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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.

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ging David Strauß mehrere Wochen in den Kissinger Alleen herum; er hat '
überaus edles und klares Gesicht von tiefen Denkerfalten durchzogen. Durch seine
beugte Haltung und stets niedergeschlagenen Augen sieht er eher wie ein Pietist,
wie ein Geniusanbetcr aus. Der Doctor Faust der deutschen Natur findet si:'.
diesem Doctor Strauß einmal wieder ganz zusammen auf seiner ewigen Seelcnw
rung durch die Geister unseres Jahrhunderts. Als echter deutscher Gelehrter ist Se..
den geselligen Umgangsformen abgeneigt, er zieht sich scheu zurück, wird aber zutraut
sobald er sieht, daß man nicht beabsichtigt in den Plänkeleien eines zufälligen Gespr
die That seines Geistes anzugreifen. Das Trauerspiel seines Lebens mag auch ^
beitragen, ihn abgeschlossener zu machen; er war bekanntlich mit der Perle ihrer Ki,
mit der schönen Sängerin Agncse von Schebest verheirathet. Wer dies holde re5
Weib jemals gesehen, wird die Poesie einer solchen Liebe zu ahnen vermögen. Vi
Jahre wohnte das Ehepaar in beneideten Glück zu Heilbronn, zwei Kinder belebt^
das freundliche Hans; die Freundschaft von Justinus Kerncr wand ihm poetische Kram'^
Plötzlich hieß es, religiöse Zwistigkeiten seien zwischen dem Ehepaar ausgebrochen, d',.
katholische Agncse fühle Skrupel unter dem Dache des Antichristen. Eine Ehescheidun^M
fand statt, aber mit Bestimmtheit weiß Niemand den Grund anzugeben. Wenn Strauß?
nachdenklich und schweigsam unter den Lindenalleen, die so manches steinerne Heiligenbild
umsäuselten, wandelte, meinte ich immer, er denkt an seine Vergangenheit, an die ferne
Gattin. In Worten klagte er nicht, er schien heiter und gleichmüthig. Nur al!.
Tage seiner Abreise sah ich ihn bewegt, mit freudiger Aufregung sagte er mir, d .,
er "ach Weimar gehe, Goethe's "Reliquien" andächtig zu feiern; für den Cultus d
Genius konnte er sich noch erwärmen.

Es fehlt in Kisstngen gänzlich an einem Vereinigungspunkt für die Badegäste,
geschmackvolle Kursaal steht immer leer und der Kurgarten ist feucht und aussichtslv
uur kleinere Bäder können eine allgemeine Geselligkeit haben. Kisstngen entschädigt n
dafür durch die Nähe seiner reizenden Umgebungen. Die hübschesten Punkte sind o"/.>
alle Mühe zu erreichen; man lernt durch diesen genanen Umgang die Gegend schn-
kennen und lieb gewinnen. Die malerische Ruine der Bodenlanbe besucht man u.^
liebsten im Abendroth, und träumt unter dem Dache der uralten Linde. Ein schattige
Nachmittagsweg führt durch Schlaugenpfade zum Tempel des Altenbergs oder zu de
Försterhause Klausthal, wo man in tiefster Waldeinsamkeit das sonnige Panorama von
Kissingen vor sich hat. Des Morgens bleibt man unten in den Alleen, oder wandele
durch die Wiesen, die sich ländlich und frisch unmittelbar neben den Promenaden deo
Brunnens ausdehnen. Die Berge hat man überall zur Seite, die Mvrgenmusik hallt
in ihnen wieder und ist eine anregende Gedankenbegleitung für den Einsamen, während
sie zugleich deu Takt für die Schritte der geputzten Brunncntrinker abgibt. Sogar die
Industrie der Kaffeehäuser hat in Kisstngen einen zierlichen und verfeinerten Charakter ,
angenommen. Ein Schwcizcrhäuschen, nach echtem Muster geschnitzt, lockt zu einer
blumigen Terrasse hinauf; daneben steht das noch beliebtere Tyrolerhaus, wo die eins
berühmte Sängerfamilie Daburger wirthschaftet, ihre Töchter sind zwei reizende Alpen
rosen ans Tyrol, eine rothe und eine weiße, mit den passenden Namen Rosa un'
Marie. -- Die Schattenseite des Fremdenverkehrs, der an andern Badeörtcrn so steheu
wird in Müsflgang und Verderbtheit der Einwohner, ist in Kisstngen nicht bemcrkb
Landkinder Fleiß belebt alle Felder; die Erndtezeit des fruchtbaren Ländchens
manch idyllisches Genrebild ab. Die zweirädrigen Wagen sind viel im Gebrauch, ^
ungleich malerischer als unsere Gespanne nimmt sich das Zugvieh aus, die pract^
sandfarbigen Ochsen im blanken Mcssingjoch, diese Bilder der Geduld und Kraf
George Sand sie nennt, lieferten mir manche Studien in mein Reisealbum.




