Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band.wie mit den Wagehälsen um die Palme und hat immer ehrenwerthe Erfolge er¬ Früher wurde schou augedeutet, mit wie überraschender Schnelligkeit Schu¬ In Dresden hat Schumann eine wirkliche und zu thatsächlicher Unterstütz¬ wie mit den Wagehälsen um die Palme und hat immer ehrenwerthe Erfolge er¬ Früher wurde schou augedeutet, mit wie überraschender Schnelligkeit Schu¬ In Dresden hat Schumann eine wirkliche und zu thatsächlicher Unterstütz¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0010" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/92299"/> <p xml:id="ID_4" prev="#ID_3"> wie mit den Wagehälsen um die Palme und hat immer ehrenwerthe Erfolge er¬<lb/> rungen. Von der Zeit ihrer geistigen Mündigkeit an strebte sie sich von der<lb/> Richtung ihres Vaters zu emancipiren. Sie hat im Gegensatze zu andern Vir¬<lb/> tuosen es fast immer vermieden, ihre eigenen Kompositionen zu spielen, obwohl<lb/> sie besser und gediegener geschrieben hat, als viele der gerühmtesten Künstler je¬<lb/> ner Wanderzeit. Von den Neueren das Bessere wählend, indem sie Mendelssohn's,<lb/> Chopin'ö und ihres Mannes Werke vorzugsweise spielte, ist sie doch mit den<lb/> Alten eben so vertraut. Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Weber, Alle sind ihr<lb/> geläufig, oder besser, sie versteht sie Alle, und weiß Jeden so zu behandeln, wie<lb/> es seine Individualität gebietet.</p><lb/> <p xml:id="ID_5"> Früher wurde schou augedeutet, mit wie überraschender Schnelligkeit Schu¬<lb/> mann's Werke in seiner besten Zeit in der Oeffentlichkeit erschienen seien. Das<lb/> hauptsächlichste Verdienst gebührt davon den Leipziger Musikalienhalldlnugen, welche<lb/> mit Aufopferung sich seiner annahmen. Rühmend sind hier besonders hervorzu¬<lb/> heben die Verlagshandlung vou Breitkopf und Härte! und nächst dieser von<lb/> Fr. Kistner. Die Bezeichnung „Aufopferung" ist hier gewiß am rechten Orte,<lb/> denn die Unternehmungen zu Gunsten Schumann's geschehen schon zu eiuer Zeit,<lb/> in welcher er uur noch wenig Anhänger zählte und audere Städte, außer Leipzig,<lb/> ihn kaum den Namen nach kannten. Bei einem frühern Aufenthalte in Wien<lb/> erschienen dort eine nicht unbeträchtliche Anzahl Werke von ihm. Das Mufik-<lb/> treiben Wien'ö ist aber im Allgemeinen jeder ernsten Richtung so abgeneigt, daß<lb/> die Verleger mit Freuden die Gelegenheit ergriffen haben, so manche der von ih¬<lb/> nen herausgegebenen Sachen an norddeutsche Verleger zu überlassen und ihre<lb/> Niederlagen von dem unnützen Plunder zu säubern. Seit nun Schumann ein<lb/> gemachter Mann, ist das Begehren der Verleger nach seinen Werken ein größeres<lb/> geworden.</p><lb/> <p xml:id="ID_6" next="#ID_7"> In Dresden hat Schumann eine wirkliche und zu thatsächlicher Unterstütz¬<lb/> ung führende Theilnahme nie gefunden. Einzelne Vereine, deren Leitung er<lb/> übernahm, und einige gebildete Kreise schlössen sich innig und treu an ihn. Daß<lb/> er im großem Publicum unbeachtet blieb, liegt an deu eigenthümlichem Verhält¬<lb/> nissen Dresdens. Diese Stadt besitzt an der königlichen Kapelle ein ausgezeich¬<lb/> netes Kuustiustitut, dessen Mittel um das Doppelte die Kräfte des Leipziger Or¬<lb/> chesters überwiegen. Und dennoch ist Dresden seit Weber's Dahinscheiden musi¬<lb/> kalisch todt. Es theilt in dieser Beziehung das Schicksal noch größerer Residenz¬<lb/> städte Deutschlands. Die Kurzsichtigkeit der all der Spitze stehenden Männer,<lb/> der genüge Trieb vieler uuter deu für Lebenszeit versorgten Musikern, die ans<lb/> Pflichtgefühl ebeu uur das Nöthige abarbeiten und die Bemühungen der „Proviu-<lb/> zialstädte" vornehm über die Achsel ansehen, sind die vorzüglichsten Hindernisse.<lb/> Dresden besaß einige Jahre an Richard Wagner einen Mann von vieler<lb/> Fähigkeit und regeln Streben nach Fortschritt. Ihm wäre es vielleicht gelungen,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0010]
