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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band.

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leichtere Pferde als die Kürassiere reiten, haben dunkelblaue kurze Jacken, roth
auf deu Räthen eingesäumt, mit rothem Kragen,und Rabatten, metallene Schuppeu-
epaulcttS und rothe, blaue oder gelbe Chapka's. Die Bewaffnung ist eine lange
Lanze mit schwarz-weißer Fahne, leicht gekrümmter Säbel, eine Pistole und ein
Carabiner. Die Dragoner haben hellblaue Wasseuröcke, ganz nach dem Schnitt der
Infanterie gemacht, mit rothen, oder weißen, oder blauen, oder schwarzen Kragen,
und lederne Pickelhauben, wie die der Infanterie mit schwarzem Noßhaarbusch.
Sie reiten leichte Pferde wie die Husaren und sind auch ebenso wie diese mit
krummem Säbel und Pistole bewaffnet. Die Husaren haben schwarze, oder braune,
oder hell- oder dunkelblaue, oder grüne, oder rothe Pelze und DolmauS mit
gelben oder weißen Schnüren, Kolpacks mit Federbüschen, oder Flügclmützcn, und
grane Reithosen, und sind sonst ebenso wie die Dragoner mit kleinen leichten, zwar
sehr eleganten, oft aber zu schwachen Pferden beritten. Besondere Nationalitäten
sind bei deu verschiedenen Waffengattungen nicht vorherrschend, und alle Provinzen
siud in denselben vertreten, obgleich ein und dasselbe Regiment mit Ausnahme der
Garde in der Regel nur Lcuie aus derselben Provinz erhält. Die Garde erhält
Leute aus allen Theilen des Königreichs, wobei auf Größe und äußerliche
Schönheit besonders gesehen wird.

Der Auögabeuetat des preußischen Staates beträgt 88,506,061 Thaler, und
hievon allein kommeu 25,811,007 auf das Kriegsministerium. Von dieser Summe
kommen über 2,700,000 Thaler für das Iuvalideuweseu. Wenn nun auch
der preußische Staat für diese Summe eine verhältnißmäßig sehr starke, ungemein
gut gerüstete Armee zu stelln: vermag, so glauben wir doch, daß die Kosten der¬
selben vermindert werden können: durch Aufhebung des kostbaren Gardecorps,
das nicht mehr nützt, aber viel mehr kostet als ein Linicncorps von gleicher
Stärke; Beschränkung der Zahl der im Frieden ziemlich nutzlosen und unthätigen
Brigadegenerale, Verminderung der sehr hohen Gehalte der commandirenden
Generale, Vereinfachung der theuren Uniformen der Husaren und Reducirung der
sehr kostbaren Kürassierregimenter, die durch die unendlich verbesserten Schu߬
waffen sehr viel vou ihrer früheren Bedeutung verloren haben. Vor dem äußern
Feind oder bei innern Aufständen sind übrigens seit dem März v. I. von der
preußischen Armee 40 Officiere und nahe an 4W Unterofficiere und Soldaten
erschossen, verwundet aber 100 Officiere und 1600 Soldaten.Ueber die Einrich¬
tung der Landwehr in einem spätern Artikel.





*) Wir geben diesen Artikel eines Officiers, obgleich er in seinen Daten nichts Unbe¬
kanntes bringt und manche Angaben flüchtig erscheinen werden, weil wir die Urtheile deS
praktisch erfahrenen Mannes über das preußische Heer für richtig halten.

leichtere Pferde als die Kürassiere reiten, haben dunkelblaue kurze Jacken, roth
auf deu Räthen eingesäumt, mit rothem Kragen,und Rabatten, metallene Schuppeu-
epaulcttS und rothe, blaue oder gelbe Chapka's. Die Bewaffnung ist eine lange
Lanze mit schwarz-weißer Fahne, leicht gekrümmter Säbel, eine Pistole und ein
Carabiner. Die Dragoner haben hellblaue Wasseuröcke, ganz nach dem Schnitt der
Infanterie gemacht, mit rothen, oder weißen, oder blauen, oder schwarzen Kragen,
und lederne Pickelhauben, wie die der Infanterie mit schwarzem Noßhaarbusch.
Sie reiten leichte Pferde wie die Husaren und sind auch ebenso wie diese mit
krummem Säbel und Pistole bewaffnet. Die Husaren haben schwarze, oder braune,
oder hell- oder dunkelblaue, oder grüne, oder rothe Pelze und DolmauS mit
gelben oder weißen Schnüren, Kolpacks mit Federbüschen, oder Flügclmützcn, und
grane Reithosen, und sind sonst ebenso wie die Dragoner mit kleinen leichten, zwar
sehr eleganten, oft aber zu schwachen Pferden beritten. Besondere Nationalitäten
sind bei deu verschiedenen Waffengattungen nicht vorherrschend, und alle Provinzen
siud in denselben vertreten, obgleich ein und dasselbe Regiment mit Ausnahme der
Garde in der Regel nur Lcuie aus derselben Provinz erhält. Die Garde erhält
Leute aus allen Theilen des Königreichs, wobei auf Größe und äußerliche
Schönheit besonders gesehen wird.