Verlag von F. L. Herdes,. -- Redacteure: Gustav Freytag und Julian sah."
Druck von Friedrich Andrä.

ging David Strauß mehrere Wochen in den Kissinger Alleen herum; er hat '
überaus edles und klares Gesicht von tiefen Denkerfalten durchzogen. Durch seine
beugte Haltung und stets niedergeschlagenen Augen sieht er eher wie ein Pietist,
wie ein Geniusanbetcr aus. Der Doctor Faust der deutschen Natur findet si:'.
diesem Doctor Strauß einmal wieder ganz zusammen auf seiner ewigen Seelcnw
rung durch die Geister unseres Jahrhunderts. Als echter deutscher Gelehrter ist Se..
den geselligen Umgangsformen abgeneigt, er zieht sich scheu zurück, wird aber zutraut
sobald er sieht, daß man nicht beabsichtigt in den Plänkeleien eines zufälligen Gespr
die That seines Geistes anzugreifen. Das Trauerspiel seines Lebens mag auch ^
beitragen, ihn abgeschlossener zu machen; er war bekanntlich mit der Perle ihrer Ki,
mit der schönen Sängerin Agncse von Schebest verheirathet. Wer dies holde re5
Weib jemals gesehen, wird die Poesie einer solchen Liebe zu ahnen vermögen. Vi
Jahre wohnte das Ehepaar in beneideten Glück zu Heilbronn, zwei Kinder belebt^
das freundliche Hans; die Freundschaft von Justinus Kerncr wand ihm poetische Kram'^
Plötzlich hieß es, religiöse Zwistigkeiten seien zwischen dem Ehepaar ausgebrochen, d',.
katholische Agncse fühle Skrupel unter dem Dache des Antichristen. Eine Ehescheidun^M
fand statt, aber mit Bestimmtheit weiß Niemand den Grund anzugeben. Wenn Strauß?
nachdenklich und schweigsam unter den Lindenalleen, die so manches steinerne Heiligenbild
umsäuselten, wandelte, meinte ich immer, er denkt an seine Vergangenheit, an die ferne
Gattin. In Worten klagte er nicht, er schien heiter und gleichmüthig. Nur al!.
Tage seiner Abreise sah ich ihn bewegt, mit freudiger Aufregung sagte er mir, d .,
er »ach Weimar gehe, Goethe's „Reliquien" andächtig zu feiern; für den Cultus d
Genius konnte er sich noch erwärmen.

Es fehlt in Kisstngen gänzlich an einem Vereinigungspunkt für die Badegäste,
geschmackvolle Kursaal steht immer leer und der Kurgarten ist feucht und aussichtslv
uur kleinere Bäder können eine allgemeine Geselligkeit haben. Kisstngen entschädigt n
dafür durch die Nähe seiner reizenden Umgebungen. Die hübschesten Punkte sind o»/.>
alle Mühe zu erreichen; man lernt durch diesen genanen Umgang die Gegend schn-
kennen und lieb gewinnen. Die malerische Ruine der Bodenlanbe besucht man u.^
liebsten im Abendroth, und träumt unter dem Dache der uralten Linde. Ein schattige
Nachmittagsweg führt durch Schlaugenpfade zum Tempel des Altenbergs oder zu de
Försterhause Klausthal, wo man in tiefster Waldeinsamkeit das sonnige Panorama von
Kissingen vor sich hat. Des Morgens bleibt man unten in den Alleen, oder wandele
durch die Wiesen, die sich ländlich und frisch unmittelbar neben den Promenaden deo
Brunnens ausdehnen. Die Berge hat man überall zur Seite, die Mvrgenmusik hallt
in ihnen wieder und ist eine anregende Gedankenbegleitung für den Einsamen, während
sie zugleich deu Takt für die Schritte der geputzten Brunncntrinker abgibt. Sogar die
Industrie der Kaffeehäuser hat in Kisstngen einen zierlichen und verfeinerten Charakter ,
angenommen. Ein Schwcizcrhäuschen, nach echtem Muster geschnitzt, lockt zu einer
blumigen Terrasse hinauf; daneben steht das noch beliebtere Tyrolerhaus, wo die eins
berühmte Sängerfamilie Daburger wirthschaftet, ihre Töchter sind zwei reizende Alpen
rosen ans Tyrol, eine rothe und eine weiße, mit den passenden Namen Rosa un'
Marie. — Die Schattenseite des Fremdenverkehrs, der an andern Badeörtcrn so steheu
wird in Müsflgang und Verderbtheit der Einwohner, ist in Kisstngen nicht bemcrkb
Landkinder Fleiß belebt alle Felder; die Erndtezeit des fruchtbaren Ländchens
manch idyllisches Genrebild ab. Die zweirädrigen Wagen sind viel im Gebrauch, ^
ungleich malerischer als unsere Gespanne nimmt sich das Zugvieh aus, die pract^
sandfarbigen Ochsen im blanken Mcssingjoch, diese Bilder der Geduld und Kraf
George Sand sie nennt, lieferten mir manche Studien in mein Reisealbum.