wie mit den Wagehälsen um die Palme und hat immer ehrenwerthe Erfolge er¬
rungen. Von der Zeit ihrer geistigen Mündigkeit an strebte sie sich von der
Richtung ihres Vaters zu emancipiren. Sie hat im Gegensatze zu andern Vir¬
tuosen es fast immer vermieden, ihre eigenen Kompositionen zu spielen, obwohl
sie besser und gediegener geschrieben hat, als viele der gerühmtesten Künstler je¬
ner Wanderzeit. Von den Neueren das Bessere wählend, indem sie Mendelssohn's,
Chopin'ö und ihres Mannes Werke vorzugsweise spielte, ist sie doch mit den
Alten eben so vertraut. Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Weber, Alle sind ihr
geläufig, oder besser, sie versteht sie Alle, und weiß Jeden so zu behandeln, wie
es seine Individualität gebietet.
Früher wurde schou augedeutet, mit wie überraschender Schnelligkeit Schu¬
mann's Werke in seiner besten Zeit in der Oeffentlichkeit erschienen seien. Das
hauptsächlichste Verdienst gebührt davon den Leipziger Musikalienhalldlnugen, welche
mit Aufopferung sich seiner annahmen. Rühmend sind hier besonders hervorzu¬
heben die Verlagshandlung vou Breitkopf und Härte! und nächst dieser von
Fr. Kistner. Die Bezeichnung „Aufopferung" ist hier gewiß am rechten Orte,
denn die Unternehmungen zu Gunsten Schumann's geschehen schon zu eiuer Zeit,
in welcher er uur noch wenig Anhänger zählte und audere Städte, außer Leipzig,
ihn kaum den Namen nach kannten. Bei einem frühern Aufenthalte in Wien
erschienen dort eine nicht unbeträchtliche Anzahl Werke von ihm. Das Mufik-
treiben Wien'ö ist aber im Allgemeinen jeder ernsten Richtung so abgeneigt, daß
die Verleger mit Freuden die Gelegenheit ergriffen haben, so manche der von ih¬
nen herausgegebenen Sachen an norddeutsche Verleger zu überlassen und ihre
Niederlagen von dem unnützen Plunder zu säubern. Seit nun Schumann ein
gemachter Mann, ist das Begehren der Verleger nach seinen Werken ein größeres
geworden.
In Dresden hat Schumann eine wirkliche und zu thatsächlicher Unterstütz¬
ung führende Theilnahme nie gefunden. Einzelne Vereine, deren Leitung er
übernahm, und einige gebildete Kreise schlössen sich innig und treu an ihn. Daß
er im großem Publicum unbeachtet blieb, liegt an deu eigenthümlichem Verhält¬
nissen Dresdens. Diese Stadt besitzt an der königlichen Kapelle ein ausgezeich¬
netes Kuustiustitut, dessen Mittel um das Doppelte die Kräfte des Leipziger Or¬
chesters überwiegen. Und dennoch ist Dresden seit Weber's Dahinscheiden musi¬
kalisch todt. Es theilt in dieser Beziehung das Schicksal noch größerer Residenz¬
städte Deutschlands. Die Kurzsichtigkeit der all der Spitze stehenden Männer,
der genüge Trieb vieler uuter deu für Lebenszeit versorgten Musikern, die ans
Pflichtgefühl ebeu uur das Nöthige abarbeiten und die Bemühungen der „Proviu-
zialstädte" vornehm über die Achsel ansehen, sind die vorzüglichsten Hindernisse.
Dresden besaß einige Jahre an Richard Wagner einen Mann von vieler
Fähigkeit und regeln Streben nach Fortschritt. Ihm wäre es vielleicht gelungen,
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