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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

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riß hängen bleibt, mit einer wirklich fanatischen Geckenhaftigkeit in ihre deutsche Rede
hineinzwängen. Dieses Verachten des Eigenen und Trachten nach dem Fremden ist
dem Polen ganz und gar nicht eigen. Vielmehr stößt er alles Fremde mit Widerwillen
und stolzem Groll von sich. Der Pole ist auf seinem Extrem, denk ich, ein eben sol¬
cher Narr wie der Deutsche, aber er ist nicht ein so stnnenschwacher Affe. Selbst
da, wo der Pole etwas Fremdes annehmen muß, z. B. in der Geschäftssprache, ist er
doch bemüht, den demüthigenden Diebstahl durch die veränderte Form zu maskiren,
um sich selbst glauben zu machen, daß die Beute ein altes Eigenthum sei. Der Deut¬
sche dagegen wahrt auch die fremde Form, sich stolz fühlend in dem Besitze des frem¬
den Stoffes. Der Pole hat mehrere deutsche Wörter in seine Sprache aufgenommen,
aber er vergönnt ihnen nicht die deutsche Schreibart. Er braucht das Wort Halstuch,
aber er schreibt es Halsztuk. Deutsche und Polen, beide haben sich französisch geniren
lernen; aber der Deutsche genirt sich treu französisch, der Pole dagegen sz.enirt ("/"-
nnwclc) sich polnisch und beweist, daß er das Erbtheil seiner Väter" höher achtet als
fremde Waare. So ist es in jeder andern Beziehung. Der Pole weist ebenso entschieden
und hartnäckig alles Fremde von sich, wie der Deutsche es begierig an sich rafft. -- Die
Herstellung einiger deutschen Staatsinstitute, sowie das massenhafte Einschieben deutscher
Personen in die galizischen Aemter macht noch lange kein germanisches Galizien, am
wenigsten, so lange die freistehenden Deutschen, welche einen starken Theil des städtischen
Bürgerstandes ausmachen, mit gar zu freudiger Eile sich in Polen verwandeln.

Zur Geschichte des englischen Postwesens -- gibt eine eingeweihte Feder in Fra-
ser's Magazine neue und höchst anziehende Beiträge. In den goldenen Tilgen der Kö¬
nigin Elisabeth und unter Jacob I. gab die Regierung jährlich 340t) Pf. Sterling für
die Post aus, welche natürlich nur königliche Briefe und diese mit höchst unköniglicher
Langsamkeit beförderte. Privatleute mußten ihre Schreiben durch Boten zu Fuß auf
gut Glück in die Welt schicken; aus Schottland oder Irland wanderte ein Brief nach
London volle zwei Monate (heute einen Tag). Im Jahre 1635 führte man zuerst
regelmäßige Postrciter zwischen Edinburgh und London zur allgemeinen Benutzung
ein; ein Brief ging damals 6 Tage und Nächte. Schon das war eine wirksame Re¬
form und die Post begann eine Einnahmequelle für den Staat zu werden. Eromwell
verpachtete sie für 10,000 Pf. jährlich; ein einfacher Brief kostete auf 80 engl. Meilen
weit von London 2 Pence (etwa 16 Sachs. Pfennige), weiter 3 P., nach Schottland
4 und nach Irland 6 P.; was kein hohes Porto war, wenn man die Auslagen an
Pferdefleisch und Postillonslnngen bedenkt, denn der Reiter war verpflichtet, im Som¬
mer 7, im Winter 5 Meilen die Stunde zu traben und abgesehen von besondern Ver¬
anlassungen vier Mal stündlich in sein Horn zu stoßen. Karl le. verpachtete den Post-
gewinn für 21,500 Pf. jährlich. Im 18. Jahrhundert gab die Einführung der Brief¬
postkutschen dem Correspondenzwcsen einen Schwung, der endlich in unserer Zeit durch
den Dampf und noch mehr durch Rowland Hill's Pennypvst ein fabelhafter wurde unh
noch täglich im Wachsen ist. Die Einführung der auf den Brief zu klebenden Franko-
stempel, welche im Kleinverkehr als Scheidemünze dienen und von der Post als einer
neue" Art von Bank sür baar Geld eingelöst werden, ist vor Allem eine unberechenbare
Zeitersparnis man denke nur an die nervenzerrüttende, fieberhafte Ungeduld, die der
arme Briefträger ausstand, während alte Damen im Strickbeutel nach dem Porto
suchten! Die Penny- und die Schilling-Frankostcmpel (ein Brief nach den Kolonien
kostet 1 Schilling^-10 Silberg.) sehen nicht elegant aus, und das Bildniß der Königin
daran ist ein freches Pasquill auf das Gesicht Ihrer allergnädigsten Majestät, dennoch
gelten diese Stempel bei der Post sür ein Meisterstück der Prägekunst. Sie sind auf
Zweckmäßigkeit, nicht auf Schönheit berechnet; die Verworrenheit der Zeichnung näm¬
lich und gewisse geheimnißvolle Bnchstabencomvinationen in den Ecken sichern vor Nach"


