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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

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daß ihn nicht heut oder morgen Vater Melden zu einer neuen Seelenwanderung
zwingt; denn grade nachdem er unlängst sich die tröstliche Bemerkung vorgesummt,
daß die Regierung bisher nur solche Journale verboten habe, welche nationale
Parteien vertraten, Eigyelmezö, Bukowina, Narvdni Nvwini ze.) und daß sie nur bei
der "Presse" eine Ausnahme gemacht habe, erhielt er eine Verwarnung; er solle
den Rand halten, sonst werde man an ihm eine zweite Ausnahme machen.

An die erwähnte Bemerkung des Wanderers knüpfte ein Korrespondent der
Augsburger Allgemeinen Zeitung einen Lobpsalm auf das Cabinet, der aus hoh¬
len'Redensarten und lächerlichen Sophismen bestand, aber doch einen Fortschritt
der Minister nachweist: sie sind aufrichtiger geworden. Voriges Jahr pflegte Herr
Bach, wenn man über den Preßzwang klagte, achselzuckend und bedauernd alle
Schuld aus die Militärherrschaft zu schieben; jetzt nimmt er die Schuld heroisch
auf sich und läßt sich sogar von dem offiziellen hö. in der Augsburger (Zedlitz
oder Szarvassy) auf die unanständigste Weise dafür loben. Das Ministerium sei
unglaublich stark, die ungeheuere Majorität der Oestreicher hänge ihm an, sagt
8"., dennoch aber findet er die Unterdrückung so vieler Journale nothwendig und
löblich. Ein seltsames Zeichen moralischer Stärke! Echt vormärzlich ist auch der
unendliche Werth, deu dieser Lobjodler auf die Herablassung und die schlichten
Manieren der Minister legt. Nun, Herr Manteuffel hat mit Berliner Philistern
Weißbier getrunken und darauf das Evangelium der Pairie verkündet. Diese
"grundbürgerlichen", diese "bescheidenen" Herren ne' man jedes Blatt oppositionell,
in dessen Spalten sie nicht geradezu vergöttert werden; diese aufrichtig liberalen
Geister verbieten Zang's "Presse", weil sie Schwarzenberg nicht mit Oestreich
identificirt; weil sie keine constitutionelle Monarchie mit unumschränkten Ministern
kennt; weil sie mit ehrlicher Consequenz und größerer Einsicht an dem November-
Programm festhält, als dieses selbe Ministerium, vou dem es ausgegangen ist,
und weil sie zu zweifeln wagt, ob die Schwarzenberg'sche Politik gegen Deutsch¬
land mit dem Geiste jenes Programms und der ganzen oktroyirten Verfassung
vereinbar ist. Die "Presse", welche jetzt in der Brunner Verbannung eine eben
so taktvolle und verständige Sprache führt, wie früher in Wien, bleibt verboten.
Ein in Oestreich erscheinendes Blatt, dem kein östreichischer Staatsanwalt, kein
östreichisches Gericht das Mindeste anhaben kann, bleibt in zwei Drittheilen von
Oestreich verboten! Das ist nur eine von'ben zahllosen Monstrositäten, die unter
dem Schutze jenes Belagerungszustandes wuchern, den der tiefsinnige Schmeichler
in der Augsburger Allgemeinen hartnäckig als die nothwendige Hülle darstellt, un¬
ter deren Schirm allein organisirt werden' könne, und die plötzlich von dem fertigen
Neubau fallen werde, wie der Schleier von der vollendeten Bildsäule oder das
Holzgerüst vou einem ausgebauten Dom. Elende Phrase! Daß unter Serben
und Walachen die Ordnung uur durch das Bayonnet zu erhalten ist, mag wahr
sein, aber daß Herr Bach den Schutz von 30,000 Mann braucht, um seine Vor¬
träge zu schreiben, daß die Vorbereitungen zur Einführung von Schwurgerichten
die Unterdrückung vou Journalen und'die Anfhebnnz der persönlichen Freiheit
erfordere, sollte man ernsthaften Leuten nicht aufschwatzen wollen.

Nein! Die Militärherrschüft hindert jede Organisation; nicht nur die Theil¬
nahme der Gebildeten, sondern selbst die Thätigkeit der Beamten zur Herstellung
gesetzlicher Freiheit wird durch sie tödtlich gelähmt. Niemand wirkt und arbeitet
als das Militär und die ihm untergeordnete öffentliche und geheime Polizei.
Letztere hat einen fabelhaften Aufschwung gewonnen, denn die Angeberei wird
jetzt zugleich von bürgerlichen und militärischen Spitzeln getrieben, die einander
controliren; dazu kommen außerdem, spornend und anfeuernd, die zahlreichen Di¬
lettanten im Spitzelthum, die unbezahlten und freiwilligen Zeloten der Reaction.
Der Zweck heiligt nie die Mittel, aber in Oestreich werden die abscheulichsten Gewalt-


daß ihn nicht heut oder morgen Vater Melden zu einer neuen Seelenwanderung
zwingt; denn grade nachdem er unlängst sich die tröstliche Bemerkung vorgesummt,
daß die Regierung bisher nur solche Journale verboten habe, welche nationale
Parteien vertraten, Eigyelmezö, Bukowina, Narvdni Nvwini ze.) und daß sie nur bei
der „Presse" eine Ausnahme gemacht habe, erhielt er eine Verwarnung; er solle
den Rand halten, sonst werde man an ihm eine zweite Ausnahme machen.

