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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.

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Alligator, wilde Hunde, Rinder und Pferde, Schlangen, Spinnen und Bienen er¬
scheinen nach einander in interessanten Situationen auf der Bühne. Und was von
ihnen erzählt wird, hat durchaus das Gepräge der Wahrhaftigkeit, und der ruhige,
sichere Ton des Erzählenden flößt Vertrauen ein, auch da, wo die einzelnen Ge¬
schichten dem Europäer fremdartig in das Ohr klingen. Der Verfasser ist ein
glücklicher Jäger, wie sein Landsmann Cumming, der große Jäger in der Cap-
colouie, der Elephanten- und Löweufäuger. Das Jagdjourual Cumming's und
das Werk Byam's, welche in England fast zu gleicher Zeit erschienen, sind für
Jagdfreunde wie für alle Verehrer wagehalsiger Kraft vom höchsten Interesse,
und beide uicht ohne Werth für den Zoologen, beide erwecken auch großen per¬
sönlichen Antheil an ihren Verfassern; während man aber ans dem Werke von
Byam einen praktischen Weltmann und einen gewandten und gut gelaunten Ge¬
sellschafter heraussieht, ist in Cumming die geutile Abenteuerlichkeit eiues Steppen¬
jägers der hervorstechende Zug, und der mit Schakalsschwänzen und Straußenfedern
geschmückte Hut beschattet ein Gesicht, welches deu weißen Damen am Cap für
ein Ideal von männlicher Schönheit gilt. Wir Deutsche lesen vou deu aben¬
teuerlichen .Dandernugeu einzelner Söhne Albions kunst ohne einen gewissen Neid.
Obgleich uns eine derartige Verwendung menschlicher Kräfte nicht für das Höchste
gilt, so ist doch ein solch sicheres Unser in der eigenen Kraft und ein so unter¬
nehmendes Herausfordern der wildesten Gefahren bei uus selten genug. Byam
hat ein zweites, größeres Werk geschrieben: ^Vimäering-s in sowv ok lde Gestern
Kepudlies ok ^meriea, wild remarlv" uxor ddo enllinA ok lde Area"t stip eantü
tkrougd Zentral ^Merica. (^onäon 1850), welches vou demselben geschickten
Uebersetzer ins Deutsche übertragen wird und nächstens erscheinen soll; beide Werke
des verständigen und interessanten Mannes seien unsern Lesern hierdurch ange¬
legentlich empfohlen.

Eine kleine Episode ans Georg Byam's Reisewerk, welche wir zur Probe
seiner lebhaften Darstellung und der guten Uebersetzung mittheilen, hat die Ueber¬
schrift dieses Artikels veranlaßt und möge noch eine kleine landwirthschaftliche Be¬
merkung entschuldigen.

In Byam's Werk erscheint der Mensch als Besieger und Herr der Natur;
die furchtbarste Kraft des Thieres weiß er zu bewältigen, mit dem Funken, welcher
zwischen Stahl und Stein aufspringt, brennt er den finstern Urwald nieder , und
das freie Roß der Prairien muß in seinem wiudschnelleu Laus deu Reiter aus
einem Laude in das andere tragen. Auch wir friedlichen Landbauer siud längst ge-
wöhnt,uus als Herren der Natur zu betrachten, denn mit souveräner Kraft zwingen
wir deu Erdboden, unseren Zwecken zu dienen. Ueberall aber dient die Natur
un-de ohne Widerstreben den Zwecken des Menschen, unausgesetzte Thätigkeit ist
nothwendig, ste im Gehorsam zu erhalten, und plötzlich und fürchterlich erhebt
sich zuweilen ihre Riesenkraft gegen den Menschen, auflange Zeit ihm deu Ge-


Grenzboten. I. 1851. 32

Alligator, wilde Hunde, Rinder und Pferde, Schlangen, Spinnen und Bienen er¬
scheinen nach einander in interessanten Situationen auf der Bühne. Und was von
ihnen erzählt wird, hat durchaus das Gepräge der Wahrhaftigkeit, und der ruhige,
sichere Ton des Erzählenden flößt Vertrauen ein, auch da, wo die einzelnen Ge¬
schichten dem Europäer fremdartig in das Ohr klingen. Der Verfasser ist ein
glücklicher Jäger, wie sein Landsmann Cumming, der große Jäger in der Cap-
colouie, der Elephanten- und Löweufäuger. Das Jagdjourual Cumming's und
das Werk Byam's, welche in England fast zu gleicher Zeit erschienen, sind für
Jagdfreunde wie für alle Verehrer wagehalsiger Kraft vom höchsten Interesse,
und beide uicht ohne Werth für den Zoologen, beide erwecken auch großen per¬
sönlichen Antheil an ihren Verfassern; während man aber ans dem Werke von
Byam einen praktischen Weltmann und einen gewandten und gut gelaunten Ge¬
sellschafter heraussieht, ist in Cumming die geutile Abenteuerlichkeit eiues Steppen¬
jägers der hervorstechende Zug, und der mit Schakalsschwänzen und Straußenfedern
geschmückte Hut beschattet ein Gesicht, welches deu weißen Damen am Cap für
ein Ideal von männlicher Schönheit gilt. Wir Deutsche lesen vou deu aben¬
teuerlichen .Dandernugeu einzelner Söhne Albions kunst ohne einen gewissen Neid.
Obgleich uns eine derartige Verwendung menschlicher Kräfte nicht für das Höchste
gilt, so ist doch ein solch sicheres Unser in der eigenen Kraft und ein so unter¬
nehmendes Herausfordern der wildesten Gefahren bei uus selten genug. Byam
hat ein zweites, größeres Werk geschrieben: ^Vimäering-s in sowv ok lde Gestern
Kepudlies ok ^meriea, wild remarlv« uxor ddo enllinA ok lde Area»t stip eantü
tkrougd Zentral ^Merica. (^onäon 1850), welches vou demselben geschickten
Uebersetzer ins Deutsche übertragen wird und nächstens erscheinen soll; beide Werke
des verständigen und interessanten Mannes seien unsern Lesern hierdurch ange¬
legentlich empfohlen.

