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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

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D'un pieve es alö til8te8so
<^>u j^se ÄU^ourck'lüll "ur toi? . "

l>>l'e"t-ce c^ne I" teile? Une piison Ilnttsnte,
Une ilememe etroit", un vsvire^ une denke
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On tout oft monotone et cenenilant tout ^>>anj>el

In diesen Appositionen geht es noch lange fort. -- Es wird auch eine
Hymne an den Engel der Erde gesungen, nach der Zerstörung des Welt¬
alls; es wird der Tod in schreckenvollen Bildern ausgemalt, aber dann kommt
wieder der Refrain:


U"I8 mori-duoi in'culi'"?nei' vel'8 e"8 8come8 V.i8see8 ?
I^sissons le vent geiuir et le klot murmurer;
Revene? , veveneü, ö mes eilfte^ "ensees,
veux ivver et von oleum-i- !

Den Schluß macht ein Gedicht auf die Revolutionen, in welchen der be¬
ständige Fortschritt des Menschengeschlechts, anch' in den Ideen, als das Motiv
beständiger Veränderungen in der Gesellschaft nachgewiesen und mit dem christlichen
Glauben ausgesöhnt wird.

Ich knüpfe an diese Skizze der lyrischen Poesie unsers Dichters die Abhand¬
lung "über die Bestimmung der Poesie," mit welcher er eine neue Ausgabe seiner
Meditationen (Februar 1834) einleitete, in demselben Augenblick, da er durch sei¬
nen Eintritt in die politische Laufbahn vorläufig sich der dichterischen Thätigkeit
entzog. -- Er glaubt an die Ewigkeit der Poesie, da Gott selber sie dem Men¬
schen gegeben habe. "Die Welt ist jung, denn der Gedanke übersieht noch einen
unermeßlichen Abstand zwischen dem gegenwärtigen Zustand der Menschheit und
dem Ziel, welches sie zu erreichen hat." Also hat die Poesie noch eine große Aus¬
gabe. Aber in zwei Punkten wird eine wesentliche Veränderung mit ihr vor¬
gehen. -- Einmal wird sie ihre beschränkte Form aufgeben; sie wird aufhören,
lyrisch, episch oder dramatisch zu sein. Namentlich das Theater wird lediglich
den niedern Volksklassen zufallen. I^it povsie sei-t <Jo I-t r.ki"o" nemmen-e,
pbiloso^Intiuo, pvlititzue, socmlö; intime, "ersouello, mizilit-ltivg "?t Feltre; nicht
mehr ein Spiel des Geistes, sondern das liefe, reale Echo seiner höchsten Begriffe.
Sie wird der Mensch selber sein, nicht mehr blos sein Bild. Tie Poesie hat
nach und nach ihre künstlichen Formen von sich abgestreift, sie hat fast keine Form
mehr als sich selber. Wie Alles in der Welt sich mehr und mehr vergeistigt, so
die Dichtung. Sie schwebt richtend über der Gesellschaft, sie zeigt dem Menschen
die Nichtigkeit seiner Werke, sie weist ihm das Reich Gottes und flößt seinem Her-


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In diesen Appositionen geht es noch lange fort. — Es wird auch eine
Hymne an den Engel der Erde gesungen, nach der Zerstörung des Welt¬
alls; es wird der Tod in schreckenvollen Bildern ausgemalt, aber dann kommt
wieder der Refrain:


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I^sissons le vent geiuir et le klot murmurer;
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veux ivver et von oleum-i- !

Den Schluß macht ein Gedicht auf die Revolutionen, in welchen der be¬
ständige Fortschritt des Menschengeschlechts, anch' in den Ideen, als das Motiv
beständiger Veränderungen in der Gesellschaft nachgewiesen und mit dem christlichen
Glauben ausgesöhnt wird.

