Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.Wiedereintritt Bach's in's Ministerium aussprach, nachdem dieser in bekannter "Bach nahm an, um zu retten, was zu retten war." Als Bach annahm, Minister Bach ist dieser Aeußerung gewiß fremd. Man muthet ihm hier, im Bach mögen höhere Ideen leiten, allein sie sind bis heute noch nicht zu Tage Wir wollen Anderes erwähnen. Bach hat jene Erklärung des Ministeriums, Wiedereintritt Bach's in's Ministerium aussprach, nachdem dieser in bekannter „Bach nahm an, um zu retten, was zu retten war." Als Bach annahm, Minister Bach ist dieser Aeußerung gewiß fremd. Man muthet ihm hier, im Bach mögen höhere Ideen leiten, allein sie sind bis heute noch nicht zu Tage Wir wollen Anderes erwähnen. Bach hat jene Erklärung des Ministeriums, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0345" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279893"/> <p xml:id="ID_1221" prev="#ID_1220"> Wiedereintritt Bach's in's Ministerium aussprach, nachdem dieser in bekannter<lb/> Manier mit einigen Vormännern der Czechen in Prag conferirt hatte, aber die<lb/> Anbietung des Justizpvrtcfeuillcs von ganz andern Absichten begleitet war. Wir<lb/> können überdies der Reichstagsrechten, für welche Hr. A, M.'so besonders sich<lb/> interessirt, den Ruhm lassen, 'daß sie die Einsicht hatte, keinen Candidaten für's<lb/> Ministerium zu besitzen, während sie zu der Einsicht, daß sie die Dnpirte sei und<lb/> durch ihre separaten Bestrebungen den Reichstag und die Constituirung durch das<lb/> Volk vernichtet habe, erst später gelangte. Die ReichStagörechte trägt große Schuld,<lb/> daß der Reichstag aus der Residenz weg- und in ein slavisches Dorf berufen<lb/> wurde; Slava! j'ubilirtc darob die NeichStagsrcchte, und tanzte um die Bildsäulen<lb/> von Eyrill, Methud und Johannes von Nepvninck. Hr. A. M. schweigt über die<lb/> Bemühung der NeichStagsrechten, die Verlegung des Reichstags nach Prag durch-<lb/> zusetzen und deu Hradschin zur Residenz des Kaisers zu machen, welche wahr¬<lb/> scheinlich die rothmützige Swvrnvst beschützt hätte. Aus dem Verbrechen eines<lb/> wahnwitzigen Pöbels wollten die Czechen Nutze» ziehen für die slavische Oberherr¬<lb/> lichkeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1222"> „Bach nahm an, um zu retten, was zu retten war." Als Bach annahm,<lb/> war gar nichts verloren. Mau wußte damals recht gut, daß die Wiener -Revolu¬<lb/> tion, wenn man schon einen solchen Namen gebrauchen will, in wenigen Wochen<lb/> besiegt ist, aber man wußte auch, daß das Militär und der Adel glücklich sind,<lb/> einen Vorwand gefunden zu haben, mit Wien das ganze Reich zu Boden zu<lb/> werfen. Bach bot hiezu die Hand. Bach übernahm das Portefeuille, obwohl er<lb/> die an Windischgrätz ausgestellte Vollmacht als Alter Ego kannte, die jedes Mi¬<lb/> nisterium unter deu General stellte. Vach, der Justizminister, ließ das Stand¬<lb/> recht installiren, nur ihm verdankt man die Legalisirung jener Kriegsgenchtsnr-<lb/> theile nach der Theresianischen peinlichen Halöge'richtsvrd'mung. Die Justification<lb/> Blums, Mcssenhauscrö und Anderer blieb ohne Einsprache Bachs, und die Welt<lb/> wurde mit jenen Urthcilssprüchen bereichert, welche seitdem von Zeitung zu Zei¬<lb/> tung wandern. Man hätte vom Rechtsgelehrten wenigstens das erwarten dür¬<lb/> fen, daß er das Gesetzbuch vertheidigen'werde, daß er die Schuldigen nach be¬<lb/> stehenden Recht abnrtheilc» lasse; der ohnmächtige Minister wußte aber, daß jede<lb/> Einsprache den Verlust des Portefeuilles zur Folge gehabt hätte. Er schwieg<lb/> daher auch dann, als Beamte, welche 25 Jahre laug dem Staate mackellos diem<lb/> ten, ohne Klage und ohne Urtheil entsetzt und weggeworfen wurden; er schwieg,<lb/> als man die jungen Leute aus deu Betten holte, um sie unter das Militär z»<lb/> stecken n. s. w. 'DaS gehört zu seinen „Heldenthaten passiver Aufopferung", wie<lb/> Hr. A. M. es nennt; '„Bach entschied sich zu bleiben, für einen Verräther, einen<lb/> Ueberläufer zu gelten, und dennoch seinen Plänen treu zu bleiben."</p><lb/> <p xml:id="ID_1223"> Minister Bach ist dieser Aeußerung gewiß fremd. Man muthet ihm hier, im<lb/> Style der Rechtfertigung und Billigung,' einen doppelten Verrath, ein zweima¬<lb/> liges lieberlaufen und endlich eine Arroganz ohne Maß zu.</p><lb/> <p xml:id="ID_1224"> Bach mögen höhere Ideen leiten, allein sie sind bis heute noch nicht zu Tage<lb/> gekommen; wir haben blos erfahren, daß er sich dem Stockregimente fügte uno<lb/> der bis knapp zum Polizeistaate führenden Reaction Form und Ausdruck im<lb/> stizfache lieh. Bach hat ein Vereinsgesetz erlassen, wonach im belagerten uno<lb/> nicht belagerten Theile des Reiche« nicht ein Verein besteht und bestehen kann,<lb/> Bach hat ein Preßgesetz erlassen, wonach der Willkür der Nichterstab eingeyam<lb/> tige wird ^c. :c.</p><lb/> <p xml:id="ID_1225" next="#ID_1226"> Wir wollen Anderes erwähnen. Bach hat jene Erklärung des Ministeriums,<lb/> welche die Volkssouveränität als eine Hochverrätherische Theorie bezeichnet, mttunr</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0345]
