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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

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-- Brieferbrechung. Wenn keines von den Siegeln paßte, so wurde vom Lack ein Ab¬
druck in Brot genommen; die Thonpfeife, glühend roth gemacht, diente dazu,
das Wachs zu schmelzen. In den ella">b^" noi-v" kontinentaler Hauptstädte gab oder
gibt es eine reiche Auswahl feinerer Werkzeuge; das Geschäft scheint demnach in Eng¬
land ohne große Virtuosität betrieben worden zu sein. Die Erlaubniß zur Brief¬
erbrechung (der w-er"ut) mußte vom gesammten verantwortlichen Ministerrath ausgehen;
im vorigen Jahrhundert jedoch soll das Cabinet mit diesen Vollmachten sehr verschwen¬
derisch um sich geworfen haben, was wir ohne Bedenken glauben können. Sie wurden
nicht blos ertheilt, wenn die Sicherheit des Staats auf dem Spiele stand, sondern zu
Privatzwecken. Ein Hr. A> erhielt ". 1741 die Erlaubniß, alle Briefe an zwei Damen,
mit denen sein Sohn in Verbindung stand, sich öffnen zu lassen. In diesem Jahr¬
hunderte fungirte die Thonpfeife am fleißigsten zur Zeit der Napoleonischen Kriege,
wo ihr Gluthauch täglich von ein paar Dutzend flämischen, französischen und deutschen
Briefen das Siegellack der Verschwiegenheit löste; dann als der Chartistenaufstand in
Nvrdengland drohte und endlich in der Angelegenheit Mazzini's, dessen Korrespondenz
gar nicht im schwarzen Postgcmach, sondern von Herrn Graham im Foreign Office er¬
brochen und gelesen ward. Graham nahm sich diese Freiheit auf eigene Faust, ohne
Wissen seiner Minister-College". Man erinnert sich der stürmischen Debatten, welche
darüber im Parlament stattfanden, und daß Mr. Duncombe im Namen und Auftrag
des Flüchtlings Mazzini dem Minister hart zu Leibe ging. Seitdem soll die Geheim¬
stube verlassen und verödet und das System der Brieferbrechnng, welches dem Staat
zuweilen einen guten Dienst und dafür dem Princip der öffentlichen Sittlichkeit tausend
schlechte Dienste leistet, ganz verworfen und aufgegeben fein. Obgleich, bei der festge¬
wurzelten Unabhängigkeit der Gerichte und bei der Unmöglichkeit willkürlicher Polizei-
chikanen in England, die Brieferbrechung dort dem Einzelnen nie so gefährlich werden
und überhaupt niemals die Bedeutung haben konnte wie bei uns, so mögen wir doch
einen Trost daraus schöpfen, daß die Postspionage selbst im freien Großbritannien erst
1842 vollständig aufgehört hat. Kriegszeiten und große Staatskrisen werden auch dort
stets eine Ausnahme bedingen, und wenn wir den Erklärungen unserer Cabinette trauen
können, so wird ja auch bei uns das zugesicherte Bricfgeheimniß seit 1848 heilig gehalten.
England hätte also in dieser Errungenschaft mir einen Vorsprung von sechs Jahren
vor Deutschland voraus!? Und wollen wir jenen offiziellen Erklärungen kein unbeding¬
tes Vertrauen schenken, so betrachten wir schon das Geständnis), daß man sich der
Postspwnage schämt, als einen Gewinn. Vor der Revolution z. B. schwieg Oestreich
auf jede Beschwerde wegen Brieferbrechung still, es vindicirte sich sie als ein Recht.
Neulich dagegen protestirte das k. k. Wiener Postamt in allen Zeitungen feierlich und
förmlich gegen die Beschuldigung, daß es das Briefgeheimniß verletze. Das ist ein
Fortschritt, sogar wenn die Protestation eine bloße Redensart wäre, denn -- i' K/vo-
vrisis v"t un iiomiiiAgv r^mein " 1" vvidi.

Literarische Novitäten in England. -- Ungarn nimmt noch immer die Aufmerk¬
samkeit des englischen Publikums in Anspruch. Bei Colbnrn in London erschien: >.N".
moll'" del Ä I-lungai'ihn I^iuiv" (Memoiren einer ungarischen Dame) von Thcri!so Pulsky.
Mit einer historischen Einleitung von "Francis" Pulsky. Zwei Bände. -- --
Deutsch erscheinen dieselben Memoiren binnen Kurzem in Leipzig. -- Longman kün¬
digt den ,,Dn>'Ki,U!U'" von Baron Eötvös an, in's Englische übertragen von Otto v.
Wenkstern (wahrscheinlich nach einer deutschen Ueberhebung aus dem Magyarischen) und
mit einer Einleitung versehen von Francis Pulsky. Baron EötvöS, der im März 1848
ungarischer Kultusminister wurde, gehört bekanntlich zu den geistvollsten und reform-
freundlichften Männern der alrconservativen Partei in Ungarn. -- Eines der besten
touristischen Werke über das östreichische Donauland, "ilunA"")' -ma l'-'-in^Ivani-,. iZv


