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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Muskau ein Wallfahrtsort für alle Jünger der Gartenkunst, nud Solche, welche
Anlagen zu machen beabsichtigten. Die Wirksamkeit des Fürsten ist daher um
gemein groß, und er hat auf die jetzige Gestaltung der Kunst jedenfalls den meisten
Einfluß geübt, der durch den persönlichen Umgang des Fürsten mit vielen regie¬
renden Herren und Höfen noch bedeutend erhöht wurde. Die Idee und die Haupt-
züge des Planes verschiedener neuer Parkanlagen, welche an deutschen Höfen aus¬
geführt wurden, sind von ihm entworfen worden, und er ist geradezu als der
Schöpfer mehrerer bedeutender Anlagen zu betrachten. Man kann nicht sage",
daß der Styl von Moskau etwas Eigenthümliches hätte; aber er vereinigt fast
alle guten Eigenschaften der gerühmten englischen Parks, ohne ihre Fehler zu
haben. Die Gruppirung ist meisterhaft, und die Wasseranlagen lassen nichts zu
wünschen übrig. Sein größter Vorzug ist jedoch die ungemeine Mannichfaltig-
keit und Abwechselung auf einem großen Raume. Eigenthümlich sind die Blnm-
gärtcn von Muskau, die an Blumenreichthum und Pracht mit den besten wett¬
eifern können, und in Bezug ans Anordnung und Originalität der Idee"
von keiner andern derartigen Anlage erreicht werden. -- Durch die Anlagen von
Muskau und das Herbeiziehen von jungen, der Gartenkunst sich widmenden Män¬
nern bildete sich eine Art Schule, welche die Ideen des Fürsten Pückler vertritt,
gegenwärtig die herrschende und am meisten gesuchte in Deutschland ist, und diese
Bevorzugung auch verdient. Seit Fürst Pückler selbst Muskau aufgegeben, hat
er sein großes landschaftliches Talent wieder bei der Anlage seines SommerMö
Brauilz bei Kottbns auf das Glänzendste gezeigt, indem er in einer völlig
ebenen, dann- und wasserlosen Gegend in der kurzen Zeit von :> Jahren eine"
Park mit Hügeln und Seen geschaffen hat, der das Ansehen hat, als bestehe er
schon .'^0 Jahre, was besonders durch das Pflanzen großer Bäume bewerkstelligt
worden ist.")

Gleichzeitig mit Fürst Pückler, vielleicht auch erst angeregt durch die An¬
lage von Muskau, begann der Freiherr Adolph von Hake die Anlage des
großen Parks von Ohr bei Hameln an der Weser, und ging dabei so selbst-
ständig zu Werte, daß er nicht als ein Nachahmer Pückler's zu betrachte" ist-
Sein "och bei weitem nicht genug bekanntes und geschätztes Werk: "Ueber höhere
Gartenkunst, Fragmente aus dem Tagebuche eines alten Gärtners" Made 18iÄ
enthält ungemein viel Treffliches, und ergänzt durch die Theorie die fast ">^
praktischen Werke Sckell's und des Fürsten Pückler; doch hat es nur für Solche



kunst, welches wir in Deutschland besitzen, erschien zuerst in einer sehr schwachen Auflage, >w
kam fast um- in den Besitz von hohen Personen und Bibliotheken. Seit -1847 ist aber dies^
vortreffliche Wert dein großer" Publicnni zugänglich geworden, da die Hallbergcrsche Buch¬
handlung in Stuttgart eine wohlfeilere Nnsgabc veranstaltet hat.'
') Auf die Wirksamkeit des Fürsten Pückler-Muskau und seine Bedeutung für d"-
D. N. Gartenkunst kommen wir in späterem Artikel zurück. '

Muskau ein Wallfahrtsort für alle Jünger der Gartenkunst, nud Solche, welche
Anlagen zu machen beabsichtigten. Die Wirksamkeit des Fürsten ist daher um
gemein groß, und er hat auf die jetzige Gestaltung der Kunst jedenfalls den meisten
Einfluß geübt, der durch den persönlichen Umgang des Fürsten mit vielen regie¬
renden Herren und Höfen noch bedeutend erhöht wurde. Die Idee und die Haupt-
züge des Planes verschiedener neuer Parkanlagen, welche an deutschen Höfen aus¬
geführt wurden, sind von ihm entworfen worden, und er ist geradezu als der
Schöpfer mehrerer bedeutender Anlagen zu betrachten. Man kann nicht sage»,
daß der Styl von Moskau etwas Eigenthümliches hätte; aber er vereinigt fast
alle guten Eigenschaften der gerühmten englischen Parks, ohne ihre Fehler zu
haben. Die Gruppirung ist meisterhaft, und die Wasseranlagen lassen nichts zu
wünschen übrig. Sein größter Vorzug ist jedoch die ungemeine Mannichfaltig-
keit und Abwechselung auf einem großen Raume. Eigenthümlich sind die Blnm-
gärtcn von Muskau, die an Blumenreichthum und Pracht mit den besten wett¬
eifern können, und in Bezug ans Anordnung und Originalität der Idee»
von keiner andern derartigen Anlage erreicht werden. — Durch die Anlagen von
Muskau und das Herbeiziehen von jungen, der Gartenkunst sich widmenden Män¬
nern bildete sich eine Art Schule, welche die Ideen des Fürsten Pückler vertritt,
gegenwärtig die herrschende und am meisten gesuchte in Deutschland ist, und diese
Bevorzugung auch verdient. Seit Fürst Pückler selbst Muskau aufgegeben, hat
er sein großes landschaftliches Talent wieder bei der Anlage seines SommerMö
Brauilz bei Kottbns auf das Glänzendste gezeigt, indem er in einer völlig
ebenen, dann- und wasserlosen Gegend in der kurzen Zeit von :> Jahren eine»
Park mit Hügeln und Seen geschaffen hat, der das Ansehen hat, als bestehe er
schon .'^0 Jahre, was besonders durch das Pflanzen großer Bäume bewerkstelligt
worden ist.")