Der Auögabeuetat des preußischen Staates beträgt 88,506,061 Thaler, und
hievon allein kommeu 25,811,007 auf das Kriegsministerium. Von dieser Summe
kommen über 2,700,000 Thaler für das Iuvalideuweseu. Wenn nun auch
der preußische Staat für diese Summe eine verhältnißmäßig sehr starke, ungemein
gut gerüstete Armee zu stelln: vermag, so glauben wir doch, daß die Kosten der¬
selben vermindert werden können: durch Aufhebung des kostbaren Gardecorps,
das nicht mehr nützt, aber viel mehr kostet als ein Linicncorps von gleicher
Stärke; Beschränkung der Zahl der im Frieden ziemlich nutzlosen und unthätigen
Brigadegenerale, Verminderung der sehr hohen Gehalte der commandirenden
Generale, Vereinfachung der theuren Uniformen der Husaren und Reducirung der
sehr kostbaren Kürassierregimenter, die durch die unendlich verbesserten Schu߬
waffen sehr viel vou ihrer früheren Bedeutung verloren haben. Vor dem äußern
Feind oder bei innern Aufständen sind übrigens seit dem März v. I. von der
preußischen Armee 40 Officiere und nahe an 4W Unterofficiere und Soldaten
erschossen, verwundet aber 100 Officiere und 1600 Soldaten.Ueber die Einrich¬
tung der Landwehr in einem spätern Artikel.





*) Wir geben diesen Artikel eines Officiers, obgleich er in seinen Daten nichts Unbe¬
kanntes bringt und manche Angaben flüchtig erscheinen werden, weil wir die Urtheile deS
praktisch erfahrenen Mannes über das preußische Heer für richtig halten.
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[0479] leichtere Pferde als die Kürassiere reiten, haben dunkelblaue kurze Jacken, roth auf deu Räthen eingesäumt, mit rothem Kragen,und Rabatten, metallene Schuppeu- epaulcttS und rothe, blaue oder gelbe Chapka's. Die Bewaffnung ist eine lange Lanze mit schwarz-weißer Fahne, leicht gekrümmter Säbel, eine Pistole und ein Carabiner. Die Dragoner haben hellblaue Wasseuröcke, ganz nach dem Schnitt der Infanterie gemacht, mit rothen, oder weißen, oder blauen, oder schwarzen Kragen, und lederne Pickelhauben, wie die der Infanterie mit schwarzem Noßhaarbusch. Sie reiten leichte Pferde wie die Husaren und sind auch ebenso wie diese mit krummem Säbel und Pistole bewaffnet. Die Husaren haben schwarze, oder braune, oder hell- oder dunkelblaue, oder grüne, oder rothe Pelze und DolmauS mit gelben oder weißen Schnüren, Kolpacks mit Federbüschen, oder Flügclmützcn, und grane Reithosen, und sind sonst ebenso wie die Dragoner mit kleinen leichten, zwar sehr eleganten, oft aber zu schwachen Pferden beritten. Besondere Nationalitäten sind bei deu verschiedenen Waffengattungen nicht vorherrschend, und alle Provinzen siud in denselben vertreten, obgleich ein und dasselbe Regiment mit Ausnahme der Garde in der Regel nur Lcuie aus derselben Provinz erhält. Die Garde erhält Leute aus allen Theilen des Königreichs, wobei auf Größe und äußerliche Schönheit besonders gesehen wird. Der Auögabeuetat des preußischen Staates beträgt 88,506,061 Thaler, und hievon allein kommeu 25,811,007 auf das Kriegsministerium. Von dieser Summe kommen über 2,700,000 Thaler für das Iuvalideuweseu. Wenn nun auch der preußische Staat für diese Summe eine verhältnißmäßig sehr starke, ungemein gut gerüstete Armee zu stelln: vermag, so glauben wir doch, daß die Kosten der¬ selben vermindert werden können: durch Aufhebung des kostbaren Gardecorps, das nicht mehr nützt, aber viel mehr kostet als ein Linicncorps von gleicher Stärke; Beschränkung der Zahl der im Frieden ziemlich nutzlosen und unthätigen Brigadegenerale, Verminderung der sehr hohen Gehalte der commandirenden Generale, Vereinfachung der theuren Uniformen der Husaren und Reducirung der sehr kostbaren Kürassierregimenter, die durch die unendlich verbesserten Schu߬ waffen sehr viel vou ihrer früheren Bedeutung verloren haben. Vor dem äußern Feind oder bei innern Aufständen sind übrigens seit dem März v. I. von der preußischen Armee 40 Officiere und nahe an 4W Unterofficiere und Soldaten erschossen, verwundet aber 100 Officiere und 1600 Soldaten.Ueber die Einrich¬ tung der Landwehr in einem spätern Artikel. *) Wir geben diesen Artikel eines Officiers, obgleich er in seinen Daten nichts Unbe¬ kanntes bringt und manche Angaben flüchtig erscheinen werden, weil wir die Urtheile deS praktisch erfahrenen Mannes über das preußische Heer für richtig halten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92288/479>, abgerufen am 22.07.2024.