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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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Alles Eins, was mit mir g'schieht. Der Dampfer pfeift draußen wie besessen,
und ich fahr gleich in Gottes Namen, ungefrühstückt, ins Meer naus, ob ich die
Seekrankheit krieg oder nit. -- Nächstens mehr. Adjes.




Erinnerungen ans dem Congreß der Friedensfrennde

Fünf Jahre sind verflossen, seitdem sich die Freunde des allgemeinen Frie¬
dens zum ersten Male in London versammelten. Die Anhänger ihrer Lehre haben
sich seither vertausendfacht, und wenn sich die Besten einer Nation, wie Alexander
von Humboldt, Liebig, Rauch, der edle Erzbischof vou Paris, Lamartine, Cor-
menin, Victor Hugo, Say, Girardin, David Brewster, Cobden, Edward Smith
u. s. w. einer solchen Strebung anschließen, so ist der Spott wol nicht am
rechten Ort.

Die heutige Versammlung erhielt durch die gleichzeitige Schaustellung der
Producte des Friedens, des Fleißes und ErsinduugSgcistes aller civilisirten Völker
der Erde eine ganz besondere Bedeutung, und während ein Redner den Krystall-
Palast einen kolossalen Protest gegen den Krieg nannte, verglich ihn ein anderer
mit dem ersten Friedenstcmpel unsrer Zeit, in welchem alle Gottheiten des Frie¬
dens in liebevoller Harmonie aufgestellt erschienen.

Der berühmte Englische Gelehrte, Sir David Brewster, führte den Vorsitz.
Die Versammlung zählte mehr als tausend Mitglieder, und nebst den Zuhörern
über 4000 Personen. Der Präsident eröffnete die Bersammlnng mit einer An¬
sprache, in welcher er die berühmten Worte des Bischofs Proteus citirte: "Ein
Mord macht einen Schelm, Millionen einen Helden."

Es lagen dem Kongresse sechs Propositionen zur Beschlußfassung vor. Die erste
lautete: Der Kongreß der Friedcnssreunde erkennt an, daß die Lösung völkerrecht¬
licher Fragen durch Waffengewalt den Lehren der Religion, der Philosophie, der
Sittlichkeit und den Staatszwecken zuwider laufe, und daß es daher eine heilige Pflicht
Aller ist, auf Abschaffung der Völkerkriege hinzuwirken. Der Kongreß empfiehlt des¬
halb allen seinen Mitgliedern in ihren verschiedenen Ländern und Kreisen durch
sorgfältige Erziehung der Jugend, durch Belehrung von der Kanzel, wie von der
Rednerbühne, durch die öffentliche Presse und durch jedes sonstige geeignete Mittel
dahin zu streben, daß jener erbliche Völkerhaß und alle die politischen und com-
merziellen Vorurtheile ausgerottet werden, die so hänfig zu den traurigsten Krie¬
gen geführt haben. --

Zuerst sprach ein Englischer protestantischer Pastor, or. James ans Bir-


Alles Eins, was mit mir g'schieht. Der Dampfer pfeift draußen wie besessen,
und ich fahr gleich in Gottes Namen, ungefrühstückt, ins Meer naus, ob ich die
Seekrankheit krieg oder nit. — Nächstens mehr. Adjes.




Erinnerungen ans dem Congreß der Friedensfrennde

Fünf Jahre sind verflossen, seitdem sich die Freunde des allgemeinen Frie¬
dens zum ersten Male in London versammelten. Die Anhänger ihrer Lehre haben
sich seither vertausendfacht, und wenn sich die Besten einer Nation, wie Alexander
von Humboldt, Liebig, Rauch, der edle Erzbischof vou Paris, Lamartine, Cor-
menin, Victor Hugo, Say, Girardin, David Brewster, Cobden, Edward Smith
u. s. w. einer solchen Strebung anschließen, so ist der Spott wol nicht am
rechten Ort.

Die heutige Versammlung erhielt durch die gleichzeitige Schaustellung der
Producte des Friedens, des Fleißes und ErsinduugSgcistes aller civilisirten Völker
der Erde eine ganz besondere Bedeutung, und während ein Redner den Krystall-
Palast einen kolossalen Protest gegen den Krieg nannte, verglich ihn ein anderer
mit dem ersten Friedenstcmpel unsrer Zeit, in welchem alle Gottheiten des Frie¬
dens in liebevoller Harmonie aufgestellt erschienen.

