Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.grüßten die Hengste, die sie, wie fast die gesammte Cavalerie in Algerien, ritten, grüßten die Hengste, die sie, wie fast die gesammte Cavalerie in Algerien, ritten, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0210" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280297"/> <p xml:id="ID_561" prev="#ID_560" next="#ID_562"> grüßten die Hengste, die sie, wie fast die gesammte Cavalerie in Algerien, ritten,<lb/> mein Roß. Noch beim Adjutanten eine Tasse guten schwarzen Kaffee, stark und<lb/> heiß uach Türkischen Gebrauch, getrunken, und dann rasch in den Sattel nud<lb/> im Galopp, an deu das Maurische Pferd vorzugsweise gewohnt ist, fort in das<lb/> Freie. Der Morgen war kühl und frisch, und man hätte nach der Temperatur<lb/> nicht vermuthen können, daß die WüsteSahara" in nicht zu großer Entfernung<lb/> von uns läge. So erfrischend diese kühlen Nächte sind, so schädlichen Einfluß<lb/> üben sie auf die Gesundheit. Die großen Verluste, welche die neu angekomme¬<lb/> nen Regimenter, deren Soldaten uoch nicht an die Eigenthümlichkeiten des<lb/> Klima's gewöhnt sind, erleiden müssen, werden besonders durch diesen schnellen<lb/> Wechsel zwischen Tageshitze und nächtlicher Kälte, und durch den unmäßigen Ge-<lb/> nuß der Südfrüchte und des wohlfeilen ProveniMischen Weines herbeigeführt.<lb/> Uns kam bei unsrem heutigen raschen Morgenritt diese Kühle trefflich zu Statten.<lb/> Die Pferde galoppirten sort, daß es eine Lust war, und wir mußten ihren feu¬<lb/> rigen Muth eher zügeln, als anspornen. Das bessere Pferd Berberischer Race,<lb/> wenn auch nicht so schön und harmonisch in allen Theilen seiner Gestalt ausge¬<lb/> bildet, wie der echte Araber, besitzt fast alle trefflichen Eigenschaften desselben für<lb/> den Gebrauch. Muthig und feurig, wie die Phantasie des Dichters ein edles<lb/> Roß sich uur denken kann, ist es dabei äußerst selten bösartig und zu Tücken ge¬<lb/> neigt. Nur derartige Pferde, die schou lauge in dem Gebrauch von Franzosen<lb/> sind, gewöhnen sich durch die rüde Behandlung, die sie von diesen erdulden<lb/> müssen, — denn der Franzose ist und bleibt nun einmal in der Mehrzahl ein<lb/> äußerst schlechter Pferdewärter, — allerlei Untugenden an. Die Mehrzahl der<lb/> höhern Officiere sucht daher Eingeborne für die Bedienung ihrer Pferde zu<lb/> bekommen. Eine große Sicherheit des Ganges, der auch beim schnellsten Ritt<lb/> aus dem uuebensten Termin fast nie straucheln wird, zeichnet das Berberpferd aus.<lb/> Ich habe später einmal in deu Felsenschluchten des kleinen Atlas einen Hausen feind¬<lb/> licher Kabylen in vollem Galopp einen so steilen, mit losen Steinen bedeckten<lb/> Abhang, daß ich früher kaum geglaubt hätte, ein Maulesel, geschweige denn ein<lb/> Pferd, könne hier gehen, ohne wiederholt zu stürzen, hinunter galoppiren sehen.<lb/> Auch bei dem heutigen Morgenritt konnte ich diese erstaunliche Sicherheit erpro¬<lb/> ben. Der Boden war ziemlich uneben, denn wirt hatten die neu angelegte<lb/> Straße verlassen, aber wir ritten trotzdem im schlanken Galopp fort, ohne daß<lb/> ein Pferd strauchelte, trotz der Dämmerung; dabei konnte ich meinem Hengst die<lb/> Zügel fast frei auf dem Halse liegen lassen, und ein ganz kleiner Ruck in dem<lb/> freilich sehr scharfen Stangengebiß genügte, um ihn aus dem Galopp sogleich<lb/> auf der Stelle zu Pariren. Leider werden diese edlen Thiere nur zu sehr ange¬<lb/> strengt, so daß sie nach 4-6jährigem Gebrauch meist so steif und krumm auf<lb/> den Vorderbeinen werden, daß man sie uicht gut mehr benutzen kaun. Man<lb/> wird selten in Algerien einen Hengst im Gebrauch als Reitpferd sowol bei den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0210]
