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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band.

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verbindet Zweckmäßigkeit, Sparsamkeit und gefälliges Aussehen. Die Uniform
der Infanterie besteht aus einem kurzen, dunkelblauen Waffenrock mit offenem
niedrigem, an der vorderen Hälfte rothem Kragen und einer Reihe gelber Knopfe,
dunkelgrauen Pantalons mit rothem Vorstoß, gewöhnlichen Stiefeln, einem
langen guten ^dunkelgrauen Mantel mit halbsteheudem Kragen und der be¬
rühmten schwarzledernen Pickelhaube mit gelbem Messingbeschlag, oben mit einer
gelben Spitze, in der ein Luftzug angebracht ist. Die Patrontasche und das
kurze Seitengewehr wird an einem ledernen Knppelriemen um den Leib getragen,
so daß die Brust ganz frei bleibt. Ebenso ist das Tragen der zweckmäßig ein¬
gerichteten Tornister sehr leicht und für den Soldaten beqnem. Die Musketier-
Bataillone haben weißes, die Füsilier-Bataillone, wie die dritten Bataillone der
Garde und der 32 eigentlichen Linienregimenter genannt werden, schwarzes
Lederzeug. Zur Unterscheidung führen die Regimenter ihre Negimentsnummern
auf den Achselklappen, die beim ersten und zweiten Armeecorps weiß, beim dritten
und vierten roth, beim fünften und sechsten gelb und beim siebenten und achten
hellblau sind.

Die Bewaffnung besteht aus kurzem Seitengewehr, Pereussionsflinte mit
Bajonnet bei den Musketieren, und den berühmten Zündnadelgewehren, die von
hinten geladen werden und mit denen man in einer Minute acht Mal schießen
kann, bei den 36 Füsilier-Bataillonen. Die Garderegimenter haben Liezen an
Kragen und Aufschlägen, Namenszüge auf den Achselklappen und Pferdehaarbüsche
auf den Pickelhauben. Die Iägerbataillone tragen dunkelgrüne Waffenröcke mit
rothem Kragen, wie die Linie einen Hirschfänger an einem schwarzledernen Gurt
um den Leib, an dem zugleich auch die Patrontasche befestigt ist, und gezogene
Spitzkugelbüchseu, sind im übrigen aber ebenso wie die Infanterie uniformirt.
Die Artillerie hat schwarze Kragen, ebenso anch die Pioniere, gleicht aber sonst
in Allem ganz der Infanterie. Bei der reitenden Artillerie, wie anch bei den
Fahrkanonieren der Fnßartillerie findet man Reithosen und Schleppsäbel, wie die
Cavallerie sie hat. Die Bespannung der Artillerie, wie auch deö ganzen
Trains der Infanterie, ist durchgängig gut und dem Zweck vollkommen entspre¬
chend, wenn anch sonst weiter nicht elegant. Ueberhaupt ist alles Material
ohne Ausnahme bei der preußischen Armee sehr gut, vollständig und seinem
Zwecke entsprechend, wenn man auch sieht, daß die strengste Sparsamkeit und
Ordnung bei allen Zweigen der militärischen Verwaltung beobachtet wird.
Die Kürassiere, die sehr hohe, bisweilen aber doch etwas zu schwache Pferde
inländischer Zucht reiten, tragen weiße Waffeuröcke mit verschiedenfarbigen Krägen
und Einfassungen, graue mit Leder besetzte Reithosen, blanke Stahlharnische auf
Brust und Rücken und stählerne Pickelhauben. Die Bewaffnung besteht in Pallasch
und Pistolen; das Sattelzeug ist deutsch. Die Uhlanen, die nebst den Kürassierer
in Preußen zur schweren Cavallerie gerechnet werden, und auch schwere jedoch etwas


verbindet Zweckmäßigkeit, Sparsamkeit und gefälliges Aussehen. Die Uniform
der Infanterie besteht aus einem kurzen, dunkelblauen Waffenrock mit offenem
niedrigem, an der vorderen Hälfte rothem Kragen und einer Reihe gelber Knopfe,
dunkelgrauen Pantalons mit rothem Vorstoß, gewöhnlichen Stiefeln, einem
langen guten ^dunkelgrauen Mantel mit halbsteheudem Kragen und der be¬
rühmten schwarzledernen Pickelhaube mit gelbem Messingbeschlag, oben mit einer
gelben Spitze, in der ein Luftzug angebracht ist. Die Patrontasche und das
kurze Seitengewehr wird an einem ledernen Knppelriemen um den Leib getragen,
so daß die Brust ganz frei bleibt. Ebenso ist das Tragen der zweckmäßig ein¬
gerichteten Tornister sehr leicht und für den Soldaten beqnem. Die Musketier-
Bataillone haben weißes, die Füsilier-Bataillone, wie die dritten Bataillone der
Garde und der 32 eigentlichen Linienregimenter genannt werden, schwarzes
Lederzeug. Zur Unterscheidung führen die Regimenter ihre Negimentsnummern
auf den Achselklappen, die beim ersten und zweiten Armeecorps weiß, beim dritten
und vierten roth, beim fünften und sechsten gelb und beim siebenten und achten
hellblau sind.

