Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band.seine Bürger nicht die Geduld, d. h. die Ausdauer in der Verfolgung ihres Die Schwierigkeiten der Lage Preußens liegeu uicht, wenigstens nicht allein, In Beziehung auf den Bundestag hat Preußen dasselbe Interesse wie Oestreich Die abgeschmackte Phrase vou eiuer Volsvertretuug beim deutschen Bunde seine Bürger nicht die Geduld, d. h. die Ausdauer in der Verfolgung ihres Die Schwierigkeiten der Lage Preußens liegeu uicht, wenigstens nicht allein, In Beziehung auf den Bundestag hat Preußen dasselbe Interesse wie Oestreich Die abgeschmackte Phrase vou eiuer Volsvertretuug beim deutschen Bunde <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0455" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/92744"/> <p xml:id="ID_1480" prev="#ID_1479"> seine Bürger nicht die Geduld, d. h. die Ausdauer in der Verfolgung ihres<lb/> Ziels, verlieren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1481"> Die Schwierigkeiten der Lage Preußens liegeu uicht, wenigstens nicht allein,<lb/> in der allgemeinen deutschen Frage. Da die Union ihren ursprünglichen Zweck,<lb/> die staatliche Concentrirung des außer-östreichischen Deutschland, nicht erreicht<lb/> hat, da sie in ihrer letzten Form anch nicht im Entferntesten mehr die Fähigkeit<lb/> enthielt, Propaganda zu machen, so war die Wiederherstellung eines Organs für<lb/> die gestimmten deutschen Staaten, wenn auch uur zur Aufrechthaltung des Laud-<lb/> friedeus nothwendig. Welche Form auch dieses Organ haben mag — sei es<lb/> auch die des alten Bundestags inclusive des östreichischen Prä¬<lb/> sidiums— das materiell für Preußen keine Nachtheile birgt; im Gegentheil, denn<lb/> es entfernt den Neid — der Sinn dieses Organs wird immer der sein: wenn<lb/> Oestreich und Preußen über eine Frage einig sind, so wird geschehen, was Oestreich<lb/> und Preußen wollen, ob die übrigen einstimmen oder nicht; und wenn Oestreich<lb/> und Preußen über eine Frage nicht einig sind, so werden sie wenigstens so weit<lb/> einig sein, die Entscheidung nicht den kleinen Staaten zu überlassen, es wird<lb/> also nichts geschehen. Daß Deutschland ein Dualismus ist, und nicht eine Trias,<lb/> wird sich in jeder beliebigen Form des Centralorgans herausstellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1482"> In Beziehung auf den Bundestag hat Preußen dasselbe Interesse wie Oestreich<lb/> und wie unsere Partei. Allen muß daran liegen, daß der Bundestag keine andere<lb/> Macht und Bedeutung erhält, als: Aufrechthaltung deö Landfriedens und Ver¬<lb/> hinderung eines Rheinbundes. Daß sich der Bundestag in die innern Angelegen¬<lb/> heiten der größern deutschen Staaten mischt, in ihre politische und mercautile<lb/> Gesetzgebung, daran kann weder Oestreich noch Preußen etwas liegen. Dagegen<lb/> liegt eS in beider wohlverstandenen: Interesse, daß er die Verwaltung des Buu-<lb/> deöeigenthumö und die Abwickelung der schwebenden Rechtsfragen gegen das<lb/> Ausland in die Hände nimmt — beides faute 6s mieux. Wir hoffen nicht,<lb/> daß der Bundestag in der Schleswig-Holsteinischen Angelegenheit Deutschland<lb/> große Ehre bringen wird, aber es ist doch sonst kein anderes Nechtssubject da.</p><lb/> <p xml:id="ID_1483" next="#ID_1484"> Die abgeschmackte Phrase vou eiuer Volsvertretuug beim deutschen Bunde<lb/> — bei einem Congreß von Diplomaten, die an Instructionen gebunden sind —<lb/> eine Phrase, auf die unsere unverbesserlichen Staatskünstler, trotz des huudert-<lb/> sältigeu Fiasco, das sie gemacht hat, noch immer zurückkommen, wird von selbst<lb/> in ihr Nichts zerfallen, ohne daß der eine oder der andere Staat deshalb ernst¬<lb/> liche Anstrengungen zu macheu hätte. — Ebenso wird der Eintritt Gesammt-<lb/> Oeftreichs in den deutschen Bund, gegen den sich alle übrigen deutschen Staaten<lb/> sträuben müssen, vou Oestreich selbst aufgegeben werden, denn es wird sich der<lb/> Controle des Bundes über seine auswärtigen Verhältnisse und über seiue Ma߬<lb/> regelt! in Ungarn und Italien nicht unterziehen wollen, nicht unterziehen können,<lb/> und es wird eben darum auch auf die Garantien seiner sämmtlichen Staaten von</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0455]
seine Bürger nicht die Geduld, d. h. die Ausdauer in der Verfolgung ihres
Ziels, verlieren.
