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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Buchen, Ulmen, Traubenkirschen, Hartriegel i>. s. w. in eine zweite Gruppe, und
trenne diese Massen durch eine Verbindungsgruppe von Bäumen mit gefiederten
Blättern und leichtem Wuchs. Schon das Gedeihen der Bäume erfordert eine solche
Pflanzung, denn Bäume von gleichem Wuchs werden einander selten erdrücken.
Es versteht sich von selbst, daß diese Regel ihre zahlreichen wohlberechtigten Aus-
"ahnen baben muß. Auch Farbe und Form der Stämme soll bei der Pflanzung
berücksichtigt werden; namentlich gilt dies von einzelnen Bäumen und lichten
Gruppen. Ein kleiner Birkenwald mit seinen schönen weißen Stämmen, oder
der bemooste knorrige Stamm einer Eiche oder Linde soll durch niedriges Gebüsch
nicht versteckt werden.

Die größte Wirkung der Licht - und Schattcnmassen erhallen wir aber durch die
Zusammenstellung mehrerer Bäume, wenn wir ihren Umrissen eine malerische Hal¬
tung gebe". Eine solche Vereinigung heißt eine Gruppe. Die Form der Ge-
hölzgruppeu darf nie regelmäßig sein, nie in gerader Linie fortlaufen, ihre Breite
muß so groß sein, daß man bei vollständiger Belaubung nicht durchsehe" kann. Die
Umrisse am Boden sollen in schönen Wellenlinien schwingen, welche bald zurücktreten,
bald wieder kräftig vorspringen, zuweilen dnrch tiefe Einschnitte unterbrochen werden.
Denn ein tiefer Einschnitt in die Gehölzgrnppe giebt immer das Aussehen von
großer Ausdehnung deö Gartens. Eine einfache Gruppe entsteht schon, wenn
drei Bäume so zusammengcpflauzt werden, daß man die Umrisse jedes einzelnen
Baumes nicht mehr wahrnehmen kann; ja, so nahe kann man die Stämme rücke",
daß sie nach einiger Zeit das Aussehen eines einzigen Baumes haben, und herr¬
liche Effecte lassen sich dadurch hervorbringen. Zusammengesetzte Gruppen werde"
dnrch die Verbindung einer Baumgruppe mit Gesträuch und Mittelhölzern oder
mit nahestehenden Gruppen bewirkt. Auch unter kleinen Bäumen und Sträucher"
giebt es schöne Formen, reichliches Laub, ein üppiges Grün und imponirende
Blüthen. In kleineren Gärten vertreten sie die Stelle der Bänme, verberge"
die Grenzen und geben, geschickt gruppirt, in geschwungenen Linien mit tiefe"
Buchten und Einschnitten ebenfalls die Borstellung der unbegrenzten Ausdehnung ;
sie sind zierlicher und niedlicher, als Bäume, und verlangen deshalb einen schöne"
Rasen, wol auch Blume" zur Einfassung. Eine vortreffliche Wirkung mache"
Gruppen von kleinem Gehölz, wenn mehrere derselben so verbunden werden, daß
sich immer uoch grüner Rasen zwischen den einzelnen hinzieht; hier und da werde"
die kleinen Inseln durch leicht gebaute lustige Bäume bekrönt und unterbrochen-
Die Baumgruppe gehört dahin, wo man Schatten fordert, oder die Bildung einer
schönen Scenerie beabsichtigt, wo das Auge anmuthig überrascht werden soll, oder
wo man Unschönes zu verstecken hat. In der Nähe deö Hauses sollen sie nie den
grünen Rasenplatz verbergen. -- Wo aber selbst eine Gruppe zu viel ist, wirkt noch
der einzelne Baum, uuter dessen Aesten mau frei wegsehen kauu. Außerdem soll
er hier und da am Gartenwege stehen, um Schatten zu bereiten oder einen Sitz


Buchen, Ulmen, Traubenkirschen, Hartriegel i>. s. w. in eine zweite Gruppe, und
trenne diese Massen durch eine Verbindungsgruppe von Bäumen mit gefiederten
Blättern und leichtem Wuchs. Schon das Gedeihen der Bäume erfordert eine solche
Pflanzung, denn Bäume von gleichem Wuchs werden einander selten erdrücken.
Es versteht sich von selbst, daß diese Regel ihre zahlreichen wohlberechtigten Aus-
»ahnen baben muß. Auch Farbe und Form der Stämme soll bei der Pflanzung
berücksichtigt werden; namentlich gilt dies von einzelnen Bäumen und lichten
Gruppen. Ein kleiner Birkenwald mit seinen schönen weißen Stämmen, oder
der bemooste knorrige Stamm einer Eiche oder Linde soll durch niedriges Gebüsch
nicht versteckt werden.