— Brieferbrechung. Wenn keines von den Siegeln paßte, so wurde vom Lack ein Ab¬
druck in Brot genommen; die Thonpfeife, glühend roth gemacht, diente dazu,
das Wachs zu schmelzen. In den ella»>b^» noi-v» kontinentaler Hauptstädte gab oder
gibt es eine reiche Auswahl feinerer Werkzeuge; das Geschäft scheint demnach in Eng¬
land ohne große Virtuosität betrieben worden zu sein. Die Erlaubniß zur Brief¬
erbrechung (der w-er»ut) mußte vom gesammten verantwortlichen Ministerrath ausgehen;
im vorigen Jahrhundert jedoch soll das Cabinet mit diesen Vollmachten sehr verschwen¬
derisch um sich geworfen haben, was wir ohne Bedenken glauben können. Sie wurden
nicht blos ertheilt, wenn die Sicherheit des Staats auf dem Spiele stand, sondern zu
Privatzwecken. Ein Hr. A> erhielt ». 1741 die Erlaubniß, alle Briefe an zwei Damen,
mit denen sein Sohn in Verbindung stand, sich öffnen zu lassen. In diesem Jahr¬
hunderte fungirte die Thonpfeife am fleißigsten zur Zeit der Napoleonischen Kriege,
wo ihr Gluthauch täglich von ein paar Dutzend flämischen, französischen und deutschen
Briefen das Siegellack der Verschwiegenheit löste; dann als der Chartistenaufstand in
Nvrdengland drohte und endlich in der Angelegenheit Mazzini's, dessen Korrespondenz
gar nicht im schwarzen Postgcmach, sondern von Herrn Graham im Foreign Office er¬
brochen und gelesen ward. Graham nahm sich diese Freiheit auf eigene Faust, ohne
Wissen seiner Minister-College». Man erinnert sich der stürmischen Debatten, welche
darüber im Parlament stattfanden, und daß Mr. Duncombe im Namen und Auftrag
des Flüchtlings Mazzini dem Minister hart zu Leibe ging. Seitdem soll die Geheim¬
stube verlassen und verödet und das System der Brieferbrechnng, welches dem Staat
zuweilen einen guten Dienst und dafür dem Princip der öffentlichen Sittlichkeit tausend
schlechte Dienste leistet, ganz verworfen und aufgegeben fein. Obgleich, bei der festge¬
wurzelten Unabhängigkeit der Gerichte und bei der Unmöglichkeit willkürlicher Polizei-
chikanen in England, die Brieferbrechung dort dem Einzelnen nie so gefährlich werden
und überhaupt niemals die Bedeutung haben konnte wie bei uns, so mögen wir doch
einen Trost daraus schöpfen, daß die Postspionage selbst im freien Großbritannien erst
1842 vollständig aufgehört hat. Kriegszeiten und große Staatskrisen werden auch dort
stets eine Ausnahme bedingen, und wenn wir den Erklärungen unserer Cabinette trauen
können, so wird ja auch bei uns das zugesicherte Bricfgeheimniß seit 1848 heilig gehalten.
England hätte also in dieser Errungenschaft mir einen Vorsprung von sechs Jahren
vor Deutschland voraus!? Und wollen wir jenen offiziellen Erklärungen kein unbeding¬
tes Vertrauen schenken, so betrachten wir schon das Geständnis), daß man sich der
Postspwnage schämt, als einen Gewinn. Vor der Revolution z. B. schwieg Oestreich
auf jede Beschwerde wegen Brieferbrechung still, es vindicirte sich sie als ein Recht.
Neulich dagegen protestirte das k. k. Wiener Postamt in allen Zeitungen feierlich und
förmlich gegen die Beschuldigung, daß es das Briefgeheimniß verletze. Das ist ein
Fortschritt, sogar wenn die Protestation eine bloße Redensart wäre, denn — i' K/vo-
vrisis v«t un iiomiiiAgv r^mein » 1» vvidi.

Literarische Novitäten in England. — Ungarn nimmt noch immer die Aufmerk¬
samkeit des englischen Publikums in Anspruch. Bei Colbnrn in London erschien: >.N«.
moll'» del Ä I-lungai'ihn I^iuiv" (Memoiren einer ungarischen Dame) von Thcri!so Pulsky.
Mit einer historischen Einleitung von „Francis" Pulsky. Zwei Bände. — —
Deutsch erscheinen dieselben Memoiren binnen Kurzem in Leipzig. — Longman kün¬
digt den ,,Dn>'Ki,U!U'" von Baron Eötvös an, in's Englische übertragen von Otto v.
Wenkstern (wahrscheinlich nach einer deutschen Ueberhebung aus dem Magyarischen) und
mit einer Einleitung versehen von Francis Pulsky. Baron EötvöS, der im März 1848
ungarischer Kultusminister wurde, gehört bekanntlich zu den geistvollsten und reform-
freundlichften Männern der alrconservativen Partei in Ungarn. — Eines der besten
touristischen Werke über das östreichische Donauland, „ilunA»»)' -ma l'-'-in^Ivani-,. iZv


