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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.

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neue Museum mit dem älteren. Unter dem mittleren Bogen geht die Fahrstraße,
unter den beiden Seitenbögen die Passage für Fußgänger hindurch, und unter
dem Bogen, welcher dem neuen Gebäude zunächst liegt, befindet sich ein Neben-
eingcmg, der wohl vorzugsweise für die leitenden und beaufsichtigenden Beamten
bestimmt sein mag. Die Fayade liegt nach Osten zu, gegen den Platz, welcher
das umfassende Project mit den drei Höfen aufnehmen soll, die Rückseite uach
dem Kupfergraben. Letztere zeigt zwei Flügel von je acht Fenstern in der Breite
und einen Mittelbau, der über die Flügel emporragt und einen flachen griechi¬
schen Giebel trägt. Unterhalb desselben sind in der Höhe des dritten Geschosses
an dem Mittelbau drei hohe Feuster angebracht, durch zwei korinthische Säulen
getrennt und durch Anten derselben Ordnung mit der Mauermasse verbunden.
Diese Anordnung von Säulen und Fenstern mit dem darüberstehenden Giebel
wiederholt sich im Mittelbau der Fayade, an dem sich anch in der Höhe des zwei¬
ten Geschosses ähnliche Fenster mit Säulen dorischer Ordnung und verziertem
Halse befinden, und darunter im erfreu Geschoß der Haupteingang, welcher zu
dem von dem Giebeldache überdeckten Treppenhause führt. Auf jeder Seite und
in jedem Stockwerk schließt sich an den Mittelbau der Fayade eine Reihe von
fünf Fenstern. Die Ecken steigen, in der Breite von drei Fenstern der Rückseite,
fensterlos empor und tragen flach gewölbte Kuppeln. Unter dem Dachgesims die¬
ser breiten Eckpfeiler befinden sich Statuen in antikem Costüm und -- merkwür¬
diger Weise unter letzteren -- antike Köpfe. Die Fensterkreuze bestehen aus
Mauerwerk und steigen als Pfeiler bis zu den Seitenarmen auf, über deren Ver¬
einigung sie je eine Figur tragen. Noch fehlen die Giebelreliefs und die Sta¬
tuen über dem DachgesimS. Durch diese Sculpturen werden die verschiedenen
Künste und Wissenschaften, welche durch die Sammlungen vertreten sind, bezeich¬
net, sowie -- namentlich durch die Figuren an deu steinernen Fensterkrenzen --
die Gegenstände der Sammlungen selbst. Sie sind nach Modellen der Bild-
hauer Wredow, Gramzow, Stürmer und Berges in Sandstein gearbei¬
tet. Nach dem umfassenden Projecte soll ein dorischer Säulengang von der Höhe
des Untergeschosses als Vorbau an der ganzen Faoade entlang laufen, von dem
jedoch bis jetzt in der Wirklichkeit uoch nichts zu bemerken ist. Ein solcher
Schmuck würde übrigeus für die Säle des erfreu Geschosses nur ein sehr trübes
Licht übrig lassen, und daher kaum zweckmäßig erscheinen an einem Gebäude, das
Sammlungen von Denkmälern der Kunst enthält, bei dem daher die Beleuch¬
tung im Innern eine der wesentlichsten Bedingungen der baulicher Anordnung
ausmachen muß. Der Bau schließt zwei Höhe ein, vou denen der eine, nörd¬
lich von dem Treppenhause, mit Glas überdeckt ist. Er gehört zur ägyptischem
Abtheilung. Der andere ist, um ebenfalls zur Aufstellung von Kunstwerken, na¬
mentlich von Architekturtheileu und Bruchstücken dienen zu können, mit einem
an den Wänden ringsumlaufenden Schutzdache versehen.