Die größte Wirkung der Licht - und Schattcnmassen erhallen wir aber durch die
Zusammenstellung mehrerer Bäume, wenn wir ihren Umrissen eine malerische Hal¬
tung gebe». Eine solche Vereinigung heißt eine Gruppe. Die Form der Ge-
hölzgruppeu darf nie regelmäßig sein, nie in gerader Linie fortlaufen, ihre Breite
muß so groß sein, daß man bei vollständiger Belaubung nicht durchsehe« kann. Die
Umrisse am Boden sollen in schönen Wellenlinien schwingen, welche bald zurücktreten,
bald wieder kräftig vorspringen, zuweilen dnrch tiefe Einschnitte unterbrochen werden.
Denn ein tiefer Einschnitt in die Gehölzgrnppe giebt immer das Aussehen von
großer Ausdehnung deö Gartens. Eine einfache Gruppe entsteht schon, wenn
drei Bäume so zusammengcpflauzt werden, daß man die Umrisse jedes einzelnen
Baumes nicht mehr wahrnehmen kann; ja, so nahe kann man die Stämme rücke»,
daß sie nach einiger Zeit das Aussehen eines einzigen Baumes haben, und herr¬
liche Effecte lassen sich dadurch hervorbringen. Zusammengesetzte Gruppen werde»
dnrch die Verbindung einer Baumgruppe mit Gesträuch und Mittelhölzern oder
mit nahestehenden Gruppen bewirkt. Auch unter kleinen Bäumen und Sträucher»
giebt es schöne Formen, reichliches Laub, ein üppiges Grün und imponirende
Blüthen. In kleineren Gärten vertreten sie die Stelle der Bänme, verberge»
die Grenzen und geben, geschickt gruppirt, in geschwungenen Linien mit tiefe»
Buchten und Einschnitten ebenfalls die Borstellung der unbegrenzten Ausdehnung ;
sie sind zierlicher und niedlicher, als Bäume, und verlangen deshalb einen schöne»
Rasen, wol auch Blume» zur Einfassung. Eine vortreffliche Wirkung mache»
Gruppen von kleinem Gehölz, wenn mehrere derselben so verbunden werden, daß
sich immer uoch grüner Rasen zwischen den einzelnen hinzieht; hier und da werde»
die kleinen Inseln durch leicht gebaute lustige Bäume bekrönt und unterbrochen-
Die Baumgruppe gehört dahin, wo man Schatten fordert, oder die Bildung einer
schönen Scenerie beabsichtigt, wo das Auge anmuthig überrascht werden soll, oder
wo man Unschönes zu verstecken hat. In der Nähe deö Hauses sollen sie nie den
grünen Rasenplatz verbergen. — Wo aber selbst eine Gruppe zu viel ist, wirkt noch
der einzelne Baum, uuter dessen Aesten mau frei wegsehen kauu. Außerdem soll
er hier und da am Gartenwege stehen, um Schatten zu bereiten oder einen Sitz


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[0142] Buchen, Ulmen, Traubenkirschen, Hartriegel i>. s. w. in eine zweite Gruppe, und trenne diese Massen durch eine Verbindungsgruppe von Bäumen mit gefiederten Blättern und leichtem Wuchs. Schon das Gedeihen der Bäume erfordert eine solche Pflanzung, denn Bäume von gleichem Wuchs werden einander selten erdrücken. Es versteht sich von selbst, daß diese Regel ihre zahlreichen wohlberechtigten Aus- »ahnen baben muß. Auch Farbe und Form der Stämme soll bei der Pflanzung berücksichtigt werden; namentlich gilt dies von einzelnen Bäumen und lichten Gruppen. Ein kleiner Birkenwald mit seinen schönen weißen Stämmen, oder der bemooste knorrige Stamm einer Eiche oder Linde soll durch niedriges Gebüsch nicht versteckt werden. Die größte Wirkung der Licht - und Schattcnmassen erhallen wir aber durch die Zusammenstellung mehrerer Bäume, wenn wir ihren Umrissen eine malerische Hal¬ tung gebe». Eine solche Vereinigung heißt eine Gruppe. Die Form der Ge- hölzgruppeu darf nie regelmäßig sein, nie in gerader Linie fortlaufen, ihre Breite muß so groß sein, daß man bei vollständiger Belaubung nicht durchsehe« kann. Die Umrisse am Boden sollen in schönen Wellenlinien schwingen, welche bald zurücktreten, bald wieder kräftig vorspringen, zuweilen dnrch tiefe Einschnitte unterbrochen werden. Denn ein tiefer Einschnitt in die Gehölzgrnppe giebt immer das Aussehen von großer Ausdehnung deö Gartens. Eine einfache Gruppe entsteht schon, wenn drei Bäume so zusammengcpflauzt werden, daß man die Umrisse jedes einzelnen Baumes nicht mehr wahrnehmen kann; ja, so nahe kann man die Stämme rücke», daß sie nach einiger Zeit das Aussehen eines einzigen Baumes haben, und herr¬ liche Effecte lassen sich dadurch hervorbringen. Zusammengesetzte Gruppen werde» dnrch die Verbindung einer Baumgruppe mit Gesträuch und Mittelhölzern oder mit nahestehenden Gruppen bewirkt. Auch unter kleinen Bäumen und Sträucher» giebt es schöne Formen, reichliches Laub, ein üppiges Grün und imponirende Blüthen. In kleineren Gärten vertreten sie die Stelle der Bänme, verberge» die Grenzen und geben, geschickt gruppirt, in geschwungenen Linien mit tiefe» Buchten und Einschnitten ebenfalls die Borstellung der unbegrenzten Ausdehnung ; sie sind zierlicher und niedlicher, als Bäume, und verlangen deshalb einen schöne» Rasen, wol auch Blume» zur Einfassung. Eine vortreffliche Wirkung mache» Gruppen von kleinem Gehölz, wenn mehrere derselben so verbunden werden, daß sich immer uoch grüner Rasen zwischen den einzelnen hinzieht; hier und da werde» die kleinen Inseln durch leicht gebaute lustige Bäume bekrönt und unterbrochen- Die Baumgruppe gehört dahin, wo man Schatten fordert, oder die Bildung einer schönen Scenerie beabsichtigt, wo das Auge anmuthig überrascht werden soll, oder wo man Unschönes zu verstecken hat. In der Nähe deö Hauses sollen sie nie den grünen Rasenplatz verbergen. — Wo aber selbst eine Gruppe zu viel ist, wirkt noch der einzelne Baum, uuter dessen Aesten mau frei wegsehen kauu. Außerdem soll er hier und da am Gartenwege stehen, um Schatten zu bereiten oder einen Sitz

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/142>, abgerufen am 23.07.2024.