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riß hängen bleibt, mit einer wirklich fanatischen Geckenhaftigkeit in ihre deutsche Rede
hineinzwängen. Dieses Verachten des Eigenen und Trachten nach dem Fremden ist
dem Polen ganz und gar nicht eigen. Vielmehr stößt er alles Fremde mit Widerwillen
und stolzem Groll von sich. Der Pole ist auf seinem Extrem, denk ich, ein eben sol¬
cher Narr wie der Deutsche, aber er ist nicht ein so stnnenschwacher Affe. Selbst
da, wo der Pole etwas Fremdes annehmen muß, z. B. in der Geschäftssprache, ist er
doch bemüht, den demüthigenden Diebstahl durch die veränderte Form zu maskiren,
um sich selbst glauben zu machen, daß die Beute ein altes Eigenthum sei. Der Deut¬
sche dagegen wahrt auch die fremde Form, sich stolz fühlend in dem Besitze des frem¬
den Stoffes. Der Pole hat mehrere deutsche Wörter in seine Sprache aufgenommen,
aber er vergönnt ihnen nicht die deutsche Schreibart. Er braucht das Wort Halstuch,
aber er schreibt es Halsztuk. Deutsche und Polen, beide haben sich französisch geniren
lernen; aber der Deutsche genirt sich treu französisch, der Pole dagegen sz.enirt («/«-
nnwclc) sich polnisch und beweist, daß er das Erbtheil seiner Väter" höher achtet als
fremde Waare. So ist es in jeder andern Beziehung. Der Pole weist ebenso entschieden
und hartnäckig alles Fremde von sich, wie der Deutsche es begierig an sich rafft. — Die
Herstellung einiger deutschen Staatsinstitute, sowie das massenhafte Einschieben deutscher
Personen in die galizischen Aemter macht noch lange kein germanisches Galizien, am
wenigsten, so lange die freistehenden Deutschen, welche einen starken Theil des städtischen
Bürgerstandes ausmachen, mit gar zu freudiger Eile sich in Polen verwandeln.

Zur Geschichte des englischen Postwesens — gibt eine eingeweihte Feder in Fra-
ser's Magazine neue und höchst anziehende Beiträge. In den goldenen Tilgen der Kö¬
nigin Elisabeth und unter Jacob I. gab die Regierung jährlich 340t) Pf. Sterling für
die Post aus, welche natürlich nur königliche Briefe und diese mit höchst unköniglicher
Langsamkeit beförderte. Privatleute mußten ihre Schreiben durch Boten zu Fuß auf
gut Glück in die Welt schicken; aus Schottland oder Irland wanderte ein Brief nach
London volle zwei Monate (heute einen Tag). Im Jahre 1635 führte man zuerst
regelmäßige Postrciter zwischen Edinburgh und London zur allgemeinen Benutzung
ein; ein Brief ging damals 6 Tage und Nächte. Schon das war eine wirksame Re¬
form und die Post begann eine Einnahmequelle für den Staat zu werden. Eromwell
verpachtete sie für 10,000 Pf. jährlich; ein einfacher Brief kostete auf 80 engl. Meilen
weit von London 2 Pence (etwa 16 Sachs. Pfennige), weiter 3 P., nach Schottland
4 und nach Irland 6 P.; was kein hohes Porto war, wenn man die Auslagen an
Pferdefleisch und Postillonslnngen bedenkt, denn der Reiter war verpflichtet, im Som¬
mer 7, im Winter 5 Meilen die Stunde zu traben und abgesehen von besondern Ver¬
anlassungen vier Mal stündlich in sein Horn zu stoßen. Karl le. verpachtete den Post-
gewinn für 21,500 Pf. jährlich. Im 18. Jahrhundert gab die Einführung der Brief¬
postkutschen dem Correspondenzwcsen einen Schwung, der endlich in unserer Zeit durch
den Dampf und noch mehr durch Rowland Hill's Pennypvst ein fabelhafter wurde unh
noch täglich im Wachsen ist. Die Einführung der auf den Brief zu klebenden Franko-
stempel, welche im Kleinverkehr als Scheidemünze dienen und von der Post als einer
neue» Art von Bank sür baar Geld eingelöst werden, ist vor Allem eine unberechenbare
Zeitersparnis man denke nur an die nervenzerrüttende, fieberhafte Ungeduld, die der
arme Briefträger ausstand, während alte Damen im Strickbeutel nach dem Porto
suchten! Die Penny- und die Schilling-Frankostcmpel (ein Brief nach den Kolonien
kostet 1 Schilling^-10 Silberg.) sehen nicht elegant aus, und das Bildniß der Königin
daran ist ein freches Pasquill auf das Gesicht Ihrer allergnädigsten Majestät, dennoch
gelten diese Stempel bei der Post sür ein Meisterstück der Prägekunst. Sie sind auf
Zweckmäßigkeit, nicht auf Schönheit berechnet; die Verworrenheit der Zeichnung näm¬
lich und gewisse geheimnißvolle Bnchstabencomvinationen in den Ecken sichern vor Nach«


