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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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bleibt daher nur wenig mehr zu erwähnen, denn es gab seit ihm bis ans
die Gegenwart weder ausgezeichnete Gartcnkünstler, noch sind in einer Reihe von
Jahren nennenswerthe Bücher über die Gartenkunst erschienen und bedeutende
Gärten angelegt worden. Der europäische Krieg bis 18-I-i gestattete leine Ent¬
faltung gemüthlicher Pracht. Für die Kunst war > dies ein Glück, sie bedürfte
eine Zeit der Ruhe, um nach so langer, starker Gährung klar zu werden. Wäh¬
rend dieser großen Pause hatte man Zeit, über das Gewonnene nachzudenken,
und die gemachten Fehler an den heranwachsenden Anlagen zu entdecken.

Nach beendigten Freiheitskriegen begann der Fürst Pückler-Muskau seine
großartigen Anlagen und Verschönerungen bei dem Städtchen Muskau in der
Dverlausitz, und schuf in einer der ödesten Gegenden Deutschlands in Zeit von
26 Jahre" den ausgezeichnetste" Park in Deutschland, Er begann -1816 mit
Sprengung der Festungsmauern seines Stammschlosses und dem Niederreißen
einer ganzen Straße des Städtchens, um Raum für einen See zu bekommen.
Nach und nach breiteten sich die Anlagen über die ganze schöne Flußaue, welche
hier die Reiße, gleich einer Oase in der Wüste, zwischen schwarze" Kieserwal-
d"nge" bildet, so wie über die benachbarten Anhöhen aus. Da der Fürst seiue
Kenntnisse in der Landschaftsgärtnerei meist in England erworben hatte, so glaubte
er auch, mit einem namhafte" eiiglischc" Künstler, Herr" Aday Nepton (Sohn
^'s früher genannten bekannteren Humphrey Nepton) am meisten leisten zu können;
allein seine Erwartungen wurden nicht erfüllt, und er führte endlich sämmtliche
Anlagen mit seinem Garteninspectvr, Herrn Rester, allem aus, und nahm nur
Ur die Bauwerke die Hilfe von Architekten, besonders des berühmten Schinkel
'u Berlin in Anspruch. Ein neues Schloß entstand; een beinahe eine halbe
Meile langer und starker Flußarm wurde-abgeleitet und zur Bildung von Wasser¬
falle" und Seen verwendet; Sümpfe wurden ausgetrocknet und in fruchtbare
Wiesen verwandelt, ebenso Sand- und Haideflächen; die kahle", häßlichen Halden
"erlassener Bergwerke mußten sich z" angenehmen Hügeln formen; ein ganzes
Dorf wurde ans die andere Seite des Flusses verlegt; eine besondere öffentliche
Bad-Anlage und eine malerische Arbeitercolvnie entstand, und endlich wurden
do nächsten Umgebungen des Schlosses Muskau in so zauberische Blumengärten
verwandelt, wie sie Deutschland noch nicht gesehen. Muskau wurde bald berühmt,
5'nnal da Fürst Pückler selbst durch seine Reisen und Schriften Aufsehen erregte.
Die 1830 erschienenen "Briefe eines Verstorbenen", worin so viel von Gärten
die Rede ist, lenkten ganz besonders die Aufmerksamkeit auf den Laudsij; des
geistreichen Verfassers in Muskau, und als endlich der Fürst nach lauger Uebung
ein wirklicher Meister seiner Kunst geworden war, der es auch im Praktischen mit
den tüchtigsten Leuten vom Fach aufnehmen kann, und seine Erfahrungen in dem
Werke "Andeutungen über Landschaftsgärtnerei"^) (1834) niedergelegt hatte, wurde



Die "Aiideutmigcn über ^andschaftSaärtnerei", dan> größte Prachtwerk über Garten-
Krettzboten, >V. ->Lo>, '

bleibt daher nur wenig mehr zu erwähnen, denn es gab seit ihm bis ans
die Gegenwart weder ausgezeichnete Gartcnkünstler, noch sind in einer Reihe von
Jahren nennenswerthe Bücher über die Gartenkunst erschienen und bedeutende
Gärten angelegt worden. Der europäische Krieg bis 18-I-i gestattete leine Ent¬
faltung gemüthlicher Pracht. Für die Kunst war > dies ein Glück, sie bedürfte
eine Zeit der Ruhe, um nach so langer, starker Gährung klar zu werden. Wäh¬
rend dieser großen Pause hatte man Zeit, über das Gewonnene nachzudenken,
und die gemachten Fehler an den heranwachsenden Anlagen zu entdecken.

Nach beendigten Freiheitskriegen begann der Fürst Pückler-Muskau seine
großartigen Anlagen und Verschönerungen bei dem Städtchen Muskau in der
Dverlausitz, und schuf in einer der ödesten Gegenden Deutschlands in Zeit von
26 Jahre» den ausgezeichnetste» Park in Deutschland, Er begann -1816 mit
Sprengung der Festungsmauern seines Stammschlosses und dem Niederreißen
einer ganzen Straße des Städtchens, um Raum für einen See zu bekommen.
Nach und nach breiteten sich die Anlagen über die ganze schöne Flußaue, welche
hier die Reiße, gleich einer Oase in der Wüste, zwischen schwarze» Kieserwal-
d»nge» bildet, so wie über die benachbarten Anhöhen aus. Da der Fürst seiue
Kenntnisse in der Landschaftsgärtnerei meist in England erworben hatte, so glaubte
er auch, mit einem namhafte» eiiglischc» Künstler, Herr» Aday Nepton (Sohn
^'s früher genannten bekannteren Humphrey Nepton) am meisten leisten zu können;
allein seine Erwartungen wurden nicht erfüllt, und er führte endlich sämmtliche
Anlagen mit seinem Garteninspectvr, Herrn Rester, allem aus, und nahm nur
Ur die Bauwerke die Hilfe von Architekten, besonders des berühmten Schinkel
'u Berlin in Anspruch. Ein neues Schloß entstand; een beinahe eine halbe
Meile langer und starker Flußarm wurde-abgeleitet und zur Bildung von Wasser¬
falle» und Seen verwendet; Sümpfe wurden ausgetrocknet und in fruchtbare
Wiesen verwandelt, ebenso Sand- und Haideflächen; die kahle», häßlichen Halden
"erlassener Bergwerke mußten sich z» angenehmen Hügeln formen; ein ganzes
Dorf wurde ans die andere Seite des Flusses verlegt; eine besondere öffentliche
Bad-Anlage und eine malerische Arbeitercolvnie entstand, und endlich wurden
do nächsten Umgebungen des Schlosses Muskau in so zauberische Blumengärten
verwandelt, wie sie Deutschland noch nicht gesehen. Muskau wurde bald berühmt,
5'nnal da Fürst Pückler selbst durch seine Reisen und Schriften Aufsehen erregte.
Die 1830 erschienenen „Briefe eines Verstorbenen", worin so viel von Gärten
die Rede ist, lenkten ganz besonders die Aufmerksamkeit auf den Laudsij; des
geistreichen Verfassers in Muskau, und als endlich der Fürst nach lauger Uebung
ein wirklicher Meister seiner Kunst geworden war, der es auch im Praktischen mit
den tüchtigsten Leuten vom Fach aufnehmen kann, und seine Erfahrungen in dem
Werke „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei"^) (1834) niedergelegt hatte, wurde



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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/389>, abgerufen am 23.07.2024.