Ich knüpfe an diese Skizze der lyrischen Poesie unsers Dichters die Abhand¬
lung „über die Bestimmung der Poesie," mit welcher er eine neue Ausgabe seiner
Meditationen (Februar 1834) einleitete, in demselben Augenblick, da er durch sei¬
nen Eintritt in die politische Laufbahn vorläufig sich der dichterischen Thätigkeit
entzog. — Er glaubt an die Ewigkeit der Poesie, da Gott selber sie dem Men¬
schen gegeben habe. „Die Welt ist jung, denn der Gedanke übersieht noch einen
unermeßlichen Abstand zwischen dem gegenwärtigen Zustand der Menschheit und
dem Ziel, welches sie zu erreichen hat." Also hat die Poesie noch eine große Aus¬
gabe. Aber in zwei Punkten wird eine wesentliche Veränderung mit ihr vor¬
gehen. — Einmal wird sie ihre beschränkte Form aufgeben; sie wird aufhören,
lyrisch, episch oder dramatisch zu sein. Namentlich das Theater wird lediglich
den niedern Volksklassen zufallen. I^it povsie sei-t <Jo I-t r.ki«o» nemmen-e,
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mehr ein Spiel des Geistes, sondern das liefe, reale Echo seiner höchsten Begriffe.
Sie wird der Mensch selber sein, nicht mehr blos sein Bild. Tie Poesie hat
nach und nach ihre künstlichen Formen von sich abgestreift, sie hat fast keine Form
mehr als sich selber. Wie Alles in der Welt sich mehr und mehr vergeistigt, so
die Dichtung. Sie schwebt richtend über der Gesellschaft, sie zeigt dem Menschen
die Nichtigkeit seiner Werke, sie weist ihm das Reich Gottes und flößt seinem Her-


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[0498] ?NUI'NUoi ßemis-til ve8«e, 0 mon itineiep«mal8-i»ol? D'un pieve es alö til8te8so <^>u j^se ÄU^ourck'lüll »ur toi? . » l>>l'e«t-ce c^ne I» teile? Une piison Ilnttsnte, Une ilememe etroit«, un vsvire^ une denke du« »an Dien I' ?8p»<!e a äre88v nour un jour u. 8. I^Angl vn x»I<Tih petiie, Iielas! insis ton^'unis 5,n^«>, On tout oft monotone et cenenilant tout ^>>anj>el In diesen Appositionen geht es noch lange fort. — Es wird auch eine Hymne an den Engel der Erde gesungen, nach der Zerstörung des Welt¬ alls; es wird der Tod in schreckenvollen Bildern ausgemalt, aber dann kommt wieder der Refrain: U»I8 mori-duoi in'culi'»?nei' vel'8 e«8 8come8 V.i8see8 ? I^sissons le vent geiuir et le klot murmurer; Revene? , veveneü, ö mes eilfte^ »ensees, veux ivver et von oleum-i- ! Den Schluß macht ein Gedicht auf die Revolutionen, in welchen der be¬ ständige Fortschritt des Menschengeschlechts, anch' in den Ideen, als das Motiv beständiger Veränderungen in der Gesellschaft nachgewiesen und mit dem christlichen Glauben ausgesöhnt wird. Ich knüpfe an diese Skizze der lyrischen Poesie unsers Dichters die Abhand¬ lung „über die Bestimmung der Poesie," mit welcher er eine neue Ausgabe seiner Meditationen (Februar 1834) einleitete, in demselben Augenblick, da er durch sei¬ nen Eintritt in die politische Laufbahn vorläufig sich der dichterischen Thätigkeit entzog. — Er glaubt an die Ewigkeit der Poesie, da Gott selber sie dem Men¬ schen gegeben habe. „Die Welt ist jung, denn der Gedanke übersieht noch einen unermeßlichen Abstand zwischen dem gegenwärtigen Zustand der Menschheit und dem Ziel, welches sie zu erreichen hat." Also hat die Poesie noch eine große Aus¬ gabe. Aber in zwei Punkten wird eine wesentliche Veränderung mit ihr vor¬ gehen. — Einmal wird sie ihre beschränkte Form aufgeben; sie wird aufhören, lyrisch, episch oder dramatisch zu sein. Namentlich das Theater wird lediglich den niedern Volksklassen zufallen. I^it povsie sei-t <Jo I-t r.ki«o» nemmen-e, pbiloso^Intiuo, pvlititzue, socmlö; intime, »ersouello, mizilit-ltivg «?t Feltre; nicht mehr ein Spiel des Geistes, sondern das liefe, reale Echo seiner höchsten Begriffe. Sie wird der Mensch selber sein, nicht mehr blos sein Bild. Tie Poesie hat nach und nach ihre künstlichen Formen von sich abgestreift, sie hat fast keine Form mehr als sich selber. Wie Alles in der Welt sich mehr und mehr vergeistigt, so die Dichtung. Sie schwebt richtend über der Gesellschaft, sie zeigt dem Menschen die Nichtigkeit seiner Werke, sie weist ihm das Reich Gottes und flößt seinem Her-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/498>, abgerufen am 23.06.2024.