Verlag von F. L. Herdes,. — Redacteure: Gustav Freytag und Julian sah.»
Druck von Friedrich Andrä.
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[0044] ging David Strauß mehrere Wochen in den Kissinger Alleen herum; er hat ' überaus edles und klares Gesicht von tiefen Denkerfalten durchzogen. Durch seine beugte Haltung und stets niedergeschlagenen Augen sieht er eher wie ein Pietist, wie ein Geniusanbetcr aus. Der Doctor Faust der deutschen Natur findet si:'. diesem Doctor Strauß einmal wieder ganz zusammen auf seiner ewigen Seelcnw rung durch die Geister unseres Jahrhunderts. Als echter deutscher Gelehrter ist Se.. den geselligen Umgangsformen abgeneigt, er zieht sich scheu zurück, wird aber zutraut sobald er sieht, daß man nicht beabsichtigt in den Plänkeleien eines zufälligen Gespr die That seines Geistes anzugreifen. Das Trauerspiel seines Lebens mag auch ^ beitragen, ihn abgeschlossener zu machen; er war bekanntlich mit der Perle ihrer Ki, mit der schönen Sängerin Agncse von Schebest verheirathet. Wer dies holde re5 Weib jemals gesehen, wird die Poesie einer solchen Liebe zu ahnen vermögen. Vi Jahre wohnte das Ehepaar in beneideten Glück zu Heilbronn, zwei Kinder belebt^ das freundliche Hans; die Freundschaft von Justinus Kerncr wand ihm poetische Kram'^ Plötzlich hieß es, religiöse Zwistigkeiten seien zwischen dem Ehepaar ausgebrochen, d',. katholische Agncse fühle Skrupel unter dem Dache des Antichristen. Eine Ehescheidun^M fand statt, aber mit Bestimmtheit weiß Niemand den Grund anzugeben. Wenn Strauß? nachdenklich und schweigsam unter den Lindenalleen, die so manches steinerne Heiligenbild umsäuselten, wandelte, meinte ich immer, er denkt an seine Vergangenheit, an die ferne Gattin. In Worten klagte er nicht, er schien heiter und gleichmüthig. Nur al!. Tage seiner Abreise sah ich ihn bewegt, mit freudiger Aufregung sagte er mir, d ., er »ach Weimar gehe, Goethe's „Reliquien" andächtig zu feiern; für den Cultus d Genius konnte er sich noch erwärmen. Es fehlt in Kisstngen gänzlich an einem Vereinigungspunkt für die Badegäste, geschmackvolle Kursaal steht immer leer und der Kurgarten ist feucht und aussichtslv uur kleinere Bäder können eine allgemeine Geselligkeit haben. Kisstngen entschädigt n dafür durch die Nähe seiner reizenden Umgebungen. Die hübschesten Punkte sind o»/.> alle Mühe zu erreichen; man lernt durch diesen genanen Umgang die Gegend schn- kennen und lieb gewinnen. Die malerische Ruine der Bodenlanbe besucht man u.^ liebsten im Abendroth, und träumt unter dem Dache der uralten Linde. Ein schattige Nachmittagsweg führt durch Schlaugenpfade zum Tempel des Altenbergs oder zu de Försterhause Klausthal, wo man in tiefster Waldeinsamkeit das sonnige Panorama von Kissingen vor sich hat. Des Morgens bleibt man unten in den Alleen, oder wandele durch die Wiesen, die sich ländlich und frisch unmittelbar neben den Promenaden deo Brunnens ausdehnen. Die Berge hat man überall zur Seite, die Mvrgenmusik hallt in ihnen wieder und ist eine anregende Gedankenbegleitung für den Einsamen, während sie zugleich deu Takt für die Schritte der geputzten Brunncntrinker abgibt. Sogar die Industrie der Kaffeehäuser hat in Kisstngen einen zierlichen und verfeinerten Charakter , angenommen. Ein Schwcizcrhäuschen, nach echtem Muster geschnitzt, lockt zu einer blumigen Terrasse hinauf; daneben steht das noch beliebtere Tyrolerhaus, wo die eins berühmte Sängerfamilie Daburger wirthschaftet, ihre Töchter sind zwei reizende Alpen rosen ans Tyrol, eine rothe und eine weiße, mit den passenden Namen Rosa un' Marie. — Die Schattenseite des Fremdenverkehrs, der an andern Badeörtcrn so steheu wird in Müsflgang und Verderbtheit der Einwohner, ist in Kisstngen nicht bemcrkb Landkinder Fleiß belebt alle Felder; die Erndtezeit des fruchtbaren Ländchens manch idyllisches Genrebild ab. Die zweirädrigen Wagen sind viel im Gebrauch, ^ ungleich malerischer als unsere Gespanne nimmt sich das Zugvieh aus, die pract^ sandfarbigen Ochsen im blanken Mcssingjoch, diese Bilder der Geduld und Kraf George Sand sie nennt, lieferten mir manche Studien in mein Reisealbum. Verlag von F. L. Herdes,. — Redacteure: Gustav Freytag und Julian sah.» Druck von Friedrich Andrä.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279547/44>, abgerufen am 15.01.2025.