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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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imitisirt sind. Was aber übrig bleibt, ist ein fester Kern durch und durch abge¬
härteter Soldaten. Theils fechten sie mit dem Muthe der Verzweiflung, da sie
ja doch Nichts mehr zu verliere" haben, als das nackte Leben, das Vielen von
ihnen eine Last ist, theils mit der Ruhe und Kaltblütigkeit alter, eingeübter
Krieger, die schon unzählige Mal den verschiedensten Feinden gegenüber gestanden
haben. Diesen Ruhm der Brauchbarkeit müssen selbst die Franzosen der Frem¬
denlegion zugestehen, und bei der diesjährigen, blutigen und sehr beschwerlichen
Expedition gegen die Kabylcn hatten ihn die Compagnien der Legion, welche
an derselben Theil nahmen, ans das Glänzendste bewährt. Auch die Officiere
und Unterofficiere der Legion sind durchschnittlich erfahrene, vielfach erprobte Män¬
ner. Der größte Theil der Officiere besteht aus Franzosen, die sich von andern
Regimentern zu der Legion haben versehen lassen, um ein besseres Avancement
zu finden, da die Legion, die beständig im Felde steht, einen viel größern Abgang
an Officieren hat, als die andern Corps. Einzelne Deutsche, Polen und Ita¬
liener trifft mau übrigens unter den Officieren aller Grade der Legion an.
Dieselben habe" sich ihre Epaulettes durch Auszeichnung vor dem Feinde erwor¬
ben, und sind durchgängig tüchtige, zum Theil gebildete Männer. Die Fremden¬
legion besteht aus 2 Regimenter" Infanterie, das Regiment ganz wie alle übrigen
Französischen Regimenter zu Z Bataillonen. Jedes Bataillon hat 2 Compag¬
nien üvlilv, von denen die eine Grenadiers, die andere Voltigeurs sind, und
6 Compagnien ,,äa vordre;". Die Gesauuntstärke der Infanterie beträgt zwischen
6--7000 Mann. Viele frühern Soldaten der Fremdenlegion diene" in den
3 Cavallerie-Regimentern der .M-r"^^ et'^lriqnk". Diese Cavallerie, durch¬
gängig auf Maurischer Pferden beritten, ist ganz regulair unisormirt und exercirt,
und eine vorzügliche Ncitcrtruppe, sowol in geschlossenen Reihen, als anch im
zerstreuten Gefecht. Die Verpflegung und Besoldung der Fremdenlegion ist
wie die der Französischen Regimenter, die in Algerien stehen. Daß man ihr
im Allgemeinen schlechtere Quartiere als den Französischen Truppen giebt, und
ihre Soldaten etwas mehr zu öffentlichen Arbeiten, wofür sie übrigens eine
Vergütignng erhalten, verwendet, ist nicht zu läugnen. Allzugroß ist übrigens
dieser Unterschied nicht. Der Dienst aller Truppen ist in Algerien sehr hart
und angreifend. Große Märsche, zum Theil aus ungebahnten Wegen, abwechselnd
glühende Hijze und starke Kälte und häusig mangelhafte Verpflegung, da bei
weiten Märschen die Lebensmittel selbst beim besten Willen nicht pünktlich herbei¬
geschafft werden tonnen, dann die Plage des vielen Ungeziefers; daß Alles dies den
meisten Soldaten der Fremdenlegion nicht behagt und viele sich höchst unglücklich
fühlen, ist natürlich. Besonders für gebildete Mäuner ist die Lage eines gemei¬
nen Soldaten, mitten nnter verwilderten Kamerade", eine höchst peinliche. Selbst¬
morde sollen daher nicht zu den Seltenheiten gehören. Mancher rohen Natur


