Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.krank, so erhalte er vom Herrn die Medizin unentgeltlich, und eben so halte der Das setzte der Bauer, ein alter Mann mit verständigem Gesicht und einem Das Ende der ungarischen Revolution. Die Katastrophe von Facset. Es war in den ersten Tagen des August, als Dembinsky mit seinem Heere krank, so erhalte er vom Herrn die Medizin unentgeltlich, und eben so halte der Das setzte der Bauer, ein alter Mann mit verständigem Gesicht und einem Das Ende der ungarischen Revolution. Die Katastrophe von Facset. Es war in den ersten Tagen des August, als Dembinsky mit seinem Heere <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0194" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93017"/> <p xml:id="ID_600" prev="#ID_599"> krank, so erhalte er vom Herrn die Medizin unentgeltlich, und eben so halte der<lb/> Herr für das Dorf auf seine Kosten einen Arzt. So schenke andrerseits der Herr<lb/> jedem Bauermädchen seines Dorfes bei dessen Verheirathung ein Stück Vieh zur<lb/> Ausstattung. Alles dies würde aufhören, sobald die Robotverbindlichkeit auf¬<lb/> hörte; überhaupt würde dann der Bauer alle Sorge des Grundherrn für sich über¬<lb/> nehmen müssen, die zu übernehmen er doch nicht im Staude sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_601"> Das setzte der Bauer, ein alter Mann mit verständigem Gesicht und einem<lb/> großen grauen Schnurrbart beredt und mit naiver Schlauheit auseinander. Hof¬<lb/> fentlich werden Ihre Leser aus seinem Vortrage ziemlich genan die Verhältnisse<lb/> eines getreuen galizischen Dorfes in den letzten Jahren und die eben so kluge als<lb/> respectable Politik der Gutsherren kennen gelernt haben. Bei der großen Gleich¬<lb/> förmigkeit des Lebens in den slavischen Ländern gilt das hier Gesagte von den<lb/> meisten polnischen Dörfern Galiziens. Die Aufhebung der Roboten durch Kaiser<lb/> und Reichstag muß allerdings die Verhältnisse, wie sie sich seit dem Aufstand ent¬<lb/> wickelt haben, gänzlich umformen, aber diese Aenderung ist zunächst nnr eine for¬<lb/> melle, die Abhängigkeit der Bauern vom Edelmann und ihre Dienstleistungen<lb/> werden noch Jahre lang zum Vortheil für beide Theile fortbestehen müssen, wenn<lb/> auch unter andern Namen und auf der Grundlage neuer Contracte. Ueber die<lb/> Folgen, welche die Jahre 48 und 49 auf den Ackerbau Galiziens gehabt haben,<lb/> in einem spätern Briefe; jetzt geht Ihr Korrespondent zur Hochzeit, bei welcher<lb/> der Edelmann tanzt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das Ende der ungarischen Revolution.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> Die Katastrophe von Facset.</head><lb/> <p xml:id="ID_602" next="#ID_603"> Es war in den ersten Tagen des August, als Dembinsky mit seinem Heere<lb/> von beiläufig 40,00» Mann, meist Rekruten und zum großen Theil nur mit Piken<lb/> bewaffnet, über die Theiß setzte und am linken Ufer derselben im Banat bei dem<lb/> Dorfe Szöregh der Torontaler Gespannschaft Position nahm, um dem östreichischen<lb/> Heere von 50—60,000 Mann unter Haynau den Eintritt in's Banat zu wehren.<lb/> Das Banat besteht aus den drei Gespannschaften: Torontal, Tench und Krassu,<lb/> welche parallel von Westen nach Osten nebeneinander liegen. Dieser an Getreide<lb/> und Metallen überaus reiche Bezirk Ungarns, der auf 250 Quadratmeilen bei<lb/> 800,000 Einwohner nährt, wird im Norden durch den aus Siebenbürgen strö¬<lb/> menden Maros, im Westen dnrch die Theiß, im Osten durch die Grenzberge Sie¬<lb/> benbürgens und im Süden durch die eigentliche ungarische Militärgrenze</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0194]
krank, so erhalte er vom Herrn die Medizin unentgeltlich, und eben so halte der
Herr für das Dorf auf seine Kosten einen Arzt. So schenke andrerseits der Herr
jedem Bauermädchen seines Dorfes bei dessen Verheirathung ein Stück Vieh zur
Ausstattung. Alles dies würde aufhören, sobald die Robotverbindlichkeit auf¬
hörte; überhaupt würde dann der Bauer alle Sorge des Grundherrn für sich über¬
nehmen müssen, die zu übernehmen er doch nicht im Staude sei.
Das setzte der Bauer, ein alter Mann mit verständigem Gesicht und einem
großen grauen Schnurrbart beredt und mit naiver Schlauheit auseinander. Hof¬
fentlich werden Ihre Leser aus seinem Vortrage ziemlich genan die Verhältnisse
eines getreuen galizischen Dorfes in den letzten Jahren und die eben so kluge als
respectable Politik der Gutsherren kennen gelernt haben. Bei der großen Gleich¬
förmigkeit des Lebens in den slavischen Ländern gilt das hier Gesagte von den
meisten polnischen Dörfern Galiziens. Die Aufhebung der Roboten durch Kaiser
und Reichstag muß allerdings die Verhältnisse, wie sie sich seit dem Aufstand ent¬
wickelt haben, gänzlich umformen, aber diese Aenderung ist zunächst nnr eine for¬
melle, die Abhängigkeit der Bauern vom Edelmann und ihre Dienstleistungen
werden noch Jahre lang zum Vortheil für beide Theile fortbestehen müssen, wenn
auch unter andern Namen und auf der Grundlage neuer Contracte. Ueber die
Folgen, welche die Jahre 48 und 49 auf den Ackerbau Galiziens gehabt haben,
in einem spätern Briefe; jetzt geht Ihr Korrespondent zur Hochzeit, bei welcher
der Edelmann tanzt.
Das Ende der ungarischen Revolution.
Die Katastrophe von Facset.
Es war in den ersten Tagen des August, als Dembinsky mit seinem Heere
von beiläufig 40,00» Mann, meist Rekruten und zum großen Theil nur mit Piken
bewaffnet, über die Theiß setzte und am linken Ufer derselben im Banat bei dem
Dorfe Szöregh der Torontaler Gespannschaft Position nahm, um dem östreichischen
Heere von 50—60,000 Mann unter Haynau den Eintritt in's Banat zu wehren.
Das Banat besteht aus den drei Gespannschaften: Torontal, Tench und Krassu,
welche parallel von Westen nach Osten nebeneinander liegen. Dieser an Getreide
und Metallen überaus reiche Bezirk Ungarns, der auf 250 Quadratmeilen bei
800,000 Einwohner nährt, wird im Norden durch den aus Siebenbürgen strö¬
menden Maros, im Westen dnrch die Theiß, im Osten durch die Grenzberge Sie¬
benbürgens und im Süden durch die eigentliche ungarische Militärgrenze
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