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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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den rechten Nutzen, welche bereits Studien in der Landschaftsgärtnerei gemacht
haben. -- In Düsseldorf und am Rhein wirkte der jetzt verstorbene Garten--
director Weyde ebenfalls unabhängig von der Muskaner Schule, und führte
an verschiedenen Orten Deutschlands und sogar im Auslande vorzügliche Gärten
aus.*) -- Einen ganz besondern Aufschwung erhielt die Gartenkunst am preußischen
Hofe nnter der Leitung des Gartendirectvr Lemno, der sich besonders bei Pots¬
dam zu erkennen gab, wo die Gartenanlagen und Verschönerungen sich über die
ganze Gegend ausdehnen. Den königlichen Anlagen stehen die der königlichen
Prinzen am Babertsberg und in Guericke in keiner Weise nach, ja sie
übertreffen dieselben in mancher Beziehung. Bei der Anlegung des erstgenannten
Gartens war Fürst Pückler thätig, der zweite aber entstand nach der Idee des
Prinzen Karl selbst. Vieles liegt in Berlin und Potsdam noch im Entstehen,
und es läßt sich ein sicheres Urtheil noch nicht fällen. -- Schlesien, schon frü¬
her durch großartige Gartenanlagen ausgezeichnet, wurde durch das Beispiel des
nahen Muskau aufs Neue angeregt, und es zeigte sich dort eine große Rührig¬
keit in der zeitgemäßen Verbesserung alter und der Anlage neuer Gärten, wobei
die Mnskancr Schule besonders thätig war. In den sächstsch-thüringischen
Ländern wurde ebenfalls viel für neue Anlagen und Verschönerung gethan, und
a" den Höfen von Weimar und Meiningen wirkte Fürst Pückler-Muskau persön¬
lich- -- Am meisten geschah seit dein letzten Kriege in Hamburg für Park¬
anlagen, und keine Stadt hat eine so beträchtliche Menge derselben auszuweisen.
Hier waren in früherer Zeit vorzüglich Engländer thätig, und der größte Park
bei Blankenese ist noch ganz nach Brown's Manier angelegt. Viele der neueren
Gärten sind von Herrn Ohlendorf^) angelegt. -- Endlich dürfen die zahl¬
reichen Werke der Landesverschvnernng nicht vergessen werden, die im nördlichen
und westlichen Deutschland in neuerer Zeit ausgeführt wurden. In Frankfurt a. M.,
Hamburg, Bremen, Braunschweig, Breslau, Leipzig n. a. in. wurden die Fe¬
stungswerke abgetragen, und an ihrer Stelle passende Gartenanlagen geschaffen;
selbst kleine Orte ahmten dieses Beispiel nach. Nicht minder verdienen die Vev-
schvnernngen ganzer Gegenden durch sogenannte Waldanlagen erwähnt zu werden,
die besonders'bei Darmstadt und im Odenwald, bei Eisenach, Tharand, Münden
u- a. Orten ausgeführt wurden und jährlich zunehmen.

In Süddeutschland wurde der neue Aufschwung der Gartenkunst kaum be-




"1 Die Stadt Düsseldorf hat 18so die Verdienste Weyde'5 durch die Errichtung eines
l'°hr gelungenen Denkmals von Metall am Viugange des HofgartcuS iscincr Schöpfung) einer-
^unt. Dieselbe Ehre wurde Sckcll in München noch bei seinem Leben zu Theil.
Wenn ich hier verdiente jüngere Künstler nicht nenne, so geschieht es in der Absicht,
um andere mir unbekannte und doch vielleicht eben so tüchtige nicht zurückzusetzen, und über¬
haupt der Geschichte uicht vorzugreifen. Urtheile über junge Gärten und ihre Schöpfer sind
überhaupt mißlich und unsicher, weil ein Karten erst nach Jahren seine Vollendn"" erreicht.
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den rechten Nutzen, welche bereits Studien in der Landschaftsgärtnerei gemacht
haben. — In Düsseldorf und am Rhein wirkte der jetzt verstorbene Garten--
director Weyde ebenfalls unabhängig von der Muskaner Schule, und führte
an verschiedenen Orten Deutschlands und sogar im Auslande vorzügliche Gärten
aus.*) — Einen ganz besondern Aufschwung erhielt die Gartenkunst am preußischen
Hofe nnter der Leitung des Gartendirectvr Lemno, der sich besonders bei Pots¬
dam zu erkennen gab, wo die Gartenanlagen und Verschönerungen sich über die
ganze Gegend ausdehnen. Den königlichen Anlagen stehen die der königlichen
Prinzen am Babertsberg und in Guericke in keiner Weise nach, ja sie
übertreffen dieselben in mancher Beziehung. Bei der Anlegung des erstgenannten
Gartens war Fürst Pückler thätig, der zweite aber entstand nach der Idee des
Prinzen Karl selbst. Vieles liegt in Berlin und Potsdam noch im Entstehen,
und es läßt sich ein sicheres Urtheil noch nicht fällen. — Schlesien, schon frü¬
her durch großartige Gartenanlagen ausgezeichnet, wurde durch das Beispiel des
nahen Muskau aufs Neue angeregt, und es zeigte sich dort eine große Rührig¬
keit in der zeitgemäßen Verbesserung alter und der Anlage neuer Gärten, wobei
die Mnskancr Schule besonders thätig war. In den sächstsch-thüringischen
Ländern wurde ebenfalls viel für neue Anlagen und Verschönerung gethan, und
a» den Höfen von Weimar und Meiningen wirkte Fürst Pückler-Muskau persön¬
lich- — Am meisten geschah seit dein letzten Kriege in Hamburg für Park¬
anlagen, und keine Stadt hat eine so beträchtliche Menge derselben auszuweisen.
Hier waren in früherer Zeit vorzüglich Engländer thätig, und der größte Park
bei Blankenese ist noch ganz nach Brown's Manier angelegt. Viele der neueren
Gärten sind von Herrn Ohlendorf^) angelegt. — Endlich dürfen die zahl¬
reichen Werke der Landesverschvnernng nicht vergessen werden, die im nördlichen
und westlichen Deutschland in neuerer Zeit ausgeführt wurden. In Frankfurt a. M.,
Hamburg, Bremen, Braunschweig, Breslau, Leipzig n. a. in. wurden die Fe¬
stungswerke abgetragen, und an ihrer Stelle passende Gartenanlagen geschaffen;
selbst kleine Orte ahmten dieses Beispiel nach. Nicht minder verdienen die Vev-
schvnernngen ganzer Gegenden durch sogenannte Waldanlagen erwähnt zu werden,
die besonders'bei Darmstadt und im Odenwald, bei Eisenach, Tharand, Münden
u- a. Orten ausgeführt wurden und jährlich zunehmen.

