Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.Es werden ihm nun die Mittel angezeigt, durch welche er seine Bewerbung Der Niese unsrer Stärke, der das Eis zu seinem Lager hat, Es folgt der Britte: --Und wohin die feuchte Schwinge jagt umher der Meeressturm, Am liebenswürdigsten führt sich noch der Franzose ans. -- Kulmus ver¬ Es werden ihm nun die Mittel angezeigt, durch welche er seine Bewerbung Der Niese unsrer Stärke, der das Eis zu seinem Lager hat, Es folgt der Britte: --Und wohin die feuchte Schwinge jagt umher der Meeressturm, Am liebenswürdigsten führt sich noch der Franzose ans. — Kulmus ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0313" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/92051"/> <p xml:id="ID_983"> Es werden ihm nun die Mittel angezeigt, durch welche er seine Bewerbung<lb/> unterstützen kann. Vor Allem soll er eine Partei wählen. Zuerst empfiehlt sich<lb/> der Russe:</p><lb/> <quote> Der Niese unsrer Stärke, der das Eis zu seinem Lager hat,<lb/> Den Westen und den Osten hält in starken Armen er umfaßt,<lb/> Und der Polarstern glänzet hell in seiner Kron' als Diamant u. s. w.<lb/> Sobald in seinen Wüstenei'n erwachend sich der Niese zeigt,<lb/> Das sämmtliche Europa bebt, ganz Asien erbleichet dann . . .<lb/> Indessen, an den Pforten steh'ut, der Winter mit den weißen Brau'n<lb/> Bewacht den unzugänglichen Eingang sür jeden fremden Tritt u. s. w.<lb/> Du ruhmbegieriger Sterblicher, wenn du nach Macht Verlangen trägst,<lb/> Dann niederfallend küss' zuerst die Sohlen meines Schuhes mir,<lb/> Und mit Hosiannahrufeu bring' als Myrrh' und Weihrauch du mir daun<lb/> Die Myrrhen deines Herzens dar, ein jedes männliche Gefühl,<lb/> Und beug' mit frommer Folgsamkeit mir deinen bloßen Nacken dar,<lb/> Und ich verleihe dir dann Macht, auf Schwertern dir das Ehrenkreuz,<lb/> Werthvolle Felle geb' ich dir des Zobels, der in Wäldern lebt u. s. w.</quote><lb/> <p xml:id="ID_984"> Es folgt der Britte:</p><lb/> <quote> --Und wohin die feuchte Schwinge jagt umher der Meeressturm,<lb/> Da entfaltet unsre Flagg' er wie ein leuchtend Meteor,<lb/> Peitsche, ein Diener unsers Willens, ein Leviathan voller Gluth,<lb/> Feucrschluckend in die Brust ein, speiend aus dann Rauch und Dampf,<lb/> Mächtigwild die Oceane mit den Flossen, sehnigstark.---<lb/> Ein Prometheus, hab' des Himmels groß Geheimniß ich entwandt,<lb/> Und dann mit der hunderthändigen Erze ungebund'ner Kraft<lb/> Hab' ich gänzlich unterjochet die Materie dem Verstand.<lb/> Ich, die ich die Freiheit sitzen habe bei mir auf dem Thron,<lb/> Bringe mein Protectorjoch dir, du beglückter Sterblicher.<lb/> Sterblicher, darunter beuge dankbar deine Schultern du!<lb/> Zwar du wirst ein Sclave sein dann, aber frei sein werde ich,<lb/> Du ein Bettler, geh'ut in Lumpe», aber ich ein reicher Lord u. s. w.</quote><lb/> <p xml:id="ID_985"> Am liebenswürdigsten führt sich noch der Franzose ans. — Kulmus ver¬<lb/> spricht nach allen Seiten hin, was man wünscht. Mittlerweile haben seine An¬<lb/> hänger das Gerücht ausgesprengt, er sei zum Minister ernannt. Wie gierige Na¬<lb/> ben stürzen von allen Seiten Candidaten um Beamtenstellen auf ihn zu; durch<lb/> die kriechendsten Schmeicheleien suchen sie ihn zu gewinnen, während sie sich in<lb/> der Unverschämtheit ihrer Forderungen überbieten. Wähler, Journalisten, Poe¬<lb/> ten, Amtsschreiber, Alles drängt sich durch einander. — Es ist dies die ernste<lb/> Seite des Dramas. Die von den Baiern eingeführten hohen Gehalte der Beam¬<lb/> ten haben das Volk seiner productiven Thätigkeit entfremdet, und die Masse der<lb/> Gebildeten zu Schmarozern und Höflingen gemacht. — Der Ernst bleibt nicht<lb/> vorwiegend im Stück. Es kommt endlich heraus, daß Kutrulis nur in seiner<lb/> Einbildung Minister gewesen ist. Anthusa aber ist mittlerweile seine Fran ge¬<lb/> worden, Frau Schneidermeisterin, und verspricht, sich dadurch zu rächen, daß sie<lb/> ihrem Mann wöchentlich ein neues Kleid abnöthigt. Mit allgemeiner Lustigkeit<lb/> geht man auseinander.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0313]
Es werden ihm nun die Mittel angezeigt, durch welche er seine Bewerbung
unterstützen kann. Vor Allem soll er eine Partei wählen. Zuerst empfiehlt sich
der Russe:
Der Niese unsrer Stärke, der das Eis zu seinem Lager hat,
Den Westen und den Osten hält in starken Armen er umfaßt,
Und der Polarstern glänzet hell in seiner Kron' als Diamant u. s. w.