Die Schwierigkeiten der Lage Preußens liegeu uicht, wenigstens nicht allein,
in der allgemeinen deutschen Frage. Da die Union ihren ursprünglichen Zweck,
die staatliche Concentrirung des außer-östreichischen Deutschland, nicht erreicht
hat, da sie in ihrer letzten Form anch nicht im Entferntesten mehr die Fähigkeit
enthielt, Propaganda zu machen, so war die Wiederherstellung eines Organs für
die gestimmten deutschen Staaten, wenn auch uur zur Aufrechthaltung des Laud-
friedeus nothwendig. Welche Form auch dieses Organ haben mag — sei es
auch die des alten Bundestags inclusive des östreichischen Prä¬
sidiums— das materiell für Preußen keine Nachtheile birgt; im Gegentheil, denn
es entfernt den Neid — der Sinn dieses Organs wird immer der sein: wenn
Oestreich und Preußen über eine Frage einig sind, so wird geschehen, was Oestreich
und Preußen wollen, ob die übrigen einstimmen oder nicht; und wenn Oestreich
und Preußen über eine Frage nicht einig sind, so werden sie wenigstens so weit
einig sein, die Entscheidung nicht den kleinen Staaten zu überlassen, es wird
also nichts geschehen. Daß Deutschland ein Dualismus ist, und nicht eine Trias,
wird sich in jeder beliebigen Form des Centralorgans herausstellen.
In Beziehung auf den Bundestag hat Preußen dasselbe Interesse wie Oestreich
und wie unsere Partei. Allen muß daran liegen, daß der Bundestag keine andere
Macht und Bedeutung erhält, als: Aufrechthaltung deö Landfriedens und Ver¬
hinderung eines Rheinbundes. Daß sich der Bundestag in die innern Angelegen¬
heiten der größern deutschen Staaten mischt, in ihre politische und mercautile
Gesetzgebung, daran kann weder Oestreich noch Preußen etwas liegen. Dagegen
liegt eS in beider wohlverstandenen: Interesse, daß er die Verwaltung des Buu-
deöeigenthumö und die Abwickelung der schwebenden Rechtsfragen gegen das
Ausland in die Hände nimmt — beides faute 6s mieux. Wir hoffen nicht,
daß der Bundestag in der Schleswig-Holsteinischen Angelegenheit Deutschland
große Ehre bringen wird, aber es ist doch sonst kein anderes Nechtssubject da.
Die abgeschmackte Phrase vou eiuer Volsvertretuug beim deutschen Bunde
— bei einem Congreß von Diplomaten, die an Instructionen gebunden sind —
eine Phrase, auf die unsere unverbesserlichen Staatskünstler, trotz des huudert-
sältigeu Fiasco, das sie gemacht hat, noch immer zurückkommen, wird von selbst
in ihr Nichts zerfallen, ohne daß der eine oder der andere Staat deshalb ernst¬
liche Anstrengungen zu macheu hätte. — Ebenso wird der Eintritt Gesammt-
Oeftreichs in den deutschen Bund, gegen den sich alle übrigen deutschen Staaten
sträuben müssen, vou Oestreich selbst aufgegeben werden, denn es wird sich der
Controle des Bundes über seine auswärtigen Verhältnisse und über seiue Ma߬
regelt! in Ungarn und Italien nicht unterziehen wollen, nicht unterziehen können,
und es wird eben darum auch auf die Garantien seiner sämmtlichen Staaten von
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