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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band.

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Ada in Ochlensehl 6 ge r.

Neue dramatische Dichtungen. 2. Bd. 1850, Leipzig, Brockhaus. (Erdballen: das Land
gefunden und verschwunden -- Amleth -- Dina. Ein Trauerspiel -- Garrick in
Frankreich. Ein Lustspiel.)

Wir behalten uns vor, von dem trefflichen Dichter, der auf die literarische
Entwickelung Deutschlands und Dänemarks vou bedeutenden Einfluß gewesen ist,
und dessen Tod im vergangenen Jahre beide Völker betrauerten, ein ausführliches
Charaktergemälde zu gebend; wir begnügen uns hier mit der Besprechung seiner
letzten Dramen, die in der oben angeführten Ausgabe vor uus liege".

Wir müssen uns, um sie gerecht zu würdigen, vor Allem daran erinnern, daß
sie zunächst dazu bestimmt sind, uns die dänische Literatur zu vermitteln. Dadurch
wird -- abgesehen von den Sprachfehlern, die eigentlich in zu großer Zahl vor¬
kommen -- manches Anstößige vermieden, z. B. der ans der romantischen Schule
mitgebrachte beständige Weck sel des Versmaßes, bald Trimeter, bald fünffüßige
Jamben, bald skaldische Rhythmen, namentlich aber ein lyrisches Versmaß, in
dem zur Verzweiflung alles dramatischen Gefühls lange Dialoge gehalten werden:


Ach liebes Kind, was das betrifft,
Der Körper zwar wird reifer;
Der Geist, der wird wohl nicht so bald
Ein besserer Vcgreifer. -- U. s. w.

Wir gehen sofort an das Einzelne.

"Das Land gefunden und verschwunden" hat einen ausschließlich
lyrisch-idyllischen Charakter. Erster Act. Blom, ein isländischer Seeheld, findet
nach langen abenteuerlichen Fahrten seine ehemalige Geliebte mit einem Andern
verlobt, ans Pietätsrncksichten n. s. w. Er will mit seinem Nebenbuhler auf Tod
und Leben kämpfen, als er entdeckt, daß dieser ihm einst das Leben gerettet.
Dankbarkeit treibt ihn zur Entsagung. Er segelt in der Schlußscene auf seinem
Kahn an dein offenen Fenster vorbei, dem "Weinland" zu, welches schon vorher
isländische Seefahrer entdeckt hatten, lind wünscht zum Abschied deu Vermählten
ein freundliches Lebewohl. Thorilde liebt eigentlich uur ihn und behält einen



*) Wir geben vorläufig die Reihenfolge seiner Schriften. -- Er ist geboren 1779, zuerst
als dänischer Dichter aufgetreten 1803. -- DaS erste seiner Werke ist: Aladdin oder die
Wuudcrlampc, 1808; dann folgt- Axel und Walburg 1809, Hakon Jarl 1810, Palnatoke
1811, Correggio 1316, Hayvarth und Signa 1818, Hugo von Rheinsberg 1818, Starkvther 1821,
Erich und Abel 1821, der Hirtenknabe (dramatische Idylle) 1821, die Ludlanishöhle 1821,
1821, Robinson in England (Lustspiel) 1821, die Räuberburg (Singspiel) 1821, Freya's Altar
(Lustspiel) 1821, Hroar 1822, deutsche Uebersetzung von Holberg'ö Lustspielen 1822, Tordens-
kiold 1823, Bearbeitung des alten Romans: Insel Felsenburg 1820, die Blutbrüderschaft 1826,
die Währingcr in Constantinopel 1828, die Götter deö Nordens (Gedichte) 1829; außerdem
Morgenländische Dichtungen, ein nordisches Epos: Hrolf Krake, und vermischte Gedichte.
Ada in Ochlensehl 6 ge r.

Neue dramatische Dichtungen. 2. Bd. 1850, Leipzig, Brockhaus. (Erdballen: das Land
gefunden und verschwunden — Amleth — Dina. Ein Trauerspiel — Garrick in
Frankreich. Ein Lustspiel.)

Wir behalten uns vor, von dem trefflichen Dichter, der auf die literarische
Entwickelung Deutschlands und Dänemarks vou bedeutenden Einfluß gewesen ist,
und dessen Tod im vergangenen Jahre beide Völker betrauerten, ein ausführliches
Charaktergemälde zu gebend; wir begnügen uns hier mit der Besprechung seiner
letzten Dramen, die in der oben angeführten Ausgabe vor uus liege».

Wir müssen uns, um sie gerecht zu würdigen, vor Allem daran erinnern, daß
sie zunächst dazu bestimmt sind, uns die dänische Literatur zu vermitteln. Dadurch
wird — abgesehen von den Sprachfehlern, die eigentlich in zu großer Zahl vor¬
kommen — manches Anstößige vermieden, z. B. der ans der romantischen Schule
mitgebrachte beständige Weck sel des Versmaßes, bald Trimeter, bald fünffüßige
Jamben, bald skaldische Rhythmen, namentlich aber ein lyrisches Versmaß, in
dem zur Verzweiflung alles dramatischen Gefühls lange Dialoge gehalten werden:


Ach liebes Kind, was das betrifft,
Der Körper zwar wird reifer;
Der Geist, der wird wohl nicht so bald
Ein besserer Vcgreifer. — U. s. w.

Wir gehen sofort an das Einzelne.