An die erwähnte Bemerkung des Wanderers knüpfte ein Korrespondent der
Augsburger Allgemeinen Zeitung einen Lobpsalm auf das Cabinet, der aus hoh¬
len'Redensarten und lächerlichen Sophismen bestand, aber doch einen Fortschritt
der Minister nachweist: sie sind aufrichtiger geworden. Voriges Jahr pflegte Herr
Bach, wenn man über den Preßzwang klagte, achselzuckend und bedauernd alle
Schuld aus die Militärherrschaft zu schieben; jetzt nimmt er die Schuld heroisch
auf sich und läßt sich sogar von dem offiziellen hö. in der Augsburger (Zedlitz
oder Szarvassy) auf die unanständigste Weise dafür loben. Das Ministerium sei
unglaublich stark, die ungeheuere Majorität der Oestreicher hänge ihm an, sagt
8«., dennoch aber findet er die Unterdrückung so vieler Journale nothwendig und
löblich. Ein seltsames Zeichen moralischer Stärke! Echt vormärzlich ist auch der
unendliche Werth, deu dieser Lobjodler auf die Herablassung und die schlichten
Manieren der Minister legt. Nun, Herr Manteuffel hat mit Berliner Philistern
Weißbier getrunken und darauf das Evangelium der Pairie verkündet. Diese
„grundbürgerlichen", diese „bescheidenen" Herren ne' man jedes Blatt oppositionell,
in dessen Spalten sie nicht geradezu vergöttert werden; diese aufrichtig liberalen
Geister verbieten Zang's „Presse", weil sie Schwarzenberg nicht mit Oestreich
identificirt; weil sie keine constitutionelle Monarchie mit unumschränkten Ministern
kennt; weil sie mit ehrlicher Consequenz und größerer Einsicht an dem November-
Programm festhält, als dieses selbe Ministerium, vou dem es ausgegangen ist,
und weil sie zu zweifeln wagt, ob die Schwarzenberg'sche Politik gegen Deutsch¬
land mit dem Geiste jenes Programms und der ganzen oktroyirten Verfassung
vereinbar ist. Die „Presse", welche jetzt in der Brunner Verbannung eine eben
so taktvolle und verständige Sprache führt, wie früher in Wien, bleibt verboten.
Ein in Oestreich erscheinendes Blatt, dem kein östreichischer Staatsanwalt, kein
östreichisches Gericht das Mindeste anhaben kann, bleibt in zwei Drittheilen von
Oestreich verboten! Das ist nur eine von'ben zahllosen Monstrositäten, die unter
dem Schutze jenes Belagerungszustandes wuchern, den der tiefsinnige Schmeichler
in der Augsburger Allgemeinen hartnäckig als die nothwendige Hülle darstellt, un¬
ter deren Schirm allein organisirt werden' könne, und die plötzlich von dem fertigen
Neubau fallen werde, wie der Schleier von der vollendeten Bildsäule oder das
Holzgerüst vou einem ausgebauten Dom. Elende Phrase! Daß unter Serben
und Walachen die Ordnung uur durch das Bayonnet zu erhalten ist, mag wahr
sein, aber daß Herr Bach den Schutz von 30,000 Mann braucht, um seine Vor¬
träge zu schreiben, daß die Vorbereitungen zur Einführung von Schwurgerichten
die Unterdrückung vou Journalen und'die Anfhebnnz der persönlichen Freiheit
erfordere, sollte man ernsthaften Leuten nicht aufschwatzen wollen.

Nein! Die Militärherrschüft hindert jede Organisation; nicht nur die Theil¬
nahme der Gebildeten, sondern selbst die Thätigkeit der Beamten zur Herstellung
gesetzlicher Freiheit wird durch sie tödtlich gelähmt. Niemand wirkt und arbeitet
als das Militär und die ihm untergeordnete öffentliche und geheime Polizei.
Letztere hat einen fabelhaften Aufschwung gewonnen, denn die Angeberei wird
jetzt zugleich von bürgerlichen und militärischen Spitzeln getrieben, die einander
controliren; dazu kommen außerdem, spornend und anfeuernd, die zahlreichen Di¬
lettanten im Spitzelthum, die unbezahlten und freiwilligen Zeloten der Reaction.
Der Zweck heiligt nie die Mittel, aber in Oestreich werden die abscheulichsten Gewalt-


