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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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nehmen ihren Platz unter einem Baume, das "Bassettl" beginnt die jungen
Beine durch die lustigsten Tonsprunge zum Tanzen herauszufordern, die Fidel
jauchzt darein, und zwei Burschen legen einer dem ander" einen Arm ans die
Schulter, und beginnen mit kleinen Schritten im Takte den Boden zu stampfen.
Eine Weile darauf tritt ein Mädchen hinzu, die beiden Burschen nehmen' sie
"wischen sich, und der Tanz geht weiter. Allmählich kommen neue Burschen her¬
bei, und nehmen je ein Mädchen zwischen sich aus, und nack einer Weile ist der
Kreis geschlossen, und der "Schock" trappelt ringsherum, bald nach der einen,
bald nach der andern Richtung hin, bald sanft, bald wild." -- Diese jubelnden
Melodien gehen aber in einer Weise, die unsre Ohren zerreiße" müsse". Die
eine derselbe" bewegt sich ausschließlich i" den beiden Tönen und I).

Die Reise geht dann weiter nach dem Kloster Kovil und den Römerschauzen,
wie nach andern Schlachtfeldern der Baczka. Mit der Festung Se. Tomas
wird der Schluß gemacht, der in die entsetzlichen Töne der serbische" Mar¬
seillaise ausläuft.




Wochenschau.
Der Zollabschluß zwischen Preußen und Hannover.

-- Dieser Zoll-
"bschiuß ist der erste positive Act, welchen wir den restaurirten Regierungen verdanken,
und den wir als einen Fortschritt in unsrer nationalen Entwickelung betrachten können.
Was sie bisher geleistet, war negativer, oder, wenn man will, repressiver Natur, den
Bundestag und die wiederhergestellten ständischen Institutionen nicht ausgeschlossen.
Denn Beides war sowol der Form als dem Inhalt nach nichts Anderes, als die Er¬
klärung, daß man seine eigentlichen Absichten nicht durchsetzen könne, und daß man da¬
her einen vorläufigen Kompromiß auf Grundlage ehemaliger Verhältnisse abschließen
"">sse. Daraus noch einmal einzugehen, ob die Lage der Dinge wirklich von der .tre
war. daß sie einen solchen Compromiß nothwendig machte, ist hier nicht am Ort. ^eben¬
falls wurde dadurch die weitere Entscheidung nur hinausgeschoben. I" jenem Zoll¬
vertrag ist aber ein wirklich Neues enthalten. Zwar soll er erst mit dem 1. ^a". I^i-
zur Ausführung komme", und wird daher für Diejenige sehr gleichgiltig se.n. die inner-
halb dieses Zeitraums aus eine totale Umgestaltung aller öffentlichen Vcrhaltn.s,c in
Deutschland rechnen, und bis zu einem gewissen Grade auf sie hoffen; für uns da¬
gegen, die wir eine solche Umgestaltung höchstens fürchten, ist jedes positive Moment,
welches eine Entwickelung zum Guten innerhalb der alten Formen wenigstens anbahnt,
"n dankenswerthes Factum. -

."".Wir gehen hier auf die eigentlich nationalökonomische Seite des Vertrages acht
"">r ein. Freilich wird er keine von den prononcirten Parteien zufriedenstellen, denn
^ liegt in der Natur eines jeden Vertrages, daß von Seiten der verschiedenen
J"teressen Opfer gebracht werden müssen. Im Allgemeinen dürfte die richtige Mittel¬
maße gefunden sein. Hannover fügt sich den Formen des Zollvereins, und der Zoll¬
verein läßt in seinem Tarif Modificationen im gemäßigten freihändlerischen Sinn ein-


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nehmen ihren Platz unter einem Baume, das „Bassettl" beginnt die jungen
Beine durch die lustigsten Tonsprunge zum Tanzen herauszufordern, die Fidel
jauchzt darein, und zwei Burschen legen einer dem ander» einen Arm ans die
Schulter, und beginnen mit kleinen Schritten im Takte den Boden zu stampfen.
Eine Weile darauf tritt ein Mädchen hinzu, die beiden Burschen nehmen' sie
»wischen sich, und der Tanz geht weiter. Allmählich kommen neue Burschen her¬
bei, und nehmen je ein Mädchen zwischen sich aus, und nack einer Weile ist der
Kreis geschlossen, und der „Schock" trappelt ringsherum, bald nach der einen,
bald nach der andern Richtung hin, bald sanft, bald wild." — Diese jubelnden
Melodien gehen aber in einer Weise, die unsre Ohren zerreiße» müsse». Die
eine derselbe» bewegt sich ausschließlich i» den beiden Tönen und I).

Die Reise geht dann weiter nach dem Kloster Kovil und den Römerschauzen,
wie nach andern Schlachtfeldern der Baczka. Mit der Festung Se. Tomas
wird der Schluß gemacht, der in die entsetzlichen Töne der serbische» Mar¬
seillaise ausläuft.




Wochenschau.
Der Zollabschluß zwischen Preußen und Hannover.

— Dieser Zoll-
"bschiuß ist der erste positive Act, welchen wir den restaurirten Regierungen verdanken,
und den wir als einen Fortschritt in unsrer nationalen Entwickelung betrachten können.
Was sie bisher geleistet, war negativer, oder, wenn man will, repressiver Natur, den
Bundestag und die wiederhergestellten ständischen Institutionen nicht ausgeschlossen.
Denn Beides war sowol der Form als dem Inhalt nach nichts Anderes, als die Er¬
klärung, daß man seine eigentlichen Absichten nicht durchsetzen könne, und daß man da¬
her einen vorläufigen Kompromiß auf Grundlage ehemaliger Verhältnisse abschließen
"">sse. Daraus noch einmal einzugehen, ob die Lage der Dinge wirklich von der .tre
war. daß sie einen solchen Compromiß nothwendig machte, ist hier nicht am Ort. ^eben¬
falls wurde dadurch die weitere Entscheidung nur hinausgeschoben. I» jenem Zoll¬
vertrag ist aber ein wirklich Neues enthalten. Zwar soll er erst mit dem 1. ^a». I^i-
zur Ausführung komme», und wird daher für Diejenige sehr gleichgiltig se.n. die inner-
halb dieses Zeitraums aus eine totale Umgestaltung aller öffentlichen Vcrhaltn.s,c in
Deutschland rechnen, und bis zu einem gewissen Grade auf sie hoffen; für uns da¬
gegen, die wir eine solche Umgestaltung höchstens fürchten, ist jedes positive Moment,
welches eine Entwickelung zum Guten innerhalb der alten Formen wenigstens anbahnt,
"n dankenswerthes Factum. -

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"">r ein. Freilich wird er keine von den prononcirten Parteien zufriedenstellen, denn
^ liegt in der Natur eines jeden Vertrages, daß von Seiten der verschiedenen
J"teressen Opfer gebracht werden müssen. Im Allgemeinen dürfte die richtige Mittel¬
maße gefunden sein. Hannover fügt sich den Formen des Zollvereins, und der Zoll¬
verein läßt in seinem Tarif Modificationen im gemäßigten freihändlerischen Sinn ein-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/483>, abgerufen am 04.07.2024.