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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

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und Verhältniß zusammenzustellen und zu entwickeln, ihm den Umfang zu geben, der
ihm zukommt, Nichts eintreten zu lassen, als die dahingehörigen Ideen, und das Ganze
für ein auch noch so wenig vorbereitetes Verständniß einzurichten. Es gibt keine Ur¬
sprünglichkeit ohne eine vollkommene Uebereinstimmung mit den andern Menschen, keine
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des particulären Geistes einer Nation, sich zum allgemein menschlichen Geist zu erwei¬
tern. Die französische Literatur war am meisten dazu geeignet, weil sie, dem Geist des
Volkes entsprechend, am frühesten Disciplin und Regel anerkannt hat. Das Wesen des
französischen Geistes hat zwei Seiten: logische Strenge, die sich schon in der Sprache
ausdrückt, und eine liebenswürdige Freiheit, welche die Logik geregelt hat, ohne sie zu
geniren. Der erste Dichter, welcher einen Platz in der'Literaturgeschichte behauptet, ist derje¬
nige, welcher es verstand, nur solche Empfindungen (svniim^us) auszudrücken, welche
ihm mit aller Welt gemein waren, und die ihm eigenthümlichen für sich zu behalten.
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französischen Literatur fehlt es nicht an Talent, aber an allgemeinen Ideen; diese gab
ihnen die R,<>mal88anco idie Wiederauffindung des Alterthums) und die Reformation,
aber in so überströmender Fülle, daß Auswahl und Geschmack fehlte. Der Charakter
dieser Zeit (Calvin, Rabelais, Montaigne) war überwiegender Scepticismus *). -- Mit
diesem ki,"v su>8-jo? machte das l7. Jahrhundert ein Ende. Der Zweifel, im Anfang
so süß, wurde unerträglich. Mau wollte an Stelle der Neugier die Auswahl, welche
unter allen Nahrungsmitteln die substantiellsten aufsuchte; an Stelle des bequemen
Zweifels an allen Dingen die Entscheidung der nöthigsten und bestimmtesten Fragen.
In der Sprache verlangte man Regeln, einen allgemeinen Gebrauch, der die indivi¬
duelle Caprice beseitige. -- Diese große Disciplin des 17. Jahrhunderts, der mehr
daran lag, in jedem Einzelnen die allgemeine Vernunft zu befestigen, als die indivi¬
duelle Laune und Stimmung zu begünstigen, beständig mißtrauisch gegen die Willkür,
zwang den Dichter, unter seinen Gedanken eine Auswahl zu treffen. Die Akademie
hat diese Regeln in's Werk gesetzt, Descartes hat den Ruhm, den Franzosen ihren
eigenthümlichen Geist gewiesen zu haben, Corneille und Pascal**), die Beide die ge¬
meinschaftliche spiritualistische Neigung hatten, die Natur der Pflicht zu opfern, erhaben
zu sein auf Kosten der Wahrheit, haben dieser logischen Sprache die Größe und Poesie
gegeben, die eine größere Kraftentwickelung möglich machte; und der Verein von Boi-
leau, Racine und Lafontaine hat ihre Harmonie vollendet. -- Schon ans diesen An¬
deutungen sieht man, daß die französische Neigung zu Antithesen das gesunde Urtheil
des verständigen Mannes häufig aus Abwege geführt hat, daß wir über seine Para¬
doxen oft den Kops schütteln werden, daß aber durch ihn das Gefühl dessen, was un¬
serer Literatur sehlt: Disciplin und Gemeinsinn, in uns rege wird.

Ueber einen zweiten eklektischen Kritiker, Villemain, im nächsten Heft.




