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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.

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von: Zufall abhängt. Für ein und dasselbe Vergehen kannst du erschossen, erhängt,
mit Ruthen gepeitscht, mit Geld gestraft, ans die Festung geschickt, asscutirt oder
avancirt werden, je nachdem das Ende deiner Untersuchung in die Erschießungs-
wvche oder in das Mondviertel der Gnade fällt. Dein 'Leben, deine Freiheit
und Existenz sind eine Münze von wandelbaren Werth, die man wegwirft oder
spart, je nachdem man gerade gestimmt ist, das Mittel der Abschreckung oder
Großmuth zu versuchen.'ES ist'Ausnahmözustand, sagen die Gutgesinnten loue
>>rix, welche wie Robespierre mit der Rücksicht sür das "illud >>"t"ki"! jeden, noch
so grellen Anachronismus beschönigen. Aber ein Ausnahmszustand, der ein volles
Jahr laug, bis über die Zeit der'dringenden Gefahr hinaus, wüthet, macht die
konstitutionelle Regel selbst zur Ausnahme.

Wir haben keinen Minister der Justiz. Schmerling ist Minister auf dem
Papier, >" ^^-dibus all(I"z!i"!", und schreibt seine "allerilnterthänigsten und trcuge-
hvrsamsten Vorträge" wahrscheinlich sür die Enkel der mittlerweile kriegsrechtlich
Gerichteten. Unsere Tcndcnzprvzcssc führt eine Kaste, eine Partei, die Armee;
eine Kaste, die dem seligen Reichstag noch heilte die Verweigerung eines Dank-
votnms nicht verzeihen kann. Mehr' als tausend Unglückliche schmachten in Kuf-
stein, Mnnkacz und Theresicnstadt, in mehr als tausend Familien hat die Mili-
tärjnstiz physisches und moralisches Elend, Hunger, Schlaflosigkeit und Verzweif¬
lung getragen; der herrschende Stand hat sich, wo er konnte, seine Extra-Satis¬
faction dnrch Gewaltthaten*) genommen, und noch ist er nicht versöhnt. Ist ein
Schwert in solchen Händen ein Schwert der Gerechtigkeit oder der Rache?

In den Angen der (geheimen) öffentlichen Meinung ist die Militärjustiz über¬
haupt keine Justiz. Ueber deu besiegte". Feind kann der Sieger nicht zu Gericht
sitzen; hier ist er sein Ankläger, Richter und Nachrichter in einer Person. Hay-
nau, als unverantwortlicher'Stellvertreter des Kaisers, bestätigt die Todesurtheile
über einen Kiß, einen Damjanich und Änlich, denen er im Pulverdampf gegen-
überstand, deren überlegene Taktik und Strategik er vielleicht oft mit Zähneknir-
schen anerkennen mußte', -- und die Feder entsinkt seinen Händen nicht! Ich bin
überzeugt, der ritterliche Schlick hatte nicht die Kraft gehabt, zu unterschreiben.

Selbst angenommen, den Unglücklichen wäre anch vor einem öffentlichen Schwur¬
gericht der Stab gebrochen worden, durften sie nicht begnadigt werden? Das un¬
garische Kriegsspiel ward nicht allein durch östreichische Waffengewalt entschieden,
die Ergebung Görgep's und die Kapitulation Komvrnö gaben dem Ausgang den
Charakter einer halb friedliche" Ausgleichung. Wie ein Mirakel wurde die'plötzliche
Wiederauferstehung Oestreichs angestaunt. Oestreich ward vom Schicksal amne-
stirt, und in der erstell Freude darüber bringt es dem Himmel seine Dankopfer
ans dem Rabenstein.

Es gibt keine Staatsmänner in Schönbrunn. Der mittelmäßigste Diplomat
hätte ans der Noth eine Tugend gemacht und neben jenen Insurgenten, die man
amnestiren mußte, ein halb Dutzend Andere freiwillig begnadigt. Man war ge¬
neigt, Klapka's Befreiung deu milden Rathschlägen Radetzky's und dem Herzen
des Kaisers abzurechnen und hoffte auf eine ähnliche Behandlung der übrigen Ge¬
fangenen. Haynan's Faust hat diese Illusion zerstört und die Gnade Oestreichs
zu einer gemeine" Waare herabgewürdigt. Görgey verdankt sein Leben dem Ver¬
rath an seinen Waffengefährten' oder dem Einspruch Rußlands; die Komorner
erkauften ihre Rettung mit ihren Proviantmagazinen und Waffenarscnalen. Oese-



^) Man denke mir an die aufiergesetzlichen Affen tirungen angeblich Uevelgcsinntcr, oder
an die Mißhandlung der Frau v. Madcrßpach ohne Verhör und Urtheil. Bis jetzt hat wem
noch Nicht vernommen, daß Haynau den Rittmeister, der eine unschuldige Frau öffentlich mit
Der Eins. Ruthen peitschen ließ, vor ein Kriegsgericht gestellt hat.