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[0485] — Brieferbrechung. Wenn keines von den Siegeln paßte, so wurde vom Lack ein Ab¬ druck in Brot genommen; die Thonpfeife, glühend roth gemacht, diente dazu, das Wachs zu schmelzen. In den ella»>b^» noi-v» kontinentaler Hauptstädte gab oder gibt es eine reiche Auswahl feinerer Werkzeuge; das Geschäft scheint demnach in Eng¬ land ohne große Virtuosität betrieben worden zu sein. Die Erlaubniß zur Brief¬ erbrechung (der w-er»ut) mußte vom gesammten verantwortlichen Ministerrath ausgehen; im vorigen Jahrhundert jedoch soll das Cabinet mit diesen Vollmachten sehr verschwen¬ derisch um sich geworfen haben, was wir ohne Bedenken glauben können. Sie wurden nicht blos ertheilt, wenn die Sicherheit des Staats auf dem Spiele stand, sondern zu Privatzwecken. Ein Hr. A> erhielt ». 1741 die Erlaubniß, alle Briefe an zwei Damen, mit denen sein Sohn in Verbindung stand, sich öffnen zu lassen. In diesem Jahr¬ hunderte fungirte die Thonpfeife am fleißigsten zur Zeit der Napoleonischen Kriege, wo ihr Gluthauch täglich von ein paar Dutzend flämischen, französischen und deutschen Briefen das Siegellack der Verschwiegenheit löste; dann als der Chartistenaufstand in Nvrdengland drohte und endlich in der Angelegenheit Mazzini's, dessen Korrespondenz gar nicht im schwarzen Postgcmach, sondern von Herrn Graham im Foreign Office er¬ brochen und gelesen ward. Graham nahm sich diese Freiheit auf eigene Faust, ohne Wissen seiner Minister-College». Man erinnert sich der stürmischen Debatten, welche darüber im Parlament stattfanden, und daß Mr. Duncombe im Namen und Auftrag des Flüchtlings Mazzini dem Minister hart zu Leibe ging. Seitdem soll die Geheim¬ stube verlassen und verödet und das System der Brieferbrechnng, welches dem Staat zuweilen einen guten Dienst und dafür dem Princip der öffentlichen Sittlichkeit tausend schlechte Dienste leistet, ganz verworfen und aufgegeben fein. Obgleich, bei der festge¬ wurzelten Unabhängigkeit der Gerichte und bei der Unmöglichkeit willkürlicher Polizei- chikanen in England, die Brieferbrechung dort dem Einzelnen nie so gefährlich werden und überhaupt niemals die Bedeutung haben konnte wie bei uns, so mögen wir doch einen Trost daraus schöpfen, daß die Postspionage selbst im freien Großbritannien erst 1842 vollständig aufgehört hat. Kriegszeiten und große Staatskrisen werden auch dort stets eine Ausnahme bedingen, und wenn wir den Erklärungen unserer Cabinette trauen können, so wird ja auch bei uns das zugesicherte Bricfgeheimniß seit 1848 heilig gehalten. England hätte also in dieser Errungenschaft mir einen Vorsprung von sechs Jahren vor Deutschland voraus!? Und wollen wir jenen offiziellen Erklärungen kein unbeding¬ tes Vertrauen schenken, so betrachten wir schon das Geständnis), daß man sich der Postspwnage schämt, als einen Gewinn. Vor der Revolution z. B. schwieg Oestreich auf jede Beschwerde wegen Brieferbrechung still, es vindicirte sich sie als ein Recht. Neulich dagegen protestirte das k. k. Wiener Postamt in allen Zeitungen feierlich und förmlich gegen die Beschuldigung, daß es das Briefgeheimniß verletze. Das ist ein Fortschritt, sogar wenn die Protestation eine bloße Redensart wäre, denn — i' K/vo- vrisis v«t un iiomiiiAgv r^mein » 1» vvidi. Literarische Novitäten in England. — Ungarn nimmt noch immer die Aufmerk¬ samkeit des englischen Publikums in Anspruch. Bei Colbnrn in London erschien: >.N«. moll'» del Ä I-lungai'ihn I^iuiv" (Memoiren einer ungarischen Dame) von Thcri!so Pulsky. Mit einer historischen Einleitung von „Francis" Pulsky. Zwei Bände. — — Deutsch erscheinen dieselben Memoiren binnen Kurzem in Leipzig. — Longman kün¬ digt den ,,Dn>'Ki,U!U'" von Baron Eötvös an, in's Englische übertragen von Otto v. Wenkstern (wahrscheinlich nach einer deutschen Ueberhebung aus dem Magyarischen) und mit einer Einleitung versehen von Francis Pulsky. Baron EötvöS, der im März 1848 ungarischer Kultusminister wurde, gehört bekanntlich zu den geistvollsten und reform- freundlichften Männern der alrconservativen Partei in Ungarn. — Eines der besten touristischen Werke über das östreichische Donauland, „ilunA»»)' -ma l'-'-in^Ivani-,. iZv

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/485>, abgerufen am 23.06.2024.