Verlag von F. L. Hcrbig. -- Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt
Druck von Friedrich Andrä.
*) Das Urtheil über Montaigne ist von Interesse- Volks inteUiL'enoo <^ni s- si peur
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und Verhältniß zusammenzustellen und zu entwickeln, ihm den Umfang zu geben, der
ihm zukommt, Nichts eintreten zu lassen, als die dahingehörigen Ideen, und das Ganze
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des particulären Geistes einer Nation, sich zum allgemein menschlichen Geist zu erwei¬
tern. Die französische Literatur war am meisten dazu geeignet, weil sie, dem Geist des
Volkes entsprechend, am frühesten Disciplin und Regel anerkannt hat. Das Wesen des
französischen Geistes hat zwei Seiten: logische Strenge, die sich schon in der Sprache
ausdrückt, und eine liebenswürdige Freiheit, welche die Logik geregelt hat, ohne sie zu
geniren. Der erste Dichter, welcher einen Platz in der'Literaturgeschichte behauptet, ist derje¬
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aber in so überströmender Fülle, daß Auswahl und Geschmack fehlte. Der Charakter
dieser Zeit (Calvin, Rabelais, Montaigne) war überwiegender Scepticismus *). — Mit
diesem ki,»v su>8-jo? machte das l7. Jahrhundert ein Ende. Der Zweifel, im Anfang
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unter allen Nahrungsmitteln die substantiellsten aufsuchte; an Stelle des bequemen
Zweifels an allen Dingen die Entscheidung der nöthigsten und bestimmtesten Fragen.
In der Sprache verlangte man Regeln, einen allgemeinen Gebrauch, der die indivi¬
duelle Caprice beseitige. — Diese große Disciplin des 17. Jahrhunderts, der mehr
daran lag, in jedem Einzelnen die allgemeine Vernunft zu befestigen, als die indivi¬
duelle Laune und Stimmung zu begünstigen, beständig mißtrauisch gegen die Willkür,
zwang den Dichter, unter seinen Gedanken eine Auswahl zu treffen. Die Akademie
hat diese Regeln in's Werk gesetzt, Descartes hat den Ruhm, den Franzosen ihren
eigenthümlichen Geist gewiesen zu haben, Corneille und Pascal**), die Beide die ge¬
meinschaftliche spiritualistische Neigung hatten, die Natur der Pflicht zu opfern, erhaben
zu sein auf Kosten der Wahrheit, haben dieser logischen Sprache die Größe und Poesie
gegeben, die eine größere Kraftentwickelung möglich machte; und der Verein von Boi-
leau, Racine und Lafontaine hat ihre Harmonie vollendet. — Schon ans diesen An¬
deutungen sieht man, daß die französische Neigung zu Antithesen das gesunde Urtheil
des verständigen Mannes häufig aus Abwege geführt hat, daß wir über seine Para¬
doxen oft den Kops schütteln werden, daß aber durch ihn das Gefühl dessen, was un¬
serer Literatur sehlt: Disciplin und Gemeinsinn, in uns rege wird.

Ueber einen zweiten eklektischen Kritiker, Villemain, im nächsten Heft.