Die Bewaffnung besteht aus kurzem Seitengewehr, Pereussionsflinte mit
Bajonnet bei den Musketieren, und den berühmten Zündnadelgewehren, die von
hinten geladen werden und mit denen man in einer Minute acht Mal schießen
kann, bei den 36 Füsilier-Bataillonen. Die Garderegimenter haben Liezen an
Kragen und Aufschlägen, Namenszüge auf den Achselklappen und Pferdehaarbüsche
auf den Pickelhauben. Die Iägerbataillone tragen dunkelgrüne Waffenröcke mit
rothem Kragen, wie die Linie einen Hirschfänger an einem schwarzledernen Gurt
um den Leib, an dem zugleich auch die Patrontasche befestigt ist, und gezogene
Spitzkugelbüchseu, sind im übrigen aber ebenso wie die Infanterie uniformirt.
Die Artillerie hat schwarze Kragen, ebenso anch die Pioniere, gleicht aber sonst
in Allem ganz der Infanterie. Bei der reitenden Artillerie, wie anch bei den
Fahrkanonieren der Fnßartillerie findet man Reithosen und Schleppsäbel, wie die
Cavallerie sie hat. Die Bespannung der Artillerie, wie auch deö ganzen
Trains der Infanterie, ist durchgängig gut und dem Zweck vollkommen entspre¬
chend, wenn anch sonst weiter nicht elegant. Ueberhaupt ist alles Material
ohne Ausnahme bei der preußischen Armee sehr gut, vollständig und seinem
Zwecke entsprechend, wenn man auch sieht, daß die strengste Sparsamkeit und
Ordnung bei allen Zweigen der militärischen Verwaltung beobachtet wird.
Die Kürassiere, die sehr hohe, bisweilen aber doch etwas zu schwache Pferde
inländischer Zucht reiten, tragen weiße Waffeuröcke mit verschiedenfarbigen Krägen
und Einfassungen, graue mit Leder besetzte Reithosen, blanke Stahlharnische auf
Brust und Rücken und stählerne Pickelhauben. Die Bewaffnung besteht in Pallasch
und Pistolen; das Sattelzeug ist deutsch. Die Uhlanen, die nebst den Kürassierer
in Preußen zur schweren Cavallerie gerechnet werden, und auch schwere jedoch etwas


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[0478] verbindet Zweckmäßigkeit, Sparsamkeit und gefälliges Aussehen. Die Uniform der Infanterie besteht aus einem kurzen, dunkelblauen Waffenrock mit offenem niedrigem, an der vorderen Hälfte rothem Kragen und einer Reihe gelber Knopfe, dunkelgrauen Pantalons mit rothem Vorstoß, gewöhnlichen Stiefeln, einem langen guten ^dunkelgrauen Mantel mit halbsteheudem Kragen und der be¬ rühmten schwarzledernen Pickelhaube mit gelbem Messingbeschlag, oben mit einer gelben Spitze, in der ein Luftzug angebracht ist. Die Patrontasche und das kurze Seitengewehr wird an einem ledernen Knppelriemen um den Leib getragen, so daß die Brust ganz frei bleibt. Ebenso ist das Tragen der zweckmäßig ein¬ gerichteten Tornister sehr leicht und für den Soldaten beqnem. Die Musketier- Bataillone haben weißes, die Füsilier-Bataillone, wie die dritten Bataillone der Garde und der 32 eigentlichen Linienregimenter genannt werden, schwarzes Lederzeug. Zur Unterscheidung führen die Regimenter ihre Negimentsnummern auf den Achselklappen, die beim ersten und zweiten Armeecorps weiß, beim dritten und vierten roth, beim fünften und sechsten gelb und beim siebenten und achten hellblau sind. Die Bewaffnung besteht aus kurzem Seitengewehr, Pereussionsflinte mit Bajonnet bei den Musketieren, und den berühmten Zündnadelgewehren, die von hinten geladen werden und mit denen man in einer Minute acht Mal schießen kann, bei den 36 Füsilier-Bataillonen. Die Garderegimenter haben Liezen an Kragen und Aufschlägen, Namenszüge auf den Achselklappen und Pferdehaarbüsche auf den Pickelhauben. Die Iägerbataillone tragen dunkelgrüne Waffenröcke mit rothem Kragen, wie die Linie einen Hirschfänger an einem schwarzledernen Gurt um den Leib, an dem zugleich auch die Patrontasche befestigt ist, und gezogene Spitzkugelbüchseu, sind im übrigen aber ebenso wie die Infanterie uniformirt. Die Artillerie hat schwarze Kragen, ebenso anch die Pioniere, gleicht aber sonst in Allem ganz der Infanterie. Bei der reitenden Artillerie, wie anch bei den Fahrkanonieren der Fnßartillerie findet man Reithosen und Schleppsäbel, wie die Cavallerie sie hat. Die Bespannung der Artillerie, wie auch deö ganzen Trains der Infanterie, ist durchgängig gut und dem Zweck vollkommen entspre¬ chend, wenn anch sonst weiter nicht elegant. Ueberhaupt ist alles Material ohne Ausnahme bei der preußischen Armee sehr gut, vollständig und seinem Zwecke entsprechend, wenn man auch sieht, daß die strengste Sparsamkeit und Ordnung bei allen Zweigen der militärischen Verwaltung beobachtet wird. Die Kürassiere, die sehr hohe, bisweilen aber doch etwas zu schwache Pferde inländischer Zucht reiten, tragen weiße Waffeuröcke mit verschiedenfarbigen Krägen und Einfassungen, graue mit Leder besetzte Reithosen, blanke Stahlharnische auf Brust und Rücken und stählerne Pickelhauben. Die Bewaffnung besteht in Pallasch und Pistolen; das Sattelzeug ist deutsch. Die Uhlanen, die nebst den Kürassierer in Preußen zur schweren Cavallerie gerechnet werden, und auch schwere jedoch etwas

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92288/478>, abgerufen am 22.07.2024.