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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

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Anstand einer Furie schrie "por^e", Geld ! -- Es war eine riesige Gestalt, die
Pferde bäumten, durch den gellenden Schrei, das Messer und vielleicht durch den
teuflischen Ausdruck ihres Gesichtes entsetzt zurück, Janosch verlor die Peitsche. --
Die Heldin war eine Miavanerin, eine von den nichtsnutzigen Amazonen, welche ihre
Mäuner in allen ihren Heldenzügen begleiten, bei den Plünderungen und im,
Schmuggel die Packthiere ersetzen und in dem hurbauischen Kriege in den Reihen der
neuen Eroberer zu fechten pflegten. Die Erscheinung erschreckte auch uns, wir
mußten glauben, daß mehrere unserer Verfolger vor uns lauerten, ein Stich mit
ihrem langen Messer in die Brust des Pferdes mußte uns jedenfalls in die Hände
des Feindes liefern. Wir griffen nach unsern Gewehren, aber die Pferde, dnrch
die Bärenkraft des Weibes ausgehalten, hoben sich so nuruhig, daß sie die Sla¬
vin verdeckten. Wir hatten alle Aussicht die Kopfe unserer Thiere, aber keine,
die Dame zu treffen, welche sehr gut gedeckt war. -- Kaum hatten wir aber
Zeit gehabt, unseren Gefühlen durch einige heftige Drohworte Luft zu machen,
als von der Seite her dicht vor den Pferden ein Schuß fiel, und das Weib mit
einem Schrei des Schreckens zusammenstürzte; unsere Pferde jagten wie der ent¬
fesselte Sturm weiter. Wir glaubten anfangs, der Schuß habe uns gegolten,
und das Weib getödtet. Al'er als wir zurückblickten, sahen wir die Dame auf¬
stehen und uns die Faust in Begleitung eurer deutlichen, aber nicht einladenden
Geberde ballen. Und als wir nach der Seite blickten, woher der Schuß ge¬
kommen war, sahen nur zu unserem höchsten Erstaunen den friedliebenden Hascn-
jäger von heute Mittag, der eben um eiuen Hügel einbog und hinter dem Ge¬
büsch verschwand. Jedenfalls hatte sein Schuß unserer Rettung gegolten. --
Erst als wir die ersten Häuser von Verb" wieder erblickten, fingen wir an,
unsere Bemerkungen über das sonderbare Abenteuer zu machen.

So endete der 18. September und damit der erste Feldzug gegen Hurban.
Am Abend sammelte sich unser flüchtiges Heer zu Verb", mit Verwunderung
sahen wir anch unsere beiden Compagnien Cecevpieri in geordnetem Rückzüge zu
uns stoßen, dnrch ihre und andere Nachrichten wurde uus das Räthsel der feind-
lichen regulären Infanterie gelöst. Hurban hatte nämlich durch Spione zuerst
unsern Zug erfahren, dann aber auch, daß noch zwei Compagnien Cecevpieri ans
der obern Waaggegend auf Anordnung des Obergespanns zu uns stoßen sollten.
Er schickte also ein starkes Detachement ab, und ließ jene Compagnien, 152 Mann,
in einem Walde überrasche" und aufheben; in die Montur dieser Soldaten wur¬
den ebensoviele junge Miavaner gesteckt, und mit diesen das Mmwenvre bei
Rvöbehi ausgeführt. Uebrigens hätten Hurban'S Leute, die uns an Zahl vierfach
überlegen waren, und in dieser Gegend jeden Strauch und Maulwurfshügel
kannten, bei besserer Führung großen Schaden zufügen können; so kamen wir
mit wenigen leicht Verwundeten und einigen Gefangenen davon. Das war die
große Schlacht von Nosbehi, wo ich das erstemal im Feuer -- stand? Nun, ich


Anstand einer Furie schrie „por^e", Geld ! — Es war eine riesige Gestalt, die
Pferde bäumten, durch den gellenden Schrei, das Messer und vielleicht durch den
teuflischen Ausdruck ihres Gesichtes entsetzt zurück, Janosch verlor die Peitsche. —
Die Heldin war eine Miavanerin, eine von den nichtsnutzigen Amazonen, welche ihre
Mäuner in allen ihren Heldenzügen begleiten, bei den Plünderungen und im,
Schmuggel die Packthiere ersetzen und in dem hurbauischen Kriege in den Reihen der
neuen Eroberer zu fechten pflegten. Die Erscheinung erschreckte auch uns, wir
mußten glauben, daß mehrere unserer Verfolger vor uns lauerten, ein Stich mit
ihrem langen Messer in die Brust des Pferdes mußte uns jedenfalls in die Hände
des Feindes liefern. Wir griffen nach unsern Gewehren, aber die Pferde, dnrch
die Bärenkraft des Weibes ausgehalten, hoben sich so nuruhig, daß sie die Sla¬
vin verdeckten. Wir hatten alle Aussicht die Kopfe unserer Thiere, aber keine,
die Dame zu treffen, welche sehr gut gedeckt war. — Kaum hatten wir aber
Zeit gehabt, unseren Gefühlen durch einige heftige Drohworte Luft zu machen,
als von der Seite her dicht vor den Pferden ein Schuß fiel, und das Weib mit
einem Schrei des Schreckens zusammenstürzte; unsere Pferde jagten wie der ent¬
fesselte Sturm weiter. Wir glaubten anfangs, der Schuß habe uns gegolten,
und das Weib getödtet. Al'er als wir zurückblickten, sahen wir die Dame auf¬
stehen und uns die Faust in Begleitung eurer deutlichen, aber nicht einladenden
Geberde ballen. Und als wir nach der Seite blickten, woher der Schuß ge¬
kommen war, sahen nur zu unserem höchsten Erstaunen den friedliebenden Hascn-
jäger von heute Mittag, der eben um eiuen Hügel einbog und hinter dem Ge¬
büsch verschwand. Jedenfalls hatte sein Schuß unserer Rettung gegolten. —
Erst als wir die ersten Häuser von Verb» wieder erblickten, fingen wir an,
unsere Bemerkungen über das sonderbare Abenteuer zu machen.

So endete der 18. September und damit der erste Feldzug gegen Hurban.
Am Abend sammelte sich unser flüchtiges Heer zu Verb«, mit Verwunderung
sahen wir anch unsere beiden Compagnien Cecevpieri in geordnetem Rückzüge zu
uns stoßen, dnrch ihre und andere Nachrichten wurde uus das Räthsel der feind-
lichen regulären Infanterie gelöst. Hurban hatte nämlich durch Spione zuerst
unsern Zug erfahren, dann aber auch, daß noch zwei Compagnien Cecevpieri ans
der obern Waaggegend auf Anordnung des Obergespanns zu uns stoßen sollten.
Er schickte also ein starkes Detachement ab, und ließ jene Compagnien, 152 Mann,
in einem Walde überrasche» und aufheben; in die Montur dieser Soldaten wur¬
den ebensoviele junge Miavaner gesteckt, und mit diesen das Mmwenvre bei
Rvöbehi ausgeführt. Uebrigens hätten Hurban'S Leute, die uns an Zahl vierfach
überlegen waren, und in dieser Gegend jeden Strauch und Maulwurfshügel
kannten, bei besserer Führung großen Schaden zufügen können; so kamen wir
mit wenigen leicht Verwundeten und einigen Gefangenen davon. Das war die
große Schlacht von Nosbehi, wo ich das erstemal im Feuer — stand? Nun, ich


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/150>, abgerufen am 29.06.2024.