„Das Land gefunden und verschwunden" hat einen ausschließlich
lyrisch-idyllischen Charakter. Erster Act. Blom, ein isländischer Seeheld, findet
nach langen abenteuerlichen Fahrten seine ehemalige Geliebte mit einem Andern
verlobt, ans Pietätsrncksichten n. s. w. Er will mit seinem Nebenbuhler auf Tod
und Leben kämpfen, als er entdeckt, daß dieser ihm einst das Leben gerettet.
Dankbarkeit treibt ihn zur Entsagung. Er segelt in der Schlußscene auf seinem
Kahn an dein offenen Fenster vorbei, dem „Weinland" zu, welches schon vorher
isländische Seefahrer entdeckt hatten, lind wünscht zum Abschied deu Vermählten
ein freundliches Lebewohl. Thorilde liebt eigentlich uur ihn und behält einen



*) Wir geben vorläufig die Reihenfolge seiner Schriften. — Er ist geboren 1779, zuerst
als dänischer Dichter aufgetreten 1803. — DaS erste seiner Werke ist: Aladdin oder die
Wuudcrlampc, 1808; dann folgt- Axel und Walburg 1809, Hakon Jarl 1810, Palnatoke
1811, Correggio 1316, Hayvarth und Signa 1818, Hugo von Rheinsberg 1818, Starkvther 1821,
Erich und Abel 1821, der Hirtenknabe (dramatische Idylle) 1821, die Ludlanishöhle 1821,
1821, Robinson in England (Lustspiel) 1821, die Räuberburg (Singspiel) 1821, Freya's Altar
(Lustspiel) 1821, Hroar 1822, deutsche Uebersetzung von Holberg'ö Lustspielen 1822, Tordens-
kiold 1823, Bearbeitung des alten Romans: Insel Felsenburg 1820, die Blutbrüderschaft 1826,
die Währingcr in Constantinopel 1828, die Götter deö Nordens (Gedichte) 1829; außerdem
Morgenländische Dichtungen, ein nordisches Epos: Hrolf Krake, und vermischte Gedichte.
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[0074] Ada in Ochlensehl 6 ge r. Neue dramatische Dichtungen. 2. Bd. 1850, Leipzig, Brockhaus. (Erdballen: das Land gefunden und verschwunden — Amleth — Dina. Ein Trauerspiel — Garrick in Frankreich. Ein Lustspiel.) Wir behalten uns vor, von dem trefflichen Dichter, der auf die literarische Entwickelung Deutschlands und Dänemarks vou bedeutenden Einfluß gewesen ist, und dessen Tod im vergangenen Jahre beide Völker betrauerten, ein ausführliches Charaktergemälde zu gebend; wir begnügen uns hier mit der Besprechung seiner letzten Dramen, die in der oben angeführten Ausgabe vor uus liege». Wir müssen uns, um sie gerecht zu würdigen, vor Allem daran erinnern, daß sie zunächst dazu bestimmt sind, uns die dänische Literatur zu vermitteln. Dadurch wird — abgesehen von den Sprachfehlern, die eigentlich in zu großer Zahl vor¬ kommen — manches Anstößige vermieden, z. B. der ans der romantischen Schule mitgebrachte beständige Weck sel des Versmaßes, bald Trimeter, bald fünffüßige Jamben, bald skaldische Rhythmen, namentlich aber ein lyrisches Versmaß, in dem zur Verzweiflung alles dramatischen Gefühls lange Dialoge gehalten werden: Ach liebes Kind, was das betrifft, Der Körper zwar wird reifer; Der Geist, der wird wohl nicht so bald Ein besserer Vcgreifer. — U. s. w. Wir gehen sofort an das Einzelne. „Das Land gefunden und verschwunden" hat einen ausschließlich lyrisch-idyllischen Charakter. Erster Act. Blom, ein isländischer Seeheld, findet nach langen abenteuerlichen Fahrten seine ehemalige Geliebte mit einem Andern verlobt, ans Pietätsrncksichten n. s. w. Er will mit seinem Nebenbuhler auf Tod und Leben kämpfen, als er entdeckt, daß dieser ihm einst das Leben gerettet. Dankbarkeit treibt ihn zur Entsagung. Er segelt in der Schlußscene auf seinem Kahn an dein offenen Fenster vorbei, dem „Weinland" zu, welches schon vorher isländische Seefahrer entdeckt hatten, lind wünscht zum Abschied deu Vermählten ein freundliches Lebewohl. Thorilde liebt eigentlich uur ihn und behält einen *) Wir geben vorläufig die Reihenfolge seiner Schriften. — Er ist geboren 1779, zuerst als dänischer Dichter aufgetreten 1803. — DaS erste seiner Werke ist: Aladdin oder die Wuudcrlampc, 1808; dann folgt- Axel und Walburg 1809, Hakon Jarl 1810, Palnatoke 1811, Correggio 1316, Hayvarth und Signa 1818, Hugo von Rheinsberg 1818, Starkvther 1821, Erich und Abel 1821, der Hirtenknabe (dramatische Idylle) 1821, die Ludlanishöhle 1821, 1821, Robinson in England (Lustspiel) 1821, die Räuberburg (Singspiel) 1821, Freya's Altar (Lustspiel) 1821, Hroar 1822, deutsche Uebersetzung von Holberg'ö Lustspielen 1822, Tordens- kiold 1823, Bearbeitung des alten Romans: Insel Felsenburg 1820, die Blutbrüderschaft 1826, die Währingcr in Constantinopel 1828, die Götter deö Nordens (Gedichte) 1829; außerdem Morgenländische Dichtungen, ein nordisches Epos: Hrolf Krake, und vermischte Gedichte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92288/74>, abgerufen am 24.08.2024.