Der berühmte Englische Gelehrte, Sir David Brewster, führte den Vorsitz.
Die Versammlung zählte mehr als tausend Mitglieder, und nebst den Zuhörern
über 4000 Personen. Der Präsident eröffnete die Bersammlnng mit einer An¬
sprache, in welcher er die berühmten Worte des Bischofs Proteus citirte: „Ein
Mord macht einen Schelm, Millionen einen Helden."

Es lagen dem Kongresse sechs Propositionen zur Beschlußfassung vor. Die erste
lautete: Der Kongreß der Friedcnssreunde erkennt an, daß die Lösung völkerrecht¬
licher Fragen durch Waffengewalt den Lehren der Religion, der Philosophie, der
Sittlichkeit und den Staatszwecken zuwider laufe, und daß es daher eine heilige Pflicht
Aller ist, auf Abschaffung der Völkerkriege hinzuwirken. Der Kongreß empfiehlt des¬
halb allen seinen Mitgliedern in ihren verschiedenen Ländern und Kreisen durch
sorgfältige Erziehung der Jugend, durch Belehrung von der Kanzel, wie von der
Rednerbühne, durch die öffentliche Presse und durch jedes sonstige geeignete Mittel
dahin zu streben, daß jener erbliche Völkerhaß und alle die politischen und com-
merziellen Vorurtheile ausgerottet werden, die so hänfig zu den traurigsten Krie¬
gen geführt haben. —

Zuerst sprach ein Englischer protestantischer Pastor, or. James ans Bir-


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[0270] Alles Eins, was mit mir g'schieht. Der Dampfer pfeift draußen wie besessen, und ich fahr gleich in Gottes Namen, ungefrühstückt, ins Meer naus, ob ich die Seekrankheit krieg oder nit. — Nächstens mehr. Adjes. Erinnerungen ans dem Congreß der Friedensfrennde Fünf Jahre sind verflossen, seitdem sich die Freunde des allgemeinen Frie¬ dens zum ersten Male in London versammelten. Die Anhänger ihrer Lehre haben sich seither vertausendfacht, und wenn sich die Besten einer Nation, wie Alexander von Humboldt, Liebig, Rauch, der edle Erzbischof vou Paris, Lamartine, Cor- menin, Victor Hugo, Say, Girardin, David Brewster, Cobden, Edward Smith u. s. w. einer solchen Strebung anschließen, so ist der Spott wol nicht am rechten Ort. Die heutige Versammlung erhielt durch die gleichzeitige Schaustellung der Producte des Friedens, des Fleißes und ErsinduugSgcistes aller civilisirten Völker der Erde eine ganz besondere Bedeutung, und während ein Redner den Krystall- Palast einen kolossalen Protest gegen den Krieg nannte, verglich ihn ein anderer mit dem ersten Friedenstcmpel unsrer Zeit, in welchem alle Gottheiten des Frie¬ dens in liebevoller Harmonie aufgestellt erschienen. Der berühmte Englische Gelehrte, Sir David Brewster, führte den Vorsitz. Die Versammlung zählte mehr als tausend Mitglieder, und nebst den Zuhörern über 4000 Personen. Der Präsident eröffnete die Bersammlnng mit einer An¬ sprache, in welcher er die berühmten Worte des Bischofs Proteus citirte: „Ein Mord macht einen Schelm, Millionen einen Helden." Es lagen dem Kongresse sechs Propositionen zur Beschlußfassung vor. Die erste lautete: Der Kongreß der Friedcnssreunde erkennt an, daß die Lösung völkerrecht¬ licher Fragen durch Waffengewalt den Lehren der Religion, der Philosophie, der Sittlichkeit und den Staatszwecken zuwider laufe, und daß es daher eine heilige Pflicht Aller ist, auf Abschaffung der Völkerkriege hinzuwirken. Der Kongreß empfiehlt des¬ halb allen seinen Mitgliedern in ihren verschiedenen Ländern und Kreisen durch sorgfältige Erziehung der Jugend, durch Belehrung von der Kanzel, wie von der Rednerbühne, durch die öffentliche Presse und durch jedes sonstige geeignete Mittel dahin zu streben, daß jener erbliche Völkerhaß und alle die politischen und com- merziellen Vorurtheile ausgerottet werden, die so hänfig zu den traurigsten Krie¬ gen geführt haben. — Zuerst sprach ein Englischer protestantischer Pastor, or. James ans Bir-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/270>, abgerufen am 04.07.2024.