von: Zufall abhängt. Für ein und dasselbe Vergehen kannst du erschossen, erhängt,
mit Ruthen gepeitscht, mit Geld gestraft, ans die Festung geschickt, asscutirt oder
avancirt werden, je nachdem das Ende deiner Untersuchung in die Erschießungs-
wvche oder in das Mondviertel der Gnade fällt. Dein 'Leben, deine Freiheit
und Existenz sind eine Münze von wandelbaren Werth, die man wegwirft oder
spart, je nachdem man gerade gestimmt ist, das Mittel der Abschreckung oder
Großmuth zu versuchen.'ES ist'Ausnahmözustand, sagen die Gutgesinnten loue
>>rix, welche wie Robespierre mit der Rücksicht sür das «illud >>»t»ki«! jeden, noch
so grellen Anachronismus beschönigen. Aber ein Ausnahmszustand, der ein volles
Jahr laug, bis über die Zeit der'dringenden Gefahr hinaus, wüthet, macht die
konstitutionelle Regel selbst zur Ausnahme.

Wir haben keinen Minister der Justiz. Schmerling ist Minister auf dem
Papier, >» ^^-dibus all(I»z!i»!», und schreibt seine „allerilnterthänigsten und trcuge-
hvrsamsten Vorträge" wahrscheinlich sür die Enkel der mittlerweile kriegsrechtlich
Gerichteten. Unsere Tcndcnzprvzcssc führt eine Kaste, eine Partei, die Armee;
eine Kaste, die dem seligen Reichstag noch heilte die Verweigerung eines Dank-
votnms nicht verzeihen kann. Mehr' als tausend Unglückliche schmachten in Kuf-
stein, Mnnkacz und Theresicnstadt, in mehr als tausend Familien hat die Mili-
tärjnstiz physisches und moralisches Elend, Hunger, Schlaflosigkeit und Verzweif¬
lung getragen; der herrschende Stand hat sich, wo er konnte, seine Extra-Satis¬
faction dnrch Gewaltthaten*) genommen, und noch ist er nicht versöhnt. Ist ein
Schwert in solchen Händen ein Schwert der Gerechtigkeit oder der Rache?

In den Angen der (geheimen) öffentlichen Meinung ist die Militärjustiz über¬
haupt keine Justiz. Ueber deu besiegte». Feind kann der Sieger nicht zu Gericht
sitzen; hier ist er sein Ankläger, Richter und Nachrichter in einer Person. Hay-
nau, als unverantwortlicher'Stellvertreter des Kaisers, bestätigt die Todesurtheile
über einen Kiß, einen Damjanich und Änlich, denen er im Pulverdampf gegen-
überstand, deren überlegene Taktik und Strategik er vielleicht oft mit Zähneknir-
schen anerkennen mußte', — und die Feder entsinkt seinen Händen nicht! Ich bin
überzeugt, der ritterliche Schlick hatte nicht die Kraft gehabt, zu unterschreiben.

Selbst angenommen, den Unglücklichen wäre anch vor einem öffentlichen Schwur¬
gericht der Stab gebrochen worden, durften sie nicht begnadigt werden? Das un¬
garische Kriegsspiel ward nicht allein durch östreichische Waffengewalt entschieden,
die Ergebung Görgep's und die Kapitulation Komvrnö gaben dem Ausgang den
Charakter einer halb friedliche» Ausgleichung. Wie ein Mirakel wurde die'plötzliche
Wiederauferstehung Oestreichs angestaunt. Oestreich ward vom Schicksal amne-
stirt, und in der erstell Freude darüber bringt es dem Himmel seine Dankopfer
ans dem Rabenstein.

Es gibt keine Staatsmänner in Schönbrunn. Der mittelmäßigste Diplomat
hätte ans der Noth eine Tugend gemacht und neben jenen Insurgenten, die man
amnestiren mußte, ein halb Dutzend Andere freiwillig begnadigt. Man war ge¬
neigt, Klapka's Befreiung deu milden Rathschlägen Radetzky's und dem Herzen
des Kaisers abzurechnen und hoffte auf eine ähnliche Behandlung der übrigen Ge¬
fangenen. Haynan's Faust hat diese Illusion zerstört und die Gnade Oestreichs
zu einer gemeine» Waare herabgewürdigt. Görgey verdankt sein Leben dem Ver¬
rath an seinen Waffengefährten' oder dem Einspruch Rußlands; die Komorner
erkauften ihre Rettung mit ihren Proviantmagazinen und Waffenarscnalen. Oese-



