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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

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Börse" sind die Banknoten wieder unter 90 gefallen, aber dem Wiener, auch dem ge-
scheidter, weitcrschcnden, wird es doch fast unmöglich den ganzen Schrecken unserer
Lage zu verstehn. Zum Theil ist es Leichtsinn und "Gemüthlichkeit," die finstern Ge¬
danken sind so peinlich und es hat schon oft mit den Geldverhältnissen Oestreichs schlecht
gestanden, das gute Glück wird auch diesmal heraushelfen; zum Theil aber ist der
Optimismus auch aus der Lage Wiens erklärlich. Hier ist wirklich viel Geld, massen¬
hafter Reichthum saß noch vor kurzem in Hunderten von aristokratisch?n Equipagen,
welche dem Frühling nach dem Prater entgegenführen. Der zahlreiche große Grundbe¬
sitz, die reichen Banquierhäuser, der starke Consum aller Luxusartikel, Alles das
war bei uns massenhaft vorhanden und drängte sich der Phantasie jedes Einzelnen auf.
Und deshalb ist die letzte Rede jedes guten Wieners, wir haben noch ungeheure Hilfs¬
quellen. Worin diese liegen, ist den Meisten nicht klar, und ob sie unter den gegen¬
wärtigen Verhältnissen fließend zu machen sind für das Nationalvermögen, darüber hört
man die verkehrtesten Ansichten. Unser Reichthum ist unser Grundbesitz. So lange die
Bande der Roboten und Servituteu die Wirthschaften im alten Betriebe erhielten und
die ungeheure Mehrheit der Baarerträge in die Kassen der großen Grundbesitzer fielen,
kam das Geld aus der ganzen Monarchie in Massen aus den Wiener Markt. Jetzt ist
es anders geworden: wenn Sie ernste Urtheile und ein Verständniß unserer kritischen
Lage suchen, müssen Sie nicht den liberalen Wiener fragen, auch nicht den Börsen¬
mann, der ein Actionär unserer Bank ist, sondern die große Aristokratie Oestreichs.
Sie fast allein kann Ihnen sagen, wie schlecht es mit uns steht, wie überall die Kapi¬
talien fehlen für Umformung unserer Wirthschaften, wie sehr landwirthschaftliche Bil¬
dung fehlt, so daß es fast unmöglich ist, auch bei disponiblen Kapitalien für die großen
Güter Inspektoren, Beamte und Pächter zu finden, welche zu einem rationellen
Betrieb befähigt find. Jahrzehnte gehören dazu, unsere Agriknlturproduction von dem
Schlage zu heilen, den sie dnrch die plötzliche Aufhebung der bisherigen schlechten
Methode erlitten hat. Und während der Zeit, wo wir voraussichtlich alle Jahre viel
mehr ausgeben, wie wir einnehmen können! Wäre nur erst dieses Frühjahr ohne An¬
leihe vorüber! --

Unterdeß haben wir im Kärnthner Thor den Propheten gehört und Meyerbeer
mit einem silbernen Kranze gekrönt. Der schlaue Maestro übt einen Zauber aus aus
die Orte, wo er sich niederläßt; so reich für die Banquiers, von solchem Künstlerstolz
nebst gutem Ton für die Aristokratie, und so liebenswürdig, zuvorkommend und dienst¬
beflissen gegen die Journalisten. Es ist bewundernswürdig, wie der Mann sein Ge¬
schäft versteht. Lauge, bevor er in die Stadt kommt, sind seine Fäden gesponnen, an
denen er die armen Kritiker und wer sonst öffentliche Meinung macht, einfängt, durch
Diners in reichen Familien, welche ihn anschwärmen, durch zarte und geistreiche Auf¬
merksamkeiten Dritter, welche auf seine Veranlassung ausgeübt werden; was weiß i'es,
wodurch Alles. Endlich erscheint er, zieht die Fäden zusammen und hält die Vögel
in seinem Netz fest: ja, er läßt sogar aus Klugheit einen ruppiger, ganz disereditirten
Reccnsentenvvgel, der vor Begierde brannte, sich sangen zu lassen, ""gefesselt schreien
und schimpfen; damit sein verrnseiies einsames Geschimpf die nöthige Opposition dar¬
stelle und das Abgeschmackte der Angriffe ihn selbst um so besser hervorhebe. O, er
ist ein großer Mann; aber sein Prophet ist doch eine überkünstelte Arbeit und sieht
aus wie ein recht schweres Stück Arbeit. --

Die Soiree des Generals Lcvschin zu Detgrad. -- In dem Artikel dieses Hef¬
tes: Der Czar und die Südslaven ist das Benehmen des russischen Konsuls in Belgrad
erwähnt. Seitdem bringen die Zeitungen die Beschreibung der Scene, aus welche un¬
ser Korrespondent anzuspielen scheint. Wir lassen sie nach einem Blatt, welches gute
Nachrichten hat, nach dem "Wanderer" folgen: -- "Am Dreikönigstage gab Gene¬
ral Levschin, russischer Konsul, eine Soiree, zu welcher sämmtliche Notabilitäten Bel-


Börse» sind die Banknoten wieder unter 90 gefallen, aber dem Wiener, auch dem ge-
scheidter, weitcrschcnden, wird es doch fast unmöglich den ganzen Schrecken unserer
Lage zu verstehn. Zum Theil ist es Leichtsinn und „Gemüthlichkeit," die finstern Ge¬
danken sind so peinlich und es hat schon oft mit den Geldverhältnissen Oestreichs schlecht
gestanden, das gute Glück wird auch diesmal heraushelfen; zum Theil aber ist der
Optimismus auch aus der Lage Wiens erklärlich. Hier ist wirklich viel Geld, massen¬
hafter Reichthum saß noch vor kurzem in Hunderten von aristokratisch?n Equipagen,
welche dem Frühling nach dem Prater entgegenführen. Der zahlreiche große Grundbe¬
sitz, die reichen Banquierhäuser, der starke Consum aller Luxusartikel, Alles das
war bei uns massenhaft vorhanden und drängte sich der Phantasie jedes Einzelnen auf.
Und deshalb ist die letzte Rede jedes guten Wieners, wir haben noch ungeheure Hilfs¬
quellen. Worin diese liegen, ist den Meisten nicht klar, und ob sie unter den gegen¬
wärtigen Verhältnissen fließend zu machen sind für das Nationalvermögen, darüber hört
man die verkehrtesten Ansichten. Unser Reichthum ist unser Grundbesitz. So lange die
Bande der Roboten und Servituteu die Wirthschaften im alten Betriebe erhielten und
die ungeheure Mehrheit der Baarerträge in die Kassen der großen Grundbesitzer fielen,
kam das Geld aus der ganzen Monarchie in Massen aus den Wiener Markt. Jetzt ist
es anders geworden: wenn Sie ernste Urtheile und ein Verständniß unserer kritischen
Lage suchen, müssen Sie nicht den liberalen Wiener fragen, auch nicht den Börsen¬
mann, der ein Actionär unserer Bank ist, sondern die große Aristokratie Oestreichs.
Sie fast allein kann Ihnen sagen, wie schlecht es mit uns steht, wie überall die Kapi¬
talien fehlen für Umformung unserer Wirthschaften, wie sehr landwirthschaftliche Bil¬
dung fehlt, so daß es fast unmöglich ist, auch bei disponiblen Kapitalien für die großen
Güter Inspektoren, Beamte und Pächter zu finden, welche zu einem rationellen
Betrieb befähigt find. Jahrzehnte gehören dazu, unsere Agriknlturproduction von dem
Schlage zu heilen, den sie dnrch die plötzliche Aufhebung der bisherigen schlechten
Methode erlitten hat. Und während der Zeit, wo wir voraussichtlich alle Jahre viel
mehr ausgeben, wie wir einnehmen können! Wäre nur erst dieses Frühjahr ohne An¬
leihe vorüber! —

Unterdeß haben wir im Kärnthner Thor den Propheten gehört und Meyerbeer
mit einem silbernen Kranze gekrönt. Der schlaue Maestro übt einen Zauber aus aus
die Orte, wo er sich niederläßt; so reich für die Banquiers, von solchem Künstlerstolz
nebst gutem Ton für die Aristokratie, und so liebenswürdig, zuvorkommend und dienst¬
beflissen gegen die Journalisten. Es ist bewundernswürdig, wie der Mann sein Ge¬
schäft versteht. Lauge, bevor er in die Stadt kommt, sind seine Fäden gesponnen, an
denen er die armen Kritiker und wer sonst öffentliche Meinung macht, einfängt, durch
Diners in reichen Familien, welche ihn anschwärmen, durch zarte und geistreiche Auf¬
merksamkeiten Dritter, welche auf seine Veranlassung ausgeübt werden; was weiß i'es,
wodurch Alles. Endlich erscheint er, zieht die Fäden zusammen und hält die Vögel
in seinem Netz fest: ja, er läßt sogar aus Klugheit einen ruppiger, ganz disereditirten
Reccnsentenvvgel, der vor Begierde brannte, sich sangen zu lassen, »»gefesselt schreien
und schimpfen; damit sein verrnseiies einsames Geschimpf die nöthige Opposition dar¬
stelle und das Abgeschmackte der Angriffe ihn selbst um so besser hervorhebe. O, er
ist ein großer Mann; aber sein Prophet ist doch eine überkünstelte Arbeit und sieht
aus wie ein recht schweres Stück Arbeit. —

Die Soiree des Generals Lcvschin zu Detgrad. — In dem Artikel dieses Hef¬
tes: Der Czar und die Südslaven ist das Benehmen des russischen Konsuls in Belgrad
erwähnt. Seitdem bringen die Zeitungen die Beschreibung der Scene, aus welche un¬
ser Korrespondent anzuspielen scheint. Wir lassen sie nach einem Blatt, welches gute
Nachrichten hat, nach dem „Wanderer" folgen: — „Am Dreikönigstage gab Gene¬
ral Levschin, russischer Konsul, eine Soiree, zu welcher sämmtliche Notabilitäten Bel-


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[0444] Börse» sind die Banknoten wieder unter 90 gefallen, aber dem Wiener, auch dem ge- scheidter, weitcrschcnden, wird es doch fast unmöglich den ganzen Schrecken unserer Lage zu verstehn. Zum Theil ist es Leichtsinn und „Gemüthlichkeit," die finstern Ge¬ danken sind so peinlich und es hat schon oft mit den Geldverhältnissen Oestreichs schlecht gestanden, das gute Glück wird auch diesmal heraushelfen; zum Theil aber ist der Optimismus auch aus der Lage Wiens erklärlich. Hier ist wirklich viel Geld, massen¬ hafter Reichthum saß noch vor kurzem in Hunderten von aristokratisch?n Equipagen, welche dem Frühling nach dem Prater entgegenführen. Der zahlreiche große Grundbe¬ sitz, die reichen Banquierhäuser, der starke Consum aller Luxusartikel, Alles das war bei uns massenhaft vorhanden und drängte sich der Phantasie jedes Einzelnen auf. Und deshalb ist die letzte Rede jedes guten Wieners, wir haben noch ungeheure Hilfs¬ quellen. Worin diese liegen, ist den Meisten nicht klar, und ob sie unter den gegen¬ wärtigen Verhältnissen fließend zu machen sind für das Nationalvermögen, darüber hört man die verkehrtesten Ansichten. Unser Reichthum ist unser Grundbesitz. So lange die Bande der Roboten und Servituteu die Wirthschaften im alten Betriebe erhielten und die ungeheure Mehrheit der Baarerträge in die Kassen der großen Grundbesitzer fielen, kam das Geld aus der ganzen Monarchie in Massen aus den Wiener Markt. Jetzt ist es anders geworden: wenn Sie ernste Urtheile und ein Verständniß unserer kritischen Lage suchen, müssen Sie nicht den liberalen Wiener fragen, auch nicht den Börsen¬ mann, der ein Actionär unserer Bank ist, sondern die große Aristokratie Oestreichs. Sie fast allein kann Ihnen sagen, wie schlecht es mit uns steht, wie überall die Kapi¬ talien fehlen für Umformung unserer Wirthschaften, wie sehr landwirthschaftliche Bil¬ dung fehlt, so daß es fast unmöglich ist, auch bei disponiblen Kapitalien für die großen Güter Inspektoren, Beamte und Pächter zu finden, welche zu einem rationellen Betrieb befähigt find. Jahrzehnte gehören dazu, unsere Agriknlturproduction von dem Schlage zu heilen, den sie dnrch die plötzliche Aufhebung der bisherigen schlechten Methode erlitten hat. Und während der Zeit, wo wir voraussichtlich alle Jahre viel mehr ausgeben, wie wir einnehmen können! Wäre nur erst dieses Frühjahr ohne An¬ leihe vorüber! — Unterdeß haben wir im Kärnthner Thor den Propheten gehört und Meyerbeer mit einem silbernen Kranze gekrönt. Der schlaue Maestro übt einen Zauber aus aus die Orte, wo er sich niederläßt; so reich für die Banquiers, von solchem Künstlerstolz nebst gutem Ton für die Aristokratie, und so liebenswürdig, zuvorkommend und dienst¬ beflissen gegen die Journalisten. Es ist bewundernswürdig, wie der Mann sein Ge¬ schäft versteht. Lauge, bevor er in die Stadt kommt, sind seine Fäden gesponnen, an denen er die armen Kritiker und wer sonst öffentliche Meinung macht, einfängt, durch Diners in reichen Familien, welche ihn anschwärmen, durch zarte und geistreiche Auf¬ merksamkeiten Dritter, welche auf seine Veranlassung ausgeübt werden; was weiß i'es, wodurch Alles. Endlich erscheint er, zieht die Fäden zusammen und hält die Vögel in seinem Netz fest: ja, er läßt sogar aus Klugheit einen ruppiger, ganz disereditirten Reccnsentenvvgel, der vor Begierde brannte, sich sangen zu lassen, »»gefesselt schreien und schimpfen; damit sein verrnseiies einsames Geschimpf die nöthige Opposition dar¬ stelle und das Abgeschmackte der Angriffe ihn selbst um so besser hervorhebe. O, er ist ein großer Mann; aber sein Prophet ist doch eine überkünstelte Arbeit und sieht aus wie ein recht schweres Stück Arbeit. — Die Soiree des Generals Lcvschin zu Detgrad. — In dem Artikel dieses Hef¬ tes: Der Czar und die Südslaven ist das Benehmen des russischen Konsuls in Belgrad erwähnt. Seitdem bringen die Zeitungen die Beschreibung der Scene, aus welche un¬ ser Korrespondent anzuspielen scheint. Wir lassen sie nach einem Blatt, welches gute Nachrichten hat, nach dem „Wanderer" folgen: — „Am Dreikönigstage gab Gene¬ ral Levschin, russischer Konsul, eine Soiree, zu welcher sämmtliche Notabilitäten Bel-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/444>, abgerufen am 21.06.2024.