Verlag von F. L. Hcrbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt
Druck von Friedrich Andrä.
*) Das Urtheil über Montaigne ist von Interesse- Volks inteUiL'enoo <^ni s- si peur
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[0448] und Verhältniß zusammenzustellen und zu entwickeln, ihm den Umfang zu geben, der ihm zukommt, Nichts eintreten zu lassen, als die dahingehörigen Ideen, und das Ganze für ein auch noch so wenig vorbereitetes Verständniß einzurichten. Es gibt keine Ur¬ sprünglichkeit ohne eine vollkommene Uebereinstimmung mit den andern Menschen, keine Originalität ohne Wahrheit, l^'homme lie ^mi«? nVs> qu'un I, <>»,»>« d v >>i?n uni » I«! ,I»n <In lxmv-i' ä'«-x»ni»i'i' I» vento. — Die Literatur selbst ist das Bestreben des particulären Geistes einer Nation, sich zum allgemein menschlichen Geist zu erwei¬ tern. Die französische Literatur war am meisten dazu geeignet, weil sie, dem Geist des Volkes entsprechend, am frühesten Disciplin und Regel anerkannt hat. Das Wesen des französischen Geistes hat zwei Seiten: logische Strenge, die sich schon in der Sprache ausdrückt, und eine liebenswürdige Freiheit, welche die Logik geregelt hat, ohne sie zu geniren. Der erste Dichter, welcher einen Platz in der'Literaturgeschichte behauptet, ist derje¬ nige, welcher es verstand, nur solche Empfindungen (svniim^us) auszudrücken, welche ihm mit aller Welt gemein waren, und die ihm eigenthümlichen für sich zu behalten. I^>«8 üvnx cnmmuns 80ut Jo8 81>nit>8 NOUVt>»Ul,<!» , Pilsen nu<! 8!Mi I>'8 8l'U>>8 c>w8».-ii ,!i«i'n«-I>>-8 — Nach diesen Grundzügen wird das Einzelne gruppirt. — Der älteren französischen Literatur fehlt es nicht an Talent, aber an allgemeinen Ideen; diese gab ihnen die R,<>mal88anco idie Wiederauffindung des Alterthums) und die Reformation, aber in so überströmender Fülle, daß Auswahl und Geschmack fehlte. Der Charakter dieser Zeit (Calvin, Rabelais, Montaigne) war überwiegender Scepticismus *). — Mit diesem ki,»v su>8-jo? machte das l7. Jahrhundert ein Ende. Der Zweifel, im Anfang so süß, wurde unerträglich. Mau wollte an Stelle der Neugier die Auswahl, welche unter allen Nahrungsmitteln die substantiellsten aufsuchte; an Stelle des bequemen Zweifels an allen Dingen die Entscheidung der nöthigsten und bestimmtesten Fragen. In der Sprache verlangte man Regeln, einen allgemeinen Gebrauch, der die indivi¬ duelle Caprice beseitige. — Diese große Disciplin des 17. Jahrhunderts, der mehr daran lag, in jedem Einzelnen die allgemeine Vernunft zu befestigen, als die indivi¬ duelle Laune und Stimmung zu begünstigen, beständig mißtrauisch gegen die Willkür, zwang den Dichter, unter seinen Gedanken eine Auswahl zu treffen. Die Akademie hat diese Regeln in's Werk gesetzt, Descartes hat den Ruhm, den Franzosen ihren eigenthümlichen Geist gewiesen zu haben, Corneille und Pascal**), die Beide die ge¬ meinschaftliche spiritualistische Neigung hatten, die Natur der Pflicht zu opfern, erhaben zu sein auf Kosten der Wahrheit, haben dieser logischen Sprache die Größe und Poesie gegeben, die eine größere Kraftentwickelung möglich machte; und der Verein von Boi- leau, Racine und Lafontaine hat ihre Harmonie vollendet. — Schon ans diesen An¬ deutungen sieht man, daß die französische Neigung zu Antithesen das gesunde Urtheil des verständigen Mannes häufig aus Abwege geführt hat, daß wir über seine Para¬ doxen oft den Kops schütteln werden, daß aber durch ihn das Gefühl dessen, was un¬ serer Literatur sehlt: Disciplin und Gemeinsinn, in uns rege wird. Ueber einen zweiten eklektischen Kritiker, Villemain, im nächsten Heft. Verlag von F. L. Hcrbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt Druck von Friedrich Andrä. *) Das Urtheil über Montaigne ist von Interesse- Volks inteUiL'enoo <^ni s- si peur <l<z ssrvir, ami hö «leite «!s la perils a, causs <Zs sa rs88emblanos avse l'antoritv, c>ni is- cloute si fort <Is hö laisser 8iii->>ren<Ile, qui s'e8eins an-<Je88us <Je son od^et: voila qu'un paradoxe, im trait et'osxrit, un ^jhn -is mots, s, I'Iwnneur ne 1a mvttrs «n braule! 17us rims la sait eliangsr <1s route? ^lor« c>ne Z?a8cal oroit Is xlii8 ä la lores <1s hö8 ,al8Su8, liseii-Je aveo un eosuv tonebv <1s cette sublim« misörs, et von« vel-ren, jnsqns <Jan8 8a eonviotion, l'loi-i-vur so- erste ein «tondo <mi s'z? gÜ88s, et l'iclss <Je la mort . . . O's8t uns Argumentation xas8ion n6s <1ans Jan.nelle »n Iiomms mordet raisonns avso visu. _

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/448>, abgerufen am 21.06.2024.