Eine kleine Episode ans Georg Byam's Reisewerk, welche wir zur Probe
seiner lebhaften Darstellung und der guten Uebersetzung mittheilen, hat die Ueber¬
schrift dieses Artikels veranlaßt und möge noch eine kleine landwirthschaftliche Be¬
merkung entschuldigen.

In Byam's Werk erscheint der Mensch als Besieger und Herr der Natur;
die furchtbarste Kraft des Thieres weiß er zu bewältigen, mit dem Funken, welcher
zwischen Stahl und Stein aufspringt, brennt er den finstern Urwald nieder , und
das freie Roß der Prairien muß in seinem wiudschnelleu Laus deu Reiter aus
einem Laude in das andere tragen. Auch wir friedlichen Landbauer siud längst ge-
wöhnt,uus als Herren der Natur zu betrachten, denn mit souveräner Kraft zwingen
wir deu Erdboden, unseren Zwecken zu dienen. Ueberall aber dient die Natur
un-de ohne Widerstreben den Zwecken des Menschen, unausgesetzte Thätigkeit ist
nothwendig, ste im Gehorsam zu erhalten, und plötzlich und fürchterlich erhebt
sich zuweilen ihre Riesenkraft gegen den Menschen, auflange Zeit ihm deu Ge-


Grenzboten. I. 1851. 32
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[0261] Alligator, wilde Hunde, Rinder und Pferde, Schlangen, Spinnen und Bienen er¬ scheinen nach einander in interessanten Situationen auf der Bühne. Und was von ihnen erzählt wird, hat durchaus das Gepräge der Wahrhaftigkeit, und der ruhige, sichere Ton des Erzählenden flößt Vertrauen ein, auch da, wo die einzelnen Ge¬ schichten dem Europäer fremdartig in das Ohr klingen. Der Verfasser ist ein glücklicher Jäger, wie sein Landsmann Cumming, der große Jäger in der Cap- colouie, der Elephanten- und Löweufäuger. Das Jagdjourual Cumming's und das Werk Byam's, welche in England fast zu gleicher Zeit erschienen, sind für Jagdfreunde wie für alle Verehrer wagehalsiger Kraft vom höchsten Interesse, und beide uicht ohne Werth für den Zoologen, beide erwecken auch großen per¬ sönlichen Antheil an ihren Verfassern; während man aber ans dem Werke von Byam einen praktischen Weltmann und einen gewandten und gut gelaunten Ge¬ sellschafter heraussieht, ist in Cumming die geutile Abenteuerlichkeit eiues Steppen¬ jägers der hervorstechende Zug, und der mit Schakalsschwänzen und Straußenfedern geschmückte Hut beschattet ein Gesicht, welches deu weißen Damen am Cap für ein Ideal von männlicher Schönheit gilt. Wir Deutsche lesen vou deu aben¬ teuerlichen .Dandernugeu einzelner Söhne Albions kunst ohne einen gewissen Neid. Obgleich uns eine derartige Verwendung menschlicher Kräfte nicht für das Höchste gilt, so ist doch ein solch sicheres Unser in der eigenen Kraft und ein so unter¬ nehmendes Herausfordern der wildesten Gefahren bei uus selten genug. Byam hat ein zweites, größeres Werk geschrieben: ^Vimäering-s in sowv ok lde Gestern Kepudlies ok ^meriea, wild remarlv« uxor ddo enllinA ok lde Area»t stip eantü tkrougd Zentral ^Merica. (^onäon 1850), welches vou demselben geschickten Uebersetzer ins Deutsche übertragen wird und nächstens erscheinen soll; beide Werke des verständigen und interessanten Mannes seien unsern Lesern hierdurch ange¬ legentlich empfohlen. Eine kleine Episode ans Georg Byam's Reisewerk, welche wir zur Probe seiner lebhaften Darstellung und der guten Uebersetzung mittheilen, hat die Ueber¬ schrift dieses Artikels veranlaßt und möge noch eine kleine landwirthschaftliche Be¬ merkung entschuldigen. In Byam's Werk erscheint der Mensch als Besieger und Herr der Natur; die furchtbarste Kraft des Thieres weiß er zu bewältigen, mit dem Funken, welcher zwischen Stahl und Stein aufspringt, brennt er den finstern Urwald nieder , und das freie Roß der Prairien muß in seinem wiudschnelleu Laus deu Reiter aus einem Laude in das andere tragen. Auch wir friedlichen Landbauer siud längst ge- wöhnt,uus als Herren der Natur zu betrachten, denn mit souveräner Kraft zwingen wir deu Erdboden, unseren Zwecken zu dienen. Ueberall aber dient die Natur un-de ohne Widerstreben den Zwecken des Menschen, unausgesetzte Thätigkeit ist nothwendig, ste im Gehorsam zu erhalten, und plötzlich und fürchterlich erhebt sich zuweilen ihre Riesenkraft gegen den Menschen, auflange Zeit ihm deu Ge- Grenzboten. I. 1851. 32

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345606/261>, abgerufen am 23.06.2024.