^) Man denke mir an die aufiergesetzlichen Affen tirungen angeblich Uevelgcsinntcr, oder
an die Mißhandlung der Frau v. Madcrßpach ohne Verhör und Urtheil. Bis jetzt hat wem
noch Nicht vernommen, daß Haynau den Rittmeister, der eine unschuldige Frau öffentlich mit
Der Eins. Ruthen peitschen ließ, vor ein Kriegsgericht gestellt hat.
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[0162] von: Zufall abhängt. Für ein und dasselbe Vergehen kannst du erschossen, erhängt, mit Ruthen gepeitscht, mit Geld gestraft, ans die Festung geschickt, asscutirt oder avancirt werden, je nachdem das Ende deiner Untersuchung in die Erschießungs- wvche oder in das Mondviertel der Gnade fällt. Dein 'Leben, deine Freiheit und Existenz sind eine Münze von wandelbaren Werth, die man wegwirft oder spart, je nachdem man gerade gestimmt ist, das Mittel der Abschreckung oder Großmuth zu versuchen.'ES ist'Ausnahmözustand, sagen die Gutgesinnten loue >>rix, welche wie Robespierre mit der Rücksicht sür das «illud >>»t»ki«! jeden, noch so grellen Anachronismus beschönigen. Aber ein Ausnahmszustand, der ein volles Jahr laug, bis über die Zeit der'dringenden Gefahr hinaus, wüthet, macht die konstitutionelle Regel selbst zur Ausnahme. Wir haben keinen Minister der Justiz. Schmerling ist Minister auf dem Papier, >» ^^-dibus all(I»z!i»!», und schreibt seine „allerilnterthänigsten und trcuge- hvrsamsten Vorträge" wahrscheinlich sür die Enkel der mittlerweile kriegsrechtlich Gerichteten. Unsere Tcndcnzprvzcssc führt eine Kaste, eine Partei, die Armee; eine Kaste, die dem seligen Reichstag noch heilte die Verweigerung eines Dank- votnms nicht verzeihen kann. Mehr' als tausend Unglückliche schmachten in Kuf- stein, Mnnkacz und Theresicnstadt, in mehr als tausend Familien hat die Mili- tärjnstiz physisches und moralisches Elend, Hunger, Schlaflosigkeit und Verzweif¬ lung getragen; der herrschende Stand hat sich, wo er konnte, seine Extra-Satis¬ faction dnrch Gewaltthaten*) genommen, und noch ist er nicht versöhnt. Ist ein Schwert in solchen Händen ein Schwert der Gerechtigkeit oder der Rache? In den Angen der (geheimen) öffentlichen Meinung ist die Militärjustiz über¬ haupt keine Justiz. Ueber deu besiegte». Feind kann der Sieger nicht zu Gericht sitzen; hier ist er sein Ankläger, Richter und Nachrichter in einer Person. Hay- nau, als unverantwortlicher'Stellvertreter des Kaisers, bestätigt die Todesurtheile über einen Kiß, einen Damjanich und Änlich, denen er im Pulverdampf gegen- überstand, deren überlegene Taktik und Strategik er vielleicht oft mit Zähneknir- schen anerkennen mußte', — und die Feder entsinkt seinen Händen nicht! Ich bin überzeugt, der ritterliche Schlick hatte nicht die Kraft gehabt, zu unterschreiben. Selbst angenommen, den Unglücklichen wäre anch vor einem öffentlichen Schwur¬ gericht der Stab gebrochen worden, durften sie nicht begnadigt werden? Das un¬ garische Kriegsspiel ward nicht allein durch östreichische Waffengewalt entschieden, die Ergebung Görgep's und die Kapitulation Komvrnö gaben dem Ausgang den Charakter einer halb friedliche» Ausgleichung. Wie ein Mirakel wurde die'plötzliche Wiederauferstehung Oestreichs angestaunt. Oestreich ward vom Schicksal amne- stirt, und in der erstell Freude darüber bringt es dem Himmel seine Dankopfer ans dem Rabenstein. Es gibt keine Staatsmänner in Schönbrunn. Der mittelmäßigste Diplomat hätte ans der Noth eine Tugend gemacht und neben jenen Insurgenten, die man amnestiren mußte, ein halb Dutzend Andere freiwillig begnadigt. Man war ge¬ neigt, Klapka's Befreiung deu milden Rathschlägen Radetzky's und dem Herzen des Kaisers abzurechnen und hoffte auf eine ähnliche Behandlung der übrigen Ge¬ fangenen. Haynan's Faust hat diese Illusion zerstört und die Gnade Oestreichs zu einer gemeine» Waare herabgewürdigt. Görgey verdankt sein Leben dem Ver¬ rath an seinen Waffengefährten' oder dem Einspruch Rußlands; die Komorner erkauften ihre Rettung mit ihren Proviantmagazinen und Waffenarscnalen. Oese- ^) Man denke mir an die aufiergesetzlichen Affen tirungen angeblich Uevelgcsinntcr, oder an die Mißhandlung der Frau v. Madcrßpach ohne Verhör und Urtheil. Bis jetzt hat wem noch Nicht vernommen, daß Haynau den Rittmeister, der eine unschuldige Frau öffentlich mit Der Eins. Ruthen peitschen ließ, vor ein Kriegsgericht gestellt hat.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279547/162>, abgerufen am 15.01.2025.