lb/> er in ihr Haus und blieb einmal drei Tage ohne Urlaub weg, so daß der Haupt¬<lb/> mann ihm diese Dienstwidrigkeit mit Arrest bestrafen mußte. Vor der Schlacht<lb/> bei Jdstedt wurde er zum Sergeanten ernannt. Gerade das Bataillon, in dem<lb/> er diente, war wiederholt im heftigsten Feuer und drängte im Sturm die Dä¬<lb/> nen zurück, bis es Befehl bekam, den Rückzug anzutreten. Der Sergeant war<lb/> mit der Erste beim Vorwärtsstürmen, der Letzte beim Zurückziehen. Er wollte<lb/> wieder einen Verwundeten forttragen, was er überhaupt zu thun liebte. Zwei<lb/> dänische Husaren forderten ihn auf, sich zu ergeben; obgleich alle seine Patro¬<lb/> nen verschossen waren und er sich uur mit dem Bajonette gegen die Reiter ver¬<lb/> theidigen konnte, kam ihm diese Zumuthung doch so komisch vor, daß er laut<lb/> auslachte und den Dänen in ihrer Muttersprache einige höhnende Schimpfworte<lb/> zurief. Wüthend ihre Pferde anspornend, drangen die Reiter gegen den Athleten<lb/> ein. Dieser eScamotirte alle ihre Hiebe mit künstlerischer Schnelligkeit hin und<lb/> her springend, gab dem Einen dabei einen Stich mit dem Bajonett, und hieb<lb/> fast zu gleicher Zeit das Roß des Anderen mit dem Kolben so über das Maul,<lb/> daß das Thier vor Schmerz hoch aufbäumte und sich überschlug. Der Sergeant<lb/> nahm seinen Verwundeten, den er in einen Graben gelegt hatte, wieder ans,<lb/> konnte aber sein cdelmüthiges Vorhabe,: uicht mehr ausführen; denn zahlreiche<lb/> Feinde drängten ihn jetzt so sehr, daß er den Verwundeten, der ohnedies<lb/> dem Tode schon nahe gewesen sein soll, niederlegen mußte, um sich sofort zu<lb/> retten.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0435]
Compagnie jedes Jahr eine Tonne mit Heringen, daß Ihr einen Durst bekommt
n. s. w." Seine Kameraden lachten und bekamen den Durst auf der Stelle.
So war S.....gleich im Anfang des Krieges 1848 in ein Freicorps
getreten, später ging er in ein Linienbataillon über und wußte sich auch dort den
Ruf eines im Felde überaus brauchbaren Soldaten zu verschaffen. Weniger zu¬
frieden war man während des Winters 48 — 49 mit seinem Benehmen in den
verschiedenen Garnisonsstädten. Namentlich hatten mehre Bürger ihn wegen grober
Störung ihres häuslichen Friedens ewig verklagt. Bei Friderieia war er der letzte
Mann gewesen, der eine von der dänischen Uebermacht erstürmte Schanze ver¬
ließ. Seine Kameraden erzählten, daß er mit seiner riesigen Kraft einem däni¬
schen Unterofficier, der mit dem Bajonette aus ihn losgestürmt war, das Ge¬
wehr entrissen, denselben um deu Leib gepackt und mit geschicktem Wurfe, gleich
einem Spielball, zwischen die übrigen Feinde zurückgeschleudert habe. Darauf
hatte er einen schwer verwundeten Officier, mitten im heftigsten Feuer, anf den
einen Arm genommen, und mit der audern Hand sein Gewehr haltend, ans der
Gefahr getragen. Der Winter 49—50, wo er zufällig in der Nähe von Ham¬
burg dislocirt war, brachte ihm, seiner Gewohnheit nach, wieder Liebesabenteuer
und Verlegenheiten. Eine hübsche Frau soll ihr Auge auf den gewandten
Unterofficier gerichtet haben, und in der Verkleidung eines Torfbauerö schlich
er in ihr Haus und blieb einmal drei Tage ohne Urlaub weg, so daß der Haupt¬
mann ihm diese Dienstwidrigkeit mit Arrest bestrafen mußte. Vor der Schlacht
bei Jdstedt wurde er zum Sergeanten ernannt. Gerade das Bataillon, in dem
er diente, war wiederholt im heftigsten Feuer und drängte im Sturm die Dä¬
nen zurück, bis es Befehl bekam, den Rückzug anzutreten. Der Sergeant war
mit der Erste beim Vorwärtsstürmen, der Letzte beim Zurückziehen. Er wollte
wieder einen Verwundeten forttragen, was er überhaupt zu thun liebte. Zwei
dänische Husaren forderten ihn auf, sich zu ergeben; obgleich alle seine Patro¬
nen verschossen waren und er sich uur mit dem Bajonette gegen die Reiter ver¬
theidigen konnte, kam ihm diese Zumuthung doch so komisch vor, daß er laut
auslachte und den Dänen in ihrer Muttersprache einige höhnende Schimpfworte
zurief. Wüthend ihre Pferde anspornend, drangen die Reiter gegen den Athleten
ein. Dieser eScamotirte alle ihre Hiebe mit künstlerischer Schnelligkeit hin und
her springend, gab dem Einen dabei einen Stich mit dem Bajonett, und hieb
fast zu gleicher Zeit das Roß des Anderen mit dem Kolben so über das Maul,
daß das Thier vor Schmerz hoch aufbäumte und sich überschlug. Der Sergeant
nahm seinen Verwundeten, den er in einen Graben gelegt hatte, wieder ans,
konnte aber sein cdelmüthiges Vorhabe,: uicht mehr ausführen; denn zahlreiche
Feinde drängten ihn jetzt so sehr, daß er den Verwundeten, der ohnedies
dem Tode schon nahe gewesen sein soll, niederlegen mußte, um sich sofort zu
retten.
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