Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.funden Geschmack des Publicums zu fördern. Aber unter den modernen Nach¬ Spyros, ein Gastwirth in Athen, hat die Hand seiner Tochter Anthusa "Ich habe mich geschnüret, und auswendig weiß Wenn also der gute Kulmus ihre Hand nicht aufgeben will, so soll er -- (Strophe) "Muse des Billardspiels, (Epode) Ju die Büchse gestecket hast funden Geschmack des Publicums zu fördern. Aber unter den modernen Nach¬ Spyros, ein Gastwirth in Athen, hat die Hand seiner Tochter Anthusa „Ich habe mich geschnüret, und auswendig weiß Wenn also der gute Kulmus ihre Hand nicht aufgeben will, so soll er — (Strophe) „Muse des Billardspiels, (Epode) Ju die Büchse gestecket hast <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0312" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/92050"/> <p xml:id="ID_978" prev="#ID_977"> funden Geschmack des Publicums zu fördern. Aber unter den modernen Nach¬<lb/> ahmungen des Aristophanes gestehen wir der vorliegenden den Preis zu, schon<lb/> aus dem einfachen Grunde, weil sie ihren Gegenstand nicht, wie die deutsche<lb/> Komik, in dem Salongeschwätz über Literatur, sondern in der derben Praxis des<lb/> Volkslebens sucht. — Der Zuhält ist folgender.</p><lb/> <p xml:id="ID_979"> Spyros, ein Gastwirth in Athen, hat die Hand seiner Tochter Anthusa<lb/> einem reichen Schneider aus Syros, Kutrulis, versprochen. Aber das Fräulein<lb/> ist französisch erzogen und mag keinen Maun, der nicht Epauletten und einen<lb/> Orden hat. Zudem sticht ihr ein junger Polizeisecretär in die Augen. Sie weist<lb/> also die glühenden Seufzer ihres Verehrers zurück.</p><lb/> <quote> „Ich habe mich geschnüret, und auswendig weiß<lb/> Ich ganz das Complimentirbuch, und ich walz' umher<lb/> Wie eine Mühle oder fränkische Haspel schnell.<lb/> Und alles das, zu werden Schneidermeistcrin?<lb/> Ich bitte um Verzeihung, Herr. In Griechenland<lb/> Hat Zeit und Sitte sich geändert. Gestern noch<lb/> Da legten zwei-, dreimal sie auf die Brust die Hand<lb/> Und sagten: Einen schönen guten Tag, o Herr.<lb/> Doch heute sind's geworden Damen allesammt,<lb/> Mit Reverenzen grüßen sie und knixen dich,<lb/> Dieweil dein Mann dreieckigen Amtshut trägt. —"</quote><lb/> <p xml:id="ID_980"> Wenn also der gute Kulmus ihre Hand nicht aufgeben will, so soll er —<lb/> Minister werden. Im Anfang ist der Mann in Verzweiflung; aber man tröstet<lb/> ihn: find ja doch schon ganz andere Leute Minister geworden. Bewerbung, In¬<lb/> trigue, und was damit zusammenhängt, geht an. Der Chor des souveränen<lb/> Publicums tritt auf.</p><lb/> <p xml:id="ID_981"> (Strophe)</p><lb/> <quote> „Muse des Billardspiels,<lb/> - Die du aus Mokkas erdampfendem Rauch<lb/> Und aus den Ringeln, den weißen, der Pfeife dir<lb/> Die Begeisterung schöpfest, die käufliche!<lb/> 'S stehet zu wählen ein neuer Minister nun.<lb/> Schlage die lobende San' an! ,<lb/> Auf nun, o Muse der Volksgunst,<lb/> Kund' in den rosigen Blättern der Zeitungen<lb/> Dithyrambenartikel!<lb/> Preise den Helden laut! — —</quote><lb/> <p xml:id="ID_982"> (Epode)</p><lb/> <quote> Ju die Büchse gestecket hast<lb/> Nun die friedliche Nadel du,<lb/> Und die Elle, die Hangende,<lb/> Es verhöhnen sie webende Spinnen.<lb/> O! ergreife die Nadel nur wieder ,<lb/> Und mit ihr an den Lumpen des Volks<lb/> Nähe die Fetzen du!<lb/> O! und alß mit der Elle, der gleichen,<lb/> Die Verdienste von Allen und Jeden<lb/> Tausendgepriesener!</quote><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0312]
funden Geschmack des Publicums zu fördern. Aber unter den modernen Nach¬
ahmungen des Aristophanes gestehen wir der vorliegenden den Preis zu, schon
aus dem einfachen Grunde, weil sie ihren Gegenstand nicht, wie die deutsche
Komik, in dem Salongeschwätz über Literatur, sondern in der derben Praxis des
Volkslebens sucht. — Der Zuhält ist folgender.
Spyros, ein Gastwirth in Athen, hat die Hand seiner Tochter Anthusa
einem reichen Schneider aus Syros, Kutrulis, versprochen. Aber das Fräulein
ist französisch erzogen und mag keinen Maun, der nicht Epauletten und einen
Orden hat. Zudem sticht ihr ein junger Polizeisecretär in die Augen. Sie weist
also die glühenden Seufzer ihres Verehrers zurück.
„Ich habe mich geschnüret, und auswendig weiß
Ich ganz das Complimentirbuch, und ich walz' umher
Wie eine Mühle oder fränkische Haspel schnell.
Und alles das, zu werden Schneidermeistcrin?
Ich bitte um Verzeihung, Herr. In Griechenland
Hat Zeit und Sitte sich geändert. Gestern noch
Da legten zwei-, dreimal sie auf die Brust die Hand
Und sagten: Einen schönen guten Tag, o Herr.
Doch heute sind's geworden Damen allesammt,
Mit Reverenzen grüßen sie und knixen dich,
Dieweil dein Mann dreieckigen Amtshut trägt. —"
Wenn also der gute Kulmus ihre Hand nicht aufgeben will, so soll er —
Minister werden. Im Anfang ist der Mann in Verzweiflung; aber man tröstet
ihn: find ja doch schon ganz andere Leute Minister geworden. Bewerbung, In¬
trigue, und was damit zusammenhängt, geht an. Der Chor des souveränen
Publicums tritt auf.
(Strophe)
„Muse des Billardspiels,
- Die du aus Mokkas erdampfendem Rauch
Und aus den Ringeln, den weißen, der Pfeife dir
Die Begeisterung schöpfest, die käufliche!
'S stehet zu wählen ein neuer Minister nun.
Schlage die lobende San' an! ,
Auf nun, o Muse der Volksgunst,
Kund' in den rosigen Blättern der Zeitungen
Dithyrambenartikel!
Preise den Helden laut! — —
(Epode)
Ju die Büchse gestecket hast
Nun die friedliche Nadel du,
Und die Elle, die Hangende,
Es verhöhnen sie webende Spinnen.
O! ergreife die Nadel nur wieder ,
Und mit ihr an den Lumpen des Volks
Nähe die Fetzen du!
O! und alß mit der Elle, der gleichen,
Die Verdienste von Allen und Jeden
Tausendgepriesener!
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |