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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

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Brot, und nur einen alten Rock und ein Hemde hatte, als er aus der Festung
kam, und seine Braut lebte durch Händearbeit. Adlerstein berichtet: "Kossuth habe
sich bei Pesth ein Landgut gekauft mit jenen Geldern, welche ihm das lächerliche
Mitleid und die unzeitige Theilnahme an seinem überstandenen Märtyrerthum von
allen Seiten so reichlich zufließen ließen." (S. 102) Lüge! "Auf diesem Landgute
bildeten schon damals (1840) die blutdürstigsten magyarischen Jakobiner und Ma¬
tadore der Rebellion den geheimen Verschwörnngsclnbb, um über das im Plane
liegende große Näuberdrama (!) zu berathen." (S. 103.)

(S. 106) "Alles was im Lande gegenseitigen Haß und Zwietracht erregen
konnte, wurde von der Bosheit Kossuth's aus der Hölle (!) heraufbeschworen, um
die Millionen Ungarns zur Ausführung seines lange ersonnenen, nun in's Werk
tretensollenden Nacheplanes willfährig und dienstbar zu machen." Bei der Sprachen¬
frage weidete sich Kossuth an dem immer weiter fressenden Eitergeschwüre (S. 106),
bei der Tollhausidee des Schutzvereins brachte er sein Schifflein in's Trockene,
die Summen für die Fabriken flössen in seine Tasche, und bei dem Handelsverein
spielte er mit dem flüchtigen Szaho unter einer Decke. Und dieser Charlatan,
Lump, Dieb, Vagabund, Wüstling, Waisengeldverschlepper, Betrüger, Filou (all
diese Beinamen bekömmt Kossuth von Hrn. v. Adlerstein) wurde er der Götze des
Landes. Aber Herr v. Adlerstein bemerkt hierzu (S. 107) "daß Kossuth in der
Geschichte seines Jahrhunderts weder als moralische, noch als politische Größe
je (!) fortleben kann. Der von seiner Mitwelt schon (?) vollends (!) gebrand¬
markte Volksbetrüger kann, wenn Clios Griffel einst seine Thaten wahrheitsliebend
in das Gedenkbuch der Welt verzeichnen wird/in der Reihe hervorragender Per¬
sönlichkeiten keine andere als die Stelle eines Großmeisters aller Bandi¬
ten, Räuber und Mordbrenner einnehmen." Wörtlich, und im Buche mit
durchschossenen Lettern gedruckt. Aber gleich darauf gesteht Herr v. Adlerstein:
"Nie hatte ein Deputirter sich ähnlicher Ehrenbezeugungen zu erfreuen, wie Kossuth
zu Theil wurden," (S. 108.) "dessen ganzes Streben, -- nach Adlersteinscher An¬
sicht (S.107) --immer nur gemeinen Diebstahl und Betrug zum Resultate hatte."

Mit einer Schilderung des Preßburger Reichstags 1847 --48, das heißt
Abdruck der damals in den deutsch-ungarischen Blättern veröffentlichten Verhand¬
lungen schließt dieses erste Heft dieses Adlersteiuschen Tagebuchs der Revolution.
Wir brauchen nicht hinzuzufügen, welchen Geistes Kind der Leser vor sich hat.
Allein noch genauer soll dieser Herr v. Adlerstein in einem zweiten Werke gekannt
werden, das gleichzeitig unter dem Titel: "Federzeichnungen" vom Stapel lief.

Wir behalten uns vor darauf zurückzukommen, und zugleich eine biographi¬
sche Notiz über besagten Herrn Janotyckh v. Adlerstein zu liefern, damit das Lese¬
publikum erfahre, welches Subject sich erdreistet, Geschichtswerke unter dem Schutze
der Militärgewalt zu schreiben.




Brot, und nur einen alten Rock und ein Hemde hatte, als er aus der Festung
kam, und seine Braut lebte durch Händearbeit. Adlerstein berichtet: „Kossuth habe
sich bei Pesth ein Landgut gekauft mit jenen Geldern, welche ihm das lächerliche
Mitleid und die unzeitige Theilnahme an seinem überstandenen Märtyrerthum von
allen Seiten so reichlich zufließen ließen." (S. 102) Lüge! „Auf diesem Landgute
bildeten schon damals (1840) die blutdürstigsten magyarischen Jakobiner und Ma¬
tadore der Rebellion den geheimen Verschwörnngsclnbb, um über das im Plane
liegende große Näuberdrama (!) zu berathen." (S. 103.)

(S. 106) „Alles was im Lande gegenseitigen Haß und Zwietracht erregen
konnte, wurde von der Bosheit Kossuth's aus der Hölle (!) heraufbeschworen, um
die Millionen Ungarns zur Ausführung seines lange ersonnenen, nun in's Werk
tretensollenden Nacheplanes willfährig und dienstbar zu machen." Bei der Sprachen¬
frage weidete sich Kossuth an dem immer weiter fressenden Eitergeschwüre (S. 106),
bei der Tollhausidee des Schutzvereins brachte er sein Schifflein in's Trockene,
die Summen für die Fabriken flössen in seine Tasche, und bei dem Handelsverein
spielte er mit dem flüchtigen Szaho unter einer Decke. Und dieser Charlatan,
Lump, Dieb, Vagabund, Wüstling, Waisengeldverschlepper, Betrüger, Filou (all
diese Beinamen bekömmt Kossuth von Hrn. v. Adlerstein) wurde er der Götze des
Landes. Aber Herr v. Adlerstein bemerkt hierzu (S. 107) „daß Kossuth in der
Geschichte seines Jahrhunderts weder als moralische, noch als politische Größe
je (!) fortleben kann. Der von seiner Mitwelt schon (?) vollends (!) gebrand¬
markte Volksbetrüger kann, wenn Clios Griffel einst seine Thaten wahrheitsliebend
in das Gedenkbuch der Welt verzeichnen wird/in der Reihe hervorragender Per¬
sönlichkeiten keine andere als die Stelle eines Großmeisters aller Bandi¬
ten, Räuber und Mordbrenner einnehmen." Wörtlich, und im Buche mit
durchschossenen Lettern gedruckt. Aber gleich darauf gesteht Herr v. Adlerstein:
„Nie hatte ein Deputirter sich ähnlicher Ehrenbezeugungen zu erfreuen, wie Kossuth
zu Theil wurden," (S. 108.) „dessen ganzes Streben, — nach Adlersteinscher An¬
sicht (S.107) —immer nur gemeinen Diebstahl und Betrug zum Resultate hatte."

Mit einer Schilderung des Preßburger Reichstags 1847 —48, das heißt
Abdruck der damals in den deutsch-ungarischen Blättern veröffentlichten Verhand¬
lungen schließt dieses erste Heft dieses Adlersteiuschen Tagebuchs der Revolution.
Wir brauchen nicht hinzuzufügen, welchen Geistes Kind der Leser vor sich hat.
Allein noch genauer soll dieser Herr v. Adlerstein in einem zweiten Werke gekannt
werden, das gleichzeitig unter dem Titel: „Federzeichnungen" vom Stapel lief.

Wir behalten uns vor darauf zurückzukommen, und zugleich eine biographi¬
sche Notiz über besagten Herrn Janotyckh v. Adlerstein zu liefern, damit das Lese¬
publikum erfahre, welches Subject sich erdreistet, Geschichtswerke unter dem Schutze
der Militärgewalt zu schreiben.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/276>, abgerufen am 27.06.2024.