grüßten die Hengste, die sie, wie fast die gesammte Cavalerie in Algerien, ritten,
mein Roß. Noch beim Adjutanten eine Tasse guten schwarzen Kaffee, stark und
heiß uach Türkischen Gebrauch, getrunken, und dann rasch in den Sattel nud
im Galopp, an deu das Maurische Pferd vorzugsweise gewohnt ist, fort in das
Freie. Der Morgen war kühl und frisch, und man hätte nach der Temperatur
nicht vermuthen können, daß die WüsteSahara" in nicht zu großer Entfernung
von uns läge. So erfrischend diese kühlen Nächte sind, so schädlichen Einfluß
üben sie auf die Gesundheit. Die großen Verluste, welche die neu angekomme¬
nen Regimenter, deren Soldaten uoch nicht an die Eigenthümlichkeiten des
Klima's gewöhnt sind, erleiden müssen, werden besonders durch diesen schnellen
Wechsel zwischen Tageshitze und nächtlicher Kälte, und durch den unmäßigen Ge-
nuß der Südfrüchte und des wohlfeilen ProveniMischen Weines herbeigeführt.
Uns kam bei unsrem heutigen raschen Morgenritt diese Kühle trefflich zu Statten.
Die Pferde galoppirten sort, daß es eine Lust war, und wir mußten ihren feu¬
rigen Muth eher zügeln, als anspornen. Das bessere Pferd Berberischer Race,
wenn auch nicht so schön und harmonisch in allen Theilen seiner Gestalt ausge¬
bildet, wie der echte Araber, besitzt fast alle trefflichen Eigenschaften desselben für
den Gebrauch. Muthig und feurig, wie die Phantasie des Dichters ein edles
Roß sich uur denken kann, ist es dabei äußerst selten bösartig und zu Tücken ge¬
neigt. Nur derartige Pferde, die schou lauge in dem Gebrauch von Franzosen
sind, gewöhnen sich durch die rüde Behandlung, die sie von diesen erdulden
müssen, — denn der Franzose ist und bleibt nun einmal in der Mehrzahl ein
äußerst schlechter Pferdewärter, — allerlei Untugenden an. Die Mehrzahl der
höhern Officiere sucht daher Eingeborne für die Bedienung ihrer Pferde zu
bekommen. Eine große Sicherheit des Ganges, der auch beim schnellsten Ritt
aus dem uuebensten Termin fast nie straucheln wird, zeichnet das Berberpferd aus.
Ich habe später einmal in deu Felsenschluchten des kleinen Atlas einen Hausen feind¬
licher Kabylen in vollem Galopp einen so steilen, mit losen Steinen bedeckten
Abhang, daß ich früher kaum geglaubt hätte, ein Maulesel, geschweige denn ein
Pferd, könne hier gehen, ohne wiederholt zu stürzen, hinunter galoppiren sehen.
Auch bei dem heutigen Morgenritt konnte ich diese erstaunliche Sicherheit erpro¬
ben. Der Boden war ziemlich uneben, denn wirt hatten die neu angelegte
Straße verlassen, aber wir ritten trotzdem im schlanken Galopp fort, ohne daß
ein Pferd strauchelte, trotz der Dämmerung; dabei konnte ich meinem Hengst die
Zügel fast frei auf dem Halse liegen lassen, und ein ganz kleiner Ruck in dem
freilich sehr scharfen Stangengebiß genügte, um ihn aus dem Galopp sogleich
auf der Stelle zu Pariren. Leider werden diese edlen Thiere nur zu sehr ange¬
strengt, so daß sie nach 4-6jährigem Gebrauch meist so steif und krumm auf
den Vorderbeinen werden, daß man sie uicht gut mehr benutzen kaun. Man
wird selten in Algerien einen Hengst im Gebrauch als Reitpferd sowol bei den
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