Wiedereintritt Bach's in's Ministerium aussprach, nachdem dieser in bekannter
Manier mit einigen Vormännern der Czechen in Prag conferirt hatte, aber die
Anbietung des Justizpvrtcfeuillcs von ganz andern Absichten begleitet war. Wir
können überdies der Reichstagsrechten, für welche Hr. A, M.'so besonders sich
interessirt, den Ruhm lassen, 'daß sie die Einsicht hatte, keinen Candidaten für's
Ministerium zu besitzen, während sie zu der Einsicht, daß sie die Dnpirte sei und
durch ihre separaten Bestrebungen den Reichstag und die Constituirung durch das
Volk vernichtet habe, erst später gelangte. Die ReichStagörechte trägt große Schuld,
daß der Reichstag aus der Residenz weg- und in ein slavisches Dorf berufen
wurde; Slava! j'ubilirtc darob die NeichStagsrcchte, und tanzte um die Bildsäulen
von Eyrill, Methud und Johannes von Nepvninck. Hr. A. M. schweigt über die
Bemühung der NeichStagsrechten, die Verlegung des Reichstags nach Prag durch-
zusetzen und deu Hradschin zur Residenz des Kaisers zu machen, welche wahr¬
scheinlich die rothmützige Swvrnvst beschützt hätte. Aus dem Verbrechen eines
wahnwitzigen Pöbels wollten die Czechen Nutze» ziehen für die slavische Oberherr¬
lichkeit.
„Bach nahm an, um zu retten, was zu retten war." Als Bach annahm,
war gar nichts verloren. Mau wußte damals recht gut, daß die Wiener -Revolu¬
tion, wenn man schon einen solchen Namen gebrauchen will, in wenigen Wochen
besiegt ist, aber man wußte auch, daß das Militär und der Adel glücklich sind,
einen Vorwand gefunden zu haben, mit Wien das ganze Reich zu Boden zu
werfen. Bach bot hiezu die Hand. Bach übernahm das Portefeuille, obwohl er
die an Windischgrätz ausgestellte Vollmacht als Alter Ego kannte, die jedes Mi¬
nisterium unter deu General stellte. Vach, der Justizminister, ließ das Stand¬
recht installiren, nur ihm verdankt man die Legalisirung jener Kriegsgenchtsnr-
theile nach der Theresianischen peinlichen Halöge'richtsvrd'mung. Die Justification
Blums, Mcssenhauscrö und Anderer blieb ohne Einsprache Bachs, und die Welt
wurde mit jenen Urthcilssprüchen bereichert, welche seitdem von Zeitung zu Zei¬
tung wandern. Man hätte vom Rechtsgelehrten wenigstens das erwarten dür¬
fen, daß er das Gesetzbuch vertheidigen'werde, daß er die Schuldigen nach be¬
stehenden Recht abnrtheilc» lasse; der ohnmächtige Minister wußte aber, daß jede
Einsprache den Verlust des Portefeuilles zur Folge gehabt hätte. Er schwieg
daher auch dann, als Beamte, welche 25 Jahre laug dem Staate mackellos diem
ten, ohne Klage und ohne Urtheil entsetzt und weggeworfen wurden; er schwieg,
als man die jungen Leute aus deu Betten holte, um sie unter das Militär z»
stecken n. s. w. 'DaS gehört zu seinen „Heldenthaten passiver Aufopferung", wie
Hr. A. M. es nennt; '„Bach entschied sich zu bleiben, für einen Verräther, einen
Ueberläufer zu gelten, und dennoch seinen Plänen treu zu bleiben."
Minister Bach ist dieser Aeußerung gewiß fremd. Man muthet ihm hier, im
Style der Rechtfertigung und Billigung,' einen doppelten Verrath, ein zweima¬
liges lieberlaufen und endlich eine Arroganz ohne Maß zu.
Bach mögen höhere Ideen leiten, allein sie sind bis heute noch nicht zu Tage
gekommen; wir haben blos erfahren, daß er sich dem Stockregimente fügte uno
der bis knapp zum Polizeistaate führenden Reaction Form und Ausdruck im
stizfache lieh. Bach hat ein Vereinsgesetz erlassen, wonach im belagerten uno
nicht belagerten Theile des Reiche« nicht ein Verein besteht und bestehen kann,
Bach hat ein Preßgesetz erlassen, wonach der Willkür der Nichterstab eingeyam
tige wird ^c. :c.
Wir wollen Anderes erwähnen. Bach hat jene Erklärung des Ministeriums,
welche die Volkssouveränität als eine Hochverrätherische Theorie bezeichnet, mttunr
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