imitisirt sind. Was aber übrig bleibt, ist ein fester Kern durch und durch abge¬
härteter Soldaten. Theils fechten sie mit dem Muthe der Verzweiflung, da sie
ja doch Nichts mehr zu verliere» haben, als das nackte Leben, das Vielen von
ihnen eine Last ist, theils mit der Ruhe und Kaltblütigkeit alter, eingeübter
Krieger, die schon unzählige Mal den verschiedensten Feinden gegenüber gestanden
haben. Diesen Ruhm der Brauchbarkeit müssen selbst die Franzosen der Frem¬
denlegion zugestehen, und bei der diesjährigen, blutigen und sehr beschwerlichen
Expedition gegen die Kabylcn hatten ihn die Compagnien der Legion, welche
an derselben Theil nahmen, ans das Glänzendste bewährt. Auch die Officiere
und Unterofficiere der Legion sind durchschnittlich erfahrene, vielfach erprobte Män¬
ner. Der größte Theil der Officiere besteht aus Franzosen, die sich von andern
Regimentern zu der Legion haben versehen lassen, um ein besseres Avancement
zu finden, da die Legion, die beständig im Felde steht, einen viel größern Abgang
an Officieren hat, als die andern Corps. Einzelne Deutsche, Polen und Ita¬
liener trifft mau übrigens unter den Officieren aller Grade der Legion an.
Dieselben habe» sich ihre Epaulettes durch Auszeichnung vor dem Feinde erwor¬
ben, und sind durchgängig tüchtige, zum Theil gebildete Männer. Die Fremden¬
legion besteht aus 2 Regimenter» Infanterie, das Regiment ganz wie alle übrigen
Französischen Regimenter zu Z Bataillonen. Jedes Bataillon hat 2 Compag¬
nien üvlilv, von denen die eine Grenadiers, die andere Voltigeurs sind, und
6 Compagnien ,,äa vordre;". Die Gesauuntstärke der Infanterie beträgt zwischen
6—7000 Mann. Viele frühern Soldaten der Fremdenlegion diene» in den
3 Cavallerie-Regimentern der .M-r«^^ et'^lriqnk". Diese Cavallerie, durch¬
gängig auf Maurischer Pferden beritten, ist ganz regulair unisormirt und exercirt,
und eine vorzügliche Ncitcrtruppe, sowol in geschlossenen Reihen, als anch im
zerstreuten Gefecht. Die Verpflegung und Besoldung der Fremdenlegion ist
wie die der Französischen Regimenter, die in Algerien stehen. Daß man ihr
im Allgemeinen schlechtere Quartiere als den Französischen Truppen giebt, und
ihre Soldaten etwas mehr zu öffentlichen Arbeiten, wofür sie übrigens eine
Vergütignng erhalten, verwendet, ist nicht zu läugnen. Allzugroß ist übrigens
dieser Unterschied nicht. Der Dienst aller Truppen ist in Algerien sehr hart
und angreifend. Große Märsche, zum Theil aus ungebahnten Wegen, abwechselnd
glühende Hijze und starke Kälte und häusig mangelhafte Verpflegung, da bei
weiten Märschen die Lebensmittel selbst beim besten Willen nicht pünktlich herbei¬
geschafft werden tonnen, dann die Plage des vielen Ungeziefers; daß Alles dies den
meisten Soldaten der Fremdenlegion nicht behagt und viele sich höchst unglücklich
fühlen, ist natürlich. Besonders für gebildete Mäuner ist die Lage eines gemei¬
nen Soldaten, mitten nnter verwilderten Kamerade», eine höchst peinliche. Selbst¬
morde sollen daher nicht zu den Seltenheiten gehören. Mancher rohen Natur


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[0216] imitisirt sind. Was aber übrig bleibt, ist ein fester Kern durch und durch abge¬ härteter Soldaten. Theils fechten sie mit dem Muthe der Verzweiflung, da sie ja doch Nichts mehr zu verliere» haben, als das nackte Leben, das Vielen von ihnen eine Last ist, theils mit der Ruhe und Kaltblütigkeit alter, eingeübter Krieger, die schon unzählige Mal den verschiedensten Feinden gegenüber gestanden haben. Diesen Ruhm der Brauchbarkeit müssen selbst die Franzosen der Frem¬ denlegion zugestehen, und bei der diesjährigen, blutigen und sehr beschwerlichen Expedition gegen die Kabylcn hatten ihn die Compagnien der Legion, welche an derselben Theil nahmen, ans das Glänzendste bewährt. Auch die Officiere und Unterofficiere der Legion sind durchschnittlich erfahrene, vielfach erprobte Män¬ ner. Der größte Theil der Officiere besteht aus Franzosen, die sich von andern Regimentern zu der Legion haben versehen lassen, um ein besseres Avancement zu finden, da die Legion, die beständig im Felde steht, einen viel größern Abgang an Officieren hat, als die andern Corps. Einzelne Deutsche, Polen und Ita¬ liener trifft mau übrigens unter den Officieren aller Grade der Legion an. Dieselben habe» sich ihre Epaulettes durch Auszeichnung vor dem Feinde erwor¬ ben, und sind durchgängig tüchtige, zum Theil gebildete Männer. Die Fremden¬ legion besteht aus 2 Regimenter» Infanterie, das Regiment ganz wie alle übrigen Französischen Regimenter zu Z Bataillonen. Jedes Bataillon hat 2 Compag¬ nien üvlilv, von denen die eine Grenadiers, die andere Voltigeurs sind, und 6 Compagnien ,,äa vordre;". Die Gesauuntstärke der Infanterie beträgt zwischen 6—7000 Mann. Viele frühern Soldaten der Fremdenlegion diene» in den 3 Cavallerie-Regimentern der .M-r«^^ et'^lriqnk". Diese Cavallerie, durch¬ gängig auf Maurischer Pferden beritten, ist ganz regulair unisormirt und exercirt, und eine vorzügliche Ncitcrtruppe, sowol in geschlossenen Reihen, als anch im zerstreuten Gefecht. Die Verpflegung und Besoldung der Fremdenlegion ist wie die der Französischen Regimenter, die in Algerien stehen. Daß man ihr im Allgemeinen schlechtere Quartiere als den Französischen Truppen giebt, und ihre Soldaten etwas mehr zu öffentlichen Arbeiten, wofür sie übrigens eine Vergütignng erhalten, verwendet, ist nicht zu läugnen. Allzugroß ist übrigens dieser Unterschied nicht. Der Dienst aller Truppen ist in Algerien sehr hart und angreifend. Große Märsche, zum Theil aus ungebahnten Wegen, abwechselnd glühende Hijze und starke Kälte und häusig mangelhafte Verpflegung, da bei weiten Märschen die Lebensmittel selbst beim besten Willen nicht pünktlich herbei¬ geschafft werden tonnen, dann die Plage des vielen Ungeziefers; daß Alles dies den meisten Soldaten der Fremdenlegion nicht behagt und viele sich höchst unglücklich fühlen, ist natürlich. Besonders für gebildete Mäuner ist die Lage eines gemei¬ nen Soldaten, mitten nnter verwilderten Kamerade», eine höchst peinliche. Selbst¬ morde sollen daher nicht zu den Seltenheiten gehören. Mancher rohen Natur

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/216>, abgerufen am 02.07.2024.