In Süddeutschland wurde der neue Aufschwung der Gartenkunst kaum be-




»1 Die Stadt Düsseldorf hat 18so die Verdienste Weyde'5 durch die Errichtung eines
l'°hr gelungenen Denkmals von Metall am Viugange des HofgartcuS iscincr Schöpfung) einer-
^unt. Dieselbe Ehre wurde Sckcll in München noch bei seinem Leben zu Theil.
Wenn ich hier verdiente jüngere Künstler nicht nenne, so geschieht es in der Absicht,
um andere mir unbekannte und doch vielleicht eben so tüchtige nicht zurückzusetzen, und über¬
haupt der Geschichte uicht vorzugreifen. Urtheile über junge Gärten und ihre Schöpfer sind
überhaupt mißlich und unsicher, weil ein Karten erst nach Jahren seine Vollendn»« erreicht.
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[0391] den rechten Nutzen, welche bereits Studien in der Landschaftsgärtnerei gemacht haben. — In Düsseldorf und am Rhein wirkte der jetzt verstorbene Garten-- director Weyde ebenfalls unabhängig von der Muskaner Schule, und führte an verschiedenen Orten Deutschlands und sogar im Auslande vorzügliche Gärten aus.*) — Einen ganz besondern Aufschwung erhielt die Gartenkunst am preußischen Hofe nnter der Leitung des Gartendirectvr Lemno, der sich besonders bei Pots¬ dam zu erkennen gab, wo die Gartenanlagen und Verschönerungen sich über die ganze Gegend ausdehnen. Den königlichen Anlagen stehen die der königlichen Prinzen am Babertsberg und in Guericke in keiner Weise nach, ja sie übertreffen dieselben in mancher Beziehung. Bei der Anlegung des erstgenannten Gartens war Fürst Pückler thätig, der zweite aber entstand nach der Idee des Prinzen Karl selbst. Vieles liegt in Berlin und Potsdam noch im Entstehen, und es läßt sich ein sicheres Urtheil noch nicht fällen. — Schlesien, schon frü¬ her durch großartige Gartenanlagen ausgezeichnet, wurde durch das Beispiel des nahen Muskau aufs Neue angeregt, und es zeigte sich dort eine große Rührig¬ keit in der zeitgemäßen Verbesserung alter und der Anlage neuer Gärten, wobei die Mnskancr Schule besonders thätig war. In den sächstsch-thüringischen Ländern wurde ebenfalls viel für neue Anlagen und Verschönerung gethan, und a» den Höfen von Weimar und Meiningen wirkte Fürst Pückler-Muskau persön¬ lich- — Am meisten geschah seit dein letzten Kriege in Hamburg für Park¬ anlagen, und keine Stadt hat eine so beträchtliche Menge derselben auszuweisen. Hier waren in früherer Zeit vorzüglich Engländer thätig, und der größte Park bei Blankenese ist noch ganz nach Brown's Manier angelegt. Viele der neueren Gärten sind von Herrn Ohlendorf^) angelegt. — Endlich dürfen die zahl¬ reichen Werke der Landesverschvnernng nicht vergessen werden, die im nördlichen und westlichen Deutschland in neuerer Zeit ausgeführt wurden. In Frankfurt a. M., Hamburg, Bremen, Braunschweig, Breslau, Leipzig n. a. in. wurden die Fe¬ stungswerke abgetragen, und an ihrer Stelle passende Gartenanlagen geschaffen; selbst kleine Orte ahmten dieses Beispiel nach. Nicht minder verdienen die Vev- schvnernngen ganzer Gegenden durch sogenannte Waldanlagen erwähnt zu werden, die besonders'bei Darmstadt und im Odenwald, bei Eisenach, Tharand, Münden u- a. Orten ausgeführt wurden und jährlich zunehmen. In Süddeutschland wurde der neue Aufschwung der Gartenkunst kaum be- »1 Die Stadt Düsseldorf hat 18so die Verdienste Weyde'5 durch die Errichtung eines l'°hr gelungenen Denkmals von Metall am Viugange des HofgartcuS iscincr Schöpfung) einer- ^unt. Dieselbe Ehre wurde Sckcll in München noch bei seinem Leben zu Theil. Wenn ich hier verdiente jüngere Künstler nicht nenne, so geschieht es in der Absicht, um andere mir unbekannte und doch vielleicht eben so tüchtige nicht zurückzusetzen, und über¬ haupt der Geschichte uicht vorzugreifen. Urtheile über junge Gärten und ihre Schöpfer sind überhaupt mißlich und unsicher, weil ein Karten erst nach Jahren seine Vollendn»« erreicht. 59»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/391>, abgerufen am 23.07.2024.