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[0269] daß ihn nicht heut oder morgen Vater Melden zu einer neuen Seelenwanderung zwingt; denn grade nachdem er unlängst sich die tröstliche Bemerkung vorgesummt, daß die Regierung bisher nur solche Journale verboten habe, welche nationale Parteien vertraten, Eigyelmezö, Bukowina, Narvdni Nvwini ze.) und daß sie nur bei der „Presse" eine Ausnahme gemacht habe, erhielt er eine Verwarnung; er solle den Rand halten, sonst werde man an ihm eine zweite Ausnahme machen. An die erwähnte Bemerkung des Wanderers knüpfte ein Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Zeitung einen Lobpsalm auf das Cabinet, der aus hoh¬ len'Redensarten und lächerlichen Sophismen bestand, aber doch einen Fortschritt der Minister nachweist: sie sind aufrichtiger geworden. Voriges Jahr pflegte Herr Bach, wenn man über den Preßzwang klagte, achselzuckend und bedauernd alle Schuld aus die Militärherrschaft zu schieben; jetzt nimmt er die Schuld heroisch auf sich und läßt sich sogar von dem offiziellen hö. in der Augsburger (Zedlitz oder Szarvassy) auf die unanständigste Weise dafür loben. Das Ministerium sei unglaublich stark, die ungeheuere Majorität der Oestreicher hänge ihm an, sagt 8«., dennoch aber findet er die Unterdrückung so vieler Journale nothwendig und löblich. Ein seltsames Zeichen moralischer Stärke! Echt vormärzlich ist auch der unendliche Werth, deu dieser Lobjodler auf die Herablassung und die schlichten Manieren der Minister legt. Nun, Herr Manteuffel hat mit Berliner Philistern Weißbier getrunken und darauf das Evangelium der Pairie verkündet. Diese „grundbürgerlichen", diese „bescheidenen" Herren ne' man jedes Blatt oppositionell, in dessen Spalten sie nicht geradezu vergöttert werden; diese aufrichtig liberalen Geister verbieten Zang's „Presse", weil sie Schwarzenberg nicht mit Oestreich identificirt; weil sie keine constitutionelle Monarchie mit unumschränkten Ministern kennt; weil sie mit ehrlicher Consequenz und größerer Einsicht an dem November- Programm festhält, als dieses selbe Ministerium, vou dem es ausgegangen ist, und weil sie zu zweifeln wagt, ob die Schwarzenberg'sche Politik gegen Deutsch¬ land mit dem Geiste jenes Programms und der ganzen oktroyirten Verfassung vereinbar ist. Die „Presse", welche jetzt in der Brunner Verbannung eine eben so taktvolle und verständige Sprache führt, wie früher in Wien, bleibt verboten. Ein in Oestreich erscheinendes Blatt, dem kein östreichischer Staatsanwalt, kein östreichisches Gericht das Mindeste anhaben kann, bleibt in zwei Drittheilen von Oestreich verboten! Das ist nur eine von'ben zahllosen Monstrositäten, die unter dem Schutze jenes Belagerungszustandes wuchern, den der tiefsinnige Schmeichler in der Augsburger Allgemeinen hartnäckig als die nothwendige Hülle darstellt, un¬ ter deren Schirm allein organisirt werden' könne, und die plötzlich von dem fertigen Neubau fallen werde, wie der Schleier von der vollendeten Bildsäule oder das Holzgerüst vou einem ausgebauten Dom. Elende Phrase! Daß unter Serben und Walachen die Ordnung uur durch das Bayonnet zu erhalten ist, mag wahr sein, aber daß Herr Bach den Schutz von 30,000 Mann braucht, um seine Vor¬ träge zu schreiben, daß die Vorbereitungen zur Einführung von Schwurgerichten die Unterdrückung vou Journalen und'die Anfhebnnz der persönlichen Freiheit erfordere, sollte man ernsthaften Leuten nicht aufschwatzen wollen. Nein! Die Militärherrschüft hindert jede Organisation; nicht nur die Theil¬ nahme der Gebildeten, sondern selbst die Thätigkeit der Beamten zur Herstellung gesetzlicher Freiheit wird durch sie tödtlich gelähmt. Niemand wirkt und arbeitet als das Militär und die ihm untergeordnete öffentliche und geheime Polizei. Letztere hat einen fabelhaften Aufschwung gewonnen, denn die Angeberei wird jetzt zugleich von bürgerlichen und militärischen Spitzeln getrieben, die einander controliren; dazu kommen außerdem, spornend und anfeuernd, die zahlreichen Di¬ lettanten im Spitzelthum, die unbezahlten und freiwilligen Zeloten der Reaction. Der Zweck heiligt nie die Mittel, aber in Oestreich werden die abscheulichsten Gewalt-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/269>, abgerufen am 27.06.2024.