Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.Man hat offenbar der Loyalität und Anhänglichkeit einen moderirenden Däm¬ Die Ungarn in Hamburg. Ungarische Offiziere in den Mauern der reichen Handelsstadt Hamburg, eine Alle diese Offiziere aber lassen der Tüchtigkeit und dem Muth der östreichi¬ Man hat offenbar der Loyalität und Anhänglichkeit einen moderirenden Däm¬ Die Ungarn in Hamburg. Ungarische Offiziere in den Mauern der reichen Handelsstadt Hamburg, eine Alle diese Offiziere aber lassen der Tüchtigkeit und dem Muth der östreichi¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0234" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279782"/> <p xml:id="ID_811"> Man hat offenbar der Loyalität und Anhänglichkeit einen moderirenden Däm¬<lb/> pfer aufsetzen wollen aus Finanzrücksichtcu, denn brennen die Häuser, so schwinden<lb/> di<note type="byline"> 67.</note> e Objecte willkürlicher Steuererhöhung. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Ungarn in Hamburg.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_812"> Ungarische Offiziere in den Mauern der reichen Handelsstadt Hamburg, eine<lb/> seltene Erscheinung! Ueber dreihundert Offiziere, größtentheils von der früheren<lb/> Besatzung vou Komorn, weilen jetzt hier, um sich nach England und Amerika<lb/> einzuschiffen. Ein herbes Loos wird diesen Unglücklichen zu Theil, nach heißem<lb/> Kampf für das Vaterland auf immer das bittere Brot der Verbannung zu essen.<lb/> Wenn man die edlen Gestalten mit der kräftigen Haltung, dem festen kriegeri¬<lb/> schen Gang, den gebrannten, oft mit Narben geschmückten Gesichtern, in denen die<lb/> dunklen Augen so feurig blitzen, einzeln oder in Haufen im Gewühl der nord¬<lb/> deutschen Stadt einherziehen sieht, kann man sich des tiefsten Schmerzes nicht er-<lb/> wehren. Aber stolz und ungebeugten Muthes sind diese Husaren- und Honved-<lb/> offiziere uoch jetzt, kein Wort der Klage über ihr eigenes trauriges Loos hört<lb/> man ctus ihrem Munde. Spricht man aber mit ihnen über die unglückliche Lage<lb/> des Vaterlandes, dann füllen sich oft die glänzenden Augen mit Thränen, und die<lb/> Stimme, welche durch herzhafte» Commandvruf gehärtet ist, wird ihnen schwach und<lb/> zitternd. „Wir haben gekämpft, so lange wir konnten, aber der Kampf gegen<lb/> zwei Kaiserreiche war ans die Länge zu ungleich." Daß sie aber ohne die Hilfe<lb/> Rußlands gesiegt hätten und jetzt kein östreichischer Soldat mehr auf ungarischen<lb/> Boden stände, davon waren alle höheren Offiziere fest überzeugt. „Die Sache<lb/> stand im Frühling so günstig für Ungarn, daß man schon darau gedacht hatte,<lb/> die Armee zu verringern, da man sie gegen Oestreich gar nicht mehr so stark ge¬<lb/> braucht hätte", erzählte uns noch ein alter Major, der im Generalsstabe und in<lb/> der Nähe von Kossuth gewesen war.</p><lb/> <p xml:id="ID_813" next="#ID_814"> Alle diese Offiziere aber lassen der Tüchtigkeit und dem Muth der östreichi¬<lb/> schen Armee selbst die gerechteste Anerkennung widerfahren, die Soldaten und<lb/> Offiziere derselben seien gut und brav, nnr unter den höheren Stabsoffizieren<lb/> zeige sich oft sehr große Ungeschicklichkeit. Den Grasen Schlick halten sie Alle unter<lb/> den höheren östreichischen Generälen bei weitem sür den tüchtigsten und ausge¬<lb/> zeichnetsten, sonst nennen sie den Fürsten Franz Lichtenstein, den Barus Jellachich<lb/> und den General Beuedek mit vielem Lobe. Selbst den General Melden hört man<lb/> noch rühmen, durch den Rückzug von Pesth im Frühling d. I. habe er die<lb/> Ueberreste der östreichischen Armee allein gerettet. Ueber Haynau's und mehr noch</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0234]
Man hat offenbar der Loyalität und Anhänglichkeit einen moderirenden Däm¬
pfer aufsetzen wollen aus Finanzrücksichtcu, denn brennen die Häuser, so schwinden
di 67. e Objecte willkürlicher Steuererhöhung.
Die Ungarn in Hamburg.
Ungarische Offiziere in den Mauern der reichen Handelsstadt Hamburg, eine
seltene Erscheinung! Ueber dreihundert Offiziere, größtentheils von der früheren
Besatzung vou Komorn, weilen jetzt hier, um sich nach England und Amerika
einzuschiffen. Ein herbes Loos wird diesen Unglücklichen zu Theil, nach heißem
Kampf für das Vaterland auf immer das bittere Brot der Verbannung zu essen.
Wenn man die edlen Gestalten mit der kräftigen Haltung, dem festen kriegeri¬
schen Gang, den gebrannten, oft mit Narben geschmückten Gesichtern, in denen die
dunklen Augen so feurig blitzen, einzeln oder in Haufen im Gewühl der nord¬
deutschen Stadt einherziehen sieht, kann man sich des tiefsten Schmerzes nicht er-
wehren. Aber stolz und ungebeugten Muthes sind diese Husaren- und Honved-
offiziere uoch jetzt, kein Wort der Klage über ihr eigenes trauriges Loos hört
man ctus ihrem Munde. Spricht man aber mit ihnen über die unglückliche Lage
des Vaterlandes, dann füllen sich oft die glänzenden Augen mit Thränen, und die
Stimme, welche durch herzhafte» Commandvruf gehärtet ist, wird ihnen schwach und
zitternd. „Wir haben gekämpft, so lange wir konnten, aber der Kampf gegen
zwei Kaiserreiche war ans die Länge zu ungleich." Daß sie aber ohne die Hilfe
Rußlands gesiegt hätten und jetzt kein östreichischer Soldat mehr auf ungarischen
Boden stände, davon waren alle höheren Offiziere fest überzeugt. „Die Sache
stand im Frühling so günstig für Ungarn, daß man schon darau gedacht hatte,
die Armee zu verringern, da man sie gegen Oestreich gar nicht mehr so stark ge¬
braucht hätte", erzählte uns noch ein alter Major, der im Generalsstabe und in
der Nähe von Kossuth gewesen war.
Alle diese Offiziere aber lassen der Tüchtigkeit und dem Muth der östreichi¬
schen Armee selbst die gerechteste Anerkennung widerfahren, die Soldaten und
Offiziere derselben seien gut und brav, nnr unter den höheren Stabsoffizieren
zeige sich oft sehr große Ungeschicklichkeit. Den Grasen Schlick halten sie Alle unter
den höheren östreichischen Generälen bei weitem sür den tüchtigsten und ausge¬
zeichnetsten, sonst nennen sie den Fürsten Franz Lichtenstein, den Barus Jellachich
und den General Beuedek mit vielem Lobe. Selbst den General Melden hört man
noch rühmen, durch den Rückzug von Pesth im Frühling d. I. habe er die
Ueberreste der östreichischen Armee allein gerettet. Ueber Haynau's und mehr noch
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |