jeglichen Anhalt geraubt hatte; es war ihm diese Eitelkeit, sich als das Wichtigste am Tage des Einzuges des Großherzogs voranzustellen,"nicht zu verargen. Karls¬ ruhe glich am Festtage fast Potsdam, so sehr hatte das Ganze das Gepräge einer Preußischen Heerschau.
Alle diese Lehren der letzten Zeit sind in Baden nutzlos vorüber gegangen, man wird nach wie vor versuchen die Revolution durch rohe Gewalt niederzudrücken, statt den Giftstoff derselben wirklich aus den Volkskörperu zu entfernen. Daher sind die Zustände trotz aller Bluturtheile der Standrechte, trotz der Füllung aller Kerker des Landes -- es sitzen jetzt über 6000 sogenannte politische Verbrecher im Großherzogthum Baden, jetzt schon wieder so weit gediehen, daß ein neuer Auf¬ stand gewiß losbrechen würde, sobald die preußische Besatzung hier abgezogen wäre. Die Partei, die jetzt mit Hilfe der Truppen im Siege ist, braucht diesen Sieg zu Vhvnnngslos, sucht sich zu sehr auch an deu Besiegten zu rächen, als daß nicht en bitterer innerer Groll zurückbleiben sollte. Man glaubt es gar nicht, welch tief" innerer Riß durch das Volk geht. Auf der einen Seite bei den höheren Beamten und einem großen Theil des Adels, kurz der sogenannten "Hvfkreise" maßlose Haß gegen Alles, was nur im Mindesten direkt oder indirekt bei der letz¬ ten Rep'ludion betheiligt war, und ein Reaktionsgelustc, gegen das die Grundsätze des jetzig?" östreichischen Ministeriums uoch freisinnig zu nennen sind. Diese Leute träumen im vom Hängen und Köpfen, und ginge es oft nach ihrem Wunsche, so führen die Preußenihre Batterien vor alle badischen Gefängnisse und kardätschten so lange un¬ ter die Gefallenen, wie noch eine lebende Seele unter denselben wäre. Statt reu- müthig vor ti" Brust zu schlagen und offen zu bekennen, all dies Unheil ist ge¬ kommen, weil mir stets dem Mettemichschen System ergeben waren, weil wir selbst keine Achtung vo>: Wahrheit und Gesetz hatten, und deshalb auch dein Volke keine einflößen konnten, schreien sie jetzt Ach und Wehe über Alles, was nnr im Ent¬ ferntesten nach FrMnnigkeit schmeckt. Nur mehr Gensdarmen und Gefängnisse müssen errichtet, die Prügelstrafe wieder eingeführt werden, der Kriegszustand, der jedes andere Gesetz aufhebt, und alle Zustände ganz militärischer Herrschaft überläßt, soll fortwährend hier herrschen, dies sind die Ansichten dieser Partei, wie man sie täglich in der Karlsruher Zeitung lesen muß. Auf der andern Seite in den wei¬ teren Kreisen des Volkes, freches Verspotten jedes Gesetzes, wozu ihnen ja ein so gutes Beispiel von den höheren Klassen gegeben wird, maßloser Leichtsinn, der nur dem augenblicklichen Genuß fröhnt, unendliche Leichtgläubigkit in allen poli¬ tischen Dingen, die stets dem ärgsten Schreier als leichtes Opfer anheimfällt, und ein tiefer, innerer Haß gegen die erste Partei der Hochstehenden. Dazu jetzt ein so ekles Denunciantenwesen in allen Kreisen, von dem höchsten bis niedrigsten, wie °s selbst in Wien zur Zeit der Herrschaft von Windischgrätz nicht ärger sein konnte. Man glaubt gar nicht, welche zahllosen Fälle, wo sich Rachsucht, Neid oder irgeud eine andere verbrecherische Leidenschaft durch Politische Denunciationen Luft zu
jeglichen Anhalt geraubt hatte; es war ihm diese Eitelkeit, sich als das Wichtigste am Tage des Einzuges des Großherzogs voranzustellen,"nicht zu verargen. Karls¬ ruhe glich am Festtage fast Potsdam, so sehr hatte das Ganze das Gepräge einer Preußischen Heerschau.
Alle diese Lehren der letzten Zeit sind in Baden nutzlos vorüber gegangen, man wird nach wie vor versuchen die Revolution durch rohe Gewalt niederzudrücken, statt den Giftstoff derselben wirklich aus den Volkskörperu zu entfernen. Daher sind die Zustände trotz aller Bluturtheile der Standrechte, trotz der Füllung aller Kerker des Landes — es sitzen jetzt über 6000 sogenannte politische Verbrecher im Großherzogthum Baden, jetzt schon wieder so weit gediehen, daß ein neuer Auf¬ stand gewiß losbrechen würde, sobald die preußische Besatzung hier abgezogen wäre. Die Partei, die jetzt mit Hilfe der Truppen im Siege ist, braucht diesen Sieg zu Vhvnnngslos, sucht sich zu sehr auch an deu Besiegten zu rächen, als daß nicht en bitterer innerer Groll zurückbleiben sollte. Man glaubt es gar nicht, welch tief« innerer Riß durch das Volk geht. Auf der einen Seite bei den höheren Beamten und einem großen Theil des Adels, kurz der sogenannten „Hvfkreise" maßlose Haß gegen Alles, was nur im Mindesten direkt oder indirekt bei der letz¬ ten Rep'ludion betheiligt war, und ein Reaktionsgelustc, gegen das die Grundsätze des jetzig?» östreichischen Ministeriums uoch freisinnig zu nennen sind. Diese Leute träumen im vom Hängen und Köpfen, und ginge es oft nach ihrem Wunsche, so führen die Preußenihre Batterien vor alle badischen Gefängnisse und kardätschten so lange un¬ ter die Gefallenen, wie noch eine lebende Seele unter denselben wäre. Statt reu- müthig vor ti» Brust zu schlagen und offen zu bekennen, all dies Unheil ist ge¬ kommen, weil mir stets dem Mettemichschen System ergeben waren, weil wir selbst keine Achtung vo>: Wahrheit und Gesetz hatten, und deshalb auch dein Volke keine einflößen konnten, schreien sie jetzt Ach und Wehe über Alles, was nnr im Ent¬ ferntesten nach FrMnnigkeit schmeckt. Nur mehr Gensdarmen und Gefängnisse müssen errichtet, die Prügelstrafe wieder eingeführt werden, der Kriegszustand, der jedes andere Gesetz aufhebt, und alle Zustände ganz militärischer Herrschaft überläßt, soll fortwährend hier herrschen, dies sind die Ansichten dieser Partei, wie man sie täglich in der Karlsruher Zeitung lesen muß. Auf der andern Seite in den wei¬ teren Kreisen des Volkes, freches Verspotten jedes Gesetzes, wozu ihnen ja ein so gutes Beispiel von den höheren Klassen gegeben wird, maßloser Leichtsinn, der nur dem augenblicklichen Genuß fröhnt, unendliche Leichtgläubigkit in allen poli¬ tischen Dingen, die stets dem ärgsten Schreier als leichtes Opfer anheimfällt, und ein tiefer, innerer Haß gegen die erste Partei der Hochstehenden. Dazu jetzt ein so ekles Denunciantenwesen in allen Kreisen, von dem höchsten bis niedrigsten, wie °s selbst in Wien zur Zeit der Herrschaft von Windischgrätz nicht ärger sein konnte. Man glaubt gar nicht, welche zahllosen Fälle, wo sich Rachsucht, Neid oder irgeud eine andere verbrecherische Leidenschaft durch Politische Denunciationen Luft zu
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am Tage des Einzuges des Großherzogs voranzustellen,"nicht zu verargen. Karls¬
ruhe glich am Festtage fast Potsdam, so sehr hatte das Ganze das Gepräge einer
Preußischen Heerschau.
Alle diese Lehren der letzten Zeit sind in Baden nutzlos vorüber gegangen,
man wird nach wie vor versuchen die Revolution durch rohe Gewalt niederzudrücken,
statt den Giftstoff derselben wirklich aus den Volkskörperu zu entfernen. Daher
sind die Zustände trotz aller Bluturtheile der Standrechte, trotz der Füllung aller
Kerker des Landes — es sitzen jetzt über 6000 sogenannte politische Verbrecher im
Großherzogthum Baden, jetzt schon wieder so weit gediehen, daß ein neuer Auf¬
stand gewiß losbrechen würde, sobald die preußische Besatzung hier abgezogen wäre.
Die Partei, die jetzt mit Hilfe der Truppen im Siege ist, braucht diesen Sieg zu
Vhvnnngslos, sucht sich zu sehr auch an deu Besiegten zu rächen, als daß nicht
en bitterer innerer Groll zurückbleiben sollte. Man glaubt es gar nicht, welch
tief« innerer Riß durch das Volk geht. Auf der einen Seite bei den höheren
Beamten und einem großen Theil des Adels, kurz der sogenannten „Hvfkreise"
maßlose Haß gegen Alles, was nur im Mindesten direkt oder indirekt bei der letz¬
ten Rep'ludion betheiligt war, und ein Reaktionsgelustc, gegen das die Grundsätze
des jetzig?» östreichischen Ministeriums uoch freisinnig zu nennen sind. Diese Leute
träumen im vom Hängen und Köpfen, und ginge es oft nach ihrem Wunsche, so führen
die Preußenihre Batterien vor alle badischen Gefängnisse und kardätschten so lange un¬
ter die Gefallenen, wie noch eine lebende Seele unter denselben wäre. Statt reu-
müthig vor ti» Brust zu schlagen und offen zu bekennen, all dies Unheil ist ge¬
kommen, weil mir stets dem Mettemichschen System ergeben waren, weil wir selbst
keine Achtung vo>: Wahrheit und Gesetz hatten, und deshalb auch dein Volke keine
einflößen konnten, schreien sie jetzt Ach und Wehe über Alles, was nnr im Ent¬
ferntesten nach FrMnnigkeit schmeckt. Nur mehr Gensdarmen und Gefängnisse
müssen errichtet, die Prügelstrafe wieder eingeführt werden, der Kriegszustand, der
jedes andere Gesetz aufhebt, und alle Zustände ganz militärischer Herrschaft überläßt,
soll fortwährend hier herrschen, dies sind die Ansichten dieser Partei, wie man sie
täglich in der Karlsruher Zeitung lesen muß. Auf der andern Seite in den wei¬
teren Kreisen des Volkes, freches Verspotten jedes Gesetzes, wozu ihnen ja ein so
gutes Beispiel von den höheren Klassen gegeben wird, maßloser Leichtsinn, der
nur dem augenblicklichen Genuß fröhnt, unendliche Leichtgläubigkit in allen poli¬
tischen Dingen, die stets dem ärgsten Schreier als leichtes Opfer anheimfällt, und
ein tiefer, innerer Haß gegen die erste Partei der Hochstehenden. Dazu jetzt ein
so ekles Denunciantenwesen in allen Kreisen, von dem höchsten bis niedrigsten, wie
°s selbst in Wien zur Zeit der Herrschaft von Windischgrätz nicht ärger sein konnte.
Man glaubt gar nicht, welche zahllosen Fälle, wo sich Rachsucht, Neid oder irgeud
eine andere verbrecherische Leidenschaft durch Politische Denunciationen Luft zu
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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279547/25>, abgerufen am 23.01.2025.
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