Sobald in seinen Wüstenei'n erwachend sich der Niese zeigt,
Das sämmtliche Europa bebt, ganz Asien erbleichet dann . . .
Indessen, an den Pforten steh'ut, der Winter mit den weißen Brau'n
Bewacht den unzugänglichen Eingang sür jeden fremden Tritt u. s. w.
Du ruhmbegieriger Sterblicher, wenn du nach Macht Verlangen trägst,
Dann niederfallend küss' zuerst die Sohlen meines Schuhes mir,
Und mit Hosiannahrufeu bring' als Myrrh' und Weihrauch du mir daun
Die Myrrhen deines Herzens dar, ein jedes männliche Gefühl,
Und beug' mit frommer Folgsamkeit mir deinen bloßen Nacken dar,
Und ich verleihe dir dann Macht, auf Schwertern dir das Ehrenkreuz,
Werthvolle Felle geb' ich dir des Zobels, der in Wäldern lebt u. s. w.
Es folgt der Britte:
--Und wohin die feuchte Schwinge jagt umher der Meeressturm,
Da entfaltet unsre Flagg' er wie ein leuchtend Meteor,
Peitsche, ein Diener unsers Willens, ein Leviathan voller Gluth,
Feucrschluckend in die Brust ein, speiend aus dann Rauch und Dampf,
Mächtigwild die Oceane mit den Flossen, sehnigstark.---
Ein Prometheus, hab' des Himmels groß Geheimniß ich entwandt,
Und dann mit der hunderthändigen Erze ungebund'ner Kraft
Hab' ich gänzlich unterjochet die Materie dem Verstand.
Ich, die ich die Freiheit sitzen habe bei mir auf dem Thron,
Bringe mein Protectorjoch dir, du beglückter Sterblicher.
Sterblicher, darunter beuge dankbar deine Schultern du!
Zwar du wirst ein Sclave sein dann, aber frei sein werde ich,
Du ein Bettler, geh'ut in Lumpe», aber ich ein reicher Lord u. s. w.
Am liebenswürdigsten führt sich noch der Franzose ans. — Kulmus ver¬
spricht nach allen Seiten hin, was man wünscht. Mittlerweile haben seine An¬
hänger das Gerücht ausgesprengt, er sei zum Minister ernannt. Wie gierige Na¬
ben stürzen von allen Seiten Candidaten um Beamtenstellen auf ihn zu; durch
die kriechendsten Schmeicheleien suchen sie ihn zu gewinnen, während sie sich in
der Unverschämtheit ihrer Forderungen überbieten. Wähler, Journalisten, Poe¬
ten, Amtsschreiber, Alles drängt sich durch einander. — Es ist dies die ernste
Seite des Dramas. Die von den Baiern eingeführten hohen Gehalte der Beam¬
ten haben das Volk seiner productiven Thätigkeit entfremdet, und die Masse der
Gebildeten zu Schmarozern und Höflingen gemacht. — Der Ernst bleibt nicht
vorwiegend im Stück. Es kommt endlich heraus, daß Kutrulis nur in seiner
Einbildung Minister gewesen ist. Anthusa aber ist mittlerweile seine Fran ge¬
worden, Frau Schneidermeisterin, und verspricht, sich dadurch zu rächen, daß sie
ihrem Mann wöchentlich ein neues Kleid abnöthigt. Mit allgemeiner Lustigkeit
geht man auseinander.
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