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[0483] riß hängen bleibt, mit einer wirklich fanatischen Geckenhaftigkeit in ihre deutsche Rede hineinzwängen. Dieses Verachten des Eigenen und Trachten nach dem Fremden ist dem Polen ganz und gar nicht eigen. Vielmehr stößt er alles Fremde mit Widerwillen und stolzem Groll von sich. Der Pole ist auf seinem Extrem, denk ich, ein eben sol¬ cher Narr wie der Deutsche, aber er ist nicht ein so stnnenschwacher Affe. Selbst da, wo der Pole etwas Fremdes annehmen muß, z. B. in der Geschäftssprache, ist er doch bemüht, den demüthigenden Diebstahl durch die veränderte Form zu maskiren, um sich selbst glauben zu machen, daß die Beute ein altes Eigenthum sei. Der Deut¬ sche dagegen wahrt auch die fremde Form, sich stolz fühlend in dem Besitze des frem¬ den Stoffes. Der Pole hat mehrere deutsche Wörter in seine Sprache aufgenommen, aber er vergönnt ihnen nicht die deutsche Schreibart. Er braucht das Wort Halstuch, aber er schreibt es Halsztuk. Deutsche und Polen, beide haben sich französisch geniren lernen; aber der Deutsche genirt sich treu französisch, der Pole dagegen sz.enirt («/«- nnwclc) sich polnisch und beweist, daß er das Erbtheil seiner Väter" höher achtet als fremde Waare. So ist es in jeder andern Beziehung. Der Pole weist ebenso entschieden und hartnäckig alles Fremde von sich, wie der Deutsche es begierig an sich rafft. — Die Herstellung einiger deutschen Staatsinstitute, sowie das massenhafte Einschieben deutscher Personen in die galizischen Aemter macht noch lange kein germanisches Galizien, am wenigsten, so lange die freistehenden Deutschen, welche einen starken Theil des städtischen Bürgerstandes ausmachen, mit gar zu freudiger Eile sich in Polen verwandeln. Zur Geschichte des englischen Postwesens — gibt eine eingeweihte Feder in Fra- ser's Magazine neue und höchst anziehende Beiträge. In den goldenen Tilgen der Kö¬ nigin Elisabeth und unter Jacob I. gab die Regierung jährlich 340t) Pf. Sterling für die Post aus, welche natürlich nur königliche Briefe und diese mit höchst unköniglicher Langsamkeit beförderte. Privatleute mußten ihre Schreiben durch Boten zu Fuß auf gut Glück in die Welt schicken; aus Schottland oder Irland wanderte ein Brief nach London volle zwei Monate (heute einen Tag). Im Jahre 1635 führte man zuerst regelmäßige Postrciter zwischen Edinburgh und London zur allgemeinen Benutzung ein; ein Brief ging damals 6 Tage und Nächte. Schon das war eine wirksame Re¬ form und die Post begann eine Einnahmequelle für den Staat zu werden. Eromwell verpachtete sie für 10,000 Pf. jährlich; ein einfacher Brief kostete auf 80 engl. Meilen weit von London 2 Pence (etwa 16 Sachs. Pfennige), weiter 3 P., nach Schottland 4 und nach Irland 6 P.; was kein hohes Porto war, wenn man die Auslagen an Pferdefleisch und Postillonslnngen bedenkt, denn der Reiter war verpflichtet, im Som¬ mer 7, im Winter 5 Meilen die Stunde zu traben und abgesehen von besondern Ver¬ anlassungen vier Mal stündlich in sein Horn zu stoßen. Karl le. verpachtete den Post- gewinn für 21,500 Pf. jährlich. Im 18. Jahrhundert gab die Einführung der Brief¬ postkutschen dem Correspondenzwcsen einen Schwung, der endlich in unserer Zeit durch den Dampf und noch mehr durch Rowland Hill's Pennypvst ein fabelhafter wurde unh noch täglich im Wachsen ist. Die Einführung der auf den Brief zu klebenden Franko- stempel, welche im Kleinverkehr als Scheidemünze dienen und von der Post als einer neue» Art von Bank sür baar Geld eingelöst werden, ist vor Allem eine unberechenbare Zeitersparnis man denke nur an die nervenzerrüttende, fieberhafte Ungeduld, die der arme Briefträger ausstand, während alte Damen im Strickbeutel nach dem Porto suchten! Die Penny- und die Schilling-Frankostcmpel (ein Brief nach den Kolonien kostet 1 Schilling^-10 Silberg.) sehen nicht elegant aus, und das Bildniß der Königin daran ist ein freches Pasquill auf das Gesicht Ihrer allergnädigsten Majestät, dennoch gelten diese Stempel bei der Post sür ein Meisterstück der Prägekunst. Sie sind auf Zweckmäßigkeit, nicht auf Schönheit berechnet; die Verworrenheit der Zeichnung näm¬ lich und gewisse geheimnißvolle Bnchstabencomvinationen in den Ecken sichern vor Nach« 60*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/483>, abgerufen am 23.06.2024.