neue Museum mit dem älteren. Unter dem mittleren Bogen geht die Fahrstraße,
unter den beiden Seitenbögen die Passage für Fußgänger hindurch, und unter
dem Bogen, welcher dem neuen Gebäude zunächst liegt, befindet sich ein Neben-
eingcmg, der wohl vorzugsweise für die leitenden und beaufsichtigenden Beamten
bestimmt sein mag. Die Fayade liegt nach Osten zu, gegen den Platz, welcher
das umfassende Project mit den drei Höfen aufnehmen soll, die Rückseite uach
dem Kupfergraben. Letztere zeigt zwei Flügel von je acht Fenstern in der Breite
und einen Mittelbau, der über die Flügel emporragt und einen flachen griechi¬
schen Giebel trägt. Unterhalb desselben sind in der Höhe des dritten Geschosses
an dem Mittelbau drei hohe Feuster angebracht, durch zwei korinthische Säulen
getrennt und durch Anten derselben Ordnung mit der Mauermasse verbunden.
Diese Anordnung von Säulen und Fenstern mit dem darüberstehenden Giebel
wiederholt sich im Mittelbau der Fayade, an dem sich anch in der Höhe des zwei¬
ten Geschosses ähnliche Fenster mit Säulen dorischer Ordnung und verziertem
Halse befinden, und darunter im erfreu Geschoß der Haupteingang, welcher zu
dem von dem Giebeldache überdeckten Treppenhause führt. Auf jeder Seite und
in jedem Stockwerk schließt sich an den Mittelbau der Fayade eine Reihe von
fünf Fenstern. Die Ecken steigen, in der Breite von drei Fenstern der Rückseite,
fensterlos empor und tragen flach gewölbte Kuppeln. Unter dem Dachgesims die¬
ser breiten Eckpfeiler befinden sich Statuen in antikem Costüm und — merkwür¬
diger Weise unter letzteren — antike Köpfe. Die Fensterkreuze bestehen aus
Mauerwerk und steigen als Pfeiler bis zu den Seitenarmen auf, über deren Ver¬
einigung sie je eine Figur tragen. Noch fehlen die Giebelreliefs und die Sta¬
tuen über dem DachgesimS. Durch diese Sculpturen werden die verschiedenen
Künste und Wissenschaften, welche durch die Sammlungen vertreten sind, bezeich¬
net, sowie — namentlich durch die Figuren an deu steinernen Fensterkrenzen —
die Gegenstände der Sammlungen selbst. Sie sind nach Modellen der Bild-
hauer Wredow, Gramzow, Stürmer und Berges in Sandstein gearbei¬
tet. Nach dem umfassenden Projecte soll ein dorischer Säulengang von der Höhe
des Untergeschosses als Vorbau an der ganzen Faoade entlang laufen, von dem
jedoch bis jetzt in der Wirklichkeit uoch nichts zu bemerken ist. Ein solcher
Schmuck würde übrigeus für die Säle des erfreu Geschosses nur ein sehr trübes
Licht übrig lassen, und daher kaum zweckmäßig erscheinen an einem Gebäude, das
Sammlungen von Denkmälern der Kunst enthält, bei dem daher die Beleuch¬
tung im Innern eine der wesentlichsten Bedingungen der baulicher Anordnung
ausmachen muß. Der Bau schließt zwei Höhe ein, vou denen der eine, nörd¬
lich von dem Treppenhause, mit Glas überdeckt ist. Er gehört zur ägyptischem
Abtheilung. Der andere ist, um ebenfalls zur Aufstellung von Kunstwerken, na¬
mentlich von Architekturtheileu und Bruchstücken dienen zu können, mit einem
an den Wänden ringsumlaufenden Schutzdache versehen.


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[0296] neue Museum mit dem älteren. Unter dem mittleren Bogen geht die Fahrstraße, unter den beiden Seitenbögen die Passage für Fußgänger hindurch, und unter dem Bogen, welcher dem neuen Gebäude zunächst liegt, befindet sich ein Neben- eingcmg, der wohl vorzugsweise für die leitenden und beaufsichtigenden Beamten bestimmt sein mag. Die Fayade liegt nach Osten zu, gegen den Platz, welcher das umfassende Project mit den drei Höfen aufnehmen soll, die Rückseite uach dem Kupfergraben. Letztere zeigt zwei Flügel von je acht Fenstern in der Breite und einen Mittelbau, der über die Flügel emporragt und einen flachen griechi¬ schen Giebel trägt. Unterhalb desselben sind in der Höhe des dritten Geschosses an dem Mittelbau drei hohe Feuster angebracht, durch zwei korinthische Säulen getrennt und durch Anten derselben Ordnung mit der Mauermasse verbunden. Diese Anordnung von Säulen und Fenstern mit dem darüberstehenden Giebel wiederholt sich im Mittelbau der Fayade, an dem sich anch in der Höhe des zwei¬ ten Geschosses ähnliche Fenster mit Säulen dorischer Ordnung und verziertem Halse befinden, und darunter im erfreu Geschoß der Haupteingang, welcher zu dem von dem Giebeldache überdeckten Treppenhause führt. Auf jeder Seite und in jedem Stockwerk schließt sich an den Mittelbau der Fayade eine Reihe von fünf Fenstern. Die Ecken steigen, in der Breite von drei Fenstern der Rückseite, fensterlos empor und tragen flach gewölbte Kuppeln. Unter dem Dachgesims die¬ ser breiten Eckpfeiler befinden sich Statuen in antikem Costüm und — merkwür¬ diger Weise unter letzteren — antike Köpfe. Die Fensterkreuze bestehen aus Mauerwerk und steigen als Pfeiler bis zu den Seitenarmen auf, über deren Ver¬ einigung sie je eine Figur tragen. Noch fehlen die Giebelreliefs und die Sta¬ tuen über dem DachgesimS. Durch diese Sculpturen werden die verschiedenen Künste und Wissenschaften, welche durch die Sammlungen vertreten sind, bezeich¬ net, sowie — namentlich durch die Figuren an deu steinernen Fensterkrenzen — die Gegenstände der Sammlungen selbst. Sie sind nach Modellen der Bild- hauer Wredow, Gramzow, Stürmer und Berges in Sandstein gearbei¬ tet. Nach dem umfassenden Projecte soll ein dorischer Säulengang von der Höhe des Untergeschosses als Vorbau an der ganzen Faoade entlang laufen, von dem jedoch bis jetzt in der Wirklichkeit uoch nichts zu bemerken ist. Ein solcher Schmuck würde übrigeus für die Säle des erfreu Geschosses nur ein sehr trübes Licht übrig lassen, und daher kaum zweckmäßig erscheinen an einem Gebäude, das Sammlungen von Denkmälern der Kunst enthält, bei dem daher die Beleuch¬ tung im Innern eine der wesentlichsten Bedingungen der baulicher Anordnung ausmachen muß. Der Bau schließt zwei Höhe ein, vou denen der eine, nörd¬ lich von dem Treppenhause, mit Glas überdeckt ist. Er gehört zur ägyptischem Abtheilung. Der andere ist, um ebenfalls zur Aufstellung von Kunstwerken, na¬ mentlich von Architekturtheileu und Bruchstücken dienen zu können, mit einem an den Wänden ringsumlaufenden Schutzdache versehen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345606/296>, abgerufen am 23.06.2024.