Gleichzeitig mit Fürst Pückler, vielleicht auch erst angeregt durch die An¬
lage von Muskau, begann der Freiherr Adolph von Hake die Anlage des
großen Parks von Ohr bei Hameln an der Weser, und ging dabei so selbst-
ständig zu Werte, daß er nicht als ein Nachahmer Pückler's zu betrachte» ist-
Sein »och bei weitem nicht genug bekanntes und geschätztes Werk: „Ueber höhere
Gartenkunst, Fragmente aus dem Tagebuche eines alten Gärtners" Made 18iÄ
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praktischen Werke Sckell's und des Fürsten Pückler; doch hat es nur für Solche



kunst, welches wir in Deutschland besitzen, erschien zuerst in einer sehr schwachen Auflage, >w
kam fast um- in den Besitz von hohen Personen und Bibliotheken. Seit -1847 ist aber dies^
vortreffliche Wert dein großer» Publicnni zugänglich geworden, da die Hallbergcrsche Buch¬
handlung in Stuttgart eine wohlfeilere Nnsgabc veranstaltet hat.'
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[0390] Muskau ein Wallfahrtsort für alle Jünger der Gartenkunst, nud Solche, welche Anlagen zu machen beabsichtigten. Die Wirksamkeit des Fürsten ist daher um gemein groß, und er hat auf die jetzige Gestaltung der Kunst jedenfalls den meisten Einfluß geübt, der durch den persönlichen Umgang des Fürsten mit vielen regie¬ renden Herren und Höfen noch bedeutend erhöht wurde. Die Idee und die Haupt- züge des Planes verschiedener neuer Parkanlagen, welche an deutschen Höfen aus¬ geführt wurden, sind von ihm entworfen worden, und er ist geradezu als der Schöpfer mehrerer bedeutender Anlagen zu betrachten. Man kann nicht sage», daß der Styl von Moskau etwas Eigenthümliches hätte; aber er vereinigt fast alle guten Eigenschaften der gerühmten englischen Parks, ohne ihre Fehler zu haben. Die Gruppirung ist meisterhaft, und die Wasseranlagen lassen nichts zu wünschen übrig. Sein größter Vorzug ist jedoch die ungemeine Mannichfaltig- keit und Abwechselung auf einem großen Raume. Eigenthümlich sind die Blnm- gärtcn von Muskau, die an Blumenreichthum und Pracht mit den besten wett¬ eifern können, und in Bezug ans Anordnung und Originalität der Idee» von keiner andern derartigen Anlage erreicht werden. — Durch die Anlagen von Muskau und das Herbeiziehen von jungen, der Gartenkunst sich widmenden Män¬ nern bildete sich eine Art Schule, welche die Ideen des Fürsten Pückler vertritt, gegenwärtig die herrschende und am meisten gesuchte in Deutschland ist, und diese Bevorzugung auch verdient. Seit Fürst Pückler selbst Muskau aufgegeben, hat er sein großes landschaftliches Talent wieder bei der Anlage seines SommerMö Brauilz bei Kottbns auf das Glänzendste gezeigt, indem er in einer völlig ebenen, dann- und wasserlosen Gegend in der kurzen Zeit von :> Jahren eine» Park mit Hügeln und Seen geschaffen hat, der das Ansehen hat, als bestehe er schon .'^0 Jahre, was besonders durch das Pflanzen großer Bäume bewerkstelligt worden ist.") Gleichzeitig mit Fürst Pückler, vielleicht auch erst angeregt durch die An¬ lage von Muskau, begann der Freiherr Adolph von Hake die Anlage des großen Parks von Ohr bei Hameln an der Weser, und ging dabei so selbst- ständig zu Werte, daß er nicht als ein Nachahmer Pückler's zu betrachte» ist- Sein »och bei weitem nicht genug bekanntes und geschätztes Werk: „Ueber höhere Gartenkunst, Fragmente aus dem Tagebuche eines alten Gärtners" Made 18iÄ enthält ungemein viel Treffliches, und ergänzt durch die Theorie die fast »>^ praktischen Werke Sckell's und des Fürsten Pückler; doch hat es nur für Solche kunst, welches wir in Deutschland besitzen, erschien zuerst in einer sehr schwachen Auflage, >w kam fast um- in den Besitz von hohen Personen und Bibliotheken. Seit -1847 ist aber dies^ vortreffliche Wert dein großer» Publicnni zugänglich geworden, da die Hallbergcrsche Buch¬ handlung in Stuttgart eine wohlfeilere Nnsgabc veranstaltet hat.' ') Auf die Wirksamkeit des Fürsten Pückler-Muskau und seine Bedeutung für d»- D. N. Gartenkunst kommen wir in späterem Artikel zurück. '

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/390>, abgerufen am 23.07.2024.